Mobile.de und Kleinanzeigen ziehen nach Berlin - Kleinmachnow verliert Steuereinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe

Do 04.07.24 | 11:33 Uhr
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Ansicht des Büros von Kleinanzeigen in Kleinmachnow(Quelle:rbb/D.Azzam)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 04.07.2024 | Diana Azzam | Bild: rbb/D.Azzam

Die Online-Anzeigenportale Mobile.de und Kleinanzeigen ziehen von Kleinmachnow in Potsdam-Mittelmark nach Berlin-Charlottenburg. Der Gemeinde entgehen dadurch hohe Einnahmen. Das wird sich auch auf den Haushalt auswirken.

Der Gemeinde Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark) entgehen ab 2025 Steuereinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe. Das hat Bürgermeister Michael Grubert (SPD) dem rbb am Donnerstag auf Nachfrage bestätigt. Grund dafür ist der Umzug der Online-Unternehmen Kleinanzeigen und Mobile.de nach Berlin-Charlottenburg zum Jahresende. Bislang hatten sie ihren Geschäftssitz im Gewerbegebiet Europarc Dreilinden.

Zuvor hatte Pierre Du Bois, Sprecher der beiden Unternehmen, den rbb bereits über den Umzug an den Lietzensee informiert.

Gewerbesteuereinnahmen gehen drastisch zurück

Die Gemeinde wurde am Mittwoch von den Unternehmen informiert - "frühzeitig und rechtzeitig vor den Haushaltsplanungen", erklärte Du Bois. Auf die hat der Weggang von Kleinanzeigen und Mobile.de nun gravierende Auswirkungen: Kalkuliert werde in der Gemeinde Kleinmachnow mit Gewerbesteuereinnahmen im Wert von 28 Millionen Euro pro Jahr. "Ein erheblicher Batzen" werde durch den Weggang der beiden Unternehmen nun wegfallen – er werde an die 50 Prozent rangehen, erläuterte Grubert.

"Wir werden drastische Haushaltseinsparungen machen müssen im nächsten Jahr – viele freiwillige Leistungen werden wir uns künftig nicht mehr leisten können bzw. einschränken müssen", so der SPD-Politiker. Er rechnet damit, dass in vielen Bereichen 25 Prozent weniger ausgegeben werden können als bislang.

Weckruf für die Region?

"Der Verlust von Kleinanzeigen und Mobile.de ist ein Weckruf für die Region. Es zeigt deutlich, wie dringend notwendig eine bessere Anbindung des Gewerbegebiets Europarc Dreilinden und Kleinmachnows an den öffentlichen Schienennahverkehr ist", sagte Alexandra Pichl, Landesvorsitzende der Brandenburger Grünen und Fraktionsvorsitzende in der Kleinmachnower Gemeindevertretung: "Die Reaktivierung der Stammbahn darf nicht weiter verzögert werden."

Eine schnelle und zuverlässige Verkehrsanbindung sei entscheidend, um Unternehmen und ihre Mitarbeiter zu halten. Die Reaktivierung der Stammbahn würde laut Pichl die Attraktivität des Standorts Kleinmachnow erheblich steigern: "Wir können es uns nicht leisten, dass weitere Unternehmen abwandern, weil die Verkehrsinfrastruktur nicht ausreicht."

Mietvertrag läuft im Sommer 2025 aus

Ganz überraschend sei die Umzugsankündigung nicht gewesen, so Bürgermeister Grubert: "Es zeichnete sich zuletzt schon ab." Die Gemeinde habe aber alles getan, um Mobile.de und Kleinanzeigen in Kleinmachnow zu halten. Zuletzt seien auch regelmäßig Angebote gemacht worden, um die Verkehrssituation zu verbessern.

Letztlich sei die Entscheidung aber nicht in Kleinmachnow gefallen, ergänzte Grubert: "Es ist auch keine Entscheidung gegen Kleinmachnow, die Entscheidung ist auch nicht gefallen, weil die Stammbahn nicht fährt - letztlich war es eine unternehmerische Entscheidung."

