Fußball-Bundesliga - Union Berlin startet in Bochum in wegweisenden Weihnachtsendspurt
Mit Bochum und Köln warten zwei Konkurrenten im Abstiegskampf auf Union Berlin. Zunächst geht es für die Köpenicker am Samstag ohne den verletzten Robin Gosens in den Ruhrpott. Wie die Startelf aussehen könnte - und was für Zahlen spannend sind.
Fünf Fakten zum Spiel Union - Bochum:
- Kevin Volland ist in Torlaune: Nachdem im unter Urs Fischer kein Tor gelang, traf er seit dessen Abgang bereits drei Mal.
- Von insgesamt zwölf Auswärtsspielen in Bochum gewann Union nur drei.
- Mit dem VfL Bochum und Union Berlin treffen am Samstag (15:30 Uhr) die beiden ältesten Teams dieser Bundesliga-Saison aufeinander.
- VfL-Sportdirektor Marc Lettau hat bei Union gelernt. Er war bis zu seinem Wechsel vor einem Jahr Oliver Ruhnerts engster Mitarbeiter.
- Auch mit 37 Jahren ist Anthony Losilla im Bochumer Mittelfeld gesetzt. Unioner haben ihn in schlechter Erinnerung: Sein 1:0-Treffer im Mai 2019 hatte großen Anteil daran, dass der 1. FC Union für den Aufstieg dem Umweg über die Relegation nehmen mussten.
So läuft es sportlich in Bochum:
Bochums Niederlage in Hoffenheim am vergangenen Spieltag beendete die bis dato beste Phase der VfL-Saison. In den fünf Spielen davor waren die Bochumer ungeschlagen geblieben. Mit Unentschieden gegen Köln, Mainz und Heidenheim und einem Sieg gegen Darmstadt hielt sich die Mannschaft von Trainer Thomas Letsch gegen die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf schadlos, dazu kam ein Erfolg gegen Wolfsburg.
"Es war nicht unerfolgreich, wenn man auf die Punkte guckt", sagt Gegnerexperte Claudio Gentile vom "einsachtvieracht"-Podcast. Man sei im Soll ohne Ausreißer nach oben oder unten: "Man wusste vor der Saison, dass es für den VfL wieder um den Klassenerhalt gehen wird. Da ist die Erwartungshaltung auch sehr nüchtern."
Das bewegt die Fans:
Ähnliche Tabellenregion und ähnliches Fanthema: Auch den VfL Bochum beschäftigt seine Spielstätte. "Wir haben ein älteres Stadion, das auch von der Kapazität nicht ganz das ist, was man sich vorstellt", sagt Gentile. Das Ruhrstadion bietet nur für 26.000 Menschen Platz und soll nach Wunsch des Vereins und der Fans ausgebaut werden [wdr.de].
"In der Anhängerschaft hat man sich eigentlich schon sehr, sehr eindeutig positioniert, dass man an der Castroper Straße bleiben möchte." Die direkte Innenstadtlage sorge allerdings für hohe Auflagen. Der Verein teilte in einem Update Ende November mit, dass sich die Kapazität nur auf 27.500 Plätze erhöhen lasse. "Auf der einen Seite hat man den traditionsreichen Standort, der von vielen Fans geschätzt wird und auf der anderen auch wirtschaftliche Zwänge", so Bochumer Claudio Gentile.
Auf diesen Spieler muss Union achten:
Der offensivstärkste Spieler der Mannschaft ist Mittelfeldregisseur Kevin Stöger, der an sechs der 15 Bochumer Toren direkt beteiligt war. Gelingt es, ihn zu stoppen, tut sich die Letsch-Elf schwer, Chancen zu kreieren. "Wenn Stöger aus dem Spiel genommen wird, geht es eher lang und weit nach vorne beim VfL", sagt Gentile. Kein anderer Spieler im Kader könne ihn 1:1 ersetzen.
