Herthas Präsidentschaftskandidat Wolfgang Sidka - "Wer kann mehr Erfahrung und sportliche Expertise einbringen als ich?"

Mo 11.11.24 | 18:54 Uhr | Von Ilja Behnisch
Wolfgang Sidka zu Gast im Hauptstadtderby-Podcast (rbb)
rbb
Video: rbb-Podcast Hauptstadtderby | Folge 194 | 11.11.2024 | Bild: rbb

Wolfgang Sidka ist in Berlin aufgewachsen, hat als Spieler eine der erfolgreichsten Phasen der Vereins-Geschichte mitgeprägt und bewirbt sich nun als Präsident von Hertha BSC. Und das im starken Kontrast zu seinen Mitbewerbern.

Es sind große Linien, die Wolfgang Sidka im rbb24 Inforadio-Podcast "Hauptstadtderby" über seine Präsidentschaftskandidatur bei Hertha BSC zieht. Zwischen Oldenburg und München. Zwischen Regionalliga und Champions League.

Sidka ist einer von fünf Kandidaten, die sich am 17. November auf der Mitgliederversammlung von Hertha BSC zur Wahl stellen. Und neben dem aktuellen, kommissarischen Präsidenten Fabian Drescher der einzige, der schon einmal Präsident eines Fußballvereins war. Mit ihm an der Spitze ging es beim VfB Oldenburg zwischen 2021 und 2023 von der Regionalliga in die dritte Liga und wieder zurück. Dabei habe er sich zuvor immer "operativ" gesehen, so Sidka, weniger präsidial.

"Man muss den Fußball-Sachverstand haben"

333 Mal hat er in der Bundesliga gespielt. Davon für Hertha: 184 Einsätze. Für den Verein, zu dem er 1971 als A-Jugendlicher kam, vom Berliner SV. Nach der Karriere wurde er Trainer. Mit Oldenburg marschierte er fast bis in die Bundesliga, mit Tennis Borussia Berlin erreichte er das DFB-Pokal-Halbfinale, Werder Bremen führte er in den Europapokal.

Dann der Bruch. Oder wie es im Personen-Archiv "Munziger" über Sidka heißt: "Fortan sollte er als Trainer von Profiteams in Deutschland kein Bein mehr auf den Boden bekommen, was - wie es hieß - auch an der Menschenführung des Fußballlehrers gelegen haben soll. Wie schon in Bielefeld sprachen sich auch beim VfL Osnabrück nach relativ kurzer Zeit fast sämtliche Spieler gegen den Trainer aus."

Sidka wird zum Weltenbummler, trainiert in Bahrain, Katar, dem Irak. "Ich habe die Welt kennenlernen dürfen und unglaublich viele Erfahrungen gesammelt", sagt er im "Hauptstadtderby"-Podcast, und: "Wer kann in dem Verein mehr Erfahrung und sportliche Expertise einbringen als ich?"

Dann folgt der Bogen zu Bayern München, dem deutschen Rekordmeister: "Natürlich sind für dieses Amt auch andere Expertisen wichtig, aber man muss den Fußball-Sachverstand haben. Das ist das A und O. Man sieht bei Bayern München, über viele Jahre, wer da dran war." Gemeint sind wohl die ehemaligen Weltklasse-Spieler Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, die dem Verein über viele Jahre (gemeinsam) vorstanden.

"Ich bin der Berliner Weg"

Sidkas Bewerbung steht damit klar im Gegensatz zu denen von Stepan Timoshin oder Uwe Dinnebier, die in den Wochen zuvor im "Hauptstadtderby" zu Gast waren. Timoshin und Dinnebier sind Unternehmer, die Hertha vor allem auch als unternehmerische Aufgabe verstehen. Auch wenn Sidka ebenfalls attestiert, dass "wir Partner brauchen, wir brauchen Gesellschafter und das können auch mehrere sein. Da müssen wir uns natürlich auch aufstellen und da würde ich auch entsprechende Fachleute dazu nehmen."

Die letzten fünf Jahre habe es immer nur "Minus, Minus, Minus" gegeben, das "kann ja so nicht weitergehen. Da müssen auch entsprechende Entscheidungen getroffen werden." Und immerhin habe er "drei Semester Betriebswirtschaft belegt", aber "da müssen wir uns die geeigneten Fachleute dazu holen, die uns beraten."

In einem Interview mit der "Bild" waren es Anfang Oktober noch zwei Semester. Im selben Gespräch ließ sich Sidka wie folgt zitieren: "Ich bin der Berliner Weg." Philipp Köster, Chef-Redakteur des in Berlin ansässigen Fußball-Magazins 11 Freunde, twitterte [x.com] daraufhin: "Wenn es genau einen Satz gibt, der dich als Präsidentschaftskandidat bei Hertha BSC völlig unmöglich macht, dann ist es genau dieser. Insofern Glückwunsch, Wolfgang Sidka!"

"Ein bisschen nervös"

Der "Berliner Weg" war Motto und Leitfaden des Anfang des Jahres unerwartet verstorbenen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein, dessen gewählter Nachfolger nun gesucht wird.

Wie genau der Weg von Wolfgang Sidka als Hertha-Präsident aussehen würde? Man müsse versuchen, "die Besten zu bekommen", so Sidka, der damit nicht nur den Trainer meint, "sondern alles". Überhaupt würde er "entsprechende Fachleute dazu nehmen" und "entsprechende Entscheidungen" treffen.

Ob das verfängt, wird Herthas Mitgliederversammlung am 17. November zeigen. Gegen den hohen Favoriten Fabian Drescher werden auch Sidka lediglich Außenseiterchancen zugerechnet. Ein bisschen nervös sei er dennoch. Aber das müsse man auch sein, so Sidka, "sonst stimmt die Performance nicht". Das gilt in der Regionalliga, der Champions League. Und bei Hertha BSC.

Sendung: Hauptstadtderby, 11.11.2024, 11 Uhr

Beitrag von Ilja Behnisch

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