Der Standort in Berlin sei zentraler und besser zu erreichen, sagte Du Bois: "Es fiel uns zunehmend schwer, Mitarbeiter für Kleinmachnow zu gewinnen." Die Teams seien sehr international: "Viele wussten gar nicht, wo Kleinmachnow liegt." Daher sei das Büro in Berlin eröffnet worden. Nun werden aufgrund des im Juni 2025 auslaufenden Mietvertrags in Potsdam-Mittelmark beide Standorte zusammengelegt.

Die beiden Unternehmen beschäftigen in der Region fast 1.000 Mitarbeiter. Viele von ihnen arbeiten mobil, nur wenige fanden zuletzt den Weg in den Europarc Dreilinden. Drei Etagen seien bereits leer, zwei könnten bis Jahresende noch genutzt werden.

"Das Büro genügt nicht mehr unseren Anforderungen", so der Sprecher. Offenere Raumkonzepte seien nötig. Durch Corona habe sich viel in der Arbeitswelt verändert.

Die Gemeinde will nun mit Ebay, dem Hauptmieter der Gebäude, Kontakt aufnehmen. Das Unternehmen hatte laut Grubert aber bereits verkündet, dass es langfristig in Kleinmachnow bleiben wolle.

Zuerst hatte die Märkische Allgemeine von Gemeindevertretern von dem Umzug erfahren.

Mobile ist ebenso wie Kleinanzeigen ein Tochterunternehmen von Adevinta, einem weltweit führenden Anbieter für Online-Kleinanzeigenportale.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 04.07.2024, 19:30 Uhr

 

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32 Kommentare

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  1. 32.

    Der peinliche Witz von Frau Pichl zur Anbindung ist gut. Man kann von Politikern nur Naivität und Unwissenheit erwarten. Der Europark wirbt mit einem grossen Plakat über die Anbindung nach Berlin und Umgegend. Wie viel Zehntausende sollen denn im Europark ein- und aussteigen? Ausserdem ist das Tarifgebiet C! Denken und Rechnen bei Grün Unterniveau
    Nebenbei, Kandidatin zum Bürgermeister von Kleinmachnow.

  2. 31.

    Das ist doch direkt hinter der Berliner Stadtgrenze und im Prinzip dichter an Zehlendorf als an Kleinmachnow.

  3. 28.

    Um Kleinmachnow muß man sich keine Sorgen machen. Traditionell wohnt da der Geldadel und man ist auch gerne unter sich. Auch ist das Gewerbegebiet gut erreichbar mit ÖPNV und Auto. Allein der Faktor Zeit, für die tägliche Anreise und zurück sind nachteilig. Der Trend zurück in die Stadt ist eine gute Nachricht. Gut für Berlin und die paar hundert Fahrgäste mehr verkraftet die BVG problemlos.

  4. 27.

    Kriminelle? Dort? Mal abgesehen von Löwen und anderen Kriechtieren ... Kriminelle?. Insiderwissen? Augenzwinkernd...

  5. 26.

    "Klaro, you get what you pay for: wer nur die alleruntersten Lohngruppen einstellen will (Praktikanten, Studis, workandtravel...), der kriegt halt KEINE Mitarbeiter, vermutlich nirgends, in Charlottenburg auch nicht. "

    So ist es...

  6. 25.

    Die meisten Mitarbeiter kommen vielleicht aus Berlin und wünschen die Verlagerung der Firma, da sie ansonsten die Firmen verlassen.

    Schon mal daran gedacht?

  7. 24.

    Wie gesagt, man kommt sehr zügig mit den Öffis bis Wannsee und weiter zum Europark. Das ist ums Eck. Man kann sogar radeln, wenn nicht gerade für 3 Jahre der Kronprinzessinnenweg gesperrt wäre...

  8. 23.

    "Da wird selbst der unfähigste Tramfahrer:in fürstlich bezahlt."
    Wenn ich solche Neidkommentare immer lese... Fahrer werden dringend gesucht, dazu noch die fürstliche Bezahlung - also nur zu und bewerben! Schön dumm, wer diese Chance nicht nutzt... :-)

  9. 22.

