Spielunterbrechung bei Hertha-HSV - Hertha-Geschäftsführer Herrich kritisiert Intensität von Fan-Protesten
Das Traditionsduell zwischen Hertha BSC und dem Hamburger SV stand am Samstagabend wegen andauernder Fanproteste kurz vor dem Abbruch. Hertha-Geschäftsführer Herrich fürchtet nun Konsequenzen.
Die Fanproteste im Olympiastadion vom Samstagabend wirken nach. Herthas Geschäftsführer Thomas Herrich hat die Länge des Protests beim Zweitliga-Spiel gegen den Hamburger SV kritisiert, aber auch Verständnis für die Anliegen der Anhänger seines Klubs gezeigt.
"Es ist völlig legitim, Aktionen zu machen und Kritik zu äußern. Die Art und Weise ist das andere. Das ging mir deutlich zu lange", sagte der 59-Jährige nach dem Zweitligaspiel am Samstagabend. "Das hat den Spielfluss gestört."
Schiedsrichter: Spielabbruch "das letzte Mittel"
Die Fanproteste gegen Investorenpläne der Deutschen Fußball-Liga sind in deutschen Arenen mittlerweile zur Gewohnheit geworden, doch am Samstag erreichten sie im Berliner Olympiastadion ein neues Ausmaß. Für mehr als eine halbe Stunde war die Zweitligapartie zwischen Hertha BSC und dem Hamburger SV unterbrochen worden. Schon im ersten Durchgang flogen Tennisbälle aus dem Hamburger Block auf das Spielfeld. Die Partie, die Hertha letztlich mit 1:2 (0:0) verlor, stand zwischenzeitlich vor dem Abbruch.
"Das ist das letzte Mittel", sagte Schiedsrichter Daniel Schlager, der in Berlin beide Teams nach 20 Minuten Unterbrechung in die Kabinen schickte: "Wenn wieder Bälle geflogen wären, hätten wir das Spiel auch abbrechen müssen."
Reese: "So viel Konfrontation bringt uns nicht weiter"
Hertha-Offensivspieler Fabian Reese zeigte sich nach der Partie trotz der Proteste zunächst dankbar für die Stimmung im Stadion: "Wenn man am Mittwoch hier war (Anm.: Pokalspiel gegen 1. FC Kaiserslautern), wenn man heute hier war, dann kriegt man Gänsehaut. Das ist eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht."
Doch Reese gab auch zu verstehen, dass es in der am Samstagabend gezeigten Form des Protests nicht weitergehen könne: "Wir müssen einen Schritt aufeinander zugehen, da eine Lösung finden, denn so viel Konfrontation bringt uns nicht weiter. Aber ich glaube, wir müssen aufpassen, dass wir nicht die DNA des Fußballs verlieren", sagte Reese.
Fanbündnis verteidigt Protest
Im rbb24 Inforadio warb Jost Peter, Vorstand der Fan-Interessengemeinschaft "Unsere Kurve", am Sonntag für Verständnis für die Protestaktionen: "Wenn die DFL eine Entscheidung trifft, und vorher nicht mit den Fans und den Mitgliedern in den Vereinen spricht, und es um grundsätzliche Dinge geht wie einen Investoreneinstieg - dass das keinen Beifall findet, das ist glaube ich normal", sagte er.
"Es geht darum zu zeigen, das Produkt TV, das Produkt Fußball im Fernsehen ist auch von Fans abhängig." Wenn man diese "wichtige Gruppe" im Fußball übergehe, so Peter mit Blick den im Dezember beschlossenen Investorendeal der Profiklubs, "dann zeitigt das eben Protestaktionen."
Herrich befürchtet Konsequenzen
Sportdirektor Benjamin Weber teilte mit, die Niederlage habe mit der langen Unterbrechung nichts zu tun.
Herrich befürchtet indes finanzielle Konsequenzen für den klammen Klub. Wie empfindlich die Strafe ausfallen wird, ist offen. Klar ist, dass der zuständige DFB-Kontrollausschuss seine Geldbußen anhand eines einsehbaren Leitfadens bemisst [dfb.de]. Die Geldstrafe für das Abwerfen von Gegenständen kann sich demnach verdoppeln, wenn dies eine mehrminütige Spielunterbrechung zur Folge hat.
Sendung: rbb24 Inforadio, 04.02.2023, 10:15 Uhr