Zukunft der Universitäts-Präsidentin - Akademischer Senat der TU Berlin berät über Geraldine Rauch

Mi 05.06.24 | 08:19 Uhr
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TU-Präsidentin Geraldine Rauch (Bild: dpa-news/Christoph Soeder)
Audio: rbb24 Inforadio | 05.06.2024 | Kirsten Buchmann | Bild: dpa-news/Christoph Soeder

TU-Präsidentin Rauch likte beim Twitter-Nachfolger "X" einen antisemitischen Post und steht deshalb seit Tagen unter Druck. Die CDU fordert ihren Rücktritt, die Linke verteidigt sie. Am Mittwoch berät der TU-Senat, wie es weitergehen soll.

An der Technischen Universität (TU) Berlin will sich der Akademische Senat am Mittwoch mit der Universitätspräsidentin Geraldine Rauch befassen. Sie steht in der Kritik, nachdem sie einen antisemitischen Post gelikt hatte. Rauch hat sich inzwischen schriftlich dafür entschuldigt.

Ein Antrag, die TU-Präsidentin abzuwählen, liegt dem Gremium noch nicht vor. Für eine Abwahl wäre zudem die Zustimmung von zwei weiteren Universitätsgremien mit Zweidrittelmehrheit notwendig.

Die 41-jährige Mathematikerin Rauch ist seit April 2022 Präsidentin der TU Berlin. Laut Grundordnung der Hochschule wählt der Erweiterte Akademische Senat mit seinen 61 Mitgliedern die Hochschulleitung oder kann diese abwählen.

CDU fordert Rauchs Rücktritt, Linke stärkt ihr den Rücken

Zuletzt war der Druck auf Rauch gestiegen, nachdem der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und der Zentralrat der Juden deutliche Kritik an ihr geübt hatten. Wegner warf der Wissenschaftlerin bei einer Veranstaltung am Montagabend erneut vor, dem Wissenschaftsstandort Berlin mit ihrem Verhalten zu schaden. "Und das möchte ich ausdrücklich nicht", sagte Wegner.

CDU-Generalsekretärin Ottilie Klein wurde noch deutlicher und forderte den Rücktritt der TU-Präsidentin. "Die Position der CDU Berlin ist hier eindeutig: Präsidentin Rauch muss gehen und wir werden alles dafür tun, dass sich jüdische Studenten und Mitarbeiter wieder sicher an Berliner Universitäten fühlen können", schrieb sie in einem Newsletter des Landesverbands.

Der Vizefraktionschef der Linken im Berliner Abgeordnetenhaus, Tobias Schulze, stärkte Rauch dagegen den Rücken. Schulze sagte am Mittwoch im rbb24 Inforadio, zwar habe Rauch mit ihren Likes für antisemitische und antiisraelische Posts eine Grenze überschritten. Das sei aber kein Grund für einen Rücktritt. Rauch habe sich bisher klar gegen Antisemitismus positioniert und viel an der TU bewegt, betonte der wissenschaftspolitische Sprecher der Linken.

Studierende solidarisieren sich mit der TU-Präsidentin

Innerhalb der TU gibt es auch Zuspruch für Rauch. Am Erweiterungsbau der TU, der sich direkt neben dem Hauptgebäude in der Straße des 17. Juni befindet, wurde ein Plakat aufgehängt mit den Worten "Hochschulautonomie statt Hetze Geraldine bleibt!".

Auch der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der TU zeigte sich in einem Schreiben "kritisch solidarisch" mit der Präsidentin. "In der Studierendenschaft sind wir nicht immer einer Meinung über ihre Aussagen und haben auch konkrete Kritik. Frau Rauch ist es aber mit zu verdanken, dass die Spaltung innerhalb der Universität an der TU Berlin geringere Ausmaße hat als anderswo", heißt es darin.

Medienberichten zufolge soll es außerdem ein Schreiben geben, in dem sich 129 Beschäftige "kritisch hinter das TU-Präsidium" stellen. Es wurde am 3. Juni an das Präsidium übergeben, wie der "Tagesspiegel" am Montag berichtete. Den Angaben zufolge verurteilen die Unterzeichner "die unverhältnismäßigen Anfeindungen gegen Geraldine Rauch als Person".

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.06.2024, 7:45 Uhr

 

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32 Kommentare

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  1. 32.