    Es gibt ca. 728,5 Mio Fahrgäste bei der BVG pro Jahr, meinen Sie wirklich, dass da +/- 1000, die noch nicht einmal täglich ins Büro fahren, wirklich einen Unterschied machen werden? Wieviel Prozent des Jahresfahrgastaufkommens sind das doch gleich? 0,00...

  10. 21.

    Und es wird immer wieder verpasst, hier Automatisierung und Digitalisierung voran zu treiben in Berlin. 2 kleine Beispiele: Warum hat man nicht wie in Hamburg einen Rabatt, wenn man ein Online-App-Ticket nutzt? Oder warum gibt es nicht wie in Nürnberg autonom fahrende Bahnen? Der Berliner Senat wäre gut beraten, hier einen deutlichen Technologie-Sprint zu machen, nicht nur wegen der hohen Gehälter, sondern auch weil uns die Arbeitskräfte nach und nach ausgehen, was mittelfristig das größere Problem sein dürfte...

  11. 20.

    Ich stimme Frau Alexandra Pichl nicht zu. Es ist ökologischer, wenn man nicht in schwer erreichbaren Regionen Gewerbegebiete einrichtet. Es gibt zentral in Berlin mit guter Anbindung genügend freie Büroflächen. Klimaschutz ist auch Wege zu verkürzen statt diese künstlich mit ÖPNV zu versorgen. Kein Wunder, dass sich die Klimaschützer von den Grünen nach und nach abwenden...

  12. 19.

    >"Oder auch nur die Besteuerung nicht vor Ort, sondern in Irland läuft?"
    Tesla Grünheide ist eine GmbH in Deutschland mit Hauptsitz in Berlin. Da die Gewerbesteuer auf Gewinn anfällt, wird da noch nicht so viel zu holen sein. Tesla Grünheide ist bisher für Tesla insgesamt ein Zuschussgeschäft. Wovon die Kommunen aber was haben, ist der Anteil an Lohnsteuern der Beschäftigten ja nach Hauptwohnsitz eben dieser. Natürlich auch die Steuern der vielen Unternehmen drumherum um Tesla, die direkt oder indirekt von dieser Gewerbeansiedlung dort profitieren.

  13. 18.

    Ja, das stimmt leider. Kann ich aus jahrelanger Erfahrung nur bestätigen. Gut, dass die Unternehmen jetzt in zentralere Lagen Berlins umsiedeln.

  14. 17.

    Bei den Öffis in Berlin wird zu viel Geld in Personal und zu wenig Geld in Ausstattung gesteckt. Dummerweise haben die Leute alle Tarifverträge. Das würde ohne besser laufen. Da wird selbst der unfähigste Tramfahrer:in fürstlich bezahlt.

  15. 16.

    Es macht einen Unterschied ob man 30 Minuten bis zum Büro braucht oder 90 Minuten. Keiner will drei Stunden am Tag mit rumfahren vergeuden. Da müssten die Gehälter sich auch dementsprechend anpassen. Außerdem ist innerhalb Berlins noch nicht einmal ein PKW notwendig. Da kann man seine Kosten senken und mit den Öffis zum Büro.

  16. 15.

    Na, die fahren nicht alle mit dem ÖPNV. Viele laufen oder nehmen das Rad in Charlottenburg zur Arbeit. Niemand, der nicht muss, nutzt den ÖPNV, um zur Arbeit zu kommen, aber man kann bei schlechtem Wetter und das sogar mit dem 29 EURO-Ticket zum neuen Unternehmensstandort.

  17. 14.

    In der Regel sind es nicht die Studenten hinter denen man her ist. Zumeist haben diese nicht die nötige Expertise und sind nur bedingt eine alternative zu festangestellten. Außerdem besteht bei entsprechender Ambition eine große Chance das die Studenten übernommen werden. Das ist eher eine Win-Win-Situation. Die Ausnutzungsstrategien sind nicht mehr zeitgemäß und eher bei älteren Firmen Usus.

  18. 13.

    Ja, ich stimme Ihnen zu. Der Europaparc Dreilinden ist nicht gut erreichbar. Man ist sogar aus dem Pankow ca. 1 h unterwegs, wenn alles planmäßig fährt. Auto ist hier keine Alternative quer durch die Stadt. Es ist gut, dass unser Unternehmen nun nach Berlin Charlottenburg zieht. Da gibt es dann sogar Regionalbahnanschluss!

