Bauen trotz Krise - Als Gewerkschaften noch Wohnungen bauten

So 04.02.24 | 08:12 Uhr | Von Jannis Hartmann
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Reihenhaus in der Waldsiedlung Zehlendorf, aufgenommen im Januar 2024. (Quelle: rbb/Jannis Hartmann)
Audio: rbb24 Inforadio | 02.02.2024 | Jannis Hartmann | Bild: rbb/Jannis Hartmann

Vor 100 Jahren entstanden in Berlin Tausende Wohnungen in Großsiedlungen - trotz Hyperinflation. Das Ziel: Bezahlbarer Wohnraum für ärmere Leute. Planung und Bau übernahmen damals die Gewerkschaften. Von Jannis Hartmann

  • Vor 100 Jahren erteilte die Stadt Berlin der gewerkschaftseigenen Gehag den Auftrag, bezahlbare Wohnungen für ärmere Menschen zu bauen
  • Möglich wurde das auch durch die Hauszinssteuer, die den gemeinnützigen Wohnungsbau förderte
  • Es entstanden viele Arbeitsplätze und mehrere Großsiedlungen mit dauerhaft günstigen Mieten in Berlin, zum Beispiel die Waldsiedlung und die Wohnstadt Carl Legien
  • In der Nachkriegszeit bauten Gewerkschaften weiter, bis der Skandal um die Neue Heimat dem ein Ende setzte
  • Die Wohngemeinnützigkeit hatte in der Nachkriegszeit den gemeinwohlorientierten Wohnungsbau von Steuern befreit. Nachdem sie 1989 abgeschafft wurde, strebt Bundesbauministerin Geywitz heute eine Neuauflage an

Die Waldsiedlung Zehlendorf an einem Berliner Wintertag, an dem das Wetter halbstündig wechselt: Bricht die Sonne durch die Wolken, dann werfen im Wind wiegende Kiefern verspielte Schatten auf die geradlinig-modernistischen Fassaden. Die enge Beziehung zwischen Natur und Stadt sei das Besondere der Siedlung, sagt Sibylle Guther-Burchard, frühere Architektin und Stadtplanerin. Sie wohnt seit 35 Jahren in der Waldsiedlung.

Berlins Baustadtrat suchte im erweiterten Stadtgebiet nach Bauland

Als es beginnt zu schneien, zeigt Guther-Burchard auf die grünen, gelben und blauen Geschossbauten und Reihenhäuser. "Die Farben sind bei jedem Wetter wunderbar." Gelegentlich macht sie Führungen, angeboten über den Nachbarschaftsverein Papageiensiedlung: So nennt die Nachbarschaft ihr Viertel auch. Nach dessen Fertigstellung 1931 war der Spitzname eigentlich despektierlich gemeint, sagt Guther-Burchard: "Der Bezirk Zehlendorf war strikt dagegen, dass hier eine Siedlung für Menschen mit wenig Geld entsteht."

Zehlendorf war seit 1920 Teil von Groß-Berlin, und im Villenviertel im Südwesten musste man sich noch daran gewöhnen, dass Sozialdemokrat und Baustadtrat Martin Wagner nun auch hier nach Bauland suchte. Wie zuvor schon in Britz-Süd oder Weißensee sollte dieses Bauland dann die Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft – kurz Gehag – bebauen.

Die Gehag war eine von Wagner, verschiedenen Gewerkschaften und Baugenossenschaften geschaffene Wohnungsbaugesellschaft, im Besitz der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft und der Stadt Berlin. Sie sollte auch Arbeitern ein Leben in guten Wohnungen ermöglichen.

Geschossbauten in der Waldsiedlung Zehlendorf, aufgenommen im Januar 2024. (Quelle: rbb/Jannis Hartmann)

Aber das bürgerliche Zehlendorf stellte sich quer und verweigerte die Baugenehmigung. Wagner ordnete trotzdem den Baustart an, auch wenn ihm eine Geld- oder Haftstrafe drohte. "Er soll dann gesagt haben, er geht lieber in Haft – damit alle sehen, wie es einem geht, wenn man für die breiten Massen eine Wohnlage am Grunewald ermöglichen will", sagt Guther-Burchard.

Am Ende zahlte Wagner doch die Geldstrafe. Und die Siedlung mit rund 1.200 Wohneinheiten entstand tatsächlich – in fünf Jahren Bauzeit.

