Über der vereinbarten Kappungsgrenze - Vonovia will Mieten in Berlin um bis zu 15 Prozent erhöhen

Di 16.07.24 | 20:00 Uhr
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Symbolbild: Ein Gebäude des Immobilienkonzerns Vonovia. (Quelle: dpa/Fassbender)
Video: rbb24 Abendschau | 16.07.2024 | Dilek Üsük | Bild: dpa/Fassbender

Einige Mieter von Berliner Vonovia-Wohnungen müssen sich auf eine Mieterhöhung von 15 Prozent einstellen. Der Immobilienkonzern hält sich damit nicht mehr an die im Wohnungsbündnis vereinbarte Kappungsgrenze von 11 Prozent.

Der Immobilienkonzern Vonovia verstößt mit geplanten Mieterhöhungen in Berlin gegen eigene Zusagen im Wohnungsbündnis mit dem Senat. Vonovia-Sprecher Christoph Metzner bestätigte dem rbb, dass Mieten teils um bis zu 15 Prozent erhöht werden sollen. Im Wohnungsbündnis mit dem Senat hatten sich Wohnungsunternehmen und Verbände vor zwei Jahren auf eine Kappungsgrenze von maximal elf Prozent in drei Jahren verständigt.

Wie viele Vonovia-Haushalte Mieterhöhungen im Umfang bis zu 15 Prozent erhalten haben, teilte Metzner nicht mit. Im Schnitt lägen die Erhöhungen bei knapp 30 Euro pro Wohnung und Monat. Rund die Hälfte läge bei unter 20 Euro. Der Sprecher betonte, die Erhöhungen richteten sich nach dem Berliner Mietspiegel. Vonovia halte sich an die gesetzlichen Regeln.

WBS-Mietobergrenze gleichzeitig gesenkt

Dass Vonovia die im Wohnungsbündnis vereinbarte Kappungsgrenze ignoriere, erklärte Unternehmenssprecher Metzner gegenüber dem rbb damit, dass die auf Bundesebene ursprünglich geplante Absenkung der Kappungsgrenze von 15 auf elf Prozent nicht mehr zu erwarten sei. Man sehe sich deshalb weiter "im Geiste des Bündnisses" handelnd. Die Senkung der Kappungsgrenze hat die Ampel-Regierung auf Bundesebene in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart - bisher ist dies aber noch nicht umgesetzt.

Metzner verwies außerdem darauf, dass Vonovia gleichzeitig die Mietobergrenze für Haushalte mit Wohnberechtigungsschein (WBS) in seinen Beständen gesenkt hat. Mit dem Senat war hier vereinbart, dass die Nettokaltmieten gedeckelt würden, wenn sie mehr als 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens ausmachten. Für Vonovia-Mieterinnen und Mieter gilt nun eine Obergrenze von 27 Prozent.

Kritik von Gaebler und Mieterverein

Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) teilte dem rbb mit, er bedauere es sehr, dass es zu solchen Mieterhöhungsverlangen komme, bevor man sich im Wohnungsbündnis darüber verständigt habe. Das Thema werde auf der nächsten Sitzung des Wohnungsbündnisses besprochen werden. Dass Vonovia die Kappungsgrenze für WBS-Haushalte absenke, begrüßte Gaebler dagegen ausdrücklich.

Der Berliner Mieterverein kritisierte das Verhalten des Wohnungskonzerns. Einmal mehr zeige sich, wie wenig sich die Teilnehmenden des Berliner Bündnisses an die Vereinbarungen gebunden fühlten, wenn es darum gehe, Einschränkungen hinzunehmen, teilte Mietervereins-Geschäftsführerin Wibke Werner mit.

Grüne und Linke verärgert

Auch Grüne und Linke im Berliner Abgeordnetenhaus reagierten verärgert auf die Mieterhöhungsverlangen. "Vonovia schlägt damit endgültig den Sargnagel ins Wohnungsbündnis", erklärte die Grünen-Abgeordnete Katrin Schmidberger. Den Stadtentwicklungssenator forderte sie auf, Konsequenzen zu ziehen und "das unverbindliche Bündnis" aufzulösen. Die Linken-Abgeordneten Katalin Gennburg und Niklas Schenker teilten mit, das Wohnungsbündnis habe sich endgültig erledigt. "Diese Farce muss jetzt auch offiziell beendet werden."

