Versuchte Besetzung - Vermummte randalieren in FU Berlin und greifen Mitarbeiter an

Fr 18.10.24 | 11:49 Uhr
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Polizist:innen bei dem Einsatz an der FU Berlin am 17.10.2024.(Quelle:rbb/H.Trzeczak)
Video: rbb24 | 17.10.2024 | Material: TNN, rbb | Bild: rbb/H.Trzeczak

Immer wieder ist es in den vergangenen Monaten zu pro-palästinensischen Protesten an der FU Berlin gekommen. Nun gab es einen Versuch, das Präsidiumsgebäude zu besetzen. Mitarbeitende wurden dabei bedroht und körperlich angegangen.

  • In das Präsidiumsgebäude der Freien Universität Berlin sind laut Polizei 15 bis 20 vermummte Personen eingedrungen, laut Uni mindestens 40 Personen
  • Mitarbeitende wurden bedroht und körperlich angegangen, laut Uni wurden mehrere Personen verletzt
  • Es kam zu Sachbeschädigungen
  • Die Täter flohen bei Eintreffen der Polizei, vier Verdächtige wurden festgenommen
  • Tat mit Bezug zu Nahost

Mehrere vermummte Personen sind am Donnerstag in die Freie Universität in Berlin-Dahlem eingedrungen und haben versucht, das Präsidium zu besetzen. Die versuchte Besetzung sei durch die Polizei umgehend beendet worden, teilte die FU am Nachmittag mit. Zunächst hatte der "Tagesspiegel" berichtet.

Der Polizei zufolge waren etwa 15 bis 20 Menschen gegen 13 Uhr in das Gebäude eingedrungen. Die Universität spricht in einer Stellungnahme von mindestens 40 Personen. Nach Angaben von Polizei und Universität haben die Vermummten randaliert und pro-palästinensische Parolen gesprüht. Außerdem kam des den Angaben zufolge zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Vermummten und Mitarbeitern. Laut Universität wurden mehrere Personen verletzt. Die Angreifer hätten außerdem mit der Zerstörung von Technik gedroht, sollte die Polizei ins Gebäude kommen.

FU-Präsident: "Es ist kriminell"

Wie die Universität mitteilte, wurden Räume verwüstet sowie Parolen und Hamas-Dreiecke an die Wände des historischen Gebäudes gesprüht. Das FU-Präsidium befindet sich in der früheren Alliierten-Kommandantur. Auch die IT-Infrastruktur sei teilweise zerstört worden. Einzelne Telefone gingen nicht mehr, einige Mitarbeiter hätten Probleme mit dem Internet gehabt, so die Pressestelle.

Laut einer Universitätssprecherin wurden auch Türen eingetreten. Kollegen aus dem Präsidium hätten Türen abgeschlossen, um sich zu schützen. Die Mitarbeitenden erhielten nun psychologische Hilfe. Im Haus haben sich laut Uni zu dem Zeitpunkt etwa 30 bis 40 Mitarbeiter befunden.

FU-Präsident Günter Ziegler sprach von einer absoluten Grenzüberschreitung und erheblichem Sachschaden im gesamten Gebäude. Gegenüber dem rbb erklärte er: "Das Ganze ist massiv, es ist kriminell, es ist ein Angriff auf die Freie Universität und eben auch auf unseren Auftrag, Dialog zu organisieren, auch die großen, schwierigen und kontroversen Probleme dieser Welt zu verhandeln. Und ich kann nur sagen, dieser Angriff war nicht erfolgreich."

"Das ist eine offene Universität", so Ziegler weiter. Man werde weiter über die großen Themen unserer Zeit an der Freien Universität diskutieren und über Lösungen reden: "Und dazu gehört natürlich alles, was sich in Nahost tut, von Gaza bis Libanon und Israel."

Einsatzkräfte der Polizei stehen vor einem Gebäude der Freien Universität in der Kaiserwerther Straße. Die Fassade wurde mit dem Schriftzug "Still Complice Killers" besprüht, vor dem Eingang steht in roter Farbe "Free Gaza" auf dem Gehweg. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Parolen wurden an und vor das FU-Präsidiumsgebäude gesprüht | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Polizei fasst einige Verdächtige

Der Polizei zufolge flüchteten die Beteiligten, als die Polizisten an dem Hochschulgebäude in der Kaiserswerther Straße eintrafen. Einige Verdächtige hätten die Einsatzkräfte aber im Umfeld des Gebäudes fassen können. Drei Frauen und ein Mann seien festgenommen und "umfangreiche Beweismittel" sichergestellt worden. Rund 190 Einsatzkräfte waren vor Ort im Einsatz. Die Kaiserswerther Straße zwischen Thielallee und Rudeloffweg war bis etwa 16 Uhr für den Autoverkehr gesperrt.

Nahost-Bezug

Wie die FU-Sprecherin dem rbb sagte, habe die versuchte Besetzung mit den pro-palästinensischen Protesten zu tun.

Wie auf einem Instagram-Kanal zu lesen ist, wurde mit der Aktion unter anderem ein "immediate end" [sofortiges Ende] der Beziehung zwischen der Universität und des Staates Israel gefordert. Ein Video auf diesem Account zeigt, wie die Randalierer im Innern des Gebäudes Parolen an die Wände sprühen, Fenster mit dunklem Plastik zukleben und einen Tisch zersägen.

Wissenschaftssenatorin verurteilt Besetzung

Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) hat die versuchte Besetzung "aufs Schärfste" verurteilt. Die Täterinnen und Täter seien äußert gewaltbereit vorgegangen, hätten Mitarbeitende angegriffen, Universitätseigentum beschädigt und zum Teil zerstört, sagte sie laut einer Pressemitteilung. "Begangene Straftaten gehören geahndet. Es ist der sehr schnellen und besonnenen Reaktion der Universitätsleitung und der Polizei zu verdanken, dass die Besetzung schnell beendet wurde und die Angehörigen der Hochschule außer Gefahr gebracht werden konnten."

