Trainerin von Katarina Witt - Eiskunstlauf-Trainerin Jutta Müller im Alter von 94 Jahren gestorben

Do 02.11.23 | 14:52 Uhr
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Trainerin Jutta Müller (re.) legt beruhigend den Arm um Katharina Witt bei den Olympischen Winterspielen 1994. (Bild: IMAGO / Norbert Schmidt)
Audio: rbb24 Abendschau | 02.11.2023 | Philipp Büchner | Bild: IMAGO / Norbert Schmidt

Die langjährige Eiskunstlauf-Trainerin Jutta Müller ist tot. Sie starb im Alter von 94 Jahren in einem Pflegeheim in Bernau, wie ihre Tochter Gaby Seyfert am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Zunächst hatte der mdr darüber berichtet.

Witt: "Sie hat Talent erkannt"

Müller galt als eine der erfolgreichsten Eislauftrainerinnen der Welt. Von Mitte der 1960er-Jahre an holte die Chemnitzerin in drei Jahrzehnten fast 60 Gold-, Silber- und Bronzemedaillen bei internationalen Wettkämpfen. Olympiasiege feierte Müller mit Anett Pötzsch (1980) und Katarina Witt (1984/1988). "Mit ihr verliert die Eiskunstlauf-Welt eine der größten Trainerpersönlichkeiten", sagte Andreas Wagner, Präsident der Deutschen Eislauf-Union.

"Sie hat Talent erkannt und war selbst getrieben, dass man dies nicht vergeudet", sagte Witt einst über ihr strenge und autoritäre Trainerin, die sie bis zum Schluss gesiezt hatte. "Da war sicherlich ein großer Teil eigener Ehrgeiz bei ihr dabei. Aber ebenso, dass sie sich verantwortlich fühlte, das Beste gemeinsam mit dem Sportler herauszuholen." Sie sei eine Trainerin aus Passion gewesen, die "eigentlich nur ans Eiskunstlaufen gedacht und nichts dem Zufall überlassen" habe.

2004 in die Hall of Fame aufgenommen

Jutta Müller wurde selbst DDR-Meisterin im Paarlauf. Die Stadt Chemnitz ernannte sie zur Ehrenbürgerin, 2004 wurde sie in die Hall of Fame der Eiskunstläufer aufgenommen. Auch nach dem Ende ihrer Trainerkarriere zog es sie immer noch in die Halle des Chemnitzer Eislauf-Clubs, dem früheren SC Karl-Marx-Stadt. Besonders am Herzen lagen ihr die fünfmaligen Paarlauf-Weltmeister Aljona Savchenko und Robin Szolkowy, die sie oft beim Training besuchte.

Nach der Wende stand Müller, die als sehr nah zum SED-Regime wahrgenommen wurde, nicht mehr im Rampenlicht. Die einstige Lehrerin für Deutsch, Musik, Mathematik und Sport war 1946 in die Partei eingetreten. "Das DDR-System konnte ja nicht übernommen werden. Das ist mir jetzt klar. Aber es hätte trotzdem weitergehen können. Ich war damals eigentlich verzweifelt, dass diese ganze Supernachwuchsarbeit von heute auf morgen nicht mehr existieren konnte", sagte Jutta Müller später einmal der "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Sendung: rbbUM6, 01.11.2023, 18 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Jutta Müller eine Legende ist von uns gegangen R.i.P

  2. 8.

    Eine tolle und erfolgreiche Frau ist nicht mehr. Der Westen hat sie aber verschmäht. Sie war zu erfolgreich.

  3. 7.

    "Sie hat mit Sicherheit nicht schlecht gelebt .....".
    Was ist dagegen zu sagen ? Sie hat schließlich auch Überdurchschnittliches geleistet.

  4. 6.

    >"Sie hat mit Sicherheit nicht schlecht gelebt und alle Vorzüge genießen dürfen. "
    In diesem Sinne war die DDR trotz aller Gleichmacherei doch eine Leistungsgesellschaft. Wer gute bis sehr gute Leistungen brachte, hatte auch was von. Ich denke, Sie hat ihr Trainierinnenleben nicht für den finanziellen Erfolg gelebt, sondern für den Sport, den Erfolg und vor allem auch für die Genugtuung, junge Talente unter ihrer Ägide zu erfolgreichen selbstbewussten Menschen zu führen. Ich fand Jutta Müller immer schon eine erstaunliche Frau mit ihrem Geschick, zwischen mütterlicher Fürsorge und strategischer Strenge bei Zielvorgaben. Ihr Name wird unvergessen sein, wenn es um sportliche Erfolge auf dem Eis der 1970er und 1980er Jahre geht. Was haben wir in Familie Eltern bis Kleinkinder vor dem Fernseher gebangt, wenn einer ihrer Schützlinge bei WM oder Olympia zum dreifachen Rittberger ansetzten...

  5. 5.

    Fachlich war sie vermutlich die beste Trainerin der Weltgeschichte. Die Erfolge sprechen für sich. Das Händchen, Talente zu den größten Siegen zu führen, war absolut da. Genauso wie die Linientreue im untergegangen Staat. Sie hat mit Sicherheit nicht schlecht gelebt und alle Vorzüge genießen dürfen. Möge sie nun in Frieden ruhen.

  6. 4.

    Höchsten Respekt der Lebensleistung dieser Frau. Sie ist zu Recht Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt Chemnitz. Und sie hat auch über den Tellerrand hinaus geschaut. So war Eishockey in der DDR eine diskriminierte Sportart. Als 1988 von mir und einigen Mitstreitern ein Eishockeyverband der DDR ins Leben gerufen wurde fing alles auf einer Sitzung des Deutschen Eislaufverbandes der DDR in Berlin an, wo ein Vertreter des Eishockeys erstmals in den Vorstand kooptiert wurde. Dort waren auch Jutta Müller und Jan Hoffmann anwesend, welche gegen den Widerstand z.B. von Dynamo Berlin für uns Eishockeyleute gestimmt haben. Das hatte mich sehr überrascht und ich habe hohen Respekt vor dieser Frau.

  7. 3.

    mein von ganzem Herzen kommendes Beileid an alle Angehörigen und Freunde und ein Danke, Frau Müller, für Ihre weltweit anerkannte Lebensleistung
    R.I.P.

  8. 2.

    Eine Ausnahmetrainerin.
    Von all ihren erfolgreichen Schützlingen gefiel mir vom Stil ihre Tochter Gabriele Seyfert am besten. Mehrfache Weltmeisterin und Olympiazweite von Grenoble 1968

  9. 1.

    Wie auch im Spiegel ist Jutta Müllers Schützling Jan Hoffmann (Weltmeister 1974, 1980 und Europameister 1974, 1977, 1978, 1979)unterschlagen worden. Sie ist dadurch die erfolgreichste Eiskunstlauftrainerin Deutschlands überhaupt und eine der erfolgreichsten in der Welt.
    Auch wenn diese Erfolge in der DDR waren, erfolgreich ist man nur durch hartes Training.

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