Nicht rechtssicher - Zoll wird Trainingszentrum in Stahnsdorf doch nicht bauen

Mi 21.08.24 | 09:03 Uhr
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Ortsschild Stahnsdorf im Landkreis Potsdam Mittelmark. (Quelle: picture alliance/zb/Hans Wiedl)
Audio: Antenne Brandenburg | 21.08.2024 | Arne Sprung/Karl Schwarz | Bild: picture alliance/zb/Hans Wiedl

Der Bund will bundesweit elf Trainingszentren für den Zoll errichten. Lange wurde nach geeigneten Standorten gesucht - in Stahnsdorf wurde die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben fünfig. Nun wurde das Projekt aber gekippt.

Ein großes Bauprojekt in Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark) wird jetzt doch nicht umgesetzt. Das hat die Gemeinde am Dienstag auf ihrer Webseite mitgeteilt. Ursprünglich wollte der Zoll dort ein großes Einsatztrainingszentrum bauen.

Nach Angaben der Gemeinde hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) nun aber erklärt, dass sie alle Planungen einstellen will. Zur Begründung hieß es, dass der Bau an der Alten Potsdamer Landstraße sich nicht rechtssicher und wirtschaftlich umsetzen lasse.

"Das ist kein guter Tag für Stahnsdorf", sagte Bürgermeister Bernd Albers ("Bürger für Bürger").

Gemeinde kritisiert BUND

Die Gemeinde Stahnsdorf kritisierte in diesem Zusammenhang den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Umweltschutzorganisation klagt dagegen, dass für das Bauprojekt geschützte Biotope verschwinden sollen.

Die jetzige Absage lasse die Interpretation zu, dass die Bima die Klage "als erfolgversprechend ansieht", teilte die Gemeinde mit.

Die geplante Fläche sei "wirklich ungeeignet" sagte ein BUND-Sprecher dem rbb. Es handele sich um eine Fläche, bei dem es sich "teilweise um einen Klimaschutz-Wald" handele, zudem wäre am geplanten Ort eine Frischluftschneise. "Also wenn uns der Naturschutz irgendwie wichtig ist, dann macht es ja Sinn, dass wir tatsächlich nicht drauf bauen - auch wenn es der Zoll ist." Es gäbe genug andere Flächen, auch in Stahnsdorf, die groß genug wären, solch ein Projekt zu verwirklichen, sagte der Sprecher weiter.

Der Bund will bundesweit elf Trainingszentren für den Zoll errichten. Damit verfolgt der Bund das Ziel, die Abhängigkeit von Übungsstätten externer Anbieter in Sachen Dienstsport, Selbstverteidigung, Schieß- und Einsatztraining zu reduzieren.

Halle sollte für Schulsport mitgenutzt werden

2021 schloss die Bima auch die letzten Erkundungsverfahren zur Suche nach geeigneten Standorten erfolgreich ab. Für Berlin-Brandenburg war zu dieser Zeit bereits der Standort Stahnsdorf auserkoren, das Planverfahren begann dort bereits im Herbst 2020.

In Stahnsdorf waren unter anderem Schießstände und eine große Sporthalle geplant. Die Gemeinde Stahnsdorf hatte sich erhofft, die geplante Halle für den Schulsport mitnutzen zu können und unter anderem Straßen erneuert zu bekommen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.08.2024, 06:30 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    Die fehlende ÖPNV-Anbindung ist gewiss ein Standortnachteil, jedoch weniger für die (waffentragenden) Zollbeamten, für die ein Trainingsstandort für (monatliches) Schießen, waffenlose Selbstverteidigung und Dienstsport dringlich gesucht wurde. Die Teilnehmenden reisen während ihrer Dienstzeit mit voller Ausrüstung/Bewaffnung in Dienst-Kfz an, üblicherweise per Kleinbus in einer von ihrer Dienststelle entsandten Gruppe.

    Zwei weitere Trainingsstandorte hat der Zoll in der Region bereits: Einen in Berlin, der von den Alliierten übernommen wurde und am Ende seiner Kapazität ist. Und einen in Werder/Havel, der für die Berufsausbildung angehender Zöllner ebenfalls ausgelastet ist. Die "normalen" Brandenburger Zöllner (mitten im Beruf) müssen sich bisher mit einer Mitnutzung einer zu kleinen Schießhalle sowie der Mitnutzung von Sporthallen Dritter begnügen. Hier muss zurecht etwas passieren! In Berlin und in Werder kann man nichts mehr dazu bauen.

  2. 18.

    Ist ja nicht so das der Zoll dort überholte Außenschiesstände errichten wollte. Von dem Lärm hätte nicht einer was davon mitbekommen. Der Verkehr hält sich dadurch auch in Grenzen täglich vielleicht 30-40 Fahrzeuge maximal mehr durch den Zoll.
    Straßen hätte der Zoll sicher nicht erneuert ohne dazu gezwungen zu werden.

  3. 17.

    Was für ein Investor? Die Bahn ist die Zukunft. Und eine Ausbildungsstätte für den Zoll ist auch kein Investor! Wohnungen und Straßen auch nicht mehr bauen? Keine Arbeitsplätze schaffen?
    Brauchen Sie alles nicht, haben bestimmt alles.

  4. 16.

    Sie können Sie hier keinem erzählen, dass ein ICE Werk in 1,5 h Entfernung gebaut werden soll. Wo wohnen Sie denn?
    Ich fahre kein Auto und fordere umgehend, dass die Straße von meinem Haus für Kraftfahrzeuge geschlossen wird, Fahrverbote fordere ich!

  5. 15.

    Stimmt, die Bahn sollte rollen aber möglichst auf Rädern und nicht auf Rollen.

