3:4 gegen Bochum - Union verliert wildes Spiel und ist weiter mitten im Abstiegskampf
Vor dem Spiel war vor allem über die Zukunft von Trainer Nenad Bjelica gesprochen worden. Eine erschreckende erste Halbzeit und Niederlage später, dürften diese Diskussionen neues Feuer bekommen.
- Bochum jetzt seit vier Spielen ungeschlagen gegen Union
- Union in der ersten Halbzeit nur mit 56 Prozent Passquote
- Nenad Bjelicas Umstellungen greifen; Unions zweite Halbzeit deutlich besser
- Union nur noch einen Platz und Punkt vor dem Relegationsrang
Am 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga hat der 1. FC Union Berlin das direkte Duell um den Klassenerhalt gegen den VfL Bochum mit 3:4 (0:3) verloren. Die Treffer für die Berliner erzielten Yorbe Vertessen (59.), Chris Bedia (62.) und Benedict Hollerbach (74.). Für die Gäste aus Bochum waren Maximilian Wittek (16., 31.), Keven Schlotterbeck (37.) und Philipp Hofmann (70.) erfolgreich. Durch den zweiten Auswärtssieg der Saison ziehen die Bochumer in der Tabelle an Union Berlin vorbei, die nach dem Remis von Mainz in Heidenheim nur noch einen Punkt vor dem Relegationsplatz liegen.
Der doppelte Wittek
"Wir sind mental darauf vorbereitet, dass wir im Mai punkten müssen", sagte Union-Präsident Dirk Zingler vor Anpfiff der Partie gegenüber DAZN. Auf den Rasen übersetzt bekamen es seine Spieler jedoch nicht. Union erspielte sich in der kompletten ersten Halbzeit keine richtige Torchance. Bochum hingegen, vor der Partie Tabellenletzter der Auswärtstabelle, kam in den ersten 45 Minuten auf 59 Prozent Ballbesitz. Auch das Torschuss-Verhältnis stand nach der ersten Halbzeit bei 10:3 für die Gäste. Hatte Union doch einmal den Ball, kamen lediglich 56 Prozent aller getätigten Pässe beim Mitspieler an. Ein unterirdischer Wert. Aber auch defensiv fehlte es an vielem. Bochum gewann die Mehrzahl der zweiten Bälle, war besser in den Zweikämpfen und wurde durch direktes Spiel immer wieder gefährlich.
Bis zur ersten, richtigen Torchance dauerte es zwar 16 Minuten. Dafür war Maximilian Wittek auch sofort erfolgreich. Nach schöner Hereingabe von Moritz Broschinski kam der gelernte Linksverteidiger Wittek im Strafraum vor Unions Verteidigern an den Ball und vollendete aus kurzer Distanz per Direktabnahme. In der 31. Minute war es erneut Wittek, der auf der rechten Seite des Strafraums auftauchte, Danilo Doekhi mit einer einfach Drehung ins Leere rauschen ließ und anschließend auch an Diogo Leite vorbei und per schönem Schlenzer zum 2:0 traf.
Sechs Minuten später war es der Ex-Unioner Keven Schlotterbeck, der relativ ungestört per Dropkick zum 3:0 traf. In Normalform befanden sich da nur noch die Fans von Union Berlin, die die Mannschaft mit aufmunternden Sprechchören in die Kabine schickten.
Bjelicas Umstellungen funktionieren — reichen aber nicht
Union-Trainer Nenad Bjelica reagierte und brachte zum Wiederanpfiff drei neue Kräfte. Für Kevin Vogt, Lucas Tousart und Kevin Volland kamen Yorbe Vertessen, Chris Bedia sowie Brenden Aaronson. Das Zeichen war klar: volle Offensive. Bochum allerdings hielt zunächst weiterhin gut dagegen, spielte fast über den gesamten Platz Mann gegen Mann und ließ Union so auch in der Folge nicht zur Entfaltung kommen.
