Spielunterbrechung bei Hertha-HSV - Hertha-Geschäftsführer Herrich kritisiert Intensität von Fan-Protesten

So 04.02.24 | 17:38 Uhr
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Dardai vor Ostkurve
Audio: Inforadio | 03.02.2023 | Fabian Reese (Interview Tom Gerntke) | Bild: IMAGO/Matthias Koch

Das Traditionsduell zwischen Hertha BSC und dem Hamburger SV stand am Samstagabend wegen andauernder Fanproteste kurz vor dem Abbruch. Hertha-Geschäftsführer Herrich fürchtet nun Konsequenzen.

Die Fanproteste im Olympiastadion vom Samstagabend wirken nach. Herthas Geschäftsführer Thomas Herrich hat die Länge des Protests beim Zweitliga-Spiel gegen den Hamburger SV kritisiert, aber auch Verständnis für die Anliegen der Anhänger seines Klubs gezeigt.

"Es ist völlig legitim, Aktionen zu machen und Kritik zu äußern. Die Art und Weise ist das andere. Das ging mir deutlich zu lange", sagte der 59-Jährige nach dem Zweitligaspiel am Samstagabend. "Das hat den Spielfluss gestört."

Schiedsrichter: Spielabbruch "das letzte Mittel"

Die Fanproteste gegen Investorenpläne der Deutschen Fußball-Liga sind in deutschen Arenen mittlerweile zur Gewohnheit geworden, doch am Samstag erreichten sie im Berliner Olympiastadion ein neues Ausmaß. Für mehr als eine halbe Stunde war die Zweitligapartie zwischen Hertha BSC und dem Hamburger SV unterbrochen worden. Schon im ersten Durchgang flogen Tennisbälle aus dem Hamburger Block auf das Spielfeld. Die Partie, die Hertha letztlich mit 1:2 (0:0) verlor, stand zwischenzeitlich vor dem Abbruch.

"Das ist das letzte Mittel", sagte Schiedsrichter Daniel Schlager, der in Berlin beide Teams nach 20 Minuten Unterbrechung in die Kabinen schickte: "Wenn wieder Bälle geflogen wären, hätten wir das Spiel auch abbrechen müssen."

Reese: "So viel Konfrontation bringt uns nicht weiter"

Hertha-Offensivspieler Fabian Reese zeigte sich nach der Partie trotz der Proteste zunächst dankbar für die Stimmung im Stadion: "Wenn man am Mittwoch hier war (Anm.: Pokalspiel gegen 1. FC Kaiserslautern), wenn man heute hier war, dann kriegt man Gänsehaut. Das ist eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht."

Doch Reese gab auch zu verstehen, dass es in der am Samstagabend gezeigten Form des Protests nicht weitergehen könne: "Wir müssen einen Schritt aufeinander zugehen, da eine Lösung finden, denn so viel Konfrontation bringt uns nicht weiter. Aber ich glaube, wir müssen aufpassen, dass wir nicht die DNA des Fußballs verlieren", sagte Reese.

Fanbündnis verteidigt Protest

Im rbb24 Inforadio warb Jost Peter, Vorstand der Fan-Interessengemeinschaft "Unsere Kurve", am Sonntag für Verständnis für die Protestaktionen: "Wenn die DFL eine Entscheidung trifft, und vorher nicht mit den Fans und den Mitgliedern in den Vereinen spricht, und es um grundsätzliche Dinge geht wie einen Investoreneinstieg - dass das keinen Beifall findet, das ist glaube ich normal", sagte er.

"Es geht darum zu zeigen, das Produkt TV, das Produkt Fußball im Fernsehen ist auch von Fans abhängig." Wenn man diese "wichtige Gruppe" im Fußball übergehe, so Peter mit Blick den im Dezember beschlossenen Investorendeal der Profiklubs, "dann zeitigt das eben Protestaktionen."

