Schnellerer Zugang zum Arbeitsmarkt - Regionale Unternehmer begrüßen Ampel-Pläne für Asylbewerber

Fr 03.11.23 | 12:02 Uhr
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Ein Mann füllt ein Formular aus neben einem Schild vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. (Quelle: dpa/Julian Stratenschulte)
Audio: rbb24 Inforadio | 02.11.2023 | O-Ton: Burkhardt Greiff | Bild: dpa/Julian Stratenschulte

Die Bundesregierung will Geflüchtete und Migranten schneller in das Arbeitsleben integrieren. Am Mittwoch wurden dazu mehrere Maßnahmen auf den Weg gebracht. Höchste Zeit, sagt der Unternehmerverband Berlin-Brandenburg.

  • Asylbewerber sollen schneller Arbeit aufnehmen können
  • Bundeskabinett hat mehrere Regelungen verabschiedet
  • Regionale Wirtschaft begrüßt die Pläne
  • Bis zum Jahr 2033 fehlen hier 500.000 Arbeitskräfte

Die Berliner und Brandenburger Wirtschaft begrüßt die Pläne der Bundesregierung, Asylbewerbern den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. "Die Richtung stimmt", sagte der Präsident des Unternehmerverbandes Brandenburg-Berlin, Burkhardt Greiff, am Donnerstagmorgen im rbb24 Inforadio. "Wir unterstützen alles, was Flüchtlinge, Zugereiste aus anderen Ländern, auch aus nichteuropäischen Ländern, schnell in Arbeit bringt."

Mittelfristig fehlen 500.000 Arbeitskräfte

Arbeit schaffe Integration und vor allem schneller Sprachkenntnisse - dies werde gebraucht, um Mitarbeiter entsprechend ihrer Qualifikation einzusetzen, sagte Greiff. Nach seinen Angaben fehlen in den nächsten zehn Jahren in Berlin und Brandenburg eine halbe Million Fachkräfte und Nicht-Fachkräfte. Angesichts dessen seien die Pläne "ein kleiner Schritt in die richtige Richtung". Bisher gebe es viele bürokratische Hürden. Geflüchtete arbeiten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit vor allem in der Zeitarbeitsbranche, dem Handel und der Logistik.

Das Bundeskabinett hatte am Mittwoch mehrere Änderungen im Ausländerrecht auf den Weg gebracht. Mit ihnen sollen Asylbewerber und Ausländer, die über eine Duldung verfügen, künftig schneller Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten.

Stichtagsregelung wird verlängert

Konkret sollen Geduldeten im Regelfall eine Beschäftigungserlaubnis erhalten. Außerdem soll das Arbeitsverbot für Geflüchtete, die in Erstaufnahmeeinrichtungen für Alleinstehende leben, bereits nach sechs Monaten entfallen. Bisher galt das Verbot für neun Monate.

Zudem soll die Stichtagsregelung für die sogenannte Beschäftigungsduldung geändert werden. Bisher kann diese Möglichkeit nur nutzen, wer vor dem 1. August 2018 in die Bundesrepublik gekommen ist. Künftig sollen alle, die bis Ende 2022 nach Deutschland eingereist sind, diese Chance auf eine langfristige Bleibeperspektive nutzen können.

Unternehmen in Ostbrandenburg begrüßen die Pläne

In Ostbrandenburg werden die Pläne der Bundesregierung ebenfalls begrüßt. In der Regel gebe es in der Region viele motivierte und gut ausgebildete Menschen mit Migrationshintergrund, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Frankfurt (Oder) Jochem Freyer dem rbb. "Wir müssen versuchen, diesen Menschen den ersten Einstieg in den Arbeitsmarkt zu bieten. Wir unterstützen den Einstieg, indem wir beraten und fördern", so Freyer weiter.

Gerade im Handwerk gebe es eine hohe Bereitschaft, Menschen auszubilden und einzustellen, trotz fehlender Sprachkenntnisse oder ohne Qualifikationen, sagte der Pressesprecher der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) Michael Thieme. Die Bereitschaft, insbesondere von Handwerkern, mit polnischen Facharbeitern zusammenzuarbeiten, sei immer groß gewesen. "Von daher, wer arbeiten will, wird auch im Handwerk in Ostbrandenburg Arbeit finden", so Thieme.

Bundesweit knapp 280.000 Menschen ausreisepflichtig

Menschen, die aus sogenannten sicheren Herkunftsländern "offensichtlich unbegründete" Asylanträge gestellt oder ihre Identitätsklärung verweigert haben, sollen von den nun auf den Weg gebrachten Erleichterungen allerdings nicht profitieren können.

