Büromarkt in Berlin - Leere Büros, steigende Mieten

Mi 09.08.23 | 14:35 Uhr | Von Johannes Frewel
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Symbolbild: Wenige Menschen arbeiten am 25.11.2020 in einem Bürogebäude am Berliner Kurfürstendamm. (Quelle: dpa/Michael Kappeler)
Audio: rbb24 Abendschau | 09.08.2023 | Martin Küper | Studiogast: Helge Scheunemann | Bild: dpa/Michael Kappeler

Der Markt für Büroflächen ist in Berlin von Gegensätzen geprägt. Durch das Arbeiten im Homeoffice sind viele Firmen deutlich leerer, doch in Spitzenlagen steigen die Preise. Nachhaltigkeitsregeln tragen wesentlich zu dieser Entwicklung bei. Von Johannes Frewel

Zu Hause arbeiten statt in der Firma - in fast zwei von drei Unternehmen gehört Homeoffice inzwischen zum Alltag. In größeren Firmen sind es nach einer Umfrage des Ifo-Instituts München gar 94 Prozent. Zahlreiche Beschäftigte verbringen demnach jeden Monat zwischen 5,5 bis 7,4 Arbeitstage nicht mehr im Büro.

Das hat Folgen: Viele Büros sind zwar noch langfristig vermietet, stehen inzwischen jedoch zu einem Gutteil leer. Experten schätzen, mehrere Hunderttausend Quadratmeter ungenutzter Büroflächen könnten auf den Markt drängen, sobald die Mietverträge auslaufen. Trotzdem werden noch weitere Büros gebaut.

Die Vermietung von großen Büroflächen ist im ersten Halbjahr ins Stocken geraten. Auch, weil frisches Risikokapital für Start-ups inzwischen Mangelware ist. Teils hatte die Start-up-Szene große Büroflächen spekulativ angemietet, damit die auch für starkes Wachstum in einiger Zeit reichten. Diese Mieter sind rarer geworden. Start-ups werden seit der Zinswende nicht mehr von Risikokapital überschwemmt.

Steigt das Büro-Angebot, sinken die Preise. Steigt die Nachfrage, ziehen die Mietpreise an. So einfach funktioniert der Büroflächenmarkt in der Regel. Komplizierter ist es in Berlin. Hier kosten Büroflächen innerhalb des S-Bahn-Rings leicht etwa doppelt so viel wie außerhalb. Dazu kommt, dass etwa 86 Prozent der Bürohäuser zwischen 1870 und 2010 gebaut wurden. Sie sind energetisch veraltet und heute weniger gefragt als moderne energieeffiziente Bürogebäude.

Steigendes Preisgefälle bei Büromieten in Berlin

Das spiegelt sich im Preis, wie Kemal Zeyveli, Regionalmanager des internationalen Gewerbeimmobilien-Dienstleisters Colliers, beobachtet. Es gebe Knappheit bei energieeffizienten Bürogebäuden in gefragter Lage. Er erwarte, dass die Spitzenmieten in dieser Nische deshalb steigen werden. "Alte Gebäude in schlechten Lagen werden deutlich stärker abgestraft." Der Preisabstand zwischen Büros in sehr guten Lagen und solchen außerhalb des S-Bahn-Rings wachse.

Angekurbelt wird dieser Trend durch EU-Nachhaltigkeitsregeln zur Environmental Social Governance (ESG). Größere Unternehmen müssen jährlich offenlegen, was sie mit Blick auf ESG-Nachhaltigkeitskriterien fürs klimaneutralere Wirtschaften tun. Etwa beim Anmieten ihrer Büros. Der Nachweis ist wichtig, wenn Unternehmen Geld aus nachhaltig orientierten Finanzierungen wollen. Das verstärkt den Run auf nagelneue Bürogebäude mit dem modernsten ESG-Zertifikat. In Berlin sind das zwei Prozent des Bestands, ein weiteres Prozent steckt noch in der Zertifizierung.