    Es kommt immer darauf an, wer hasst, warum und weshalb. Darum ist der gute Hass und die gute in dieser Gesellschaft auch so anerkannt, wird ungeniert ausgelebt und offen praktiziert, obwohl man eigentlich moralisch dagegen ist.

  2. 31.

    Ich habe den Kommentar schon verstanden, nur habe ich eine andere Sicht und Meinung.
    Hier geht es ausschließlich um den derzeitigen Antisemitismus an der TU, übrigens, diesmal ohne rechtsextremistische Beteiligung.
    Ja,die Frau Rauch muss sich Ihren Verfehlungen stellen, Punkt

  3. 30.

    Nicht nur mit den "likes" beschäftigen sondern auch mal den Doktortitel unter die Lupe nehmen.

  4. 29.

    Offensichtlich haben sie den Kommentar und das Zitat nicht verstanden. Ich muß beidem beipflichten.

    Die Konservative, unter ihnen Christen, haben Hitler zur Macht geholfen und das passiert gerade wieder. Sie machen erneut gemeinsame Sache mit Rechtsextremisten, auch im hier vorliegenden Fall und hetzetn gegen Frau Rauch.

  5. 28.

    Die konservetiven Christen, die gibt es in Berlin kaum, ergo sie sind nicht das hiesige Problem , das Problem sind andere Gruppen, leider einige auch antisemitisch unterwegs.

  6. 27.

    Die TU hat über 8.000 Beschäftigte.
    Da sind 129 eine sehr magere Ausbeute und spricht nicht gerade für die Präsidentin.

    Ähnliches bei den Studenten.

    Und wenn einer glaubt, die gute Dame hat das Foto nicht gesehen bei ihrem geliketem Artikel, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.

    Die Frau ist tatsächlich nicht mehr tragbar. Sie hätte schon längst selbst gehen sollen. So wird der Schaden für die Uni immer größer.

  7. 26.

    Wat soll der Quatsch .
    Laßt die Studierenden abstimmen , wäre Demokratisch und Korrekt.

  8. 25.

    Nochmal, es geht um die „Atmosphäre“ an einer Uni und die „Grundeinstellung“...
    (Auch das falsche Deutsch, wenn es in einer schriftlichen Handlungsanweisung steht, und das sind hauseigene Richtlinien, ist ein Hinweis auf eine Grundhaltung: Was ist das Richtige und was das Falsche)
    Diese Grundhaltung, sich moralisch zu überhöhen ist es, was letztlich zu Ihrem Like geführt hat. Das sitzt tief...

  9. 24.

    Das Gendern hat jedenfalls nichts mit ihrem "Like" zu tun, aber Sie selber machen es gerne zum Thema, egal wann und wo.

  10. 22.

    "Das braucht man, wenn gegen offiziell Richtiges „umerzogen“ werden soll. Weit ab von Meinungsvielfalt. Das reicht sogar bis in die Sprachformen des falschen Deutsches. So heißt es richtig: leiten, die Leiter oder die Deutschen und nicht „die Deutsch:innen“."

    Das hat was jetzt genau noch mit dem eigentlichen Thema des Artikels zu tun?

  11. 21.

    Ganz bestimmte ideologische (nötigende) Grundeinstellungen gehören nicht an eine Uni. Man kann das sogar nachlesen. In den selber aufgestellten Richtlinien (Hausrecht). Diese sind dafür da zu sanktionieren, wenn man sich nicht daran hält. Das braucht man, wenn gegen offiziell Richtiges „umerzogen“ werden soll. Weit ab von Meinungsvielfalt. Das reicht sogar bis in die Sprachformen des falschen Deutsches. So heißt es richtig: leiten, die Leiter oder die Deutschen und nicht „die Deutsch:innen“. Das ist Ideologie und nicht banal. Weil Sanktionen drohen wenn man sich nicht daran hält.
    Eine Präsidentin, die eine solche Atmosphäre schafft, sich dieser Ideologie in der Grundeinstellung durch Likes sicher ist, muss erfahren, dass in einer Demokratie, in einer Leitungsfunktion, eine solche Grundeinstellung nicht hierher gehört.

  12. 20.

