Interview | Psychiater zu Einsamkeit - "Das junge Erwachsenenalter um die 30 Jahre ist ein großer Risikobereich für Einsamkeit"

So 12.11.23 | 08:55 Uhr
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Symbolbild: Eine Frau steht in einem sprialenförmigen Treppenhaus. (Quelle: dpa/J. Stratenschulte)
Audio: rbb|24 | 12.11.2023 | O-Ton aus dem Interview mit Madza Adli | Bild: dpa/J. Stratenschulte

Einsamkeit ist nicht nur ein weitverbreitetes Phänomen, das krank macht. Es trifft häufig auch schon 30-Jährige. Weitere Risikofaktoren: Alleinleben in Städten und sprachliche und kulturelle Hürden, sagt der Berliner Psychiater Mazda Adli.

rbb|24: Hallo Herr Adli. Wann ist man eigentlich einsam und wann allein?

Mazda Adli: Einsamkeit und Alleinsein kann man keinesfalls gleichsetzen. Einsamkeit ist eine – in der Regel belastende – menschliche Grunderfahrung. Genau genommen ist es eine Unterform von sozialem Stress. Während Alleinsein für viele ein angenehmer Zustand ist – der sogar ein richtiger Luxus sein kann. Solange das Alleinsein jederzeit unterbrochen werden kann, wenn man es nicht mehr sein möchte, ist man definitiv nicht einsam. Deshalb fühlen wir uns in der Regel auch nicht einsam, wenn wir alleine durch den Wald oder am Strand entlang spazieren. Das wird eher als wohltuend empfunden.

Einsamkeit hingegen beschreibt einen Zustand, bei dem es an Unterstützung durch andere mangelt. Also an Menschen, die mit einem Zeit verbringen oder einen mögen. Ihren giftigen Stachel bekommt Einsamkeit dadurch, dass die Betroffenen in der Regel den Eindruck haben, diesen Zustand nicht aus eigener Kraft unterbrechen zu können.

Zur Person

Archivbild: Mazda Adli, Psychiater und Stressforscher. (Quelle: dpa/J. Schmitz)
dpa/J. Schmitz

Psychiater und Stressforscher - Mazda Adli

Mazda Adli (54) ist ein deutscher Psychiater, Hochschullehrer und Autor. Adli forscht zum Thema Stress mit einem Fokus auf dessen Entstehung im urbanen Raum. Er ist Chefarzt der Berliner Fliedner Klinik und außerordentlicher Professor an der Charité.

Einsamkeit wird oft mit Depression in Verbindung gebracht. Bedingt das eine vielleicht sogar das andere? Und was war dann zuerst?

Einsamkeit kann einer Depression vorausgehen, sie kann der Depression aber auch folgen. Beides ist möglich. Einsamkeit ist, wie ich es gerade schon beschrieb, eine Form von anhaltendem oft chronischem Stress. Und Depression ist eine ganz klassische Stressfolgeerkrankung. Einsamkeit kann also ein Wegbereiter für eine depressive Erkrankung sein. Übrigens nicht nur für Depressionen, sondern auch für andere psychische und auch körperliche Erkrankungen. Es gibt gute und sehr große Studien, die zeigen, dass Einsamkeit gesunde Lebensjahre kosten kann. Es gibt sogar so etwas wie eine Einsamkeitssterblichkeit. Einsamkeit ist also ein Risikofaktor für Erkrankungen.

Gleichzeitig ist es so, dass Depressionen sehr viele Auswirkungen auf das Alltagsverhalten haben. Die Betroffenen ziehen sich zurück, haben keine Energie, keinen Antrieb mehr. Und dieser soziale Rückzug hat dann oft auch zur Folge, dass die Menschen sich von Freunden, Familienangehörigen und anderen, die sie umgeben, zurückziehen. Manchen fällt es sehr schwer, überhaupt noch das Haus oder sogar das Bett zu verlassen. Das birgt natürlich einen Risikofaktor für Einsamkeit. Das ist auch aus psychotherapeutischer oder psychiatrischer Sicht sehr wichtig im Auge zu behalten. Denn wenn eine Person einsam wird, eventuell auch durch eine Erkrankung, dann ist das ein Zustand, der zum krankheitsaufrechterhaltenden Faktor werden kann.

Wer hat ein besonders großes Risiko, einsam zu werden?

