Karl-Marx-Straße in Neukölln - Wie lange bauen die hier eigentlich noch?
Die Karl-Marx-Straße in Neukölln wird seit über einem Jahrzehnt in Etappen saniert. Das Bauende ist so langsam in Sicht. Allerdings gibt es noch eine Zugabe - am Karl-Marx-Platz im Süden der Straße.
Seit Jahren zieht die Wanderbaustelle durch Neukölln, von Süden nach Norden, die Karl-Marx-Straße hinauf. Inzwischen, nach vierzehn Jahren, ist die Erneuerung im dritten Bauabschnitt angekommen. Vor den Neuköllner Arkaden sind Gehweg und Fahrbahn provisorisch umgeleitet und verengt, die Kreuzung Erkstraße ist gesperrt. Nach derzeitiger Planung sollen die Bauarbeiten noch fast ein Jahr dauern, wie der Bezirk auf rbb-Anfrage mitteilte.
Verzögerung wegen Bauschutt-Entsorgungsregeln
Am Rathaus Neukölln, da wo derzeit die Erkstraße und deren Kreuzung mit der Karl-Marx-Straße vollgesperrt sind, soll sich die Situation schon vorher schrittweise verbessern. Im November diesen Jahres könnte der Gehweg im Kreuzungs-Bereich wieder nutzbar sein. Ab April 2025 soll die Vollsperrung der Erkstraße aufgehoben werden.
Gearbeitet wird auf der Großbaustelle nicht nur oberirdisch, sondern seit Jahren vor allem unterirdisch. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) saniert ihre U-Bahn-Tunnel schrittweise, zudem werden Leitungen diverser Art erneuert. Derzeit führen beispielsweise die Wasserbetriebe Instandsetzungsarbeiten am Kanalnetz durch, anschließend soll das Trinkwassernetz an der Stelle noch saniert werden. Auch die Telekom war in einigen Abschnitten schon zugange. Und obendrauf erneuert die Stadt Straße und Gehweg. Ein großes Projekt.
Inzwischen wird hier schon so lange gebaut, wie auf Berlins bekanntester Großbaustelle des Flughafens Berlin-Brandenburg (BER). Allerdings - das unterscheidet Karl-Marx-Straße und Flughafen - war man in Neukölln von vornherein von über zehn Jahren Bauzeit ausgegangen.
Derzeitiger Zeitplan: Bauende im Herbst 2025
Im Bezirk gehen sie davon aus, dass die Sanierung bis zum September 2025 abgeschlossen wird. Aber man weiß ja nie, was noch kommt. Ursprünglich sollten die Bauzäune schon 2021 verschwunden sein. Einige Jahre nach Baustart war das dann schon nichtmehr so sicher. Vor acht Jahren sagte die damalige Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) dem Tagesspiegel einen Satz, der auch heute noch als Werbeslogan taugt: "Irgendwann wird es fertig, und dann wird es schön."
Die letzte größere Aktualisierung des Zeitplans - und damit verbundene Verzögerung der Sanierung - gab es 2018. Damals wurden Vorgaben zur Entsorgung von teerhaltigen Dachpappeabfällen geändert. In der Folge muss der Bauschutt nun solange auf der Baustelle liegen bleiben, bis Proben auf Asbest analysiert wurden. Der Bezirk weist jetzt bereits darauf hin, dass bei den laufenden Arbeiten der Wasserbetriebe "geringfügige Verzögerungen nicht ausgeschlossen" werden könnten.
Finanzierung aus Bundes- und Ländermitteln
Wenig überraschend, zählte die Straße in den letzten Jahren zu den stauanfälligsten in Berlin, das ist nicht nur ein optischer Eindruck, sondern jüngst auch vom Senat in einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen bestätigt worden. Auch langfristig wird die Karl-Marx-Straße aber kein Highway mehr. Der Umbau der Straße kostet die Autofahrer eine Fahrspur in jede Richtung. Dafür hat sie dann Fahrradstreifen und verschönerte Gehwege. Zu sehen ist das jetzt schon im südlichen Teil.
In der Theorie sollte die Karl-Marx-Straße durch die Sanierung auch als Einkaufsstraße wiederbelebt und verschönert werden. Das waren zumindest die Pläne, als das Vorhaben 2010 gestartet wurde. Unter anderem deshalb gab es eine Finanzierung über das Städtebauförderungsprogramm "Lebendige Zentren und Quartiere" für die Umgestaltung und Sanierung. Das Programm wird zu etwas mehr als einem Drittel aus Bundesmitteln und zu etwa zwei Dritteln aus Landesmitteln finanziert. Rund 11 Millionen Euro wurden alleine für die straßenbaulichen Maßnahmen veranschlagt, heißt es auf der Projektwebsite. Aktuelle Zahlen konnte der Bezirk auf Nachfrage von rbb|24 bisher nicht nennen.
Am Karl-Marx-Platz wird bald auch gebaut
In den kommenden Monaten müssen die Neuköllnerinnen und Neuköllner aber nochmal stark sein. Denn kaum ist die Wanderbaustelle im Norden, kurz vor dem Hermannplatz angekommen, wird auch im Süden nochmal gebaut: am Karl-Marx-Platz. Der soll neu gestaltet werden, grüner vor allem. Und auch hier kommt ein Fahrradweg neu dazu. Im Winter sollen die Bauarbeiten los gehen, das gab der Bezirk Neukölln am Donnerstag bekannt.
Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Hätte man das nicht früher machen können? Vor mehr als zehn Jahren zum Beispiel, als die Wanderbaustelle in Bauphase eins genau auf der Höhe des Platzes war.
Die Antwort ist so einfach wie ernüchternd: Die Planungen für den Platz wurden erst später begonnen, teilt der Bezirk mit. Sie stünden "auch in Zusammenhang mit einem höheren Augenmerk für Radverkehr", heißt es weiter. Langfristig solle eine bessere Radverbindung zwischen dem Tempelhofer Feld und dem Richardkiez hergestellt werden, der Umbau des Platzes mit einem Fahrradweg in beide Richtungen im Norden sei auch unter diesem Aspekt zu sehen. Der Plan ist, dass auch der Karl-Marx-Platz noch im kommenden Jahr fertiggestellt wird. Wann genau ist noch nicht bekannt.
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