Vonovia verfügt in Berlin über einen Bestand von rund 40.000 Wohnungen. Die Vonovia-Tochter Deutsche Wohnen rund 95.000. Die Zahl der Mieterinnen und Mieter mit Wohnberechtigungsschein liegt konzernweit bei rund 40 Prozent, die durchschnittliche Miete bei 7,60 Euro netto kalt pro Quadratmeter.

Sendung: rbb24 Abendschau, 16.07.2024, 19:30 Uhr

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133 Kommentare

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  1. 133.

    Senden Sie mir bitte die Auflistung!
    Ich suche eine Wohnung.

  2. 131.

    Es wird derweil von staatlicher Seite und Initiativen darüber nachgedacht, die überproportionierte Marktstellung von Vonovia und deine Mietenpolitik, die der Börse geschuldet ist, durch den Verkauf oder die Zerschlagung des Konzerns, wieder geordnete und dem Wohl der Allgemeinheit verpflichtende Verhältnisse einzuführen.

  3. 130.

    Vonovia ist ein führendes Unternehmen im deutschen Immobilienmarkt. Mit einem Bestand von über 400.000 Wohnungen ist es der größte private Vermieter in Deutschland. Insgesamt trägt Vonovia dazu bei, den deutschen Wohnungsmarkt positiv zu gestalten.

  4. 129.

    Es ist Heuchelei der Politik. Zumal das Land Berlin ja 6% Grunderwerbsteuer beim Wohnungskauf verlangt. Hier sollte für den Erwerb der ersten eigengenutzen Wohnung die Grunderwerbsteuer auf max. 1% reduziert werden. Ebenso sollten die anderen Kosten gesenkt werden bei Erwerb von Eigennutz.

  5. 128.

    Vieles kann man hier auf eine KI auslagern, dann müssen Notare für Copy-Paste auch keine 2% mehr bekommen. Auch die Grunderwerbsteuer sollte gesenkt werden, wenn man das Wohnraumproblem wirklich in Berlin lösen möchte. Durch Digitalisierung der Prozesskette können die 5% Gesamtkosten vollkommen ausreichend sein.

  6. 126.

    Artikel gelesen und sehe keinerlei Grund für Empörung.
    Hier bewegt sich alles noch im moderaten, vertretbaren Rahmen.

    Durchschnittlich 7,60 € netto kalt. Mein privater Vermieter (Altbau Wedding) würde mich auslachen.

  7. 125.

    Die Gründe für die geplante Mietanpassung von Vonovia in Berlin können vielfältig sein. Möglicherweise sind steigende Betriebskosten, Instandhaltungsmaßnahmen oder allgemeine Marktfaktoren ausschlaggebend. Ich finde es gut, dass Vonovia als zweites nach Mitbewerbern diesen Schritt geht. Ob nun die Landeseigenen um 9% oder die anderen noch 6% obendrauf legen ist doch in Euro vernachlässigbar, weil 50% der Wohnungen eine Mieterhöhung von 20 EUR oder weniger im Monat insgesamt zu erwarten haben.

  8. 124.

    Es ist erfreulich zu sehen, dass Vonovia in Berlin investiert und in den Wohnungsmarkt einbringt. Eine moderate Mietanpassung kann zur Instandhaltung und Verbesserung der Wohnqualität beitragen.

  9. 123.

    Zum Glück leben wir nicht in einer staatlich gelenkten Planwirtschaft, wenn ich so etwas lese "Auch Grüne und Linke im Berliner Abgeordnetenhaus reagierten verärgert auf die Mieterhöhungsverlangen. "

    Da fehlen einem echt die Worte. Die sollen die Rahmenbedingungen verändern und mehr Menschen Eigentum ermöglichen statt die Wirtschaft zu kritisieren. Das fängt übrigens in Berlin an und endet beim Bund. Weniger Staat, mehr Freiheiten.