Soziale Innovation inmitten der Krise

Seit Dezember ist die Waldsiedlung offiziell für das UNESCO Welterbe vorgeschlagen - sechs Siedlungen der Gehag tragen diesen Titel schon. Das Gremium lobte den wegweisenden, sozialen Anspruch und die architektonischen Standards.

Diese Standards sollten den sozialen Wohnungsbau dann im weiteren Verlauf prägen: Mehr als 10.000 bezahlbare Wohnungen errichteten Gewerkschaften mit der Gehag im Berlin der Weimarer Republik.

Dass das zwischen Hyperinflation und Börsencrash funktionierte, erscheint beachtlich – schaut die Politik momentan doch vergleichsweise ratlos dabei zu, wie sich Wohnungsbauunternehmen Jahr für Jahr bei der Anzahl neu gebauter Wohnungen unterbieten. Inflation und hohe Zinsen machen derzeit - so die Begründung der Unternehmen - das Bauen nicht profitabel genug. Der börsennotierte Wohnungsriese Vonovia hat seine Neubau-Investitionen quasi eingestellt – und das alles während nach Schätzungen des Pestel Instituts mehr als 900.000 Sozialwohnungen in Deutschland fehlen.

Unabhängig von Privatwirtschaft bauen

Den Startschuss für das gewerkschaftliche Bauen gab vor 100 Jahren eine Untersuchung von Ärzten der AOK unter den Bewohnern des Stadtteils Prenzlauer Berg mit seinen dicht gedrängten Seitenflügeln und Hinterhäusern. "Die haben die Wohnungen untersucht und festgestellt: Die sind alle viel zu nass, die Leute sind krank", sagt Steffen Adam, Architekt und Bauhistoriker. Es war ein alarmierender Befund.

Baustadtrat Martin Wagner und Gewerkschaftschef August Ellinger waren sich einig: Berlin braucht dringend lebenswerten Wohnraum für Menschen mit niedrigem Einkommen. Sie wurden Unterstützer einer aufkommenden Bewegung in den Gewerkschaften. "Die Bauarbeiter sollten sich organisieren und ihre eigenen Betriebe aufmachen", sagt Bauhistoriker Adam. Dabei ginge es nicht um Gewinne, sie sollten bloß ihr Einkommen erwirtschaften.

Die sogenannte Bauhüttenbewegung bot damit gleich zwei Dinge, die in der Weimarer Republik fehlten: Sichere Arbeitsplätze und vergleichsweise günstiges Baumaterial. Denn die Gewerkschaften besaßen Ziegeleien, Sägewerke und Wälder. Die zum Wohnungsbau notwendigen Produktionsmittel hatten die Arbeiter also selbst in der Hand.

Subventionen für Wohnungsbau durch in den 20ern eingeführte Hauszinssteuer

Als Wagner und Ellinger 1924 die Gehag gründeten, konnte diese trotz ausklingender Hyperinflation direkt loslegen. Brauchte die Wohnungsbaugesellschaft Geld, vergab eine gewerkschaftseigene Bank Kredite. Zudem flossen Subventionen durch die neu eingeführte Hauszinssteuer reichsweit in den gemeinnützigen Wohnungsbau. Die Hauszinssteuer wurde auf Mieterträge erhoben, der Staat schöpfte so die Vermögensgewinne der Immobilieneigentümer ab, deren Schulden durch die Hyperinflation 1923 praktisch verschwunden waren.

So entstandenen die gelben Häuser der Wohnstadt Carl Legien, nur wenige Minuten hinter dem S-Bahnhof Prenzlauer Allee. Sie fallen mit ihren halbrunden Balkonen und der aufgelockerten Bauweise bis heute ins Auge.

Während heute selbst landeseigene Wohnungsbaugesellschaften auf profitorientierte Baufirmen angewiesen sind, hatten sich die Gewerkschaften in der Weimarer Republik vergleichsweise unabhängig von Inflation und Konjunktur gemacht.

Wie die Gehag zum Vorreiter im Wohnungsbau wurde

Kosten sparende Architektur

Stadtbaurat Wagner hatte zudem seinen Freund Bruno Taut zum Chefarchitekten erkoren. Taut zeigte, wie sich hohe Lebensqualität und günstiges Bauen verbinden lassen. Das kann man sich besonders gut in der Hufeisensiedlung in Britz anschauen. Ben Buschfeld wohnt seit 1997 in der Siedlung und vermietet hier auch ein denkmalgerecht hergerichtetes Ferienhaus.

