Das Bayern München der Regionalliga - Union Berlins Rekord-Saison in Zahlen

Mo 17.06.24 | 16:28 Uhr
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Union Berlin Frauen Bank (Imago/Contrast)
Bild: Imago/Contrast

Union Berlins Frauenteam hat sich im vergangenen Sommer professionalisiert. Prompt folgte der Aufstieg in die zweite Liga - und zwar in einer historischen Manier. Wie gut die Saison der "Eisernen Ladies" war, zeigt der genaue Blick auf die Zahlen.

Am Sonntag war es dann soweit. Das Frauenteam von Union Berlin hat die zweite Begegnung in den Aufstiegsspielen bei Henstedt-Ulzburg souverän mit 2:0 runtergespielt und ist in die zweite Liga aufgestiegen. Das Fazit von Torjägerin Sarah Abu Sabbah lautete nach dem Spiel: "Wir sind in die 2. Bundesliga aufgestiegen, ungeschlagen, die geilste Mannschaft, die geilsten Fans! Dass es so überragend läuft, hat keiner erwartet und daher bin ich einfach unfassbar stolz."

Dass diese unglaubliche Saison keiner erwartet hätte, ist bei der schier unglaublichen Dominanz der Unionerinnen in der Regionalliga Nordost kaum vorstellbar. Denn die Spielzeit war wahrlich historisch.

22 Spiele - 22 Siege

Vor Beginn der Saison sagte Trainerin Ailien Poese noch: "Wir wollen jedes Spiel gewinnen." (nd.de) In der Regel sagen das gerne Fußball-Lehrerinnen und -Lehrer nach einem Spiel, bei dem es wieder nur zum Unentschieden gereicht hat, obwohl man doch so viel Siegeswillen ausstrahlen will.

Poese allerdings meinte es ernst. Und ihr Team hat das genau das gemacht - jedes einzelne Spiel wurde gewonnen. In der Regionalliga Nordost hat das noch kein Team geschafft. Nur zwei Vereine waren fast so gut wie die Köpenickerinnen: Hertha Zehlendorf 1996/97 und Tennis Borussia Berlin 2000/01. Beide mussten kurz vor Saisonschluss Federn lassen und verpassten die perfekte Saison.

Torverhältnis: plus 140

Im Sommer war die große Geschichte im Berliner Frauenfußball: Union hat sich professionalisiert. Das hieß im Konkreten: Die Spielerinnen verdienen bei Union ihren Lebensunterhalt, das Trainerteam wurde um einen Athletik-Trainer, eine Torwarttrainerin und zwei Physiotherapeuten erweitert, täglich wurde jetzt zwei und nicht mehr nur einmal trainiert, neue Spielerinnen mit Erst- und Zweitliga-Erfahrung kamen. Die neuen Strukturen griffen - und wie.

Die Mannschaft erzielte 145 Tore - in einer 22 Spiele währenden Saison schoss keiner mehr. Dabei kassierte das Team nur fünf Gegentreffer - ebenfalls Rekord. 29 Mal so viele Tore erzielt wie kassiert zu haben - dafür sorgten ein paar Kantersiege. Und das waren sie: In 17 von 22 Spielen schoss das Team fünf oder mehr Treffer - vier Mal netzte man zweistellig.

Sarah Abu Sabbah (Imago/Contrast)Sarah Abu Sabbah traf für Union 42 Mal.

Unions Teufelsdreier im Sturm

Sinnbildlich für Unions neue Dominanz steht Sarah Abu Sabbah. Die Stürmerin kam vom Bundesliga-Absteiger SV Meppen. Aus dem Stand erzielte sie 42 Treffer. Aus den vier Regionalliga-Staffeln hat keine Spielerin mehr Tore geschossen - nicht mal Niklas Füllkrugs Schwester Anna-Lena, die für Hannover 96 in der Regionalliga Nord immerhin 27 Mal netzte.

Bei Union war es auch im Angriff keine One-Woman-Show: Die beiden Berlinerinnen Dina Sophia Orschmann (25) und Kapitänin Lisa Heiseler (23) landeten in der Torjägerliste auf Platz zwei und drei.

Das Bayern München der Regionalliga Nordost

Union hat seinen fünften Meistertitel geholt und ist damit vor TeBe und Hertha Zehlendorf alleiniger Rekordhalter. Insgesamt 19 Jahre verbrachten die Unionerinnen in der dritthöchsten Spielklasse. Dabei holte der Verein 720 Punkte. In der ewigen Tabelle der Regionalliga Nordost steht man damit auf Platz Eins. Der Verein holte damit 126 Pukte mehr als der zweitplatzierte Magdeburger FFC, der sogar noch sieben Jahre länger in der RLNO spielte.

Nach dieser historischen Spielzeit und den bei den Eisernen gegriffenen Strukturen ist es nur schwer vorstellbar, dass Unions so bald wieder in der Regionalliga spielen wird.

Sendung: rbb radioeins, 17.06.2024, 12:00 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    Nächste Saison mit dieser RLNO Personal Konstellation gegen SV Meppen, Hamburger SV, SG 99 Andernach und SC Sand heißt für die "Eisernen Ladies" oben mitspielen zu dürfen, und nicht mehr und nicht weniger. 

    Ein Aufstieg wäre schön, sollte aber als galaktischer FCU-Fantraum abgebucht werden. Frauenfußball ist in der Tat das «Next new level» im Sport als international getaktetes Entertainment Business. Mit der Bezeichnung das Bayern München der RLNO kann ich persönlich nur mit Sarkasmus antworten, den ich mir hier verkneife, um nicht falsch verstanden zu werden. 

