Versuchte Besetzung - Vermummte randalieren in FU Berlin und greifen Mitarbeiter an

Do 17.10.24 | 17:35 Uhr
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Polizist:innen bei dem Einsatz an der FU Berlin am 17.10.2024.(Quelle:rbb/H.Trzeczak)
rbb/H.Trzeczak
Video: rbb24 | 17.10.2024 | Material: TNN, rbb | Bild: rbb/H.Trzeczak

Immer wieder ist es in den vergangenen Monaten zu pro-palästinensischen Protesten an der FU Berlin gekommen. Nun gab es einen Versuch, das Präsidiumsgebäude zu besetzen. Mitarbeitende wurden dabei bedroht und körperlich angegangen.

  • In das Präsidiumsgebäude der Freien Universität Berlin sind laut Polizei 15 bis 20 vermummte Personen eingedrungen, laut Uni mindestens 40 Personen
  • Mitarbeitende wurden bedroht und körperlich angegangen, laut Uni wurden mehrere Personen verletzt
  • Es kam zu Sachbeschädigungen
  • Die Täter flohen bei Eintreffen der Polizei, vier Verdächtige wurden festgenommen
  • Tat mit Bezug zu Nahost

Mehrere vermummte Personen sind am Donnerstag in die Freie Universität in Berlin-Dahlem eingedrungen und haben versucht, das Präsidium zu besetzen. Die versuchte Besetzung sei durch die Polizei umgehend beendet worden, teilte die FU am Nachmittag mit. Zunächst hatte der "Tagesspiegel" berichtet.

Der Polizei zufolge waren etwa 15 bis 20 Menschen gegen 13 Uhr in das Gebäude eingedrungen. Die Universität spricht in einer Stellungnahme von mindestens 40 Personen. Nach Angaben von Polizei und Universität haben die Vermummten randaliert und pro-palästinensische Parolen gesprüht. Außerdem kam des den Angaben zufolge zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Vermummten und Mitarbeitern. Laut Universität wurden mehrere Personen verletzt.

FU-Präsident: "Es ist kriminell"

Wie die Universität mitteilte, wurden Räume verwüstet sowie Parolen und Hamas-Dreiecke an die Wände des historischen Gebäudes gesprüht. Das FU-Präsidium befindet sich in der früheren Alliierten-Kommandantur. Auch die IT-Infrastruktur sei teilweise zerstört worden. Einzelne Telefone gingen nicht mehr, einige Mitarbeiter hätten Probleme mit dem Internet gehabt, so die Pressestelle.

Laut einer Universitätssprecherin wurden auch Türen eingetreten. Kollegen aus dem Präsidium hätten Türen abgeschlossen, um sich zu schützen. Die Mitarbeitenden erhielten nun psychologische Hilfe. Im Haus haben sich laut Uni zu dem Zeitpunkt etwa 30 bis 40 Mitarbeiter befunden.

FU-Präsident Günter Ziegler sprach von einer absoluten Grenzüberschreitung und erheblichem Sachschaden im gesamten Gebäude. Gegenüber dem rbb erklärte er: "Das Ganze ist massiv, es ist kriminell, es ist ein Angriff auf die Freie Universität und eben auch auf unseren Auftrag, Dialog zu organisieren, auch die großen, schwierigen und kontroversen Probleme dieser Welt zu verhandeln. Und ich kann nur sagen, dieser Angriff war nicht erfolgreich."

Einsatzkräfte der Polizei stehen vor einem Gebäude der Freien Universität in der Kaiserwerther Straße. Die Fassade wurde mit dem Schriftzug "Still Complice Killers" besprüht, vor dem Eingang steht in roter Farbe "Free Gaza" auf dem Gehweg. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Parolen wurden an und vor das FU-Präsidiumsgebäude gesprüht | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Polizei fasst einige Verdächtige

Der Polizei zufolge flüchteten die Beteiligten, als die Polizisten an dem Hochschulgebäude in der Kaiserswerther Straße eintrafen. Einige Verdächtige hätten die Einsatzkräfte aber im Umfeld des Gebäudes fassen können. Drei Frauen und ein Mann seien festgenommen und "umfangreiche Beweismittel" sichergestellt worden. Der Einsatz dauerte am frühen Nachmittag nach Angaben der Sprecherin an. Rund 70 Polizistinnen und Polizisten vor Ort gewesen.

