Finanzielle Schwierigkeiten - Noch kein Plan für das Kloster Chorin
Die Zukunft des Klosters Chorin ist ungewiss: Der Eigenbetrieb schreibt rote Zahlen, die Gemeinde will sich zurückziehen - auch weil sie sich überfordert sieht. Das Land Brandenburg soll übernehmen, das aber will die Gemeinde überzeugen weiterzumachen.
Am Donnerstag beginnt das Oster-Klosterfest in Chorin (Barnim), doch dieses Jahr wird das Fest überschattet: Nachdem sich das Land Brandenburg auf die Suche nach einem neuen Betreiber gemacht hatte, ringen nun Land, Gemeinde und Eigenbetrieb im Hintergrund um eine Lösung für das Kloster, das rote Zahlen schreibt. Der laufende Vertrag mit dem Eigenbetrieb der Gemeinde läuft bis zum Ende des Jahres, danach will die Gemeinde nicht weitermachen.
Ein Minus von 173.000 Euro
"Wir haben ja der Gemeinde ein Angebot gemacht, was sehr robust war, wir haben alle Forderungen erfüllt", sagte Brandenburgs Finanzministerin Katrin Lange (SPD) dem rbb. Ihr Ministerium habe einen Ausgleich des Defizits angeboten, außerdem höhere Zuschüsse, ab 2024 150.000 Euro pro Jahr. Bisher bekommt das Kloster jährlich einen Zuschuss von 90.000 Euro.
Doch damit konnte sie die Gemeinde nicht überzeugen. Diese kennt die finanzielle Probleme des Eigenbetriebs sehr gut: In den vergangenen Jahren hat sich ein Minus von 173.000 Euro angehäuft. Grund seien die ausbleibenden Veranstaltungen und sinkende Besucherzahlen in der Corona-Pandemie. "Wichtig ist, dass jetzt alle Beteiligten an den Tisch kommen und dann nach konstruktiven Lösungen suchen“, sagte Lange weiter.
Doch damit fangen die Probleme an, denn die Trägerstruktur ist kompliziert: Das Kloster, ein Baudenkmal, gehört dem Land Brandenburg. Betreiber aber ist das Amt Britz-Chorin-Oderberg mit dem Eigenbetrieb Kloster Chorin. Dieser hat nun mit dem Defizit zu kämpfen. Anfang Mai soll eine neue Trägerstruktur in Chorin besprochen werden, so Lange. Die 1258 gegründete ehemalige Zisterzienserabtei ist eines der kulturellen Aushängeschilder Brandenburgs.
Amt schlägt landeseigenes Unternehmen vor
Dabei gehe es nicht nur ums Geld: Die Verwaltung des Amts Britz-Chorin-Oderberg sei inzwischen überfordert, sagte Amtsdirektor Jörg Matthes dem rbb. "Der Aufwand ist mittlerweile so, dass man sagen kann, wir betreuen nicht acht Kommunen, sondern praktisch eine neunte Kommune vom Aufwand nebenbei, nämlich den Eigenbetrieb Chorin." Die Amtsgemeinde habe daher die Vertragsverhandlungen über den Weiterbetrieb Ende Februar beendet.
Das Kloster zu betreiben, das wolle Matthes ans Land Brandenburg abgeben. Dafür hat eine Lösungsidee: Ein landeseigenes Unternehmen. "Wir selber gründen ja auch gemeindliche Unternehmen in den verschiedensten Rechtsformen", sagte Matthes. Man brauche nur ein Startsignal und das Unternehmen könne binnen eines halben Jahres abgewickelt sein, so der Amtsdirektor. "Wir wollen das Land nicht im Regen stehen lassen, wir bringen uns da mit ein."
Betreiber wünscht sich Planungssicherheit
Zusammenarbeit – die betonen alle Beteiligten. Doch es gibt weiterhin keinen konkreten Plan für das Kloster. "Für uns ist es ganz wichtig, dass es eine langfristige Lösung ist, bei der wir langfristig auch planen können", sagte Franziska Siedler, Leiterin des Eigenbetriebs Kloster Chorin. Es gelten Absprachen und Vereinbarungen mit Veranstaltern, die über das Jahr 2023 hinausführen. Man möchte weiter verlässlich Auskunft geben und Vereinbarungen langfristig eingehen, so Siedler.
"Wir haben hier eine ganz wunderbare Dauerausstellung auf 800 Quadratmetern [..] und es ist natürlich wichtig, dass die Anlage nach wie vor für alle Gäste zugänglich bleibt", sagte Siedler. Sie hoffe, die Klosteranlage mit Unterstützung des Landes weiterhin zu entwickeln und zu betreiben.
Ihr Vertrag und der der zehn Mitarbeitenden endet am 31. Dezember dieses Jahres. Auch wenn das Kulturprogramm davon bisher nicht berührt ist: Für das Kloster wird es ein Jahr der Entscheidung.
Sendung: Antenne Brandenburg, 06.04.2023, 15:10 Uhr
Mit Material von Tobias Hausdorf.