"Taut hat den Städtebau in Berlin revolutioniert", sagt Buschfeld, der einen Architekturführer über die Hufeisensiedlung veröffentlicht hat. "Er hat die üblichen Blockrandbebauungen aufgebrochen und dann versucht, kostengünstige Alternativen zu bieten." Der Architekt Taut war ein wichtiger Kopf des Neuen Bauens, einer Architekturbewegung, zu der auch das Bauhaus oder das Neue Frankfurt zählen.

Die neuen Bau-Ideen des Bruno Taut

Taut ließ qualitativ hochwertige, aber günstige Materialien wie das Holz der märkischen Fichte verbauen. Neben großen Fenstern für viel Licht sollte auch die lange, schmale Form von Tauts Häusern modellhaft werden: Der Zeilenbau ermöglichte, dass innenliegende Wände von zwei Reihenhäusern genutzt werden. Baustellen konnten zudem gleich straßenzugsweise eingerichtet werden – und nicht mehr einzeln für jedes Haus.

Einmal errichtet, variierte Taut nicht nur an Fassaden, Fensterrahmen und Haustüren die Farb-Kombinationen. Um einen monotonen Eindruck trotz serieller Bauweise zu verhindern, spielte auch die Farbigkeit von Oberflächen eine wichtige Rolle – ein fast kostenneutraler Kniff, der die Wirkung kleiner Wohnungen aufwerten sollte.

Die Hufeisensiedlung war mit rund 2.400 Wohnungen im Berlin der Weimarer Republik der Beweis: Sozialbau als Großsiedlung, das geht! Auch wenn es am Ende die etwas besser verdienenden Facharbeiter und Angestellten waren, die in die Hufeisensiedlung zogen: Taut hatte gezeigt, dass sich durch kluge Architektur auch Kosten sparen lassen.

Aalto Hochhaus im Stadtteil Neue Vahr in Bremen, aufgenommen im Januar 2024. (Quelle: rbb/Jannis Hartmann)

Neue Heimat zerbricht an ihrem Erfolg

Zum breiten Phänomen avancierte der gewerkschaftliche Wohnungsbau dann in der Nachkriegszeit. In Bremen war schon früh zu sehen, wie er viele westdeutsche Städte prägen sollte: im Stadtteil Neue Vahr.

Der gewerkschaftliche Wohnungsbauer Gewoba Bremen war zur Regionalstelle der Neuen Heimat geworden, die sich wiederum in der Hand des DGB in Hamburg befand. Am östlichen Stadtrand baute die Gewoba ab 1957 eine der ersten Nachkriegsgroßsiedlungen. "Es war damals eine der größten Wohnungsbaustellen in Europa, man hat hier für 40.000 Menschen geplant", sagt Jörn Schaper, Historiker am Bremer Zentrum für Baukultur.

So elegant und zeitlos wie die Gehag-Siedlungen wirken die Wohnblöcke allerdings nicht – bis auf eine Ausnahme: Das Aalto-Hochhaus, 65 Meter hoch, seit 1995 unter Denkmalschutz. "Das prägt als Leuchtturm natürlich auch über den Stadtteil hinaus", sagt Schaper. Das Haus mit der schmalen Silhouette wurde der damals höchste Wohnturm Deutschlands.

Die Neue Heimat wurde in den Folgejahren zu Europas größtem, nicht-staatlichen Wohnungsbauer. Zeitweise war jeder zwölfte Bauarbeiter in der Bundesrepublik bei der Neuen Heimat beschäftigt. Durch die Vorfertigung der Gebäudeteile in Werken bot sie das ganze Jahr Vollzeitbeschäftigung. 500 solcher Fertigstellungswerke lieferten Teile für Wohnhäuser, aber auch für Krankenhäuser und Einkaufszentren.

Die Neue Heimat konnte mehr produzieren, als benötigt wurde, baute sogar im Ausland. Als der Spiegel 1986 aufdeckte, dass Vorstandsmitglieder Gelder in Millionenhöhe veruntreut hatten und die Neue Heimat eigentlich rote Zahlen schrieb, war das ihr Ende.