Einsamkeit ist etwas, was uns alle betreffen kann. Es gibt jedoch tatsächlich bestimmte Risikokonstellationen wie beispielsweise das Alter. Mittlerweile weiß man, dass es nicht allein ein Thema des hohen Alters ist. Der erste große Altersgipfel für das Thema Einsamkeit liegt bei ungefähr 30 Jahren. Einen zweiten, etwas kleineren Peak gibt es dann mit 60. Anders als vermutet, gibt es dann minimale Ausprägungen von Einsamkeitswerten beim Alter um 75 Jahren. Es steigt dann relativ steil jenseits der 80 wieder an. Die Gründe für Einsamkeit unterscheiden sich dabei je nach Lebensalter. Im hohen Alter liegt es vor allem am fehlenden Lebenspartner und gesundheitlichen Einschränkungen. In jüngerem Alter ist es eine Häufung von Faktoren wie Einkommen, Arbeitsverhältnis und Beziehungsstatus. Klar ist aber inzwischen, dass das junge Erwachsenenalter und das hohe Alter die beiden großen Risikobereiche für Einsamkeit in der Lebensspanne sind.

Dann hat man gerade während der Pandemie in den Städten gesehen, dass Einsamkeit schneller entsteht, wenn Menschen allein wohnen. In den großen Statistiken kann man zwar kein Stadt-Land-Gefälle so ganz klar nachzeichnen, doch aus meiner klinischen Erfahrung und den Sprechstunden kann ich schon sagen, dass Einsamkeit gerade die Menschen, die in den großen Städten alleine leben, sehr betrifft. Manche können auch mit der Anonymität einer Großstadt nicht gut umgehen. Gerade in der Pandemie sind viele junge Erwachsene, die für ihr Studium nach Berlin gezogen sind, ganz einsam geworden.

Auch kulturelle und sprachliche Hürden können einsam machen. Sie machen es schwer, am Alltagsleben teilzuhaben. Das betrifft etwa Menschen mit Migrationsgeschichte, die vielleicht auch noch zusätzlich Ausschlusserfahrungen machen und das Gefühl haben, nicht dazuzugehören.

Im Bezirk Reinickendorf war neulich die Stelle eines Einsamkeitsbeauftragten ausgeschrieben. Darüber wurde sich im Internet auch lustig gemacht. Also ob man dafür wirklich studiert haben müsste und so weiter. Was muss denn ein Einsamkeitsbeauftrager können?

Es gibt ja nicht das Berufsbild des Einsamkeitsbeauftragten. Aber ich finde es sehr innovativ und vorbildlich von Reinickendorf, dass man dort mit gutem Beispiel vorangeht und das Thema damit auf die Agenda setzt. Ich finde, das ist ein wichtiges Signal. Auch, um das Thema besprechbar zu machen, das sehr stark tabuisiert ist.

Die Aufgabe eines solchen Einsamkeitsbeauftragten kann sicherlich jeder wahrnehmen, der eine Motivation hat, sich gegen diesen Belastungsfaktor zu engagieren. Da geht es vermutlich darum, Ideen zu haben und Strategien zu entwickeln, wie die Belastung durch Einsamkeit verringert werden kann. Menschen müssen gute Gründe haben, vor ihr Haus zu treten und mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen.

Einsamkeit ist eine Form von anhaltendem oft chronischem Stress. [...] Sie kann ein Wegbereiter für psychische und körperliche Erkrankungen sein

Mazda Adli, Psychiater und Stressforscher

Ist Einsamkeit das Thema der Zukunft? Weil die Gesellschaft überaltert und zudem die Digitalisierung dafür sorgt, dass viele gern zuhause sitzen und sich fast ausschließlich im Internet bewegen?

In der Tat kann man den Eindruck bekommen, dass das Thema an Bedeutung zunimmt. Das liegt in erster Linie daran, dass es ein steigendes Bewusstsein dafür gibt, dass durch die Pandemie noch befeuert wurde. Da ist man sensibler dafür geworden, dass Einsamkeit viele Menschen betrifft. Es ist aber nach wie vor ein Thema über das zu sprechen vielen sehr schwerfällt. Einsamkeit ist noch immer ein extrem schambelastetes Thema. Ich kann auch als Psychiater bestätigen, dass es vielen Menschen sehr viel leichter fällt, über beispielsweise Depressionen zu sprechen.

Was hilft noch? Wie kommen Menschen, die sich einsam fühlen, da wieder raus?

Über Einsamkeit zu sprechen und sich zu öffnen, ist wirklich das Allerwichtigste. Vielleicht einem Hausarzt gegenüber. Oder gegenüber Familienangehörigen oder man spricht mit einem Nachbarn. Bei den nordafrikanischen Touareg gibt es einen Spruch, der sagt: "Einsamkeit ist nicht traurig, wenn sie beachtet wird". Wir müssen also hinschauen und darüber sprechen, damit das Thema etwas von seiner Tabu-Last und damit auch von der psychologischen Last verliert.