Büromarkt konzentriert sich auf Spitzenlagen

Die ESG-Kriterien veränderten den Markt, so Zeyveli, zahlreiche Bestandsgebäude fielen bei der Suche nach Büroflächen raus. "Man konzentriert sich dann nur noch auf die Neubauten und auf die sehr, sehr guten Lagen."

Außerhalb der Berliner Ringbahn werden Büromieten bis gut 24 Euro je Quadratmeter aufgerufen. In der schmalen Nische besonders gefragter nachhaltiger Innenstadtbüros könnte die Spitzenmiete bis 2026 Prognosen zufolge hingegen 50 Euro erreichen.

Befeuert wird dieser Preistrend von den Folgen des Zinsanstiegs. Investitionen in neue Büros, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen könnten, sind nach der Zinswende um rund 90 Prozent eingebrochen - in etwa auf das Niveau von 2012, dem Tiefpunkt der Neubauinvestitionen nach der Finanzkrise.

Büro-Neubaurenditen oft nicht mehr attraktiv

Die Bruttospitzenrendite für Büros lag Ende März bei vier Prozent. Investoren können ihr Geld anderswo attraktiver anlegen. Derzeit stehen alle Signale auf Talfahrt, Investoren verabschieden sich. "Im Moment werden Projekte, die angefangen wurden, fertig gestellt", registriert Gewerbeimmobilien-Experte Zeyveli, "aber es gibt kaum einen, der jetzt noch neu mit der Entwicklung einer Büroimmobilie startet."

In der Nische nachhaltig gebauter Innenstadtbüros dürfte der Nachschub also weitgehend versiegen. Knappheit treibt dort die Preise. In anderen Bürogebäuden könnte der Leerstand bis 2026 hingegen von einst 1,2 auf 5,8 Prozent steigen und Büromieten dort deswegen etwas nachgeben.

Ein Leerstand wie im Einzelhandel, der schon jetzt teils über 15 Prozent hinausgeht, ist nach Expertenmeinung auf dem Büromarkt aber nicht zu befürchten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.08.2023, 12 Uhr

Beitrag von Johannes Frewel

16 Kommentare

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  1. 16.

    Schön für Sie. Der weit größere Anteil der arbeitenden Bevölkerung kann das nicht in Heimarbeit tätig sein.
    Heimarbeit schön & gut, aber wenn darunter die Ansprechbarkeit leidet etc. sehe ich das nicht nur grenzwertig. Da wird sich schnell mal über den Nicht-Heimarbeiter „erhoben“ und eine Lösung von Problemfällen ist, zumindest nach meinen Erfahrungen, nicht kaum bis gar nicht möglich.
    Aber wird schon werden……

  2. 15.

    Das meinen Sie wirklich?
    Die Eigentümer von Bürohäusern sollen gezwungen werden diese in Wohnhäuser umzuwandeln, die entsprechende Baugenehmigung wird nur noch eine Formsache. Da Handwerker fehlen übernehmen die künftigen Mieter den Umbau, sie reiißen einfach Wände aus, ziehen nach eigenen Gusto neue hoch, legen Wasser -und Abwasserleitungen, bauen Sanitär ein, ziehen Stromleitungen ein etc , und das Bauamt bewilligt das Ganze?

  3. 14.

    Die Politik darf Deutschland nicht weiter deindustrialisieren und wirtschaftlich herabwirtschaften.

  4. 13.

    Ich arbeite 2 Tage pro Woche zu Hause und kann trotz vorhandenem Arbeits PC ganz wunderbar von meiner Arbeit abschalten.

  5. 12.

    Nein, es geht aufwärts. Viele Leute können jetzt von zu Hause aus arbeiten wenn sie wollen. Dadurch werden stundenlange Arbeitswege pro Tag eingespart und die Mitarbeiter können entspannter mit ihrer Arbeit beginnen. Außerdem kommen sie nicht mehr wegen Verkehrsproblemen zu spät und die Firma kann Bürokosten einsparen. Eine Win-Win-Situation.

  6. 11.

    Zum Arbeiten nicht mehr in die Stadt, zum Einkaufen schon lange nicht mehr. Im Sommer die Hitze. Und dafür dann hohe Mieten? Wozu? Nur, um sagen zu können, man wohne hip in der City?