Das Land Bremen kommunalisierte die Wohnungsbestände, die Ära des gewerkschaftlichen Wohnungsbaus war vorbei.

Wiederauflage ist nicht in Sicht

Auf Bundesebene markierte das Ende der Neuen Heimat den Beginn einer markt-liberaleren Ära: Ende 1989 wurde die Wohngemeinnützigkeit abgeschafft, nach der Wohnungsunternehmen steuerlich entlastet und staatlich gefördert wurden, wenn sie sich dem Aufbau von dauerhaft preiswertem sozialem Wohnraum verpflichteten. Seitdem gibt es nur noch die Förderung beim Bau von Sozialwohnungen – die aber nach einer bestimmten Zeit aus der Förderung herausfallen und zum Marktpreis vermietet oder auch verkauft werden dürfen.

In Berlin verkaufte 1998 der Schwarz-Rote-Senat als mittlerweile größter Anteilseigner einen Großteil seiner Gehag-Aktien. Ein paar Transfergeschäfte später war die Gehag in der Hand der Deutschen Wohnen, seit 2021 Vonovia.

Als börsennotiertes Unternehmen gibt die Vonovia einen Teil seiner Gewinne durch Mieteinnahmen oder Immobilienverkäufe an Aktionäre weiter. Wird ein Reihenhaus der Hufeisensiedlung verkauft, wird gerne mit dem Welterbetitel der Sozialbau-Ikone geworben. Ein Widerspruch seien Titel und Privatisierung nicht, erklärt die Unesco auf Nachfrage. Ausgezeichnet worden seien die Gehag-Siedlungen als Zeugnisse eines städtebaulichen Wendepunkts.

Kaum Aussicht auf Neuauflage gewerkschaftlichen Bauens

Dass sich so ein Wendepunkt noch einmal wiederholt, danach sieht es nicht aus. Der DGB plant zumindest nicht, wieder in den Wohnungsbau einzusteigen. Und der Berliner Senat – eigentlich durch einen Volksentscheid beauftragt, die Wohnungen der Vonovia zu kommunalisieren – erklärt auf Anfrage lediglich, man sei "aufgeschlossen", Bestände aufzukaufen, wenn diese wohnungspolitisch oder zwecks Quartiersentwicklung interessant seien.

Bundesbauministerin Klara Geywitz strebt zwar eine Neuauflage der Wohngemeinnützigkeit an, die Steuererleichterungen für Wohnungsbaugesellschaften, aber auch mehr Kontrolle vorsehen soll. Bisher liegen dazu allerdings erst Eckpunkte vor.

Wenn sich die Gründung der Gehag im April zum 100. Mal jährt, will der Bauhistoriker Steffen Adam noch einmal alle beteiligten Gewerkschaften und Genossenschaften an einen Tisch holen - zumindest für eine historische Würdigung. Es haben schon fast alle zugesagt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 03.02.2024, 7:34 Uhr

Beitrag von Jannis Hartmann

49 Kommentare

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  1. 49.

    Sie sagen es. Jemand sagte mal zu mir, dass er nicht den Mut hätte das Wagnis ein zu gehen einen derartigen Kredit auf zu nehmen. Polen haben doch auch hier ein älteres Haus gekauft und heute nicht mehr wieder zu erkennen.

  2. 48.

    Vor 2000 waren dort noch einige zu erwerben. Es gab demnach Verkäufer. Wer genug Erbmasse hatte kaufte damals preiswert.

  3. 47.
    Antwort auf [TRAMSR] vom 05.02.2024 um 16:57

    Ein Wassergrundstück verkauft man ja auch nicht, oder? Und erstmal leben ja die Eltern noch. Wenn der Neffe jung verheiratet ist, geh ich mal davon aus, dass die frischgebackenen Großeltern auch noch keine Greise sind.

  4. 46.

    Können Sie haben. Das Durchschnittsgehalt lag 2023 in Berlin bei 3.017 €, wobei es viele Berufe gibt, in denen weniger verdient wird. Macht nach Abzug von Einkommenssteuer und Sozialbeiträgen rund 2.140 €. Ich habe mal eine alleinerziehende Mutter mit einem Kind zugrundegelegt. Was von ihrem Nettolohn übrig bleibt, wenn sie 1.750 oder 1.400 € Miete zahlen muss, können sie sich ausrechnen. Für Mutter, Vater, Kind ist eine 2-Zimmer-Wohnung (solche hatte ich ja nur rausgesucht) eigentlich zu klein. Das mittlere Gehalt für eine Verkäuferin beträgt in Berlin übrigens um die 2.320 €, macht netto rund 1.742 €. Wenn fast ein durchschnittliches Gehalt für die Miete draufgeht, stimmt was nicht mehr, selbst wenn zwei Verdiener in der Wohnung wohnen würden.