Ein weiteres Gegengift sind soziale Kontakte und soziale Verbundenheit zu anderen Menschen. Mein Rat an Betroffene ist daher auch, jeden Grund zu nutzen, um vor die eigene Haustüre zu treten. Denn soziale Zeit, die man vor der eigenen Haustür verbringt, tut uns psychisch gut und wirkt Einsamkeit entgegen. Man kann auch vor die Tür seines Mietshauses treten, das Klingelschild studieren und schauen, wie die anderen Menschen heißen, die im selben Haus wohnen – und sich darüber klarwerden, wie viele davon man eigentlich kennt. So kann man sich in der eigenen Nachbarschaft noch mehr Vertrautheit schaffen. Man kann auch die eigene Straße und die Nebenstraße entlanglaufen und schauen, was da für Läden sind, wie es riecht und was da für Menschen leben und arbeiten. Das hilft, um sich mehr Zugehörigkeit und das Gefühl, dorthin zu gehören und zuhause zu sein, zu verschaffen.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Sabine Priess, rbb|24

Sendung: rbb24 Abendschau, 07.11.2023, 19:30 Uhr

39 Kommentare

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  1. 39.

    „engen Zeitplan zwischen Kita, Arbeit und Hausarbeit bleibt keine Zeit mehr für Hobbies und Freunde“
    Dann stimmt heutzutage, mit soviel Freizeit, wie es sie noch nie gab, etwas Gravierendes nicht. Siehe bei „Helle“ in #10.

  2. 38.

    Warum der Höhepunkt um 30? Biografische Brüche.

    Bis Mitte 20 ist man an einer Uni oder in einer Ausbildung. Dort sind viele im gleichen Alter, in ähnlicher Situation, mit ähnlichen Zielen. Da ist es leicht, anzuknüpfen und es gibt viele Angebote dafür.

    Diese Bindungen tragen noch ein par Jahre darüber hinaus. Dann ziehen die Leute weg und vor allem : Sie heiraten und bekommen Kinder.
    Entweder sind Sie dann Single und ihre Freunde haben keine Zeit mehr und das Baby ist deren einziges Thema.

    Oder sie sind selbst Vater/Mutter und in einem engen Zeitplan zwischen Kita, Arbeit und Hausarbeit bleibt keine Zeit mehr für Hobbies und Freunde. Alle(!) sozialen Bedürfnisse nur noch auf den Partner zu beziehen, überlastet schnell die Beziehung - und führt oft auch zu Einsamkeit.

    Dazu kommt, soziale Einrichtungen adressieren oft nur Kinder/Jugend und Senioren. Um 30 sind Freizeit und Sozialleben weitgehend kommerzialisiert - und damit für viele zu teuer.

  3. 37.

    Ich denke, da verstehen Sie mich falsch. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass eine gute Eltern-Kind-Beziehung allein nicht alle Aspekte, die Einsamkeit auslösen, abdecken kann. Da der Mensch ein soziales Wesen ist, finde ich es auch schwierig, hier Schuldzuweisungen vorzunehmen. Natürlich kann jeder selbst versuchen, etwas gegen Einsamkeit zu tun. Aber das Umfeld muss auch mitspielen. Und außerdem ist Einsamkeit im Gegensatz zum konkreten Alleinsein ein abstraktes Gefühl. In einer Menschenmenge - oder innerhalb der liebenden Familie - ist man nicht allein, kann sich aber dennoch einsam fühlen. Übrigens bin ich knapp älter als Sie und habe trotz sehr liebevoller Familie selbst schon einsame Momente erfahren ;-)

  4. 36.

    Ich staune, mit welcher Vehemenz und Härte immer wieder auftaucht, man sei stets selbst verantwortlichm und zwar ganz allein, und müsse eben die Folgen tragen – wenn man schoon so dumm war … zu tun. Also, genau solche Anwürfe lösen Vereinzelungsgefühle in mir aus. "Du bist du, und zwar (ganz) allein".

    Nein, wir sind soziale Menschen, lebenslang abhängig voneinander, von Mutter, Vater, Familie, Gesellschaft, Freunden, von deren Willkommen und Wohlwollen. Nicht nur in guten Zeiten.

    Mich entsetzt regelrecht, wie tief Hamsterrad und Bildung nach Wirtschaftswünschen, Durchtaktung des Lebens teils völlig verinnerlicht zu sein scheinen. Das als Realität – so ist es nun mal – allein hinzustellen, wirkt, als gäbe es gar keine andere Art zu leben, kein alternatives gesellschaftliches Miteinander.