  6. 14.

    Man kann in Deutschland kein grünes Fleckchen mehr erhalten, ohne daß es ein Investor zubetonieren will.

  7. 13.

    Sind Sie betroffen? Nicht? Aha.
    Ich bräuchte hier zu den drei in der Umgebung liegenden Bahnhöfen jeweils 1,5 Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Warum soll ich mir also ein ICE-Werk vor die Nase setzen lassen? Lärm und Dreck gehört in die Nachbarschaft derjenigen, die den Nutzen aus dem Betrieb ziehen, und nicht in das Brutgebiet des Wiedehopfes.

  8. 12.

    In Deutschland will ja keiner irgendwas irgendwo. Das ICE Werk ist ein gutes Beispiel. Die Bahn soll Rollen, aber ein Werk, ne, doch nicht hier. So wird das nix. Gute Nacht, deutscher Michel.

  9. 11.

    Ist ja nicht so das der Zoll dort überholte Außenschiesstände errichten wollte. Von dem Lärm hätte nicht einer was davon mitbekommen. Der Verkehr hält sich dadurch auch in Grenzen täglich vielleicht 30-40 Fahrzeuge maximal mehr durch den Zoll.
    Straßen hätte der Zoll sicher nicht erneuert ohne dazu gezwungen zu werden.

  10. 10.

    Man kann in Deutschland nichts mehr bauen, ohne dass die Klageindustrie zuschlägt.

  11. 9.

    Schade. Wäre gut für Stahnsdorf, für viele Einwohner und Gäste gewesen. So bleibt der Munitionsbelastete Truppenübungsplatz neben der Reiterstaffel, die noch nicht mal für SUV geeignete Alte Potsdamer Landstraße und fehlende Sportstätten weiterhin. Chance vertan, auch wenn der BUND anscheinend wichtige Argumente hat. Wenn nichts angesiedelt wird, lohnt sich auch kein verbesserter ÖPNV (Friedhofsbahn).

  12. 8.

    Bekannter von mir ist kürzlich auch fünfig geworden - Riesenparty inner Gartensparte!

  13. 7.
    Antwort auf [Wolfram Schulz] vom 20.08.2024 um 12:24

    Wahrscheinlich leben Sie noch im letzten Jahrhundert. Ihrem Kommentar nach könnte das der Fall sein.

  14. 6.

    Vertan... die "kleine Gemeinde" ist die Gemeinde mit den höchsten Mietenzuwächsen, den meisten neuen Zuzüglern, direkt neben Berlin (aber ohne SBahn...), das mit den ausgefallenen Steuergeldern ist die Nachbargemeinde Kleinmachnow. Wer Bürger in "Stadtvillen" zuziehen lässt, kann die Straßen auch selber sanieren. Und diese Eltern spendieren sicher dem Sportclub ne Halle...

  15. 5.

    Eben sah ich in einem Interview dass befürchtet wird dass die Polizei ab November in die Lage kommen könnte die Mieten für ihre Liegenschaften nicht mehr bezahlen zu können……also wenn es tatsächlich schon so schlimm um die finanzielle Situation in Deutschland stehen sollte wundert mich diese Meldung hier überhaupt nicht mehr, dann kann man auf den Gedanken kommen dass das Argument Naturschutz nur vorgeschoben wird.

  16. 4.

    „Naturschutz First“ klingt immer wie ein gutes Ziel - hilft ja schließlich auch den Menschen. Nur wird das zum Problem wenn ein Dorf wegen Naturschutz verarmt und kleiner wird, weil jüngere Leute abwandern. Rentner die sich dort „in der Natur“ ihr Häuschen bauen, bringen keine Jobs und nur bedingt neue Anwohner.
    Durch die schlechten Finanzen in kleinen Gemeinden werden teure aber notwendige Infrastruktur-Projekte unmöglich. Was noch mehr Abwanderung bedingt. Bürgermeister müssen ausgleichen.

  17. 3.

    Naturschutzbelange sollten schon berücksichtigt werden. Hier liest es sich so, als ob das den Stahnsdorfer Bürgermeister überhaupt nicht interessieren würde? Umweltverträgliches Bauen und Nutzen der Ressourcen ist an der Tagesordnung, Herabwürdigung von Naturschützern und Verunglimpfung von Umweltschutz sind sowas von gestern. Brandenburg verödet landschaftlich immer mehr, die bisherigen Bemühungen sind löblich, aber noch zu wenig.

  18. 2.

    Der Zoll will nicht... nach Stahnsdorf. Trotzdem hat der Bund seine eigene Verpflichtung, aus dem Einigungsvertrag, nicht erfüllt: Alle Bundesbehörden in den neuen Bundesländern anzusiedeln. Welche Anstrengungen hat denn die brandenburgische Landesregierung unternommen? Eine Auflistung würde reichen...

  19. 1.

    Leider ist das auch ein echt ungünstiger Standort, die Anbindung ist denkbar schlecht (Öffis?), die Straßen gleichen einer Automobilteststrecke (Rüttelparcours). Eine große Schule und ein Neubaugebiet mit vielen Kindern wird durchquert, eine echte echte Anwohner-Ecke, bisher ruhig gelegen. Dauerndes Geballer und hohes Verkehrsaufkommen wäre genau das, was da nicht hingehört. Die Reiterstaffel ist gut, leise, wenig Verkehr, aber das? Und sorry, die Schule hat eine Sporthalle, der RSV kann sich div. Möglichkeiten bedienen, und die Straßen durch den Zoll sanieren zu lassen, um eine Verkehrs-Sogwirkung zu erzeugen, geht gar nicht. Das ICE Werk will keiner, aber den Zoll?? Hm.

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