So musste eine Einzelaktion von Vertessen her, um Union neues Leben einzuhauchen. Und was für eine! Der Belgier traf in der 59. Minute äußerst sehenswert und unhaltbar per Distanzschuss aus rund 25 Metern. Drei Minuten später war es Bedia, der zum 2:3 traf. Ein Abstoß von Bochums Torhüter Manuel Riemann kam dank zweier gewonnener Kopfball-Duelle durch Union postwendend wieder zurück. Nach einem Querpass von Andras Schäfer behielt der Stürmer von der Elfenbeinküste schließlich vom Strafraumrand aus die Ruhe.
Bochum, das in dieser Saison bereits 21 Punkte nach Führungen verspielt hatte, wankte, fiel aber nicht. Vielmehr schlug der VfL durch Philipp Hofmann in der 70. Minute erneut zu. Nach einer Hereingabe von der rechten Seite kam der Bochumer Stoßstürmer völlig freistehend und aus fünf Metern zum Kopfball, den er gekonnt ist Ecke setzte.
Doch auch Union gab sich noch nicht geschlagen und kam vier Minuten später zum 3:4. Nach Hereingabe von Robin Gosens war es dabei Aaronsen, der im Strafraum gegen mehrere Bochumer die Ruhe und den Überblick behielt. Nach einem ansehnlichen Tänzchen legte der US-Amerikaner mit viel Übersicht quer zu Benedict Hollerbach, der aus fünf Metern und mit ebenso viel Übersicht durch die Beine von Bochums Keeper Riemann traf. Ein letztes Lebenszeichen. Die Niederlage jedoch hatte, auch angesichts schwindender Berliner Kräfte, Bestand.
Die Stimmen zum Spiel
Rani Khedira: "Für heute ist da eine natürlich eine gewissen Enttäuschung. Aber ab Morgen sind wir wieder bereit für die nächste Aufgabe, für die nächsten drei Punkte von sechs möglichen. Das müssen wir irgendwie versuchen, zusammen mit unseren Fans, dass wir da sechs Punkte holen. (…) Gewissermaßen überdreht. Wenn man sieht was schon vor dem Spiel los war auf den Rängen. Hat uns natürlich extrem gepusht und motiviert. Ging für uns nach hinten los. Vielleicht haben wir uns da selbst den Stecker gezogen. Aber eine richtige Erklärung dafür habe ich nicht. (…) Wenn Du 3:0 hinten liegst, hast Du nichts mehr zu verlieren und gehst volles Risiko. Da kann auch mal sowas passieren. Aber letztendlich haben wir ein Spiel verloren. Die erste Halbzeit war so schlecht, dass Du es nicht mehr drehen konntest."
Nenad Bjelica: "Zwei unterschiedliche Halbzeiten. In der ersten war Bochum viel besser, auch sehr effektiv vor dem Tor. Wir waren sehr nervös. Wir haben den Ball nicht am Boden halten können. Auch die Zweikampfbilanz der ersten Halbzeit war sehr schlecht. Wir waren zu spät auf dem zweiten Ball. Die zweite Halbzeit war viel besser. Aufgrund der zweiten Halbzeit denke ich, dass wir einen Punkt verdient hätten. Aber es ist wie es ist. Wir müssen weiter arbeiten, weiter kämpfen. (…) Es ist Abstiegskampf, es ist nicht einfach. Alles bewegt sich im Kopf. Der Gegner war etwas lockerer. Wir müssen das analysieren, warum die ganze Mannschaft nervös gewirkt hat. (...) Aber wir haben noch alles in der eigenen Hand."
Keven Schlotterbeck: "Krank. Gehst mit 3:0 in die Pause. Und dann weiß man, wie es sein kann. Zumindest ich weiß es. Und dann war wieder alles offen. (…) Und dann pure Emotionen. Das war ein big step für uns. (…) Bisschen schwierig für mich (gegen Union getroffen zu haben, Anm. d. Red.). Ich habe mich hier sehr, sehr wohl gefühlt. Ich freue mich, hier zu sein. Weil ich noch viele Freunde habe. Aber letztlich bin Spieler des VfL Bochum und ich freue mich über die drei Punkte. (…) Wir wussten, dass Union rauskommen und Gas geben wird. Aber letztendlich haben wir es geschafft."
Das Spiel im Liveticker
Der Liveticker
Sendung: rbb24 Inforadio, 05.05.2024, 15:15 Uhr