Herrich befürchtet Konsequenzen

Sportdirektor Benjamin Weber teilte mit, die Niederlage habe mit der langen Unterbrechung nichts zu tun.

Herrich befürchtet indes finanzielle Konsequenzen für den klammen Klub. Wie empfindlich die Strafe ausfallen wird, ist offen. Klar ist, dass der zuständige DFB-Kontrollausschuss seine Geldbußen anhand eines einsehbaren Leitfadens bemisst [dfb.de]. Die Geldstrafe für das Abwerfen von Gegenständen kann sich demnach verdoppeln, wenn dies eine mehrminütige Spielunterbrechung zur Folge hat.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.02.2023, 10:15 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    Man kann nicht einerseits hoffen, internationale Superstars auf dem eigenen Platz zu sehen und damit auch die exorbitant hohen Spielergehälter akzeptieren und zeitgleich gegen die Kommerzialisierung des Fußballs sein. Denkt wirklich ein Fan, dass er mit seiner Eintrittskarte das Fußballgeschäft finanziert?
    Stell dir vor, es ist Bundesliga, Championsleague etc. ubd niemand geht hin.

  2. 14.

    Wenn man vorher in der Kurve die Banner aufhängen würde, auf denen der Protest erklärt wird, bestimmt eine Überlegung wert.
    Dann kann man gleich mal sehen, wie außer leichten oohs und aahs
    mit zurückhaltendem Geklatsche, keine Nennenswerte Stimmung aufkommt.
    Hoffentlich machen dann die jeweiligen Auswärts Fans auch mit.
    Sonst sind die die einzigen, die man hört.

  3. 13.

    Ja, allgemein sollte die fortschreitende Kommerzialisierung aufhören. Bald braucht man z.b. zig Abos mehr, um Spiele auch zuhause sehen zu können. Insofern Proteste ja!! Aber wie wäre alternativ das Fernbleiben der Fans eine Protestform? Wirkungsvoll sicher, keine Strafgelder, keine Unterbrechungen mit möglichem Punkteverlust....

  4. 12.

    Hallo Jürgen,
    ich bezweifle stark, dass der Einstieg eines Investors bei der Liga auch nur einem Verein weiterhilft. Das Geld, dass der Investor zahlt, geht zu großen Teilen an die DFL. Ein kleiner Teil wird über mehrere Jahre an die Vereine ausgeschüttet, als Ausgleich dafür, dass ja nun weniger Fernseheinnahmen zur Verfügung stehen, die man ja an den Investor auszahlen muss. Das Ganze ist ein Luftschloss, an dem letztlich nur der Investor verdienen wird.

  5. 11.

    Anscheinend gehört das Heute zum gute Ton. Alles wird teurer man kann sich den Stadionbesuch nicht mehr leisten usw. Die Ostkurvengänger zahlen 11,70 € für den Eintritt mit Ihrer Dauerkarte, das ist zuviel !? Vielleicht sollten diese ihr Abo bei Sky oder DAZN aufgeben. Kommerzialisierung in den Stadien hab ich noch nicht gesehen nur mehr Pyros und unsägliche Spruchbänder.

  6. 10.

    Ich bin mir ziemlich sicher das die Fans und insbesondere die Ultras wissen worum es geht. Schließlich spüren diese eine zunehmende Kommerzialisierung am schnellsten und am meisten indem einfach alles teurer und schlechter wird - insbesondere für Stadionbesucher. Von objektiv schönerem Fußball auf dem Platz hat niemand etwas wenn man es sich nicht mehr leisten kann und alles drumherum weniger mit Fußball zu tun hat.

  7. 9.

    Ich hab mal ein paar Ordner gefragt, ob sie bei den Einlasskontrollen schonmal was gefunden haben. Antwort: Noch nie! Da gibt es viele andere Wege.
    Die sogenannten Ultras geben ihr letztes Hemd für ihren Verein, machen Choreos, nehmen weite Wege und unmögliche Anstoßzeiten in Kauf. Im Gegenzug verkommen die Spiele immer mehr zu Kommerzveranstaltungen, die Fans zur Verfügungsmasse, die gefälligst Stimmung zu machen hat und ansonsten die Sch..ze hält. Dass das nicht ohne Widerstand bleibt, sollte auch den gemäßigten Fans klar sein.

