Service seit Oktober - Online-Anmeldung der Wohnung stößt in Berlin bisher auf geringe Resonanz

Fr 29.11.24 | 11:17 Uhr | Von Tobias Schmutzler
  10
Symbolbild: Ein Mann sitzt an einem Laptop und informiert sich über die Online-Anmeldung für einen Wohnsitz. (Quelle: dpa/Halisch)
dpa/Halisch
Audio: rbb24 Inforadio | 29.11.2024 | Ann Kristin Schenten | Bild: dpa/Halisch

Seit Oktober können Berlinerinnen und Berliner ihre Wohnung online an- oder ummelden. Der Senat versprach, das würde den Termindruck in den Bürgerämtern verringern. Doch echte Entlastung gibt es bisher nicht. Von Tobias Schmutzler

Wer auf der Website berlin.de unterwegs ist und eine neue Wohnung an- oder ummelden möchte, kann den Banner "Jetzt online erledigen" kaum übersehen. Ein Klick darauf leitet Nutzerinnen und Nutzer auf ein bundesweites Serviceportal weiter. Seit Oktober gehört die digitale Anmeldung des Wohnsitzes auch in Berlin offiziell zu den Dienstleistungen, die die Behörden online anbieten.

Die Nutzung ist bisher aber noch nicht weit verbreitet. Im Oktober wurden nach Zahlen der Senatskanzlei von insgesamt 49.452 Wohnsitzanmeldungen 6,7 Prozent digital erledigt. Im November lag der Online-Anteil (Stand 22.11.), bei 9,2 Prozent von 26.798 Anmeldungen insgesamt. In absoluten Zahlen heißt das: In beiden Zeiträumen zusammengerechnet haben 5.758 Menschen die Wohnsitzanmeldung digital erledigt.

"Ich bin sehr zufrieden, wie das in den ersten Wochen angelaufen ist", kommentiert Digital-Staatssekretärin Martina Klement (CSU) die ersten Nutzungszahlen. "Jeder Bürger, der nicht im Bürgeramt erscheint, ist einer, der einen Termin für einen anderen freimacht."

In Spandau "noch keine Entlastung spürbar"

Im Bezirk Spandau sagt Gregor Kempert, Stadtrat für Bürgerdienste, allerdings: "Eine Entlastung ist noch nicht richtig spürbar." Auch als "Game-Changer" sehe er die digitale Anmeldung nicht – so hatten der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und seine Digital-Staatssekretärin den Service angepriesen, als er Mitte Oktober auf einer Messe offiziell freigeschaltet wurde.

Der Spandauer Stadtrat begrüßt die neue digitale Dienstleistung aber grundsätzlich. "Wir haben das herbeigesehnt", sagt Kempert. Aus seiner Sicht sollten viel mehr Verwaltungsvorgänge viel schneller auch online angeboten werden. Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger sei da. "Was wir merken, ist eine Veränderung: Wir haben tatsächlich viele Menschen, die zu uns kommen und jetzt ihren Online-PIN nochmal neu erfahren wollen, weil sie den einfach vergessen haben. Und wir merken auch bei der Antragstellung für neue Ausweise, dass die Menschen gezielt nachfragen."

Voraussetzung für die Nutzung der digitalen Verwaltungsdienstleistungen ist unter anderem ein Personalausweis mit Online-Funktion sowie die Online-PIN, die bei der Ausstellung per Post zugeschickt wird. Wer die nicht mehr hat, kann auch ohne Termin aufs Bürgeramt gehen und sich unkompliziert eine neue ausstellen lassen.

Senat plant Info-Kampagne für digitale Dienste

Das Potenzial für eine höhere Nutzung wäre in Berlin in jedem Fall vorhanden: 32 Prozent der Bürgerinnen und Bürger hier haben laut dem E-Government-Monitor der Initiative D21 unter Schirmherrschaft des Bundesinnenministeriums in den vergangenen drei Jahren den elektronischen Personalausweis genutzt – im Vergleich der Bundesländer der Spitzenwert [initiative21.de]. Allerdings zeigt das Beispiel einer anderen digitalen Verwaltungsdienstleistung die Gefahr, dass die Nutzungszahlen langfristig stagnieren: Bei der Meldebescheinigung lag der Online-Anteil laut Senatskanzlei zwischen Januar und Oktober 2024 bei 14,5 Prozent. Der Höchstwert lag im Juli 2024 bei 16,2 Prozent.

Aus Sicht von Digital-Staatssekretärin Klement liegt das unter anderem am bisher geringen Bekanntheitsgrad der digitalen Dienstleistungen. Das sei ein bundesweites Problem: "Auch Zahlen aus anderen Bundesländern zeigen, dass die Nutzung schleppend anläuft." Der Senat will deshalb im kommenden Jahr eine Informationskampagne starten. Als Ziel halte Klement für "realistisch", dass ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger Dinge wie die Wohnsitzanmeldung künftig online erledigen.