    Dann ist klar: Man kann nur drinnen mitlaufen oder draußen einsam frieren.

  5. 35.

    Gern auch niedrigere Mieten. Bei denen gab es seit Jahrzehnten nur eine Richtung: steil bergauf. Und es geht jährlich weiter.

    "Vielleicht einfach mal über höhere Löhne nachdenken, Fleißige sind fleißig, auch wenn sie wenig verdienen."

  6. 34.

    Ich sehe bei jüngeren in erster Linie die Handygeneration. Nur das Ding in der Hand und hunderte Freundschaftsklicks. Alles wird nur hin und her geschrieben. Die Menschen verlernen echten Kontakt und Umgang miteinander. Freunde einfach mal echt treffen und Handy zur Seite legen. Oder richtig anrufen und über Telefon sprechen.

  7. 33.

    Sie sind also der Meinung, dass andere daran Schuld sind, wenn man einsam ist? Ich bin nicht dieser Meinung. Ich muss mich schon selbst bewegen und nicht warten, bis jemand zu mir kommt, um mit mir z.B. zu reden, tanzen zu gehen o.ä.
    Und bei einer liebevollen respektvollen Familie wird einem Einsamkeit nicht passieren.
    Außerdem kann ich mir in Zeiten des Internets nicht vorstellen, dass man keine Kontakte hat, wenn auch nicht persönlich. Sogar das gute alte Telefon kann man nutzen.
    Ich bin übrigens 71 Jahre, falls Sie jetzt mit der Alteleuteschiene kommen wollen.

  8. 32.

    "Einsamkeit hat auch unterschiedliche Dauer. Es können Momente oder Jahre sein. Auf jeden Fall ist es ein höchst persönliches Empfinden und nichts, was man vorschnell mit "selbst schuld" abtun sollte."
    Sie haben völlig Recht, aber so habe ich den Kommentar von [Bones] auch nicht verstanden, eher so, dass dort die Grundlagen gelegt werden können. Was später dann im Leben passiert, darauf hat man nicht immer zu 100 Prozent Einfluss, aber die Grundlagen und die Liebe, die man mitbekommen hat, können dann vielleicht trotzdem hilfreich sein. Ich habe es überhaupt nicht als Schuldzuweisung verstanden.

  9. 31.

    "Aber nichts spricht gegen ein authentisches und glückliches Leben, wer resilient ist, sieht überall ein Licht, ein Ziel. Also, seid glücklich, seid lieb zu euch und seht das Licht am Ende des Tunnels, es geht immer weiter, egal wie, das Leben ist kostbar und schön und einmalig. Es geht mal bergauf und wieder bergab, in der Zeit dazwischen lebt und liebt."

    Für diesen Absatz möchte ich mich gerne vor Ihnen verneigen: DANKE

  10. 30.

    Ehm mit Verlaub, wie ist heutzutage praktisch möglich, gerade bei jenen "um die 30 Jahre"?
    Ich sehe es so, das sich doch so Einige selber, begünstigt durch die Digitalisierung, sich in eine Art Isolation begeben haben.
    KI könnte Jenen helfen - nur ne Theorie.
    Kann nicht auch da in irgendeiner "wissenschaftliche/medizinische" Theorie ein Zusammenhang bestehen?
    Wenn man sich auf Nullen und Einsen verläßt ist auf der Strasse die Realität (sonderbarer Weise) anders,
    Ist es wirklich nur auf unserer Welt so grausam?

  11. 29.

    „Wenn die Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie groß sind, gib ihnen Flügel,“
    Dann klappt es auch mit der „lebenslangen Liebe“ und niemand ist einsam :-)"
    Das haben sie richtig schön geschrieben :-).

  12. 28.

    Das Abwehrverhalten gegen Hilfsangebote ist in ländlichen Gegenden enorm groß. Viele Ältere sehen Psychologen und Psychiater und den Gang in die Praxis immer noch im Zusammenhang mit: „Der oder die hat ne Macke.“
    Schon wurde gewertet, um ja nicht darüber nachdenken zu müssen, sich dem zu öffnen und vernünftig darüber nachzudenken, professionell Hilfe zu bekommen. Abwehrverhalten ist menschlich. Schließlich wollen wir ja alle gesund erscheinen. Aber wenn man bereit ist und tatsächlich Hilfe annehmen kann, man sich intrinsisch darauf einstellt, wird man diese Hilfe annehmen können. Dabei hilft man ja nur den Klienten zu begleiten, den Weg und die Erkenntnisse findet der Klient ganz allein, wenn er nur will.