  19. 12.

    Also der Standort ist super gut erreichbar, direkt an der Avus, freie Parkplätz zu Hauf, Miles-Wagen stehen bereit, Busse fahren nach Wannsee S-Bahn, oder KLM Rathausmarkt. So würde ich mir das IN Berlin wünschen... Klaro, you get what you pay for: wer nur die alleruntersten Lohngruppen einstellen will (Praktikanten, Studis, workandtravel...), der kriegt halt KEINE Mitarbeiter, vermutlich nirgends, in Charlottenburg auch nicht.

    Der Vorgang an sich ist bekannt, er stand auf dem frei zugänglichen Portal von KLM seit Monaten in der Diskussion, niemand erwähnt Firmennamen, ist wohl nicht "erlaubt", aber die Konsequenzen werden breit diskutiert. Da im Europark sonst keine größeren Firmen stationiert sind, können es nur diese beiden sein. Da fehlt eine Menge Steuergelder, mit denen man hätte wirtschaften können. Aber so ist das Leben mit Großkonzernen.

    Tip an Grünheide: was ist, wenn Tesla geht? Oder auch nur die Besteuerung nicht vor Ort, sondern in Irland läuft?

  20. 11.

    Ich stelle mir gerade vor, wie weitere 1000 Menschen zur Berufsverkehrszeit die U2, U7 oder die S-Bahn benutzen wollen. Die Technik marode, Kurzzüge zur Berufsverkehrszeit etc. Bei Tiertransporten gibt es Mindeststandards, hier nicht. Oder wollen die dann alle mit dem Auto nach Charlottenburg?

  21. 10.

    In diesem elenden Kapitalismus hängt alles nur vom Kapital ab und dem sind die Gemeinden hörig. Da interessieren die Lebensverhältnisse der Menschen niemanden.

  22. 9.

    Tja, man könnte ja auch mal über die Bebauungspläne nachdenken. In dicht besiedelten Gebieten finden sich auch leichter Mitarbeiter.

  23. 8.

    Na klar ist es besser in Berlin-Charlottenburg als Unternehmen ansässig zu sein. Die Fahrtzeit zum Europaparc Dreilinden ist schon sehr weit. Oft erhöht sich die Fahrtzeit dann auch noch durch Unvorhergesehenes. Herzlich Willkommen in der Bundeshauptstadt.

  24. 7.

    Waaas? In Klnmchnw. gibts Kriminelle?! Wie kommsen darauf?!
    Btw: in Radioeins läuft grad "In The Neighborhood" nvon Tom Waits.
    Zufälle gibts!

  25. 6.

    >"Wenn man Personal in den Büros haben möchte muss man ins Ballungsgebiet kommen."
    Und erst Recht, wenn man auf billige studentische Stundenkräfte als Arbeitnehmer abziehlt. Das geht dann nur in Studentenhochburgen.

  26. 5.

    Ich glaube in Kleinmachnow gibt es genug Leute mit Geld und auch ein paar Kriminelle. Da muss man sich mal etwas einfallen lassen, wie man da das Geld holt.

  27. 4.

    Tja, so ist das mit den Gewerbegebieten vor den Toren der Stadt, wenn der Ausbau des ÖPNV nicht hinterher kommt.

  28. 3.

    Der war gut ;-))
    Aber mal ernsthaft, man sollte sich doch fragen, warum es so schwer ist, vor Ort Personal zu akquirieren. Ehrlich gesagt, ich möchte in Brandenburg nicht arbeiten, ob das vielleicht mit dem Hintergrund der erstarkten AfD zu tun hat…

  29. 2.

    Schwer erreichbar zu sein schreckt Talente ab. Wenn man Personal in den Büros haben möchte muss man ins Ballungsgebiet kommen. Es nützt keinem etwas wenn man sich am sprichwörtlichen "A.... der Welt" befindet.

  30. 1.

    TL; DR

    ...hat das etwa mit dem Löwen com letzten Jahr zu tun?

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