Waldzustandsbericht 2023 - Illegaler Müll im Wald kostet Brandenburg mehrere Millionen Euro

Mo 11.12.23 | 12:49 Uhr
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Symbolbild:Ein illegal abgestellter Herd auf einer Wiese im Wald entsorgt.(Quelle:blickwinkel/M. Wuchenauer)
Audio: rbb24 Inforadio | 11.12.23 | Amelie Ernst | Bild: blickwinkel/M. Wuchenauer

Der viele Regen tat dem Brandenburger Wald gut - mehr als eine Verschnaufpause nach den Dürrejahren sieht Umweltminister Vogel jedoch nicht. Problematisch ist auch der Müll, der vor allem im Berliner Umland illegal abgelagert wird.

Die Entsorgung von illegalem Müll in Brandenburger Wäldern hat das Land allein im Jahr 2022 rund 7,2 Millionen Euro gekostet. Dies geht aus dem Waldzustandsbericht 2023 hervor, den Umweltminister Axel Vogel am Montag in Potsdam vorgestellt hat.

"Abfälle, die im Wald unzulässig abgelagert wurden und bei denen ein Verantwortlicher nicht festgestellt werden kann, werden vom Landesbetrieb Forst Brandenburg erfasst und eingesammelt. Im Jahr 2022 wurden mehr als 6.078 Kubikmeter Müll illegal in den Wäldern Brandenburgs abgelagert", heißt es in dem Bericht. Dies entspreche einem 6 Kilometer langen, 1 Meter breiten und 1 Meter hohen Müllwall.

Auch im Jahr 2023 wurden bis Ende Oktober bereits 5.197 Kubikmeter illegaler Müll registriert. Im Jahr 2022 kostete allein das Einsammeln dieses Mülls - also noch ohne Entsorgung - mehr als 2,1 Millionen Euro.

Hotspots: Autobahnausfahrten rund um Berlin

Das Berliner Umland ist demnach von den illegalen Müllplätzen besonders stark betroffen. Die Autobahnausfahrten und umliegenden Waldflächen entlang des Berliner Rings seien die "Hotspots der illegalen Müllablagerung". Trauriger Spitzenreiter sei die Oberförsterei Neuendorf (Oberhavel) mit 724 Kubikmetern im Jahr 2022, sowie bislang 627 Kubikmetern im Jahr 2023.

Dies würde laut Bericht bedeuten, dass "Waldarbeiter der Oberförsterei den überwiegenden Teil ihrer Arbeitszeit zum Mülleinsammeln verwenden müssen und somit ihren originären forstlichen Fachaufgaben wie beispielsweise der Waldpflege nicht nachkommen können".

Symbolbild:Ein Sofa steht inmitten von Pflanzen in einem Wald.(Quelle:picture alliance/F.May)

Palette reicht von Bonbonpapier bis zur kompletten Inventar einer Datsche

Neben achtlos weggeworfenen Bonbonpapieren, Haushaltsmüll, Siedlungsabfällen und ganzen Datschenmöblierungen werden laut Bericht zunehmend auch gefährliche Abfälle wie Asbest, Dämmstoffe oder Dachpappe im Wald abgeladen.

Die ordnungsgemäße Entsorgung dieses Sondermülls würde die Abfallverursacher aufgrund der Schadstoffbelastung sonst viel Geld kosten – die sei eine mögliche Ursache für den steigenden Anteil gefährlichen gewerblichen Mülls, der illegal im Wald abgelagert werde, heißt es.

Jedes Jahr werden die Folgen der Witterungsextreme im Klimawandel deutlicher dokumentiert.

Umweltminister Axel Vogel (Grüne)

Kleine Verschnaufpause durch regenreiches Jahr 2023

Nach den extremen Trockenjahren zuvor konnte sich der Zustand der Wälder in Brandenburg durch die vielen Niederschläge 2023 laut Bericht etwas erholen.

Dennoch seien weiterhin 16 Prozent der Waldfläche deutlich geschädigt - 4 Prozent weniger als noch 2022. Eichen und Buchen würden nach wie vor die höchsten Schäden aufweisen.