  13. 27.

    „Wann ist man eigentlich einsam und wann allein?“ – da werde ich auch mal goog… befragen.
    Schon die erste Antwort dieses/eines Psychiater wirkt auf mich Wischi-Waschi.
    Mir fällt es immer schwer, beim Thema Psyche geäußerte Verallgemeinerungen zu lesen oder zu hören, als ob dies Gesetzmäßigkeiten sind.
    Jemanden auf Strasse, der Arbeit, den Öffentlichen anzusprechen mit der Angabe: Ich bin einsam – könnte mehr Hilfe bedeuten wie die eines „Psychiater*innen“.

  14. 26.

    Aber bei Einsamkeit geht es eben nicht nur um die Eltern-Kind-Beziehung. Menschen haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse, die, wenn sie nicht befriedigt werden, zu Einsamkeit führen können. Das kann sein, dass ich niemanden finde, mit dem ich meine Gedanken zu bestimmten Fragen austauschen kann, dass niemand mit mir Tanzen geht, dass niemand mit mir isst, oder aber, dass niemand Nähe mit mir teilt. Einsamkeit hat auch unterschiedliche Dauer. Es können Momente oder Jahre sein. Auf jeden Fall ist es ein höchst persönliches Empfinden und nichts, was man vorschnell mit "selbst schuld" abtun sollte.

  15. 25.

    Antwort auf "øre" vom Sonntag, 12.11.2023 | 13:39 Uhr
    "Sitzen dann also 2 Einsame an 2 Orten, weit entfernt voneinander, die seelischen Grundbedürfnisse ignorierend." Ich habe das so gelöst, dass ich meine Mutter jedes zweite Wochenende besucht habe. Dort, wo sie wohnte gab es für mich keine Arbeit und später auch keine Wohnung und wollte und konnte weder reisen noch umziehen.

  16. 24.

    Antwort auf "Kolle" vom Sonntag, 12.11.2023 | 13:44 Uhr
    "Aber haben Sie mal nachgefragt, warum Mitmenschen tun, was sie tun? Z. B. im Büro Kopfhörer tragen..." Ja, habe ich, sie hört Musik. Die Firma besteht nicht auf 100% Präsenz, dadurch ist es im Büro nicht übermäßig laut.
    "Vgl. signalisiert mir "Quatsch mich nicht an" – vielleicht ist das gar nicht an Sie gerichtet, sondern nur eigener Schutz, damit man konzentriert arbeiten kann." Ja, vielleicht ist das alles so, aber im Umkehrschluss wird sich beschwert, dass man Infos aus dem Team nicht mitbekommt.

  17. 23.

    „Vielleicht einfach mal über höhere Löhne nachdenken, Fleißige sind fleißig, auch wenn sie wenig verdienen. “
    Löhne werden nicht von der Politik oder Talkshows gemacht. Dafür, und was man mehr oder weniger aufwendig lernt, ist man selbst zuständig. Andere nicht.
    Hier wird ein anderes Thema besprochen: Warum sich auch Jüngere einsam fühlen. Aber das muss nicht stimmen. Es wurde behauptet, mit dem Wörtchen „großer Risikobereich“. Was für eine Formulierung...auf jeden Fall so gar nicht wissenschaftlich.

  18. 22.

    „ Stehe noch auf der Leitung …“
    Das Gefühl habe ich auch ;-)
    Es ist das Ziel aller Eltern, „Wenn die Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie groß sind, gib ihnen Flügel,“
    Dann klappt es auch mit der „lebenslangen Liebe“ und niemand ist einsam :-)

  19. 20.

    Einsamkeit ist subjektiv zu betrachten und wenn Naja Einsamkeit so einschätzt, sollte man ihr nicht widersprechen, denn die Einsamkeit von Helle ist sicher eine andere Einsamkeit. Es kommt immer auf die Grundstruktur des Menschen an.
    Der Unterschied von Einsamkeit und Alleinsein ist auch subjektiv zu betrachten. Der eine ist allein, aber nicht einsam, der andere ist einsam, aber nicht allein. Ein ewiges Thema mit vielen Facetten.

    Aber nichts spricht gegen ein authentisches und glückliches Leben, wer resilient ist, sieht überall ein Licht, ein Ziel. Also, seid glücklich, seid lieb zu euch und seht das Licht am Ende des Tunnels, es geht immer weiter, egal wie, das Leben ist kostbar und schön und einmalig. Es geht mal bergauf und wieder bergab, in der Zeit dazwischen lebt und liebt.

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