Nahost-Bezug

Wie die FU-Sprecherin dem rbb sagte, habe die versuchte Besetzung mit den pro-palästinensischen Protesten zu tun.

Wie auf einem Instagram-Kanal zu lesen ist, wurde mit der Aktion unter anderem ein "immediate end" [sofortiges Ende] der Beziehung zwischen der Universität und des Staates Israel gefordert. Ein Video auf diesem Account zeigt, wie die Randalierer im Innern des Gebäudes Parolen an die Wände sprühen, Fenster mit dunklem Plastik zukleben und einen Tisch zersägen.

Wissenschaftssenatorin verurteilt Besetzung

Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) hat die versuchte Besetzung "aufs Schärfste" verurteilt. Die Täterinnen und Täter seien äußert gewaltbereit vorgegangen, hätten Mitarbeitende angegriffen, Universitätseigentum beschädigt und zum Teil zerstört, sagte sie laut einer Pressemitteilung. "Begangene Straftaten gehören geahndet. Es ist der sehr schnellen und besonnenen Reaktion der Universitätsleitung und der Polizei zu verdanken, dass die Besetzung schnell beendet wurde und die Angehörigen der Hochschule außer Gefahr gebracht werden konnten."

Immer wieder Proteste an FU

Seit Monaten gibt es an der FU und auch an den anderen Berliner Universitäten Protestaktionen von pro-palästinensischen Studierenden.

Im Mai hatten rund 150 propalästinensische Aktivisten zeitweise einen Hof der Freien Universität in Berlin besetzt und ein Protestcamp errichtet. Auch in den Räumen der Universität kam es zu Protesten, dabei setzten Polizisten zum Teil Tränengas ein, die Hochschule stellte zeitweise ihren Lehrbetrieb ein.

Sendung: rbb24, 17.10.2024, 16 Uhr

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26 Kommentare

  1. 26.

    Diese Aktion ist nicht nur gewalttätig und schwer kriminell, sondern auch in hohem Maße schizophren. Was heißt denn: "Wenn Polizisten unser Gebäude betreten, zerstören wir die Technik" ? Mal ganz abgesehen davon, dass das nicht deren Haus ist, würde das ja bedeuten, wenn die Polizei mein Haus betritt, lege ich es in Schutt und Asche, das haben die dann davon. - Wie krank ist das denn? Außerdem ist wohl die Frage erlaubt, warum man bei einem vermeintlichen Protest gegen die Polizei Universitätsmitarbeiter bedroht und körperlich angreift? Es handelt sich nicht um Aktivisten, sondern um (im wahrsten Sinn des Wortes)blindwütige Kriminelle. Mit solchen Typen ist weder im Nahen Osten noch hier ein Frieden zu machen.

  2. 25.

    Ich stelle mir leidet auch immer mehr die Frage, was das alles soll ?
    Warum stürmt man in einem anderen Land weit entfernt eine Uni ? Was will man denn damit erreichen ? Was hat man tstsachlich erreicht ?
    Ich unterstelle dem Stürmenden Intelligenz und Emotionen. Haben die Emotionen obsiegt und wenn ja, welche ?
    Resultiert aus der Aktion etwas tatsächlich Nützliches für die Menschen in der Ferne ?
    Was kann vieles sagen, aber primär möchte ich dort wo ich lebe keine Randale. Davon haben wir auf dem Planeten zuviel !

  3. 23.

    Sie haben leider vollkommen Recht. Die doppelten Standards sind offensichtlich. Der Mangel an Rückgrat bei bestimmten Politikern ist wirklich erbärmlich.

  4. 22.

    Wären das Rechte gewesen, wäre jetzt Steinmeier & Co. vor Ort und würden Reden gegen Angriffe auf unsere Demokratie halten. Aber so ist es nur ein Ereignis von lokalem Interesse.

  5. 20.