"Der Regen im Frühjahr und ein besseres Wasserangebot im Sommer haben der Baumgesundheit gutgetan. Jedoch gibt das insgesamt hohe Schadensniveau keinen Anlass für eine Entwarnung", sagte Forst- und Klimaschutzminister Axel Vogel (Grüne). Man habe es "nicht mit einer Trendumkehr zu tun. Die Ergebnisse täuschen nicht darüber hinweg, dass das langjährige Waldschutzmonitoring mit jedem Jahr deutlicher die Folgen der Witterungsextreme im Klimawandel dokumentiert", so Vogel.

Nur jeder vierte Baum ohne sichtbare Schäden

Der Anteil der Bäume ohne sichtbare Schäden habe sich zwar deutlich erhöht - dennoch liegt diese Quote immer noch bei nur 25 Prozent. Der Anstieg sei "vor allem dem guten Austrieb der Kiefer im Frühjahr geschuldet", heißt es.

Mit zwei Prozent sei der Anteil der stark geschädigten Bäume nahezu gleichgeblieben. Die Trockenheit der Jahre 2018 bis 2022 wirke immer noch nach – besonders bei Eichen und mehr noch bei Buchen. Zukünftig werden viele andere Baumarten wie beispielsweise Ahorn, Hainbuche und Birke an Bedeutung für die Forstwirtschaft gewinnen, weil sie teilweise besser mit Trockenheit zurechtkommen und um das Risiko zu streuen, heißt es in dem Bericht.

Mittlerweile gäbe es kaum eine Baumart, die von Schaderregern verschont bleibe. "Wenn auch die große Schadereignisse in diesem Jahr ausgeblieben sind, gibt es viele Insekten und Pilze, die von den Klimaveränderungen profitieren und bei den geschwächten Bäumen leichtes Spiel haben".

Immerhin: Deutlich weniger Waldbrände als 2022

Durch die Witterung in diesem Jahr entstanden deutlich weniger Waldbrände als 2022. Mit 244 Bränden auf einer Brandfläche von 763 Hektar war das Waldbrandgeschehen etwa halb so hoch wie 2022. Der größte Brand mit 688 Hektar war im Raum Jüterbog auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz zu verzeichnen.

Brandenburg verfügt über 1,1 Millionen Hektar Wald. Dies entspricht 37 Prozent der Landesfläche. Den Ergebnissen der Waldzustandserhebung lägen laut Ministerium Beobachtungen von 4.740 Probebäumen zugrunde. Das Hauptmerkmal der Waldzustandserhebung sind die Kronenverlichtung (Nadel- beziehungsweise Blattverlust) und der Anteil an Probebäumen mit deutlichen Schäden.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 11.12.23, 19:30 Uhr

78 Kommentare

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  1. 78.

    Wir laufen ab und zu mal an der Berliner Brandenburgische Grenze entlang wo Felder sind, quasi von Lichtenrade nach Frederickenhof bis Birkholz und weiter wieder nach Lichtenrade (Rundweg) . Ab Frederickenhof liegt Sperrmüll am Straßenrand, Feldrand immer den Weg entlang, den ich beschrieben habe. Frederickenhof liegt an der B 101, dort ist auch eine Tankstelle. PKW Rastende leeren ihren Müll dort in der Nähe. Da müsste mal Ordnungsamt beobachten und in Flagranti welche erwischen, auch Nachts.

  2. 77.

    Es geht nicht darum, ob es früher besser war, sondern um Methoden, die sich bewährt haben. Wenn eine Schranke den Waldweg versperrt, kann niemand in den Wald fahren und Müll abladen. Dann sind auch Kameras nicht nötig. Berechtigte haben einen Schlüssel.

  3. 76.

    Meine Kollegen in NRW haben dies auch beobachtet. Da hat fast jeder Wald in der Familie. Aber die Arbeit ist schwer...
    Deshalb lästere ich immer gerne, wenn der UM Vogel sagt „Wir.... müssen/haben“... nichts tun und die Natur machen lassen.
    Monitoring und Evaluation sind etwas für Leute, die ...?

  4. 75.