Geduldete sind Menschen, die zwar ausreisepflichtig sind, aber aus bestimmten Gründen nicht abgeschoben werden können. Am 30. Juni waren insgesamt 279.098 Menschen in Deutschland ausreisepflichtig – 224.768 von ihnen hatten eine Duldung, etwa weil sie keine Ausweisdokumente haben, krank sind oder ein minderjähriges Kind haben, das eine Aufenthaltserlaubnis besitzt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.11.2023, 6:45 Uhr

26 Kommentare

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  1. 26.

    Meine Gedankenwaren an: Rainerharald vom 2.11.2023 um 15:57 und andere , die lesen, diskutieren und ...
    Ich wiederhole mich nicht gerne. Waren nur meine Gedanken und Vorstellungen. Bin offen für konstruktive Lösungen und Kritik. VG Ines

  2. 25.

    In welchen Ländern gibt es denn noch Geld ohne Arbeit zzg. Wohnung, Kindergeld, Arzt usw. ? Ein Aufenthalt dürfte nur möglich sein, wenn der Steuerzahler nicht belastet wird. Das Geld fehlt an anderen Stellen. Das sollte man nicht vergessen.
    Nehmen ohne Geben kann nicht die Lösung sein.

  3. 24.

    Ick nochmal. Selbstverständlich muss für alle ein gerechter Lohn gezahlt werden, der niemanden zwingt noch aufs Amt gehen zu müssen, weil es vorne und hinten nicht reicht. Ein menschenwürdiger Mindestlohn für Alle, egal welche Qualifikation der Mensch mitbringt. Und alle (Politiker, Beamte, Ärzte, Rechtsanwälte, Unternehmer, Selbständige ... ) , sollten in die Solidargesellschaft, die wir leider nicht sind, einbezahlen und zwar nach Höhe des eigene Einkommens und aller Einkommensarten ohne Bemessungsgrenzen. Und wer einen Taler zu viel hat, kann sich dann privat irgendwo einkaufen.

  4. 23.

    " Der Grundfehler in unserem Sozialrecht ist das Leistungslose Einkommen, was es fast nur in Deutschland gibt. "
    Wir hatten mal in Dtl. die Diskussion über ein bedingungsloses Grundeinkommen. Mir fällt da nur ein: Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen. Es ist wichtig, dass jeder Mensch der zu uns kommt, schnellst möglich in Arbeit kommt, ihm also von Beginn die Möglichkeit gibt und einfordert, für sich selbst und für die Gesellschaft zu sorgen. Leistungsloses Einkommen oder bedingungsloses Grundeinkommen, kann und darf es nur für unsere Mitmenschen geben, die nicht arbeiten können auf Grund von Behinderungen usw. Aber auch können wir das Potential nutzen und viele Menschen mit schwerstwiegenden Behinderungen, wollen dabei sein.

  5. 21.

    Das Thema "d.h. es gibt dann einen großen Billiglohnarbeitnehmeranteil." wurde gestern in der ard sehr deutlich behandelt, als es um die Arbeitslosenzahlen ging.

  6. 20.

    So wie der Syrer sind alle, wenn man sie endlich lassen würde. Dann muss man auch vor Deutschen keine Angst mehr haben und alles wird gut.

  7. 19.

    "Kürzlich war ein Bürgermeister aus BW im TV, ein Syrer, der erst seit 8 Jahren in Deutschland ist. Also alles ist möglich, man muss es nur versuchen."
    Danke, dass Sie das geschrieben haben, das ist der 29-jährige Ryyan Alshebl aus Ostelsheim. Die Geschichte fand ich auch sehr beeindruckend und er ist doch wirklich mit einer absoluten Mehrheit (55,41 Prozent) gewählt worden. Ich habe total darüber gestaunt, wie akzentfrei er gesprochen hat.

  8. 18.

    "Kürzlich war ein Bürgermeister aus BW im TV, ein Syrer, der erst seit 8 Jahren in Deutschland ist. Also alles ist möglich, man muss es nur versuchen."
    Danke, dass Sie das geschrieben haben, das ist der 29-jährige Ryyan Alshebl aus Ostelsheim. Die Geschichte fand ich auch sehr beeindruckend und er ist doch wirklich mit einer absoluten Mehrheit (55,41 Prozent) gewählt worden. Ich habe total darüber gestaunt, wie akzentfrei er gesprochen hat.

  9. 17.

    "d.h. es gibt dann einen großen Billiglohnarbeitnehmeranteil." Das würde auch den Sinn der Überschrift des Beitrages verständlich machen.

  10. 16.

    Der Grundfehler in unserem Sozialrecht ist das Leistungslose Einkommen, was es fast nur in Deutschland gibt. Ich war selbst ALG 2 Empfänger, zw. EU und Rente.
    Kürzlich war ein Bürgermeister aus BW im TV, ein Syrer, der erst seit 8 Jahren in Deutschland ist. Also alles ist möglich, man muss es nur versuchen. Viele Migranten wollen auch arbeiten und es ist die beste Sprachschule. In vielen Herkunftsländern ist der technologische Fortschritt oft sehr gut.