    Für mich persönlich ist der Erfolg der "Eisernen Ladies" ein gelungenes Beispiel dafür, dass es mit einer neuen Generation junger Fußballerinnen aus West, Ost und Migration gelungen ist, eine gesamtdeutsche Identität zu entwickeln. 

  2. 9.

    Ach ja,zurück zu den Union Frauen.Beeindruckende Zahlen und eine saustarke Saison.Nächstes Ziel muss sein,festbeissen in der 2.Liga.Dazu viel Glück.

  3. 8.

    Um ganz ehrlich zu sein,hat man früher in Ost-Berlin,Zone' dazu gesagt.Und das man da nicht viel mitbekommen hat,naja,nicht Schuld der Ost-Berliner.

  4. 7.

    "Was den 1. FC Union immer wieder auszeichnet, ist ein großer Rückhalt bei den Fans."
    Diesen gibt es natürlich in dieser "speziellen Form" nur in Berlin-Köpenick!
    Diese Bescheidenheit wieder! Diese hat Berlin schon in der "Provinz" - Ost-Berliner Bezeichnung für das DDR-Gebiet außerhalb Berlins - so beliebt werden lassen!
    Diese "Beliebtheit" bekam ich wieder im September 2023(!) wegen meines Berliner Kennzeichens am Motorrad zu spüren. Mein Leipziger Dialekt hat mich dann "gerettet".
    "....System DDR und der Rolle des 1. FC Union Berlin als freche Opposition im System DDR."
    Davon hat man allerdings in der "Provinz" nicht viel bis nichts mitbekommen.
    Plauen u. Leipzig waren wirksamer. "Bln." wurde am 04.11. geweckt. Von der THEATER-Szene!!

  5. 6.

    Was soll der CL-Mist? Mit solcher Überheblichkeit sind Andere schon gescheitert!
    Ziel sollte ein kontinuierlicher nachhaltiger Aufbau sein. Nächste Saison in dieser Konstellation heißt oben mitspielen, und nicht mehr. Aufstieg wäre schön, sollte aber nicht zwingend sein. Und irgendwann später in der 1. Frauenbundesliga heißt es Klasse halten!
    Alles andere ist nur vermessen und nicht Union-DNA!
    Eisern Berlin

  6. 5.

    Das Bayern München der RLNO rettet übrigens Dresden. Unions stürmischer Teufelsdreier gibt Berliner Schützenhilfe für die Frauen des 1. FFC Fortuna Dresden Obwohl der 1. FFC Fortuna Dresden in der RLNO den vorletzten und damit einen Abstiegsplatz belegte, bleibt dank des Union Aufstiegs der sportlich erfolgreichste Dresdener Frauenfußballverein in der dritthöchsten Spielklasse. Schlusslicht Berolina Mitte steigt ab, Fortuna bleibt drin.

    Etwas zum Nachdenken: n der Regionalliga klafft die Schere zwischen ambitionierten, halb- und vollprofessionellen Teams und solchen mit Hobbycharakter immer weiter auseinander. Union beispielsweise startet das Zukunftsprojekt 1. Bundesliga mit einem Drittliga-Etat von knapp einer Million Euro, die Dresdnerinnen müssen mit einem Betrag zwischen 25.000 und 40.000 Euro pro Saison planen.

  7. 4.

    Diese Saison war eine Saison faktisch unter Ausschluss der Konkurrenz, sieht man mal von Victoria ab. Die werden nächste Saison um den Aufstieg spielen, da aber mehr Probleme als Union haben. Sie können es aber auch schaffen. Ansonsten bleibt es beim Trend, wenn ein Verein aus dem Männerprofibereich in ein Frauenteam investiert, haben die anderen Vereine keine Chance mehr. Ich benutze hier mal das Wort aus der Politik - Vielfalt - die geht nämlich dabei verloren. Die hier angeführten Zahlen zur Saison von Union sind der Wahnsinn und Union wird in der 2. BL bestimmt eine beachtliche Rolle spielen. U.N.V.E.U.

  8. 3.

    ach was "Bayern".. die Galaktischen trifft es eher!
    2 Jahre bis zum CL-Sieg!

  9. 2.

    Was den 1. FC Union immer wieder auszeichnet, ist ein großer Rückhalt bei den Fans. Eine heute noch bundesweit sehr spezielle Konstellation, mit großer Anhängerschaft, hat sich in dieser historischen Spielzeit in der RLNO ganz nach vorne gerockt und wird wohl in Zukunft die Bundeshauptstadt präsentieren. Historisch deshalb, weil es wohl mit einer neuen Generation junger Fußballerinnen aus West, Ost und Migration gelungen ist, eine gesamtdeutsche Identität ohne Oberschwestern aus dem DFB Campus zu entwickeln.

    Über den Verein, die Beobachtung der Fanszene durch die Stasi, die Anfänge des Frauenfußballs in Köpenick und eine der ersten Frauenmannschaften der DDR findet eine EM Veranstaltung statt. Die Stasi-Zentrale.Campus für Demokratie organisiert vor dem Public Viewing Deutschland gegen Schweiz eine Podiumsdiskussion zur Entwicklung des Frauenfußballs in Köpenick als Freizeitsport im System DDR und der Rolle des 1. FC Union Berlin als freche Opposition. im System DDR.

  10. 1.

    Ach immer nur Zahlen!
    Wenn nicht nur Zahlen und Figuren der Schlüssel aller Kreaturen.....

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