Massive Einschränkungen im Havelland - Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg wird zur Dauerbaustelle
Auf der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin wird bis Frühling 2026 massiv gebaut. In diesem Jahr werden Weichen und Gleise erneuert, danach folgt eine Generalsanierung. Durch das Havelland werden dann deutlich weniger Züge fahren.
Auf der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin wird es bis April 2026 wegen umfangreicher Bauarbeiten zu massiven Einschränkungen für Reisende kommen. Davon betroffen sind vor allem die Landkreise Havelland, Ostprignitz-Ruppin und die Prignitz.
Vom 1. August 2025 bis zum 30. April 2026 wird die 280 Kilometer lange Schnellstrecke generalsaniert und vollgesperrt. Sie wird zu einem sogenannten "Hochleistungskorridor" ausgebaut.
Umfangreiche Arbeiten an Gleisen, Weichen, Oberleitungen und Bahnhöfen seien nötig. Zudem würden zusätzliche Überholmöglichkeiten für Züge eingerichtet, teilte die Bahn dem rbb auf Nachfrage mit. An insgesamt 28 Stationen sind demnach bauliche, gestalterische und ausstattungstechnische Maßnahmen geplant - in Wittenberge etwa soll ein neuer Bahnsteig für den RE6 gebaut werden. Darüber hinaus wird die komplette Strecke nach Angaben der Bahn mit dem europäischen Zugbeeinflussungssystem ETCS ausgerüstet. Mehr Qualität und mehr Pünktlichkeit [bahn.de/pdf-Datei] sei das Ziel.
Zahlreiche Bahnhöfe im Havelland werden nicht mehr bedient
Während der Bauarbeiten werden an allen Bahnhöfen auf der Fernstrecke zwischen Berlin und Hamburg neun Monate lang keine Züge halten - weder Regionalzüge noch ICEs. Vor allem im Havelland werden die Auswirkungen deutlich zu spüren sein: "Das betrifft die an der Strecke gelegenen Bahnhöfe der Regionalbahnstrecken RE2, RB10 und RB14", bestätigte Landrat Roger Lewandowski (CDU) dem rbb auf Nachfrage: "Für das Havelland bedeutet das, dass die Bahnhöfe Friesack, Paulinaue, Nauen, Brieselang, Finkenkrug, Falkensee und Seegefeld nicht mehr bedient werden." Betroffen sind aber auch alle Haltestellen an der Strecke in den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin (darunter Neustadt (Dosse) und Breddin) und der Prignitz (unter anderem Bad Wilsnack und Wittenberge).
"Um die Bauzeit zu verkürzen, wurde von der Bahn entschieden, die Strecke komplett zu sperren. Im Ergebnis dieser Sperrung sind tausende Pendlerinnen und Pendler sowie Schülerinnen und Schüler leider über mehrere Monate betroffen", so Lewandowski weiter: "Als Landkreis versuchen wir zusammen mit dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin, den betroffenen Gemeinden und dem Amt Friesack darauf hinzuwirken, dass die Baumaßnahmen schnellstmöglich durchgeführt werden und das Schienenersatzverkehrskonzept bestmöglich geplant und umgesetzt wird, um die Folgen für die Betroffenen so weit wie möglich abzumildern."
"Fern- und Güterzüge werden über Uelzen, Salzwedel und Stendal sowie alternativ über Hannover umgeleitet", teilte die Bahn mit: "Für die Dauer der Generalsanierung wird von und mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen und den im Nahverkehr zuständigen Aufgabenträgern ein umfassendes Verkehrskonzept erarbeitet."
Schienenersatz-Konzept in Arbeit
Ein erstes Schienenersatz-Konzept wurde am 13. Juni vorgestellt. "Die Gespräche verliefen offen und konstruktiv, wir konnten unsere Erwartungen darstellen sowie Vorschläge und Ideen einbringen", so der Landrat: "Im Kern sollen Zubringerbusse die bisherigen Nutzer der Hamburger Bahn zu den Bahnhöfen Dallgow-Döberitz und Wustermark bringen, von wo aus mit zusätzlichen Zügen die Fahrgäste nach Berlin fahren können." Diese Bahnhöfe liegen auf der Strecke von Hannover nach Berlin.
"Gemeinsam mit meinem Landratskollegen aus Ostprignitz-Ruppin, Ralf Reinhardt (SPD), werde ich mich zudem beim Bahnvorstand und im politischen Raum dafür einsetzen, dass die Maßnahmen schnellstmöglich durchgeführt werden", so Lewandowski: "Dabei wollen wir auch darauf hinwirken, dass das Teilstück zwischen Nauen und Berlin-Spandau gegebenenfalls frühzeitiger wieder in Betrieb genommen werden kann."
"Die Sperrungen werden zu erheblichen Belastungen für Pendlerinnen und Pendler führen", fürchtet auch Falkensees Bürgermeister Heiko Richter. Es seien "tragbare Beförderungsalternativen" nötig. Die Auswirkungen müssten für alle "zumutbar" gehalten werden.
Immer öfter Komplettsperrungen nach Strategiewechsel
Aber auch schon in diesem Jahr wird auf dem Streckenabschnitt zwischen Berlin und Hamburg gebaut. Vom 16. August bis zum 14. Dezember werden bereits 100 Weichen und 74 Kilometer Gleise erneuert, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Die Arbeiten finden demnach vor allem zwischen Wittenberge (Prignitz) und Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern statt.
Der Fernverkehr muss umgeleitet werden - statt derzeit zwei direkten ICE pro Stunde wird nur noch einer fahren und zweieinhalb statt derzeit eindreiviertel Stunden brauchen. Die Züge werden über Stendal und Uelzen umgeleitet. Die Eurocitys zwischen Berlin und Hamburg werden ganz gestrichen. "Im Regional- und Güterverkehr wird es ebenfalls zu Einschränkungen kommen - auch im weiteren Streckenverlauf in Richtung Hamburg", teilte der bundeseigene Konzern weiter mit.
Die Bahn hat nach eigenen Angaben geprüft, ob beide monatelangen Baumaßnahmen gebündelt werden können. Allerdings sei es nicht möglich, die 2024 anstehenden Bauarbeiten zu verschieben: "Es gibt klare Fristen für die Instandhaltung der Infrastruktur. Deshalb müssen die Baumaßnahmen im kommenden Jahr stattfinden", hieß es. Früher war oft unter halbseitiger Sperrung einer Strecke gebaut worden. Infolge eines Strategiewechsels gibt es nun immer öfter Komplettsperrungen.
Die Strecke zwischen Hamburg und Berlin ist eine der wichtigsten Städte-Direktverbindungen in Deutschland und wird täglich von 230 ICE-, Regional- und Güterzügen und bis zu 30.000 Reisenden genutzt.
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