Anwohner berichten von Problemen - Unterbringung von Geflüchteten - Bürgermeister sieht Neuhardenberg am Limit
In Neuhardenberg berichten Anwohner von Problemen mit dort untergebrachten Flüchtlingen, die Polizei spricht von einem gemischten Bild. Nicht nur Migranten fallen in der Kriminalitätsstatistik auf.
In Neuhardenberg (Märkisch-Oderland) berichten Anwohner verstärkt von Ärger mit Jugendlichen. Einige machen dafür vor allem Heranwachsende aus einer Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete verantwortlich, andere hingegen sehen das Problem unabhängig der ethnischen Herkunft in mangelnden Freizeitangeboten. Laut Polizei ergibt sich ein gemischtes Bild, wobei der Ort nicht als statistischer Schwerpunkt auffalle. Der Bürgermeister sieht seine Gemeinde beim Thema Unterbringung bereits am Limit.
Von 2.300 Einwohnern haben 500 Migrationshintergrund
Mario Eska (Linke) fühlt sich und seine Gemeinde im Stich gelassen. Früher sei er noch bei Konflikten mit Migranten in die Familien gegangen. "Mittlerweile sind es so viele Flüchtlinge, die haben für uns kein Gesicht mehr und dadurch können wir auch keine individuelle Hilfe mehr machen", so der Bürgermeister. Immerhin seien von derzeit rund 2.300 Einwohnern rund 500 Geflüchtete. Mehr als die Hälfte davon sei zudem in der Gemeinschaftsunterkunft am Ortsrand untergebracht.
Neuhardenberg sei mittlerweile am Limit, erklärt Eska. "Wir können nur noch im Großen und Ganzen versuchen, mehr oder weniger zu verwalten", sagt er.
Der Kreisverwaltung von Märkisch-Oderland sei ein allgemeines Gefühl der Angst von den Neuhardenbergern beschrieben worden, berichtet Vize-Landrat und Erster Beigeordnete Friedemann Hanke (CDU). Er kenne zwar die Sorgen, die einige Anwohner in einem Brief an die Kreisverwaltung formuliert hatten. Doch würden Informationen über Tatorte oder -zeiten sowie über die Täter fehlen. Das mache eine Lösung schwierig.
Denn erst wenn diese Informationen vorliegen, könne der Kreis auch helfen, so Hanke weiter. "Dazu brauchen wir aber eine konkrete Problembeschreibung." So könnten Familien oder geflüchtete Jugendliche, die mehrmals auffällig wurden, anderweitig untergebracht werden, erklärt er.
"Es ist kein schönes Leben mehr"
Für die Neuhardenbergerin Katharina Katschorowski ist das Problem eindeutig. Sie wohnt seit einigen Jahren in unmittelbarer Nähe der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete. Und in letzter Zeit habe sich die Stimmung in der Nachbarschaft verschlechtert, sagt die alleinerziehende Mutter.
"Es ist kein schönes Leben mehr, wenn man mit seinem eigenen Kind – ich habe ein Kleinkind – nicht mehr rausgehen möchte", sagt Katschorowski im Gespräch mit dem rbb. Sie beunruhige vor allem eine fünfköpfige Jugendbande aus der Gemeinschaftseinrichtung, die laut ihrer Beobachtungen im Ort für Ärger sorge. "Es sind natürlich nicht alle Flüchtlinge so", sagt sie. Es sei nur dieser kleine Teil, der sehr negativ auffalle. "Die anderen Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft sind sehr freundlich und höflich."
Polizei: Migranten vereinzelt tatverdächtig
Eine feste Gruppe besteht nach derzeitigen Kenntnisstand nicht, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Ost auf Anfrage erklärte. Jedoch habe es im Dezember und Januar vier Körperverletzungen gegeben, bei denen die minderjährigen Täter alle einen Migrationshintergrund hätten. Zudem würde die Kriminalpolizei von Märkisch-Oderland zwei weitere Rohheitsdelikte - zu denen beispielsweise Raub gezählt wird - bearbeiten, bei dem es sich ebenfalls über vier bis fünf Jugendliche beziehungsweise heranwachsende Migranten handelt, so die Polizeidirektion weiter.
Doch nicht nur Migranten fallen in der Kriminalitätsstatistik auf. So registrierte die Polizei alleine zwischen August und November 2022 insgesamt 75 Straftaten, die unter die Kategorie Massenkriminalität fallen, wie die Polizeidirektion mitteilte: "Hier waren Migranten vereinzelt als Tatverdächtige beteiligt."
Das sei für Sozialarbeiter Bastian Hölscher nicht verwunderlich. "Ich denke, es gibt hier verschiedene Gruppen, die sich so ein bisschen zusammenrotten und bestimmt auch mal Blödsinn machen in ihrer Freizeit", sagt er. Unabhängig von der Herkunft sei das Hauptproblem ein fehlendes Freizeitangebot vor Ort. Das betreffe Deutsche wie Migranten gleichermaßen. "Ich will das nicht schönreden, aber so entwickelt sich das glaube ich einfach", so Hölscher.
Auch Katharina Katschoworski spricht sich ebenfals für mehr Angebote aus. Dabei sollten ihrer Meinung nach Geflüchtete und Anwohner zusammenkommen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 27.02.2023, 14:40 Uhr
Mit Material von Robert Schwaß