  11. 15.

    Willen hängt mit wollen zusammen. Dann ist Sprache wichtiger Bestandteil von Arbeitsschutz. Ich habe selbst Menschen aus Afrika kennen gelernt, die nach 2 Jahren erstaunlich gut deutsch gelernt haben. Vieles selbst erlernt.

  12. 14.

    Vermutlich setzt man auf einen neuen Weg - Integration im Selbstlauf, getreu dem Motto "Lerning by doing".
    Im Prozeß des Anlernens in der Firma werden Sprach- und Fachkenntnisse vermittels sowie das evtl. fehlende Bildungsniveau (Schulabschluß) in einigen naturwissenschaftlichen Fächern sowie Mathematik angehoben.
    Klingt jetzt absolut daneben und provozierend, war aber weder so gemeint noch ist es grundsätzlich als Unsinn abzutun.
    Das Lernen im täglichen Leben ist eine durchaus legitime Methode. Dauert aber u.U. etwas länger und setzt viel Verständnis und Geduld bei den Vermittelnden voraus. Außerdem kann es sein, dass dann zwar Fähigkeiten entwickelt sind aber keine Abschlüsse erteilt werden - d.h. es gibt dann einen großen Billiglohnarbeitnehmeranteil.

  13. 13.

    "In vielen Berufen, z. B. im Handwerk lässt sich die Sprache auch bei der Arbeit lernen" Sie haben eine ineteressante Vorstellung von Handwerksberufen und warum es dort nicht wenigstens Grundkenntnissen der Sprache bedarf - es geht dabei nicht nur um gesprochene Sprache, sondern ganz viel auch um Schriftsprache (wenigstens lesenderweise)
    "also warten wir doch mal ab, ob diese Maßnahmen etwas bringen." Ja, warten wir ab. Ich würde aber die Euphorie etwas gedämpfter betreiben, dann ist der Fall nicht so tief.

  14. 12.

    "Die Menschen, um die es hier geht, standen doch dem Arbeitsmarkt gar nicht zur Verfügung, ohne Arbeitserlaubnis!" Es sind aber trotzdem die gleichen Personengruppen, sie stehen nur potentiell jetzt eher zur Verfügung und die Klagen ware über die vorherigen Gruppen, welche noch verzögert zur Verfügung standen.

  15. 11.

    Antwort auf "Björn" vom Donnerstag, 02.11.2023 | 11:29 Uhr
    "Dagagen war von vielen Arbeitagenturen doch immer die Klage zu hören, daß nur sehr wenige überhaupt auf dem deutschen Markt in freie Stellen vermittelbar sind, da oft die geforderten Qualifikationen (und auch Sprachkenntnisse im notwendigen Umfang) fehlen." Die Menschen, um die es hier geht, standen doch dem Arbeitsmarkt gar nicht zur Verfügung, ohne Arbeitserlaubnis! In vielen Berufen, z. B. im Handwerk lässt sich die Sprache auch bei der Arbeit lernen, "Sprache" kommt von "sprechen", also warten wir doch mal ab, ob diese Maßnahmen etwas bringen.

  16. 10.

    Wird in Pariser Behörden deutsch gesprochen? Auch mit Englisch werden Sie dort nicht weit kommen. Und die französische Sprache ist nun alles andere als unkompliziert.

  17. 9.

    Es ist irrsinnig, dass es überhaupt so etwas wie Arbeitsverbote gibt.

  18. 8.

    Dubai ist kein Land. Und Deutschland mit den Arabischen Emiraten vergleichen, ist ja ein Witz. Die haben massenweise Öl.

    Zum Artikel: Diese Änderung ist sicherlich besser als nichts, wird aber kaum bis nichts bringen. Es muss mehr Einwanderung geben. Aber eine komplizierte Sprache schreckt ab. Englisch will und kann auch kaum jemand sprechen. Selbst in Berliner Behörden kommt man damit nicht weit. Dazu noch der generelle Ausländerhass und wer will dann schon gerne nach Deutschland kommen.

  19. 7.

    >"In Ländern wie Dubai und Saudi Arabien ist Energie extrem billig, ebenso wie der Sprit. Die Gewinne der dazu gehörigen Firmen sehr hoch. Energie muss nicht überall so teuer sein wie bei uns."
    Und preiswerte gute Wohnungen? Und persönliche Freiheit ohne relegiösen Krimskrams? Ein bürgerliches Rechtssystem? Viel Spaß als Mindestlöhner dort in Dubei und Saudi Arabien!
    Wenns dort so toll ist, wäre die halbe Welt schon dort. Dem ist aber nicht so. Alles gute zusammen gibts eben nur im bibelhaften Paradies. Ist aber eben nur ein Märchen...

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