  5. 44.

    Ich habe intensive Kontakte zu unseren polnischen Nachbarn. Dort gibt es fast keine Mietwohnungen, sondern fast nur Eigentumswohnungen. Diese sind natürlich nicht alle bezahlt und trotzdem gibt es beständiges Kaufen und Verkaufen, denn im Laufe des Lebens ändert sich ja auch mal die familiäre oder die finanzielle Situation und fordert dann Anpassungen. Geht alles. Nur darf ich keine Angst vorm Leben haben und muss bereit sein, auch mal auf etwas zu verzichten .

  6. 43.

    Das ist wirklich ein humaner Umgang mir Mieter.
    Leider ist die andere Welt nur auf Profit eingestellt. Die Politik ist das Vorbild dazu!
    Genießen Sie ihre Wohnung und weiterhin viel Glück.

  7. 42.

    Sprechen Sie von der Vergangenheit oder von der Gegenwart? Gemixt ist es schlecht darüber, manche Kommentare zu verstehen.

  8. 41.

    Die Realität wird leider heutzutage nicht gerne gehört, wenn es um Verzicht im eigenen Leben geht. Verantwortung für das eigene Leben wird von vielen Menschen nur von der Politik erwartet? Andere Generation, andere Wunscherwartung?
    Meine Steuern wurden vom Staat automatisch lange vom Gehalt abgezogen. Was ich vom Staat auf das Konto überwiesen bekommen habe im Leben, waren 2023 die 300€ wegen der Energiekrise. Gutschriften bei der Einkommensteuer, unwesentlich. Für Sie war ich anscheinend nie krank, dass wäre ein schönes Märchen in meinen Leben gewesen. Ich bin zufrieden, helfe lieber Menschen, die wirklich in Not sind. Und klage nicht über alles.

  9. 40.

    Stimmt. Auch unsere Schwiegereltern sind alt geworden, haben jetzt einen Klotz am Bein. Den können Sie körperlich wie wirtschaftlich nur noch sehr schwer stemmen. Vereinsamen auf dem Dorf in Scham, weil es ja bloß niemand mitbekommen soll, wie Ernst die Lage ist. Wenn man sich aber die Gärten und Dächer anschaut, kann man erahnen, was da los ist.

  10. 39.

    Es gibt auch andere Beispiele: Die Spreefeld-Gruppe brauchte Startkapital und da boten einige gutbetuchte Genoss*innen an, mit größeren Kapitalsummen einzusteigen. Ihre Bedingung: In der Satzung der Genossenschaft müsse festgeschrieben werden, dass die Wohnenden später die Wohnungen zum Erstellungspreis kaufen können.

    Nach dem Einzug begannen Jahre zermürbenden Streits, die schließlich zur Aufteilung führten. Etwa ein Drittel der Bewohner*innen verblieb in der Genossenschaft, der Rest kaufte die Wohnung zu einem Preis, der nur einen Bruchteil des Marktwertes ausmachte. Heute gehört das Spreefeld einer Eigentümergemeinschaft aus Privatbesitzer*innen und Genoss*innen.

    Viele Menschen streben halt doch nach Eigentum.

  11. 38.

    Haben Sie die Werte auch bitte mal kaufkraftbereinigt für mich? Weil die Kugel EIs ja in meiner Kindheit auch 50 Pfennige gekostet hat, dafür bekommt man heute nichts. Dann vergleichen wir wirklich mal Äpfel mit Äpfeln. Danke.

  12. 37.

    Angesichts der Inflation der letzten Jahrzehnte bis heute kann 10 EUR pro qm auch nicht kostendeckend sein. Es kam aber in der Zeit immer wieder auch zu Lohnerhöhungen, somit muss man den realen und nicht den absoluten Wert betrachten. Selbst der Döner kostet heute schon 8 EUR. Der Gamechanger ist es, Menschen Eigentum zu ermöglichen. Menschen dauerhaft in einem Abhängigenverhältnis mit wiederkehrender Miet-Zahlung zu halten, verhindert Wohlstand. Das kann man sehr gut im europäischen Vergleich heute schon ablesen.