  8. 8.

    Diese verfügbaren Recourcen sind ihr und mein Geld.
    Das Geld der Stadiongänger, der Streaming-Dienste...
    Je mehr Geld an die Vereine ausgezahlt wird, desto teurer wird der Spaß für Fans. Jeden Tag ein Spiel, damit nichts parallel läuft.
    Maximale Ausbeute..
    Das mit Profifußball zu erklären ist zu einfach.
    Es geht nicht um den Fußball, nicht um die Fans, nur um Profit.
    Das ist jetzt schon fast unerträglich und wird nur noch schlimmer.

  9. 7.

    Wenn die Proteste so weitergehen,sind Fans und Verein wieder gespalten. Was soll das? Es ist nicht zielführend. Es schadet dem Verein. Ist in der Welt nicht genug Chaos?Können wir den Fußball wenigstens frei von Hass und Demonstration freihalten?

  10. 6.

    Wenn Vereine dulden das ihre sogenannten Fans mit diffamierenden Spruchbändern, Gegenstände jeglicher Art ins Stadion kommen kann für diese die Strafe nicht hochgenug sein. Hinterher rumjammern so haben wir es aber nicht gewollt ist schon sehr schwach. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen der normal zahlende Zuschauer der nur ein möglichst attraktives Fußballspiel sehen möchte und am Eingang gefilzt wird die Anderen eben nicht. Bedeutet für mich Zweiklassen Gesellschaft die Ultras können sich alles erlauben der normal gesinnte Zuschauer wird in Haftung genommen ob er möchte oder nicht.

  11. 5.

    Der "Ball" liegt bei der DFL. Die Proteste einfach ignorieren wird nicht funktionieren.
    Zielführend wäre ein Gespräch mit den Fanvertretern.

  12. 4.

    Den Protest der Fans kann ich in diesem Ausmaß nicht nachvollziehen, zumal ich der festen Überzeugung bin, dass die meisten gar nicht wissen, worum es genau geht. Wir wollen doch alle, dass die Bundesliga konkurrenzfähig bleibt.
    Dazu gehört unter anderem, dass die DFL zu Gunsten aller Bundesligaclubs alle möglichen finanziellen Ressourcen ausschöpft. Natürlich gehört dazu ein sinnvoller Dialog mit den Fans. Das hat die DFL bisher versäumt und sollte daher schnellstens nachgeholt werden.

  13. 3.

    Die Menge an geworfenen Tennisbällen hätte bei der Einlasskontrolle auffallen müssen.
    Ergo ist davon auszugehen, dass diese vor dem Spiel gezielt auf dem Gelände platziert wurden.
    Bleibt eigentlich nur, die Kontrollen vom Einlass, direkt auf die jeweiligen (Fan)-Blocks auszuweiten.
    Bei allem Verständnis für die Grundforderung fand ich es auch als Fan völlig blöd, den Spielfluss so lange zu unterbrechen. Wie muss es dann erst den Spielern gehen?
    Wird der HSV in diesem Fall auch bestraft?

  14. 2.

    Hertha spielen zu sehen tut weh. Die aktuellen Spieler haben, bis auf Reese untere Zweit- und Drittliga-Qualität .
    Die neu verpflichteten Spieler reihen sich leider ein. Ein zeitnaher Aufstieg dieser Mannschaft ist undenkbar.
    Das sagte ja auch Trainer Dardai. Er erwartet mehrere Jahre Entwicklung .
    Aber seine drei limitiert begabten Söhne haben zumindest gut datierte Zweitligaverträge.

  15. 1.

    Wenn sich die Medien so aufregen, war die Aktion genau richtig. Danke dafür.

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