Herthas Marten Winkler - Berliner Weg zum Doppelpack

Mi 20.03.24 | 19:56 Uhr
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Herthas Fabian Reese poliert seinem Teamkollegen Marten Winkler nach dem Treffer zum 3:2 gegen Schalke beim Torjubel den Schuh (imago images/Metodi Popow)
Audio: rbb24 Inforadio | 21.03.2024 | Dennis Wiese | Bild: imago images/Metodi Popow

Gegen Schalke 04 hatte am vergangenen Wochenende unter anderem ein Eigengewächs großen Anteil an Herthas Erfolg. Mit einem Doppelpack schoss Marten Winkler die Berliner zum Sieg und beendete somit eine persönliche Durststrecke.

Bei strahlendem Sonnenschein und großer Kulisse im Berliner Olympiastadion lief am vergangenen Samstag die 39. Minute als Marten Winkler auf der rechten Seite den Ball bekam. Mit einem Haken ließ er die Schalker Verteidigung und den Keeper aussteigen und schlenzte den Ball mit links in die lange Ecke, was ihm eine ganz besondere Ehre verschaffte: Mitspieler Fabian Reese polierte ihm beim Torjubel den Schuh.

"Geplant war das nicht. Auf einmal kamen Linus und Fabi angesprintet und haben das gemacht. Das war auf jeden Fall ein schönes Bild", sagt Winkler. Und dieses steht gleich für zwei Dinge: Das Ende einer persönlichen Durststrecke und ein Erfolg des "Berliner Wegs".

Letzter Treffer vor sechs Monaten

Winkler hatte am Wochenende einen riesigen Anteil am spektakulären 5:2-Sieg von Hertha gegen Schalke 04. Vor einer beeindruckenden Zweitliga-Kulisse von 70.000 Zuschauern erzielte er nicht nur zwei Tore, sondern war auch noch der laufstärkste (11,94 km) und schnellste (33,4 km/h) Akteur auf dem Feld.

Für den jungen Profi ein Highlight seiner ersten Saison als einer der Stammspieler im Kader. "Auf dem Platz merkt man bei den Aktionen am Ball gar nicht, dass die Fans einem zuschreien. Nach dem Spiel kamen dann erst die ganzen Gefühle und das Adrenalin raus und dann wird einem klar, was man gerade geschafft hat", erzählt Winkler stolz.

Der starke Auftritt dürfte für ihn eine große Erlösung gewesen sein. Schließlich liegt eine schwierige Phase hinter dem 21-Jährigen: Sechs Monate hatte Winkler nicht mehr in einem Pflichtspiel getroffen, bevor die Gelsenkirchener am vergangenen Wochenende ins Olympiastadion kamen. "Ich bin gut in die Saison gestartet und habe dann ein kleines Tief erlebt. Das ist aber völlig normal, ich bin eben noch ein junger Spieler. Es war schwer da rauszukommen, aber man muss Tag für Tag an seine Grenzen gehen, dann wird man belohnt", sagt er.

Aus der Schwächephase hätten ihm dabei auch die Mitspieler und Verantwortliche geholfen. Viele von ihnen kennt Winkler schließlich schon seit fast zehn Jahren und geht mit ihnen gemeinsam den vom verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein ausgerufenen Berliner Weg. So ganz blau-weiß verlief dieser für ihn allerdings nicht.

Umweg über Union Berlin

2002 wurde Winkler in Frankfurt (Oder) geboren und begann als Kind seine Fußballer-Karriere bei Union Fürstenwalde. "Da war dann früh klar, dass ich ein bisschen mehr kann als die anderen", sagt er. Um den nächsten Schritt zu gehen, suchten er und seine Eltern nach einem Verein mit einer größeren Nachwuchsabteilung und kamen schnell auf Herthas großen Rivalen: den 1. FC Union Berlin.

Zwar hätte Winkler auch damals schon nach Charlottenburg gehen können, sagt er, doch die Entscheidung für die Köpenicker hätte damals vor allem praktische Gründe gehabt. "Union war eben einfach näher dran an Fürstenwalde. Bei Hertha hätte es für meine Eltern zeitlich mit der Arbeit einfach nicht gepasst."

2015, als der Wechsel auf eine Oberschule anstand, führte ihn sein Weg dann aber endlich zur Alten Dame. "Da hat Hertha mit der Talentförderung und der Schule am meisten Sinn gemacht. Internat und Sportschule sind hier an einem Platz. Seitdem gehe ich den Weg bei Hertha und bin glücklich."

Frischer Wind trifft auf Erfahrung

In Herthas Internat drückte er dann unter anderem gemeinsam mit Marton Dardai, Linus Gechter und Derry Scherhant jahrelang die Schulbank – heute stehen sie alle im Profikader. "Das sind alte Gesichter. Die kenne ich, seit ich 12 oder 13 Jahre alt bin. Es ist ein vertrautes Gefühl, wie früher, wenn man sich mit seinen Kumpels auf dem Bolzplatz zum Kicken getroffen hat."

Berliner Kumpels vom Bolzplatz, die nun die 2. Bundesliga aufmischen – genau so haben sich Fans und Verantwortliche das wohl gewünscht, wenn sie vom Berliner Weg gesprochen haben. Für Winkler ist aber noch eine andere Komponente entscheidend. "Die Kombination aus älteren und jüngeren Spielern macht es am Ende aus. Die Jüngeren können von den Älteren lernen und bringen dafür frischen Wind auf den Platz. Egal ob es Toni Leistner oder Florian Niederlechner, die Älteren bei uns im Team haben immer ein offenes Ohr", erzählt er.

Schwung über die Länderspielpause mitnehmen

Der Sieg gegen Schalke könnte der Mannschaft von Trainer Pal Dardai nun noch einmal Schwung geben. Nach unten ist der Abstand in der Tabelle groß genug, nach oben darf man zumindest noch ein wenig träumen. "Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nicht auf die Tabelle schaue. Aber wir müssen Woche für Woche unser Leistungslimit erreichen und es bringt nichts, wenn man nach jedem Spieltag träumt. Wir müssen kämpfen und dann schauen wir am Ende, was noch zu erreichen ist", sagt Winkler.

Er persönlich will seinen Teil dazu beitragen und seine Leistung aus dem Schalke-Spiel möglichst wiederholen. Nach der Länderspielpause wird er die Chance haben zu zeigen, ob der Doppelpack ihn neu beflügelt hat. Und als Belohnung winkt dann vielleicht auch wieder der besondere Schuhputz-Service von Fabian Reese beim Torjubel.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.03.2024, 10:15 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Mir gefällt der Artikel, ich finde Herr Winkler hat sich dieses positive Feedback verdient.

    Was auffällt, sein Trainer wird in dieser ganzen Lobhuddelei mit keinem Wort erwähnt, schade.

    Der hat z. Bsp. trotz der Flaute an Herrn Winkler festgehalten und ihn immer wieder gebracht und auch Druck über Scherhant und Palko Dardai auf der Position erzeugt, was dann auch mit zu diesem sehr guten Spiel geführt hat?

    Ist zur Zeit nicht sehr gefragt, in einem positiven Artikel auch seinen Trainer zu erwähnen...schade.

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