  13. 36.

    Wir denken in Deutschland immer, dass wir Kredite zurück zahlen müssen. Ist in vielen Ländern wie der Schweiz zum Beispiel anders. Lieber das Geld an die Bank, sonst wäre das Geld in Miete geflossen. Und eine teilentschuldete Immobilie später weiter zu veräußern bringt ja wegen der Wertentwicklung trotzdem dem Verkäufer ein Maß an Wohlstand, dass dieser sonst nicht erreicht hätte.

  14. 35.

    Schade eigentlich. Der DGB plant zumindest nicht, wieder in den Wohnungsbau einzusteigen. Hier sollten die Mitglieder mal die eigene Gewerkschaft bestreiken. Sitzen doch jede Menge Lobbyisten drin bei den ganzen Gewerkschaften, die könnend er SPD hier ordentlich Feuer machen.

  15. 34.

    Wer sich so wohl fühlt, soll das gerne tun. Ich finde sowieso, dass viel mehr darüber diskutiert werden sollte, wie die Infrastruktur in ländlichen Gebieten gestärkt wird. Wenn die da ist, gibt es auch mehr Arbeitsplätze dort und mehr Menschen, die da leben möchten. Nicht jeder möchte unbedingt in der Stadt sein.

    Ich habe aber in meiner Antwort erläutert, warum das für mich nicht in Frage kommt und für viele andere sicher auch nicht. Da wo genügend Infrastruktur vorhanden sind, sind auch die Grundstücke teuer oder, wie Sie ja selbst schreiben, gibt es sie nicht mehr. Die Kinder haben meistens spätestens als Teenager keine Lust mehr auf ländliche Gegend. Und mit dem Erben ist das auch so eine Sache. Wenn die Eltern nicht frühzeitig sterben, was sich ja keiner wünscht, haben die Kinder bis zum Erbe bereits ihren eigenen Lebensmittelpunkt gefunden und wollen gar nicht unbedingt mehr ins Elternhaus. Für uns Angehörige war das jedenfalls keine Option, als meine Oma mit 98 starb.

  16. 33.

    Das wäre doch mal eine wirklich sinnvolle Aufgabe für Gewerkschaften, Wohnungen zu bauen ist besser als das Geld per Streikkasse sinnlos zu verpulvern.

  17. 32.

    Sehr viele Berliner fanden hier in den Gemeinden ein schönes Zuhause. Kaum noch brauchbare Grundstücke. Kenne so einige mit Familie-meist 2 Kinder- die dann später erben. Wasser und Wald vorhanden. KH und Ärzte; Poliklinik-Apotheke und Märkte. Kleingartenanlagen; es wird immer wieder etwas frei. Baumarkt leider 4 km weg. Berlin ist mir ein Greul.

  18. 31.

    Und morgen, liebe Kinder, erzähle ich euch ein anderes schönes Märchen.

    Selbst wenn es stimmen sollte hatten sie einfach nur Glück dass sie nicht krank oder gekündigt wurden. Hören sie endlich auf solche Märchen als Realität zu verkaufen.

  19. 30.

    Nicht überall wo man leben möchte, ist das Bauen des eigenen Hauses auch möglich. Ich wollte als junge Frau nicht am Rande Berlins oder sogar außerhalb leben und jetzt als ältere eigentlich auch nicht. Ich habe das bei meiner Oma gesehen, die als Witwe in einem viel zu großen Haus auf dem Dorf wohnte. Die Anbindung war schlecht, sie hatte keine Fahrpraxis und war deshalb oft auf uns angewiesen, um zum Einkaufen, zum Friseur, zum Arzt usw. zu kommen. Ähnlich geht es meiner ehemaligen Chefin, die in Lichtenrade in ihrer Eigentumwohnung sitzt und sich langweilt. In Genossenschaften hingegen ist es durchaus möglich, die Wohnung zu tauschen, wenn sie zu groß wird. Das Konzept erscheint mir viel sinnvoller, als die vielen Einfamilienhäuser, die inzwischen rund um Berlin dicht an dicht entstanden sind. Nein, danke.

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