    Na, heute mal wieder Sarkasmus rausgeholt? :-) Ja, die Bäume, die stellen sich militärisch korrekt in Reih' und Glied, wenn der Oberförster kommt. Das ist schon was anderes als Straßenbäume, die einfach auf die Fahrbahn hopsen, wenn ein Auto kommt und hinterher zerschrammt an ihren Platz zurückkehren und so tun, als wäre nichts.
    Der Wald, den Wossi meint, ist ein Forst und der wurde intensiv gepflegt, man durchforstete häufiger, brauchte Faschinen für Uferbefestigungen und Stangen für Bergbau. Wirtschaftswald eben, alles wurde verwertet.

  5. 74.

    Westdeutsche Besucher haben die ordentlichen Wälder bewundert.."

    Genau. Da standen die Bäume noch ordentlich in Reih und Glied und keiner ist aus der Reihe getanzt.
    Da herrschte noch Ordnung im Wald.
    Also zumindest dem, der den segenreichen Dämpfen der Chemiekombinate (auf Weltniveau) entgangen war und auch die Braunkohledämpfe weggesteckt hatte.
    Aber der Rest, also der stand ordentlich ....uswusf. Und wurde von westdeutschen Besuchern bewundert. Die kannten das ja gar nicht mehr.

  6. 73.

    Das funktionierte übrigens damals schon"

    Ja, damals war halt alles besser!
    Aber das darf man ja heute nicht mehr sagen!
    Wogegen man früher, also damals so ziemlich alles sagen durfte.
    Also zumindest durfte man sagen, das alles besser war.

  7. 72.

    Es ist schon merkwürdig… jedes Problem soll mit höheren Strafen und mit Videoüberwachung gelöst werden.
    Gibt es denn Erfahrungen wo dies mal funktioniert hat ?
    Es gibt zig Untersuchungen…. Jeder böse Bube geht davon aus nicht erwischt zu werden… also nicht bestraft zu werden, darum ändern höhere Strafen absolut nichts.
    Und die Videoüberwachung… im berliner ÖPNV hängen in jedem Bahnhof und Zug unzählige Kameras… die Zahl der Straftaten ging nicht zurück.
    Es wurden mehr Täter ermittelt aber es soll doch etwas vermieden werden und das ist nachweislich nicht eingetreten.

  8. 71.

    Mit solchen Umweltverschmutzern vernichten wir unseren Planeten. Es fängt schon damit an, daß mab auf den Straßen über den Müll stolpert.

  9. 70.

    Ja damals, als es genug Waldarbeiter gab, Waldbrandschutzstreifen gepflügt wurden an so ziemlich jeder Straße und sofort nach dem Kahlschlag aufgeforstet wurde. So ist das eben, wenn Funktionierendes abgeschafft wird. Brandenburg hat übrigens ein Waldgesetz und ohne berechtigtes Interesse hat niemand etwas mit Fahrzeugen im Wald verloren. Also Schagbaum vor den Waldweg und basta. Das funktionierte übrigens damals schon auf den Truppenübungsplätzen.

  10. 69.

    Für nasse Felder gibt es breite Schluffen, für ganz nasse (Moore) auch die Paludikultur. Interessante Sache übrigens. Die Entwässerung der Felder ist nur ein Teil des Problems und sinkende Flußpegel und steigendes Grundwasser schließt sich nicht aus. Grundwasserverläufe können durchaus unterhalb von Gewässern liegen. Zudem hängt die Versickerungsleistung auch stark von der Bodenbeschaffenheit ab. Schwerer Boden nimmt etwa fünf Millimeter pro Stunde pro qm auf. Leichter Sandboden zieht dagegen zwei bis drei cm pro Stunde pro qm durch. Vorausgesetzt es gibt wenig Verdunstung und die Pflanzen ziehen kein bzw. sehr wenig Wasser, also wie zur Zeit, reicht die Regenmenge zur guten Durchfeuchtung des Oberbodens. Bis dies "unten" ankommt sind, je nach Geländebeschaffenheit, die angegeben zehn Jahre positiv realistisch. Wälder sind jedoch nicht sekundär. Sie nehmen z.B. die Windlast von Feldern und sorgen für bessere Wasserspeicherung als "kahle" Böden. Alles ganz schön kompliziert.

  11. 68.