    Diese Aktion hat den Menschen in Gaza sicher sehr geholfen, ihr Leiden gemildert und eine Friedenslösung näher gebracht. Bravo!
    Alberne Selbstdarsteller...

  6. 19.

    Bei Notwehr? Lag die vor?
    Es ist immer das gleiche Spiel. Wir haben Gesetze und vor diesen Gesetzen sind alle gleich. Vermutlich liegt es an der Anwendung, also ob man's tut oder lässt.

  7. 18.

    Die Steuerzahler zahlt. Die Uni jammert sie hat kein Geld.
    Die Kosten sollte die Uni aus ihrem Budget bezahlen und nicht ersetzt bekommen.

  8. 16.

    Das ist doch schon passiert.
    "...Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) hat die versuchte Besetzung "aufs Schärfste" verurteilt. ..."
    Viel mehr als "aufs Schärfste" kann doch nicht erwartet werden.

  9. 15.

    @Maria: Rohe Gewalt bzw. Straftaten gegen Angehörige und Einrichtungen der FU Berlin helfen den Betroffenen im Nahen Osten aber auch nicht weiter. Warum soll dieser brutale Krieg auch noch in Deutschland ausgetragen werden?

  10. 14.

    Mich wundert, dass kein Wort darüber geschrieben steht wann die Polizei eintraf, ob es Verhaftungen gegen hat oder ob die Täter geflohen sind. Ist darüber gar nichts bekannt?

  11. 13.

    Bange Frage, dies an alle Beteiligten: Ab welchem Ausmaß eines tatsächlichen oder vermeintlichen Vergehens eines anderen gilt das dann, dass jedes und wirklich jedes Mittel erlaubt ist?

  12. 12.

    Nun sind das aber keine Angehörigen oder Leidtragenden, sondern verwöhnte junge Menschen, die nichts besseres zu tun haben als anderen eine Meinung aufzwingen zu wollen.
    Protest gegen Krieg und Vertreibung ist sicher berechtigt, aber doch nicht in der Form, dass andere Menschen eingeschüchtert oder gar verletzt werden.
    Wirklich sehr nervig, dass alle Konflikte der Welt hier in Berlin als Nebenschauplatz ausgetragen werden müssen.

  13. 11.

    Demonstrieren gegen Polizei auf dem Campus gute Idee aber das Mittel der Wahl nicht so cool

  14. 10.

    Das ist weder links noch anarchistisch, kontraproduktiv und agrressiv, gewalttätig.
    Wenn das propalästinensisch ist dann gute Nacht.

  15. 9.

    Vermutlch waren sie um 14 Uhr bereits wieder auf freiem Fuß. Ich frage mich immer was passieren muss bis ein Haftrichter mal Untersuchungshaft anordnet.Im übrgigen wieder eine feige Aktion. Wenn ich für eine Sache stehe zeige ich auch Gesicht. Der Grat zu feigen Terroranschlägen ist nur noch schmal.

  16. 8.

    Jetzt die Sachbeschädigung mit der Androhung weiterer schwerer Schäden, als nächstes die Geiselnahme? Die Eigenständigkeit der Universitäten im Bezug auf das Hausrecht, und dem Umgang mit solchen Personenkreisen ist ja gut und schön, aber die Frage bleibt gestattet, wer die Schäden wohl tragen darf, wenn von Seiten der Uni die Feststellung der Verursacher verhindert wird. Denn von der sofortigen Anforderung von Polizeikräften zwecks Räumung und Feststellung der Täter war nichts zu lesen.

  17. 7.

    Ich frage mich, wie es mir ginge, wenn es meine Familie wäre, die in Gaza seit Wochen zerbombt würde (mit tausenden direkt getöteten Kindern und Frauen, weiteren indirekt Verstorbenen durch Hunger, fehlende Behandlung usw). Obwohl die Völkerrechtswidrigkeit hier definitiv zu verhandeln ist. Wie es den betroffenen Familien in Israel geht, kann man wohl auch kaum aushalten.. zumal diese Bombardements weder ihr Angehörigen nach Hause, noch Sicherheit bringen. Eher einen grossen Krieg...traurig.

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