Defensiv muss Trainer Letsch kreativ werden. Seit Wochen fehlt Abwehrchef Ivan Ordets. Seit dem Spiel in Hoffenheim ist Stammverteidiger Bernardo ebenfalls angeschlagen. Sollte er ausfallen muss neben Erhan Masovic der junge Tim Oermann verteidigen. Er spielte nur zwei Prozent aller möglichen Minuten in der bisherigen Saison.
Die Stimmen der Trainer:
Nenad Bjelica (Union): "Jedes Spiel ist wichtig, ein Spiel gegen einen direkten Konkurrenten ist noch wichtiger. Das ist unsere Liga momentan, wir müssen uns anpassen. Wenn wir in der Lage sind, das zu tun, ist die Chance zu gewinnen groß."
Thomas Letsch (Bochum): "Ich habe Union zuletzt in der Champions League gegen Real Madrid gesehen. Alleine das sagt doch viel. Die Qualität bei Union ist hoch. Wir sind aktuell vor ihnen in der Tabelle und das wollen wir auch nach dem kommenden Spieltag sein."
So könnte Union spielen:
Eine große Rotation ist nicht zu erwarten. Bjelica ist gerade dabei, eine - zuvor verunsicherte - Mannschaft zu stabilisieren. Das funktioniert auch über personelle Kontinuität. Schon zwischen seinem Debüt gegen Gladbach und der Champions-League-Begegnung gegen Real Madrid wechselte der kroatische Coach nur ein Mal - und das gezwungenermaßen, weil Benedict Hollerbach nicht für die Königsklasse gemeldet war.
Der 22-jährige Flügelstürmer, der gegen Gladbach nicht nur wegen seines Tores überzeugte, wird sehr wahrscheinlich in die Startformation zurückkehren. "Hollerbach hat große Chancen, wieder von Anfang an zu spielen", verkündete Bjelica. Wahrscheinlich ist auch, dass Union damit von der Fünfer- zur Viererkette und einem 4-3-2-1-System zurückkehren.
An einem weiteren Wechsel führt für Bjelica kein Weg vorbei: Denn neben Danilho Doekhi muss er auch auf Robin Gosens verzichten. Der Nationalspieler hat sich im Champions-League-Spiel gegen Real Madrid eine Verletzung zugezogen ("einen Schlag abbekommen") und fällt am Samstag und auch zum Jahresabschluss gegen Köln aus. Ersetzen könnten ihn Brenden Aaronson oder aber auch Sheraldo Becker. Der kehrte unter der Woche nach langer Zeit wieder für 15 Minuten aufs Feld zurück. "Er ist schon eine Option - auch von Beginn an. Wir werden bis morgen eine Entscheidung treffen. Er wird sicherlich Minuten bekommen, ich weiß nur noch nicht genau, wie viele."
Unions mögliche Startelf: Rönnow - Juranovic, Knoche, Leite, Roussillon - Khedira - Hollerbach, Haberer, Aaronson - Volland - Behrens
Die Prognose:
Tipp des Gegner-Experten: "Ich erwarte ein Kampfspiel, das für den neutralen Zuschauer absolut nicht schön wird und von der Spannung lebt. Ich hoffe auf ein krampfhaftes 1:0 für den VfL, weil aber hinten mindestens einer durchrutscht, eher 2:1. Realistisch wäre ein 1:1", sagt Claudio Gentile.
Redaktionstipp: Der 1. FC Union kommt mit Nenad Bjelica derzeit zurück in den Flow. Gegen Real Madrid stimmten Moral und Defensivarbeit, gegen Gladbach war zudem auch offensiv eine neue Dynamik erkennbar. Gefestigt ist die Mannschaft aber natürlich noch nicht. Mit Bochum treffen die Köpenicker auf die Remis-Könige der Liga (sieben in 14 Spielen). Auch Unions Gastspiel endet unentscheiden: 2:2.
Sendung: rbb24, 15.12.2023, 18 Uhr