Interview | Beachvolleyballerin Laura Ludwig - "Ich habe gemerkt, dass es geht, Sport und Familie zu kombinieren"

2016 wurde Laura Ludwig Olympiasiegerin im Beachvolleyball. Seitdem hat die Berlinerin zwei Kinder bekommen und sich zweimal zurück in den Sand gearbeitet. Ein Gespräch über die Vereinbarkeit von Muttersein und Profi-Sport.
Einen kleinen Moment dauert es, ehe Laura Ludwig das Handy mit dem Auto gekoppelt bekommt. Die Berliner Beachvolleyballerin ist unterwegs und vielbeschäftigt. Im Mai dieses Jahres ist Ludwig zum zweiten Mal Mutter geworden, Anfang November ist sie in Kapstadt zum zweiten Mal als Profi-Beachvolleyballerin in den Sand zurückgekehrt. Die Summe dieser beiden Faktoren ist ein stressiger Alltag. Zeit für ein Gespräch nimmt sich die 36-Jährige dennoch.
rbb|24: Laura Ludwig, im Frühjahr sind Sie zum zweiten Mal Mutter geworden. Wie hat es sich angefühlt, nur ein halbes Jahr später beim Turnier in Kapstadt Ihr Comeback zu geben?
Laura Ludwig: Richtig gut! So gut, dass ich mir jetzt noch sicherer sein kann, da Bock drauf zu haben. Zu wissen, dass es die richtige Entscheidung war, dem Beachvolleyball noch treu zu bleiben. Es hat tierisch viel Spaß gemacht und der Wettkampfgeist ist immer noch da.
Das hört sich ausgesprochen positiv an. Gab es auch Aspekte, die Ihnen noch nicht wieder so gut gefallen haben?
Eigentlich hat mir nichts nicht gefallen. Louisa (Ludwigs Partnerin Louisa Lippmann, Anm. d. Red.) und ich wussten, dass wir noch nicht auf Top-Niveau sein würden. Ich bin einfach noch nicht fit genug, um zwei Spiele am Tag so zu spielen, wie ich es eigentlich kann. Ich habe noch nicht die Dynamik, nicht die Ausdauer und auch noch nicht wieder das richtige Gewicht. Wir sind ein halbes Jahr nach der Geburt von Lenny und das braucht seine Zeit.
Nach der Geburt ihres ersten Sohnes Theo im Sommer 2018, sind Sie nun schon zum zweiten Mal nach einer Babypause zum Beachvolleyball zurückgekehrt. Profitieren Sie von den Erfahrungen?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe das alles schon einmal durchgemacht und dabei gemerkt, wie entspannt man das angehen kann. Gemerkt, dass es geht, Sport und Familie zu kombinieren. Beim ersten Mal hatte ich oft ein schlechtes Gewissen, Theo nicht bei mir zu haben, ihn zu meinen Eltern nach Berlin zu geben, wenn wir unterwegs waren, oder ihn ab dem vierten Monat in eine Tagesbetreuung zu geben. Jetzt weiß ich, dass das gut funktioniert. Wir brauchten natürlich ein kleines Dorf, um ihn groß zu ziehen, aber er ist ein glücklicher, gesunder Junge. Deswegen bin ich ein bisschen entspannter in allem.
Wie müssen wir uns denn Ihren Alltag als Profisportlerin und Mutter vorstellen?
Aktuell versuche ich, bis 16 Uhr mit dem Sport durch zu sein. Wir haben uns jetzt auch einen Krafttrainings-Keller gebaut, damit ich dafür abends nicht mehr irgendwohin muss. Ansonsten habe ich morgens Training und muss danach noch zum Physio oder zur Teambesprechung. Anschließend fahre ich zum Mittagessen nach Hause und hole danach meinen Großen aus der Kita ab. Dann werden zusammen mit meinem Mann die Kinder bespaßt, Abendbrot gegessen und dann geht es schon wieder ins Bett.
Bekommen Sie vonseiten des Verbands oder auch Ihren Sponsoren Unterstützung?
Ich habe großes Glück mit meinen Sponsoren gehabt, die mich auch während der zweiten Schwangerschaft unterstützt haben und das auch bis 2024 noch tun werden. Das ist eine große Hilfe. Von Verbandsseite bekommt man zumindest verbal die Unterstützung. Man hört, dass an einen geglaubt wird und dass sich gefreut wird, wenn man nach einer Schwangerschaft zurückkommt. Aber die Strukturen fehlen ein wenig - wie in vielen anderen Bereichen ja auch.
