1:1 gegen Hannover 96 - Schwache Hertha kassiert späten Ausgleich
Es ging wohl nur um die goldene Ananas, aber auch die hat Hertha BSC im Heimspiel gegen Hannover 96 nicht für sich gewinnen können. Dabei sah es trotz schwacher Leistung lange Zeit nach einem Heimerfolg aus.
- Relegationsplatz drei auch rechnerisch nicht mehr möglich für Hertha
- Trainer Pal Dardai und Offensiv-Talent Ibrahim Maza geraten zur Halbzeit in Streit
- Fabian Reese als rechter Flügelstürmer aufgeboten
- Spielerischer Rückschritt, defensiv zumindest in der zweiten Halbzeit verbessert
Zum Auftakt des 31. Spieltags in der zweiten Fußball-Bundesliga hat sich Hertha BSC mit 1:1 (1:0) von Hannover 96 getrennt. Die Tore erzielten Marc Oliver Kempf in der 13. Minute für die Hertha sowie Enzo Leopold für Hannover (90.+3). Die Mannschaft von Trainer Pal Dardai bot über die gesamte Spielzeit eher Magerkost an. So wurde es nichts mit der erhofften Sprung auf Tabellen-Platz fünf. Stattdessen verbleibt man vor den Samstags- und Sonntagsspielen auf Rang sieben.
Hertha schwach, aber in Führung
Für neutrale Beobachter stellte sich vor Anpfiff der Partie eine nahezu unlösbare Frage. Denn was nun schöner anzusehen war, die Abendsonne über dem Berliner Olympiastadion oder aber das Bild der bestens gelaunten, knapp 60.000 Zuschauer darin, das wollte man wahrlich nicht entscheiden müssen.
Welches der beiden Teams die erste Halbzeit dominierte, war hingegen leicht zu benennen: Hannover bestimmte das Geschehen, hatte mehr Torschüsse (10:4), mehr Ballbesitz (52 Prozent) und vor allem aber: alles im Griff. Zwar köpfte Haris Tabakovic nach nur vier Minuten und flotter Flanke vom als Rechtsaußen aufgebotenen Fabian Reese nur knapp neben das Tor. Doch das war es auch schon in Sachen Berliner Offensivbemühungen in den ersten 45 Minuten. Zumindest aus dem Spiel heraus.
Zum Glück für alle Hertha-Fans hat der Fußballgott die Standard-Situationen erschaffen. Weshalb Marc Oliver Kempf in der 13. Minute nach einer Ecke des ansonsten auffällig unauffälligen Palko Dardai zur 1:0-Führung einköpfen konnte. Kempf hatte gut Anlauf genommen und sich gegen gleich zwei Hannoveraner behauptet. Ex-Nationaltorhüter Ron-Robert Zieler im Tor der Gäste war absolut chancenlos. So wie ansonsten die Hertha in diesen ersten 45 Minuten - in denen Berlins Schlussmann Tjark Ernst mehrere Distanz-Versuche der 96er vereiteln musste (unter anderem Nicolo Tresoldi in der 8. Minute sowie Lars Gindorf in der 34.) und zwei Mal von Glück sprechen durfte, da sowohl Gindorf (20.) als auch Louis Schaub (42.) nur die Latte trafen.
Hertha bekam defensiv die komplette erste Halbzeit über keinen Zugriff im Mittelfeld. Gegen die viertbeste und bestens eingestellte Abwehr der Hannoveraner gelang offensiv kaum etwas konstruktives. Einzig die Viererkette der Berliner agierte auf der Höhe und bereinigte so manche Gefahr.
Stunk zwischen Dardai und Maza
Immerhin auf dem Gang in die Kabine war nochmal etwas geboten aus Hertha-Sicht. Ein sichtlich unzufriedener Trainer Pal Dardai schimpfte dem sichtbar lachenden Ibrahim Maza hinterher. Da kam es fast schon einer Überraschung gleich, dass Maza auch zur zweiten Halbzeit noch auf dem Feld stand. Wobei das 18-jährige Offensivtalent mit Tränen in den Augen zurück auf den Platz kam.
In der 71. Minute schließlich wurde Maza unter intensiver Herzung durch Dardai aus dem Spiel genommen. Fußballerisch war auch bis dahin wenig zu sehen von ihm - womit er sich immerhin nahtlos an das Niveau seiner Mitspieler anpasste.
Einzig Fabian Reese sorgte immer mal wieder mit einer Einzelaktion für kleine Hoffnungsschimmer. Während sich der als Linksverteidiger aufgestellte Deyovaisio Zeefuik zunehmend als Stimmungsmacher betätigte, indem er einen Hannoveraner nach dem anderen umgrätschte. Doch auch Hannover kam offensiv überhaupt nicht mehr zu Geltung, weshalb bald nur noch Freunde des gepflegten Fehlpasses auf ihre Kosten kamen.
Dass das Spiel dann doch noch so endete, wie es enden sollte, nämlich Remis, lag an einer Maßflanke von Ex-Nationalspieler Marcel Halstenberg, die Hannovers Enzo Leopold unhaltbar zum späten Ausgleich köpfte (90.+3).
Die Stimmen zum Spiel
Pal Dardai: "Wir haben sehr gut angefangen. Aber der letzte Pass war nicht da, die Boxbesetzung war nicht so gut. Dann gehen wir durch Glück und einen Eckball in Führung. Aber in der ersten Halbzeit, im Zentrum, da hatten wir so viele Stockfehler — wir haben den Gegner eingeladen. Das war nicht ok. Das defensive Verhalten war eine Katastrophe. In der zweiten Halbzeit sind wir besser rausgekommen. Aber keine klare Torchance. Wir müssen das zweite Tor machen. Das ist der Schlüssel in diesem Spiel. (…) Er (Ibrahim Maza, mit dem Dardai zur Halbzeit sichtbar geschimpft hatte, Anm. d. Red.) hat defensiv nicht gearbeitet. Er darf da nicht stehen bleiben. Wir sind Bundesliga. Er ist ein guter Spieler. Wir brauchen ihn und wollen ihn aufbauen. Aber das defensive Verhalten gehört dazu. Das muss er lernen. In der zweiten Halbzeit hat er es gut gemacht."
Fabian Reese: "Ich weiß nicht, wieviele Spiele wir in dieser Saison schon in den letzten fünf Minuten aus der Hand gegeben haben. Es fühlt sich an wie eine Niederlage. Ich glaube, dass wir heute die letzte Konsequenz haben vermissen lassen. Am Ende des Tages ist es vielleicht ein gerechtes Unentschieden. Aber wenn Du nach 90 Minuten führst, willst Du das Ding nach Hause ziehen. Kleine Nuancen haben da den Ausschlag gegeben. (…) Sicherlich war das heute fußballerisch keine Glanzleistung. Aber wir haben vor allem zum Ende hin sehr aufopferungsvoll verteidigt, alle zusammen."
Marc Oliver Kempf: "Über das Tor habe ich mich sehr gefreut. Beim Gegentor weiß ich nicht, ob ich was tun kann. Es ist schwer, wenn der Gegner den Ball so reinbringt. Den Kopfball macht er dann auch überragend und dann ist es manchmal schwer, noch hinzukommen. (…) Wir sind gut ins Spiel gekommen, haben in der zweiten Halbzeit nicht mehr zugelassen. Ich glaube, der Sieg wäre nicht unverdient gewesen."
Das Spiel im Liveticker
Sendung: rbb24, 26.02.2024, 22 Uhr