  7. 10.

    bundesweit in Innenstädten zunehmende Leerstände , CO2-Preis für Tanken und Heizen steigt , Deindustrialisierung nimmt zu ,
    ganz schlechte Aussichten

  8. 9.

    Fazit : es geht bergab

  9. 8.

    Und es werden immer neue Genehmigungen zum Bau von Büros erteilt. Was ist sn dem Problem der fehlenden Wohnungen eigendlich so schwer zu verstehen, dass die Politik in Berlin diese falsche Prioritätensetzung hat?

  10. 7.

    Büros in "bezahlbaren" Wohnraum umbauen? Da werden die Eigentümer sich aber biegen vor Lachen. Ist das ihr Ernst? Wer soll das bezahlen?

  11. 6.

    Selbst wenn ein Wunder geschieht und die Themen Brand- und Schallschutz, GEG, Barrierefreiheit, uvm. auf ein bezahlbares Maß zurückgefahren sowie das Planungsrecht sinnstiftend novelliert werden, braucht es noch immer jemand, der anschließend erhebliche Investitionen tätigt, um als Ergebnis noch weniger Ertrag zu haben. So sieht's leider aus.

  12. 5.

    Mit den Büroräumen ist es wie mit den Hotel's es wird gebaut - aber entweder arbeiten viele von daheim und in den gastronomischen Einrichtungen fehlt das Personal- aber die Hauptsache man baut und baut oder hofft, dass es wieder bessere Zeiten gibt - Fehlkalkulation ist das Ergebnis.

  13. 4.

    Leerstand (Büro oder Einzelhandel...) sollte schnellst möglich in bezahlbaren Wohnraum umgebaut werden. Dafür erforderliche Gesetzesänderungen, Baugenehmigungen ect. müssen schnell auf den Weg gebracht werden... Wenn Handwerker fehlen, könnten zukünftige Mieter selbst Hand anlegen... Politiker, bitte handelt endlich. Stillstand hilft uns nicht weiter... Es ist keine Zeit für sinnloses (zer)reden, Ampel-Steit um sich zu profilieren, Wahlkampf - Getue ect.

  14. 3.

    Das liegt aber jedem selbst, wie er das managt, wie er in der Lage ist, seine Abläufe des Tages zu organiseren.
    Natürlich sind auch die Wohnverhältnisse wichtig. Und nicht zuletzt der Arbeitgeber bzw. der/die Partner am anderen Ende der Leitung... Ich hatte Glück und kaum Probleme.
    Mit Kindern im Haus hat das natürlich nochmal eine andere Dimension...

  15. 2.

    Da denkt jede:r anders. Wir waren 2 Jahre zu Hause im Homeoffice (Coronazeit) - and I love it!!!
    Zum Glück erlaubt mein Chef auch weiterhin Homeoffice - somit bin ich 2 Tage pro Woche im Büro und 3 Tage pro Woche im Homeoffice - für mich grandios.
    Die Zeitersparnis pro Tag allein beträgt bei mir für Duschen, Stylen, Frühstücken, HIn- und Rückfahrt zum/vom Büro schon 2,5 Std. am Tag - Zeit, die ich sooooo viel besser nutzen kann.

    Da ich allerdings auch keine Kinder mehr zu Hause habe, single bin und allein lebe, stört allerdings auch niemand im Homeoffice, so dass ich mehr zu Hause schaffe als in der Firma. Und wenn der PC nach meinem Arbeitstag ausgeschaltet wird, ist er aus - bis morgen früh. Mit mentalem Abschalten hatte ich allerdings noch nie ein Problem.

  16. 1.

    Ich möchte auf keinen Fall im Home Sweet Home arbeiten.

    Ich finde, das gehört auch räumlich strikt getrennt.

    Sonst bekommt man in der eigenen Wohnung den Kopf privat von der Arbeit nicht mehr frei, verbindet man doch das zu Hause an verschiedenen Stellen mit Arbeit oder seinem Büro.

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