Unfallserie am Wochenende - Grüne und Linke in Brandenburg fordern erneutes Tempolimit auf der A24

Di 12.09.23 | 15:04 Uhr
  206
Autos und Lastwagen fahren am 05.09.2023 auf der A24 am Rastplatz Ruppiner See. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 11.09.2023 | D. Azzam, S. Teistler | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

20 Jahre lang galt ein Tempolimit auf der A24. Im März wurde es aufgehoben - die Unfallzahlen seien schließlich zurückgegangen. Zuletzt gab es nun wieder mehr Unfälle - die Rufe nach einer Rückkehr des Tempolimits werden lauter.

  • Autobahn A24 war lange Zeit Unfallschwerpunkt mit vielen Toten
  • 2003 wurde Tempolimit eingeführt - die Unfallzahlen sanken drastisch
  • Im März wurde es deshalb wieder aufgehoben
  • Nach vielen Unfällen zuletzt kommen nun Forderungen für neues Tempolimit

Die Grünen in Brandenburg fordern, dass auf der Autobahn 24 zwischen Hamburg und Berlin wieder ein Tempolimit eingeführt wird. Ihr verkehrspolitischer Sprecher, Clemens Rostock, sagte bei rbb24 Brandenburg Aktuell am Montag, angesichts der Unfallserie vom vergangenen Wochenende sollte die frühere Geschwindigkeitsbegrenzung zurückkommen.

Man werde die genauen Unfallzahlen anfragen, um die Entwicklung zu sehen, außerdem werde man über die Öffentlichkeit Druck ausüben und an alle möglichen Stellen appellieren, auch an das Bundesverkehrsministerium. Auch die SPD forderte, die Entscheidung, das Tempolimit auf dem Abschnitt aufzuheben, noch einmal zu überprüfen. Das sagte Ludwig Scheetz, parlamentarischer Geschäftsführer der Brandenburger SPD dem rbb.

Auch Linke fordern sofortiges Tempolimit

Neben den Grünen fordern auch die Brandenburger Linken eine Rückkehr zum Tempolimit auf dem Abschnitt der A24. Der verkehrspolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Andreas Büttner, bezeichnete die Aufhebung des dortigen Tempolimits als "katastrophalen Fehler". Das Tempolimit habe gewirkt, heißt es einer Mitteilung vom Dienstag: "Die Unfallzahlen haben sich deutlich reduziert. (...) Die tragischen Unfälle am vergangenen Wochenende haben deutlich gezeigt: Diese lebensgefährdende Entscheidung war offenbar und vorhersehbar ein Fehler entgegen jedem fachlichen Rat."

Es sei falsch gewesen, den Ländern die Kompetenzen für Tempolimits zu entziehen. "Deswegen fordern wir als Linksfraktion: Sofortiges Tempolimit mit 130 km/h auf der A24 wieder einführen!", so Büttner weiter.

Tempolimit erst im März aufgehoben

Der Abschnitt zwischen den Dreiecken Havelland und Wittstock/Dosse (Ostprignitz-Ruppin) galt lange als Unfallschwerpunkt. Allein im Jahr 2002 starben laut Zahlen des Brandenburger Polizeipräsidiums acht Menschen auf der A24. Daher galt doch in der Folge knapp 20 Jahre lang ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern. Die Zahl der Unfälle sank daraufhin drastisch - im Jahr 2022 starb auf der Autobahn nur noch ein Mensch.

Das Tempolimit wurde im März dieses Jahres schließlich wieder aufgehoben - eben mit der Begründung, dass die Zahl der Unfälle deutlich zurückgegangen sei.

Polizei war gegen Aufhebung des Tempolimits

"Der Bund hat in seiner Verantwortung festgestellt, dass die Gefahrenlage dort so nicht gegeben ist und somit die 130 km/h als Richtgeschwindigkeit richtig sind", sagte im März Nicole Walther-Mund (CDU), Mitglied im Verkehrsausschuss im Brandenburger Landtag, gegenüber rbb24 Brandenburg aktuell zur Aufhebung des Limits.

Die gesunkenen Unfallzahlen heranzuziehen, um das Tempolimit aufzuheben, sei "eigentlich zynisch", sagte Clemens Rostock bereits im März. Im Umkehrschluss würde das heißen: "Es müssen erst wieder viele Menschen sterben, damit wieder ein Tempolimit eingeführt wird."

Auch die Polizei positionierte sich im März gegen eine Aufhebung des Tempolimits, wurde aber nicht erhört. "Dann muss man sichen eben immer wieder zusammensetzen, die Zahlen neu bewerten und dann dementsprechend die Höchstgeschwindigkeit wieder herabsetzen", sagte damals Dörte Röhrs von der Polizeidirektion Brandenburg Nord gegenüber rbb24 Brandenburg aktuell.