    Was für eine Farce. Es ist keine Sache von Meinung oder von demokratischen Wahlvorgängen, ob jemand antisemitisch gehandelt hat oder nicht. Es ist eine Frage der Konsequenz, auf Rauchs Befürwortung und Sympathie für israelbezogenen Antisemitismus ihre Präsidentschaft an einer Anstalt öffentlichen Rechts zu beenden. Ehrlos und würdelos ist dieses Bagatellisieren von Hass. Sich dann auch noch als Opfer stilisieren zu wollen, unterstreicht, wie unaufrichtig die angebliche Diskriminierungssensibilisierung gemeint und umgesetzt ist. Wir brauchen eine klare Sprache gegen Antisemitismus, nicht nur in der Bildung. Rauch ist nicht tragbar und hat mehr als das Ansehen der Hochschule beschädigt. Ihr Handeln widerspricht nicht nur den üblichen harmonischen Jubelselbstbildern von Diversität und Antidiskriminierung, sondern sie verstößt ganz grundsätzlich gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Wenn nicht für das StGB, dann ist es ein Fall für AGG und LADG! Rechtsfolgen!

  13. 19.

    Dann muss auch die Pension entfallen ! Armin Laschet hat als Christ zu Sylt gesagt und gefordert, dass bezahlt werden muss. Quasi Auge um Auge, Zahn um Zahn. Auch mit dem Verlust des Arbeitsplatzes und den daraus folgenden Konsequenzen, bis hin zur Vernichtung der Lebensentwürfe. Dann natürlich auch hier, sonst ist es ungerecht.

  14. 18.

    Die CDU & Co. reiten wohl immer noch das tote Pferd der subjektiven "IHRA-Antisemitismusdefinition" und leisten so der Antidiskriminierung wahrlich einen "Bärendienst".

    Die IHRA-Definition :
    «Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.»

  15. 17.

    Die sind ja heute wieder für den massiven Antisemitismus verantwortlich, und zwar den importierten. Dieser hat sich in den letzten 20 Jahren hier zu einem veritablem Problem entwickelt, dass zwar weiter anwächst, aber nicht mehr abnimmt. Ein klassisches Beispiel, wenn Anspruch, Theorie und Praxis diametral auseinander liegen. Die mannigfachen Warnungen hat man sträflich ignoriert, und steht jetzt vor einem Scherbenhaufen, der sich nicht mehr kitten lässt. Man kann nur hoffen, dass es friedlich bleibt, angesichts der zunehmenden Eskalation.

  16. 16.

    Meine Güte, sie ist verbeamtet und in einer leitenden Position. Sie hat die Dienstobliegenheiten und deren Pflichten unterschrieben, quasi einen Eid gesprochen. Daher ist das ganze Theater nicht nachvollziehbar. Sie hat eindeutig gegen Dienstpflichten verstoßen.
    Fristgerechte Kündigung und gut ist ...

  17. 15.

    Ich finde, Frau Prof. Dr. Rauch ist die beste TU-Präsidentin, die es in der letzten Zeit an der TU gegeben hat. Anstatt sich zu sehr mit X-Likes zu beschäftigen, könnte die TU zum Beispiel mehr für die Aufarbeitung der NS-Zeit tun. Dass es bis vor kurzem noch Hörsäle gab, die nach Professoren mit eindeutiger NS-Vergangenheit benannt waren, finde ich schlimm. Und dass diese erst auf Initiative der Studierenden umbenannt wurden, ist beschämend.

  18. 14.

    Guter Hinweis, aber das haben Sie ja fast gleichlautend im anderen Kommentar zum Thema geschrieben. Um ihr Zitat dort aufzugreifen: "Antworten sie jetzt für andere oder kommen sie mit ihren Zweitnicks durcheinander?"

    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2024/05/berlin-tu-praesidentin-rauch-chialo-konsequenzen.html#top-of-comments

  19. 13.

    Ja, eigentlich. Allerdings wird damit Politik gemacht, und zwar zum eigenen Nutzen der Kritiker, was die ganze eingentlich recht einfache Angelegenheit (Berliner Hochschulpräsidentin billigt 2024 auf denkbar ungeschickteste Weise offene Menschenverachtung und Antisemitismus und versucht anschließend zunächst, das Ganze ungeschehen zu machen) unnötig verkompliziert. Nun kann man als Berlinerin Äußerungen von Berliner Politerinnen und Politikern zum Tagesgeschehen schlecht ignorieren. Und nun mein Senf dazu: geht gar nicht - beides (Verhalten der TU-Präsidentin, dubiose Statements von Politikern).

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