Wie meinen Sie das?
Ich glaube, auch in vielen anderen Jobs wird einem das Dasein als Mama sehr schwer gemacht. Ich habe letztens erst mit einer Moderatorin gesprochen, die in der zweiten Woche nach der Geburt wieder anfangen musste zu arbeiten, weil sie ihren Job sonst verloren hätte. Wenn ich sowas höre, kriege ich Gänsehaut. Es ist also nicht nur im Sport so, dass Strukturen fehlen, die es möglich machen, Familie und Job zusammenzubringen.
Lassen Sie uns noch einmal zum Sportlichen zurückkehren: Ihre neue Partnerin Louisa Lippmann war bis vor kurzem noch in der Halle statt im Sand aktiv. Inwiefern ist das eine Herausforderung?
Louisa muss sich im Beachvolleyball erst noch zurechtfinden. Du stehst zu zweit im Bikini auf dem Feld und musst dich da erstmal wohlfühlen. Wir haben uns auf dem Feld ja auch gerade erst kennengelernt. Wie wir mit Stresssituationen umgehen, wie wir kommunizieren und welche Codewörter wir benutzen: Das sind alles Dinge, die wir noch herausfinden müssen. Zu sehen, dass Louisa eine harte Arbeiterin ist, die unbedingt Beachvolleyballerin werden will, aber auch um die Herausforderungen hierbei weiß, macht das aber leichter.
Worin liegen denn die größten Unterschiede, die die Umstellung vom Hallenvolleyball zum Beachvolleyball so kompliziert machen?
Das sind einfach zwei unterschiedliche Sportarten. Du beanspruchst unterschiedliche Muskeln, hast unterschiedliche Techniken, spielst draußen und bist an jeder Rallye beteiligt. Dazu bist du mental fast auf dich allein gestellt. Es ist also eine Riesenchallenge für Louisa, diesen Schritt zu machen. Sie ist aber so ein Athletik-Tier, dass wir froh sein können, sie jetzt im Beachvolleyball zu haben.
Zusammen haben Sie sich die Olympischen Spiele 2024 in Paris zum Ziel gesetzt. Wie sieht Ihr Weg dorthin im kommenden Jahr aus?
Wir werden jetzt zwei Monate lang trainieren und danach das Thema Trainingscamps angehen. Ab dem Januar werden wir jeden Monat in ein Camp reisen und ab März gehen dann die Turniere los.
Nehmen Sie denn zu solchen Camps und Turnieren die Kinder auch mal mit? Oder bleiben die im großen Netzwerk zu Hause?
Ich würde sie gerne mal mitnehmen und Theo fragt schon, wann wir mal wieder wegfliegen, wann er mal wieder zum Training kommen darf. Er will also gerne dabei sein, während ich das ganze gerade noch ein bisschen trenne. Ich muss mich erst einmal wieder mit dem Team finden und da würde viel Aufmerksamkeit verloren gehen, wenn die Kinder dabei wären. Aber ich hoffe, dass wir in einem der Camps Sport und Familie kombinieren können. Dass wir ein Camp haben zusammen mit den Kindern, meinem Mann und vielleicht auch meinen Eltern. Insgesamt wäre es aber schwierig, die Familie eine ganze Saison lang immer mitzunehmen – auch finanziell.
Sie sind 2016 Olympiasiegerin geworden, haben danach zwei Kinder bekommen und sich zweimal zum Comeback gearbeitet. Was treibt Sie nach all Ihren sportlichen Erfolgen hierzu an?
Beachvolleyball ist nun mal meine Leidenschaft, das, was ich am besten kann - und auch mein Job. Den möchte ich gerne weitermachen und versuche, das bestmöglich mit dem Leben als Mutter zu kombinieren. Ich glaube, dass jeder Ziele in seinem Leben braucht - egal, ob kleine oder große. Ich zum Beispiel bin richtig gerne Mama, brauche aber auch etwas für mich, wo ich mich auspowern und verwirklichen kann.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Jonas Bürgener, rbb Sport.
Sendung: rbb24 Inforadio, 16.11.2022, 12:15 Uhr
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