    Vielleicht haben sie ja Recht und das für einen Wald gehaltene Flurstücke waren die Kippen.
    Bei und gab es grosse Deponien,die später einfach überbaut wurden.Nach kurzer Zeit erfolgte dann der Abriss der Gebäude,ausgasungen und Gifte halt.
    Beides war nicht optimal,aber leider ist man aus Schäden nicht klug geworden.

  12. 67.

    Westdeutsche Besucher haben die ordentlichen Wälder bewundert...

  13. 66.

    Doch! Die Umstellung könnte innerhalb weniger Jahre vollzogen werden und in 10 Jahren müsste kein Baum mehr verdorren. Die Agrarlobby benötigt aber trockene Felder für die schweren Geräte. Wald ist für die sekundär und wenn der verschwunden ist, hat man Platz für noch mehr Felder. Von wem stammt die Behauptung, dass es in Deutschland immer mehr und bereits zu viel Wald gibt?
    Sinkende Flusspegel bei steigendem Grundwasser müssten Sie bitte noch erklären. Weitere Argumente waren Ihrem Text nicht zu entnehmen.

  14. 65.

    Im Prinzip haben Sie ja Recht, aber die Milch -- Erinnern Sie sich noch an die Schwabbelbeutel, Inhalt 1 L Milch, und grosse Freude, wenn so ein Ding mal in der Tasche kaputtging ?

  15. 64.

    Mit der Vermüllung nichts. Aber wenn Sie den ganzen Beitrag lesen würden, bräuchten Sie nicht fragen.

  16. 63.

    Persönliche Erfahrungen reichen also aus für ein energisches Widersprechen. Dann mach ich das auch und widerspreche energisch. In den Wäldern in denen ich vor und auch nach der Wende unterwegs war habe ich keinen Müll gesehen.
    Wäre ja als Ossi äußerst ungeschickt den Müll im Wald zu entsorgen, wo man ihn ganz einfach auch über den Zaun der Deponie hätte werfen können. Quasi jedes Dorf hatte eine solche. Wie gesagt nicht vergleichbar mit den kontrollierten Deponien von heute. Was da noch unter der Abdichtung schlummert?
    Und nun? Contra, Re, Bock, Zippe?
    Ich glaub mit persönlichen Eindrücken kommen wir nicht weiter. Genau so wie mit pauschalisierten Ost-West Vergleichen.

  17. 62.

    Und was hat das Alles mit der zunehmenden Vermüllung unserer Umwelt zu tun ?

  18. 61.

    Soweit ich weiß, ist nur die Entsorgung des allgemeinen Hausmülls (Möbel, TV, PC etc.) in haushaltsüblichen Mengen kostenfrei, aber nicht die Entsorgung von Bauabfall, Bauschutt, kontaminiertem Abfall und Sondermüll.

  19. 60.

    Lutz:
    "Ganz einfache Lösung:
    Die Entsorgung von Sperr-/Problemmüll muss kostenlos sein. Funktioniert in anderen Bundesländern wunderbar sogar mit zeitnaher Abholung. Warum also in Brandenburg nicht? Ich habe mein Leben lang noch nie so viel Müll gesehen wie hier. Traurige Realität!"

    Aber wer trägt dann die Kosten der teuren Entsorgung von giftigem Sondermüll?

    Eine komplett kostenfreie Entsorgung allen Sondermülls würde bedeuten, dass die Allgemeineheit auch die Kosten der Entsorgung der Chemikalien aus den Chemiebetrieben zahlt! Das ist bestimmt nicht billig!

    Also so einfach ist diese "Lösung" nicht!

  20. 59.

    Andi:
    "Antwort auf [Immanuel] vom 11.12.2023 um 16:37
    Also hier regnet es gerade gefühlt seit Tagen und wird laut dem DWD auch erstmal so bleiben. Ich bin hoffnungsfroh, dass das wertvolle Nass die tiefsten Tiefen erreichen wird. Ich habe da ein ganz gutes Gefühl;-)"

    Ich hoffe das auch. Aber die Fachleute sagen, dass dies bislang bei weitem noch nicht ausreicht, die Defizite der letzten trockenen Jahre auszugleichen.

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