Sowohl Klement als auch der Spandauer Stadtrat Kempert sind überzeugt: Je mehr Verwaltungsvorgänge Menschen digital durchführen können, desto mehr werden die Möglichkeit auch nutzen. Als Nächstes sollen Leistungen der Standesämter online verfügbar werden, darunter die Ausstellung von Geburts- und Sterbeurkunden. Im kommenden Jahr könnte es soweit sein.

Sendung: rbb24 Abendschau, 29.11.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Tobias Schmutzler

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Kommentare, bei denen die E-Mail-Adresse in den Feldern Name, Wohnort oder Text geschrieben wurde, nicht freigegeben. Mit Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Netiquette sowie unserer Datenschutzerklärung (Link am Ende der Seite) zu. Wir behalten uns vor, Kommentare, die nicht zu einer konstruktiven Diskussion beitragen, nicht freizugeben oder zu löschen. Wir geben keine Auskunft über gelöschte oder nicht freigegebene Kommentare. Mit der Abgabe eines Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regeln und den Kommentarrichtlinien des rbb einverstanden.

10 Kommentare

  1. 10.

    Ich glaube das der Digitalwahn irgendwann eine Grenze erreicht, die nichts mit Fähigkeiten sondern sozialer Interaktion zu tun hat. Ich bevorzuge analoge Lösungen wenn es um behördliche Angelegenheiten oder Vergleichbares geht.
    Ich unterstelle, das ich zu den jüngeren Lesern und Kommentatoren hier gehöre und ziehe das Telefonat und/oder den Besuch vor, bei wichtigen Dingen.

  2. 8.

    Hallo Berlin! Wo finde ich auf TikTok ein Erklärvideo dazu in zeitgemäßer Ansprache? Wie heißt der Kanal dort, der mir täglich etwas zum Berliner-Bürgerservice zeigt, oder berichtet? Ist nicht? Tja dann... Es ist alles so boomermäßig altbacken, dass ich wohl eher per Fax eine Anleitung zugeschickt erhalte, als eine digitalisierte Verwaltung vorzufinden, die state of the art ist und mit Litauen mithalten könnte... Schade.

  3. 6.

    Nee, wahrscheinlich können genau diese Leute, die es betreffen würde, nicht mit der Technik umgehen!
    Gamen und wie mit nem Knäckebrot vorm Mund telefonieren reicht nicht!

  4. 5.

    Vielleicht sind die Nutzerzahlen auch deswegen so niedrig, weil der Aufwand der betrieben werden muss, um den Ausweis zur Identifizierung zu nutzen, relativ hoch sind:

    • Personalausweis mit eingeschalteter Online-Ausweisfunktion
    • Ihre persönliche, sechsstellige PIN
    • Ein geeignetes Kartenlesegerät (im Elektronikhandel erhältlich).
    • Eine Software, die eine sichere Verbindung zwischen dem Personalausweis und dem Computer er-
    möglicht, z.B. die AusweisApp (kostenlos herunterladbar unter www.ausweisapp.bund.de)

    @rbb: warum werden die Vorraussetzungen nicht im Artikel vollständig benannt? Wäre hilfreich.

    Ich nutze nach wie vor die analoge Variante, denn mir ist der Aufwand (und die Kosten) zu hoch. Die letzten Identifizierungen für Bankkonten etc. habe ich mit dem Smartphone und Video-Ident erledigt; ging fix und ohne weitere Kosten.

    Gruß, Navan

  5. 4.

    Wohnung an- und um- und abmelden ist auch der falsche Begriff. Wohnsitz an- und ummelden wäre richtiger. Und dass ständig Menschen nach Berlin ziehen und auch wieder weg, liegt in der Natur einer Großstadt mit vielen Hochschulen und Universitäten. Hinzu kommen noch die Menschen, die unbedingt nach Berlin wollen, weil sie anderswo nicht leben können.
    Bedarf zum An- und Um- und Abmelden des Wohnsitzes ist in Berlin reichlich.

  6. 3.

    Wahrscheinlich können die Leute es nicht so richtig glauben, daß das wirklich so geht. Wer weiß wie lange!?

  7. 2.

    Ich bezweifle, dass in Berlin die Wohnungsan- oder Ummeldung so gefragt sind. Wer eine Wohnung hat, zieht doch nicht mehr um. Man ist doch froh, dass man etwas bezahlbar es gefunden hat. Mit jedem Umzug steigt doch auch das Risiko, mehr Miete zahlen zu müssen. Da gibt es sicher andere Dienstleistungen bei den Ämtern, die gefragter sein werden

  8. 1.

    Hat man auch die Bezahlung umgestellt ?
    Anwohnerparkausweis ging nur noch per Kreditkarte.

Nächster Artikel