Autobahngesellschaft: Präventives Tempolimit gesetzlich nicht möglich

Die Autobahngesellschaft des Bundes argumentierte im rbb: Ein rein präventives Tempolimit sei gesetzlich nicht möglich. "Ein Tempolimit müssen sie aufheben, weil der Gesetzgeber gesagt hat: Auf bundesdeutschen Autobahnen gilt nur die Richtgeschwindigkeit." Wenn eine Autobahn technisch in gutem Zustand sei, wie zum Beispiel die A24, "dann können Sie da kein Tempolimit einführen - außer, es gibt besondere Unfalllagen mit schweren Unfällen in einer kurzen Zeit", sagte Ralph Brodel, Sprecher der Autobahn GmbH Nordost gegenüber rbb24 Brandenburg aktuell.

Erst am Wochenende sind auf der A24 nun 30 Fahrzeuge in zwölf Unfälle verwickelt gewesen.

Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, bei den Unfällen am vergangenen Wochenende sei ein Mensch ums Leben gekommen. Das ist falsch. Es gab den Angaben der Polizei zufolge nur Leichtverletzte. Wir bitten den Fehler zu entscchuldigen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.09.2023, 8:00 Uhr

 

Die Kommentarfunktion wurde am 13.09.2023 um 11:17 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

206 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 206.

    Ich denke es sind jene Mittelspurfahrer gemeint, die selbst am Sonntag ohne LKW dauerhaft un der Mitte fahren. An denen fahre ich mittlerweile rechts vorbei weil weit und breit niemand weiter zu sehen ist.
    Wie kommt man eigentlich darauf jemandem vorzuwerfen, ihm gehörte die Spur nur weil sie schneller fahren? Im umkehrschluss gehört also dem langsameren die komplette Spur und darf somit einfach ausscheren um sich dann Zeit zu lassen bis eine ihm passende Lücke zu einscheren kommt? Einfach überholen lassen zeugt von wesentlich mehr Gehirn, als zb auf Landstraßen Gas zu geben um das überholen zu verhindern weil man achtzig kmh entspannter findet..

  2. 205.

    Ich denke es sind jene Mittelspurfahrer gemeint, die selbst am Sonntag ohne LKW dauerhaft un der Mitte fahren. An denen fahre ich mittlerweile rechts vorbei weil weit und breit niemand weiter zu sehen ist.
    Wie kommt man eigentlich darauf jemandem vorzuwerfen, ihm gehörte die Spur nur weil sie schneller fahren? Im umkehrschluss gehört also dem langsameren die komplette Spur und darf somit einfach ausscheren um sich dann Zeit zu lassen bis eine ihm passende Lücke zu einscheren kommt? Einfach überholen lassen zeugt von wesentlich mehr Gehirn, als zb auf Landstraßen Gas zu geben um das überholen zu verhindern weil man achtzig kmh entspannter findet..

  3. 204.

    Richtgeschwindigkeit ist 130. Schneller fahren darf man nur, wenn es die Straßen- und Verkehrsverhältnisse zulassen. Nicht ohne Grund hat man automatisch Mitschuld an einem Unfall bei Geschwindigkeit >130. Mit zum Überholen ausscherenden Fahrzeugen ist eben immer zu rechnen.

  4. 203.

    Auch Ihnen fehlt die Empathie gegenüber den Schnellen. Warum mögen Sie die nicht? Auch ein Limit hilft da Ihren Befindlichkeiten nicht.

  5. 202.

    Ein Staatsanwalt und die Richter machen aus Ihrer Argumentation aus Fahrlässigkeit schnell einen strafverschärfenden Vorsatz. Weil Ihnen andere egal sind. Sie dürfen die Spur, ähnlich wie auf der Skipiste, nicht wechseln. Es wird ja immer schlimmer und erklärt Unfälle wenn man so denkt wie vorgetragen. Und das hat mit einem Limit nichts zu tun.
    Wenn Sie glauben, ich mache weiter so das Spurwechseln, und bin für ein Limit, damit die Folgen nicht ganz so schlimm sind, dann stimmt neben der Sache nicht nur der Charakter nicht...

  6. 201.

    Ich empfinde, das haben Sie sehr gut zusammengefasst. Mir kommt es so vor, als wenn Geschwindigkeit zunehmend als bloß abstrakte Größe angesehen wird, nicht aber als konkrete Größe mit ganz spezifischen Auswirkungen. Ein nicht gerade kleiner Teil scheint auch den "Entschleunigungs-" und Anhalteweg zwischen den unterschiedlichen Geschwindigkeiten linear zu setzen.

  7. 200.

    Wollen Sie, aus Überlebensgründen, die Spurwechselregel nochmal nachlesen? Sie ist eindeutig formuliert. Aus gutem Grund.

  8. 199.

    Wie kommen Sie darauf, dass ich das tue? Wenn jemand schneller ist als ich, fahre ich immer zur Seite, unabhängig davon, ob ich das angeschlagene Tempo hinter mir gut finde, das gerade erlaubt ist oder auch nicht. Ich nehme nämlich im doppelten Sinne Rücksicht, schon im eigenen Interesse. Könnten Sie vielleicht demnächst auch mal üben.

  9. 198.

