Neuer Eisbären-Kapitän Kai Wissmann - "Jeder weiß, dass er so etwas nicht nochmal erleben will"
Nach einem Jahr in den USA ist Kai Wissmann zurück bei den Eisbären. In Boston konnte er sich nicht durchsetzen - in seiner Berliner Eishockey-Heimat ist er hingegen Kapitän. Ein Gespräch über die schwierige Zeit in Nordamerika und seine Ziele.
rbb|24: Herr Wissmann, nach einem Jahr in den USA sind Sie nun zurück bei den Eisbären. Haben Sie sich in Berlin schon wieder eingelebt?
Kai Wissmann: Ich habe mich gut eingefunden. Meine Freundin und ich sind im Sommer schon zwei Monate hier gewesen, bevor wir uns alle zum Saisonstart getroffen haben. Wir hatten also genug Zeit, unsere Wohnung einzurichten und uns einzuleben. Ich bin froh, dass jetzt so weit alles steht und es wieder los geht.
Wie ist Ihr bisheriger Eindruck von der Mannschaft?
Es waren erst zwei Wochen und das ist dann natürlich immer schwer zu sagen. Aber bisher waren die Neuverpflichtungen super und es sieht gut aus. Alle sind fit angekommen und haben hart gearbeitet. Jetzt freue ich mich schon auf Sonntag, das wird dann der erste Härtetest gegen einen Top-Gegner (Die Eisbären testen gegen den HC Sparta Prag, Anm. d. Red.).
Wie haben Sie die schwierige letzte Saison der Eisbären im Ausland erlebt?
Ich habe die Liga generell und natürlich hauptsächlich die Eisbären sehr verfolgt. Es war teilweise schon hart, das zu sehen und es hat mich auch mitgenommen, obwohl ich nicht mehr dort gespielt habe.
Was muss in diesem Jahr anders laufen, damit es wieder zurück nach oben geht?
Wir müssen auf alle Kleinigkeiten Wert legen. Über das letzte Jahr kann ich nicht so viel sagen, weil ich ja nicht dabei war. Aber ich glaube nach zwei Meisterschaften ist das auch irgendwie menschlich. Das war eine großartige Leistung und jetzt hat man halt ein Jahr gehabt, wo es schwerer war. Jeder weiß, dass er so etwas nicht nochmal erleben will. Alle wollen dahin, wo wir waren und eine super Saison mit Siegen und Spaß haben. Und wenn man gewinnt, macht es wirklich deutlich mehr Spaß.
Also ist das Ziel direkt wieder um die Meisterschaft zu spielen?
So habe ich das nicht gemeint. Klar ist unser Ziel, jedes Spiel zu gewinnen. Klar ist aber auch, dass wir nicht jedes Spiel gewinnen werden. Wir wollen die Saison positiv gestalten. Und wenn man dann alles rausgehauen hat und am Ende eine gute Mannschaft hat, dann will man um die Meisterschaft mitspielen, das ist ganz klar.
Gibt es denn ein offizielles Saisonziel?
Darüber haben wir noch nicht direkt gesprochen. Nach so einer Saison tun wir gut daran, erstmal von Schritt zu Schritt zu schauen, denke ich. Aber jedem ist klar, dass es für die Eisbären Berlin darum geht, Titel zu gewinnen.
Ihre Zeit in den USA hätten Sie sich sicherlich anders vorgestellt. Bei den Boston Bruins bekamen Sie nicht einen NHL-Einsatz und standen ausschließlich für das Farmteam Providence Bruins in der AHL auf dem Eis. Wie war diese Erfahrung für Sie?
Es war durchwachsen. Am Start war es richtig gut und ich habe gutes Feedback bekommen. Dann habe ich mich verletzt und war einen Monat raus. Danach kam ich nicht mehr so richtig zum Zuge. Trotzdem ist es eine Erfahrung, aus der ich einiges mitnehmen konnte. So ist es eben im Sport – es geht nicht immer nur nach oben. Das habe ich in dieser Situation gelernt und mich persönlich weiterentwickelt. Und mal ein Jahr in den USA gelebt zu haben, ist bestimmt auch nicht schädlich.
Hat sich Ihre Spielweise seit dem Abgang von den Eisbären geändert?
Ich bin noch derselbe Spielertyp wie zuvor. Aber durch die neuen Erfahrungen und die vielen Trainer, mit denen ich dort zusammengearbeitet habe, glaube ich schon, dass ich mich noch verbessert habe.
Ist der Traum von der NHL damit für immer geplatzt?
Für den Moment konzentriere ich mich voll auf die Eisbären. Aber auf Dauer gesehen, würde ich niemals nie sagen. Wenn die richtige Chance kommt, würde ich es schon noch einmal probieren. Aber das muss dann schon ein Team sein, wo eine realistische Chance für mich besteht. Boston war zum Ende der Saison glaube ich das erfolgreichste NHL-Team aller Zeiten. Da war es also nicht leicht, eine Chance zu bekommen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Jonas Bürgener, rbb Sport.
Sendung: rbb24, 22.08.2023, 21:45 Uhr