  10. 122.

    Ja, diese Idee ist gut. Lieber am Anfang helfen statt ein Leben lang.

  11. 121.

    Das muss gesetzlich mit einer Obergrenze geregelt werden. Die Kauf-Nebenkosten sind aktuell zu hoch. Deswegen hier eine Deckelung auf 5% in Summe. 5-10% Eigenkapital aufzubringen sollte möglich sein. Ein wenig Eigeninitiative ist hier gefragt.

  12. 120.

    Kann ich meine Wohnung nicht bezahlen (Miete oder Rate an die Bank) verliere ich diese. Die Wohnung kann ich verkaufen, die Mietwohnung nur zurück geben. Beide haben Anspruch auf staatliche Unterstützung in dem Fall.

    Also lieber den Menschen bei dem Weg in die finanzielle Unabhängigkeit mit verbilligten Krediten für die erste eigengenutzte Wohnung unterstützen und dann nach ca. 25 Jahren Eigentum haben anstatt lebenslänglich im Mieterhamsterrad gefangen zu sein... Andere Länder machen es erfolgreich vor.

  13. 118.

    Die 6 landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sind schon jetzt hoch verschuldet. Allein im Jahr 2021 stiegen die Verbindlichkeiten bei den sechs Unternehmen um 2,74 Milliarden Euro auf insgesamt 16,94 Milliarden Euro – eine Zunahme um 19,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das geht aus dem Bericht über die wirtschaftliche Lage der sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften im Jahr 2021 hervor. Hier war der Mietanstieg erlaubte Mietanstieg bei 8,7% in 3 Jahren, somit wird sich das Problem verschlimmern. Die gute Nachricht: Es sind sowieso nur etwa 350.000 kommunalen Wohnungen in der Hauptstadt betroffen. Also ein Großteil der Vermieter wird überleben!

  14. 117.

    der böse, ungewohnte Zahlenblock hat übrigens zugeschlagen. Es muss 170 heissen, nicht 140.

  15. 116.

    Die Notare und Makler werden also auf Geld verzichten ? Die Grunderwerbsteuer wird abgesenkt und wodurch kompensiert ? Ein Erzieher weniger pro KiTa oder sowas ? Weniger Polizei ? Stehplätze outdoor in Schulen ?

    Wenn ich der Idee mal grundsätzlich folge, dann geht sowas bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. Die stellen Notare ein (ist bei unverhandelbaren copy/paste-Verträgen en masse nicht mal nötig)... und langjährige Mieter können Eigentümer werden (ohne Stimmrecht). Spart tendenziell Kosten bei der Instandhaltung, Ginge als Punkt 4. folgend auf meinen Beitrag 66 durch.

    Rückkaufpflicht bei Veränderung der Lebensverhältnisse der ehemaligen Mieter zum Kaufpreis abzüglich beschlossener Anteile bereits beschlossener Sanierungsanteile. Sowas in groß und Berlin wird schöner, unvermüllter, sicherer.

  16. 115.

    Ich bezweifle stark, dass Vonovia (Wohnungs-) Bestandsmieten unterhalb von 140 Euro monatlich im Portfolio hat.

    Da dürfte es wohl eher um Garagen oder Stellplätze gehen, ggf. ne Hundehütte.

  17. 114.

    "Den Menschen über die KFW mehr geförderte Kredite geben, die Erwerbsnebenkosten z.B. Notar, Grundbuch, Makler und Grunderwerbsteuer auf Pauschal maximal in Summe 5% per Gesetz begrenzen, dann klappt es zukünftig auch mit 5-10% Eigenkapital."

    Also noch mehr Steuergelder für Immobilenhaie?


    "Ob ich dann monatlich an die Bank zahle oder den Vermieter ist doch egal." Irrtum, kann ich, aus welchen Gründen auch immer, meine Miete nicht bezahlen verliere ich schlimmsten Fall meine Mietwohnung.

    Kann ich meine Kredite nicht bedienen, verliere ich mein Geld, die Wohnung und verschulde mich für den Rest meines Lebens.

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