    Es gibt von Natur aus schnellere und langsamere Menschen, das lässt sich am Schritt und auch am sonstigen Vorgehen ablesen. Und es gibt soziale und asoziale Geschwindigkeiten: Wenn jemand mit 40 km/h die Lange Brücke in Potsdam mit seinem 27 Gang-Fahrrad hinuntergeschossen kommt und den kombinierten Geh- und Radweg aufwühlt, wenn jemand mit 180 km/h die Autobahn "durchpflügt".

    Da gibt es nichts zu gönnen; asoziale Verhaltensweisen müssen unterbunden werden, wenn Humanität nicht nur eine verbale Hülse für eine Sonntagsrede sein soll. So einfach ist das.

  10. 197.

    Die Meisten fahren zwischen 110 und 130 km/h und 10 % fahren mit Tempo 160 - 180, ggf. sogar 200. Genau um die Hätschelung dieser Klientel geht es. Und sei es über Leichen.

  11. 196.

    Oh doch, ich verstehe im Gegensatz zu Ihnen ganz gut. Ich schere nicht mit 130km/h auf die linke Spur wenn schnellere Fahrzeuge ankommen und belagere diese dann Kilometer für Kilometer!

    Bitteschön, für das Gespräch.

  12. 195.

    Wieviel Raser sehen Sie eigentlich? Die meisten fahren zwischen 130 - 160km/h, das sind ganz normale Reisegeschwindigkeiten. Hier geht es schon gar nicht mehr um ein Tempolimit, hier wird jeder angefeindet der sich traut 5km/h mehr als 130km/h zu fahren!

  13. 194.

    Wie schnell war die Unfallbeteiligten hier? Wisen Sie mehr?

  14. 193.

    „ Und die Unfälle werden nicht durch die Geschwindigkeit verursacht, sondern einfach nur durch menschliches Versagen der Fahrer/Innen.“

    Wenn man mal technisches Versagen beiseite lässt, so ist es zwar menschliches Versagen, aber natürlich steigt mit sehr hohen Geschwindigkeiten, insbesondere bei großen Geschwindigkeitsunterschieden, das Unfallrisiko eines Auffahrunfalls. Mindestabstände, so sie denn überhaupt eingehalten werden, gehen immer von bewegten Objekten aus, also von der Annahme, dass der Vorgänger selbst noch einen gleichwertigen Bremsweg hat. Die Annahme trägt also bei großen Geschwindigkeitsunterschieden nicht mehr. Zweitens werden Unaufmerksamkeiten bei hohen Geschwindigkeiten in entsprechend lange Reaktionswege übersetzt. Auch hier bricht der Abstand gnadenlos zusammen und die Aufprallenergie ist wieder wegen v^2 entsprechend hoch.

  15. 192.

    Schon mal einen Raser mit 200 km/h im Rückspiegel heranrasen gesehen? Die tauchen so schnell auf, dass man die beim Starten des Überholvorgangs noch gar nicht sieht.
    Mitunter würde es ja bedeuten, dass nur noch Raser die linke Spur nutzen dürfen, Fahrer, die langsamer als 180 fahren, haben sich gefälligst hinter den LKW's aufzuhalten...

  16. 191.

    Irgendwie echt unlogisch die Begründung, warum das Tempolimit wieder aufgehoben wurde. Da könnte man ja genauso gut sagen, dass Alarmanlagen in Banken abgeschafft werden, weil Banküberfälle seitdem abgenommen haben...

  17. 190.

    Sie verstehen es einfach nicht. Es geht um Unfallvermeidung. Zu der Sie aus Uneinsichtigkeit und Rücksichtslosigkeit keinen Beitrag leisten wollen. Hoppla, jetzt komm ich. Das ist Ihre Devise.
    Danke für das Gespräch.

  18. 189.

    Lassen Sie uns an Ihrem Wisensvorsprung teilhaben und belegen für die diskussionsauslösenden Unfälle den von Ihnen angeführten Geschwindigkeitsunterschied. Oder haben Sie den nur ausgedacht wue neulich die Route vom Naturkundemuseum zum Zentrum von Moabit nur mit S- und U-Bahn und zweimaligem Umsteigen, nur zu zeigen, wie toll die Strassenbahn ist?

  19. 188.

    Wenn bei einem Unfall immer nur der Schuldhabende geschädigt werden würde, ok, je schneller die Idioten mit ewigem Bleifuß oder anderem schlechten Fahrverhalten nicht mehr aktiv am Straßenverkehr teilnehmen können, um so besser. Leider trifft es halt bei Unfällen oft auch andere, angefangen mit Beifahrern.

  20. 187.

    Gönnen Sie, dass jemand schneller sein möchte als Sie selber. Wer ausschert und glaubt, dass der Blinker für Vorfahrt sorgt, hat die Regel missverstanden: Wenn ich die Spur wechsle, dann gefahrlos. Ähnlich beim Radfahren. Schlenker sind lebensgefährlich.
    Bitte tun Sie sich leichter, dass es Schnelle gibt. Ändern können Sie das nicht. Nicht einmal mit einem Limit.

Nächster Artikel