Wegner: "Straftäter konsequent zur Verantwortung ziehen"

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat die kurzzeitige Besetzung der Freien Universität ebenfalls verurteilt.

Der Senat werde alles tun, um die Hochschulen als Orte der freien Debatte zu sichern und die Beschäftigten zu schützen, erklärte er am Donnerstagnachmittag. Die Stürmung der FU durch sogenannte pro-palästinensische Aktivisten zeige einmal mehr, dass es dieser Gruppe nicht um Dialog, sondern um Sachbeschädigung, Gewalt und Hass gehe, so Wegner. Er dankte der Polizei für ihr schnelles Eingreifen und begrüßte, dass noch vor Ort Festnahmen erfolgt seien. Straftäter, so Wegner, müssten konsequent zur Verantwortung gezogen werden.

Immer wieder Proteste an FU

Seit Monaten gibt es an der FU und auch an den anderen Berliner Universitäten Protestaktionen von pro-palästinensischen Studierenden.

Im Mai hatten rund 150 propalästinensische Aktivisten zeitweise einen Hof der Freien Universität in Berlin besetzt und ein Protestcamp errichtet. Auch in den Räumen der Universität kam es zu Protesten, dabei setzten Polizisten zum Teil Tränengas ein, die Hochschule stellte zeitweise ihren Lehrbetrieb ein.

Sendung: rbb24, 17.10.2024, 16 Uhr

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37 Kommentare

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  1. 37.

    Die Angestellten der Uni sollten zivilrechtlich Anzeige erstatten. Konsequent! Gründe gibt es ja genügend!!!!Bedrohung, Beleidigung, Körperverletzung, Nötigung usw…

  2. 36.

    " unseren Auftrag, Dialog zu organisieren, auch die großen, schwierigen und kontroversen Probleme dieser Welt zu verhandeln "

    klappt aber nicht, zum Dialog gehören mindestens 2 Parteien , aber 1 Partei will zerstören . Was gedenkt der Senat nun zu tun ?
    außer Entsetzen und Betroffenheit zu verküden

  3. 35.

    Völlig richtig. Es ist die Aufgabe unseres Landes vertreten durch unsere Regierung dafür zu sorgen, das es einen Waffenstillstand gibt, um nicht mehr Opfer auf beiden Seiten zu verursachen

  4. 34.

    Ich fahre täglich 3-4 Stunden diagonal durch Berlin zu arg früher Stunde und nachmittags, Arbeitsweg hin und zurück, z.B. über Leopoldplatz, ich habe mich da in 30 Jahren noch niemals durch "Rechtsextremisten " bedroht gefühlt, aber oftmals durch ein anderes Klientel. Vielleicht sollten Sie mal Öffis fahren, hilft, den Horizont zu erweitern.

  5. 32.

    Nun, ich fühle mich als Staatsbürgerin von weder noch bedroht, denn Angst ist stets ein ganz mieser Ratgeber.

  6. 31.

    Nicht lustig insgesamt.
    Wenn eine Demo nichts bringen mag, dann versucht man gewalttätig ein Unigebäude zu besetzen? Ein solches Vorgehen erzeugt Aufmerksamkeit. Gratulation dazu!
    Vermummung, Sachbeschädigung und u.U. körperliche Gewalt helfen garantiert weiter. Auweia!
    @10 Anna.
    Stimmt absolut. Gute Nacht.

  7. 30.

    Und ich finde das auch o.k. so. Ich fühle mich als Staatsbürger von Rechtsextremismus prinzipiell bedrohter als von Linksextremismus. Das wird auch daran liegen, dass, trotz der RAF in den 70ern, man in diesem Land eindrücklichere Erfahrungen mit Rechtsextremismus gemacht hat.

  8. 29.

    Alles ganz schlimm. Jedoch frage ich mich, ob ein Scholz, der sich von Tag zu Tag mehr brüstet, diesen Krieg mit Waffenlieferungen zu befeuern, damit nicht eben auch die Wut von Menschen anfacht, die diesen Krieg einfach ablehnen, weil ihnen jegliche Opfer zu viele Opfer sind.

  9. 28.

    Das Leid der Menschen im Gazastreifen berührt uns alle. Derartige Aktionen sind doch wohl eher schädlich.

  10. 26.

    Diese Aktion ist nicht nur gewalttätig und schwer kriminell, sondern auch in hohem Maße schizophren. Was heißt denn: "Wenn Polizisten unser Gebäude betreten, zerstören wir die Technik" ? Mal ganz abgesehen davon, dass das nicht deren Haus ist, würde das ja bedeuten, wenn die Polizei mein Haus betritt, lege ich es in Schutt und Asche, das haben die dann davon. - Wie krank ist das denn? Außerdem ist wohl die Frage erlaubt, warum man bei einem vermeintlichen Protest gegen die Polizei Universitätsmitarbeiter bedroht und körperlich angreift? Es handelt sich nicht um Aktivisten, sondern um (im wahrsten Sinn des Wortes)blindwütige Kriminelle. Mit solchen Typen ist weder im Nahen Osten noch hier ein Frieden zu machen.

  11. 25.

    Ich stelle mir leidet auch immer mehr die Frage, was das alles soll ?
    Warum stürmt man in einem anderen Land weit entfernt eine Uni ? Was will man denn damit erreichen ? Was hat man tstsachlich erreicht ?
    Ich unterstelle dem Stürmenden Intelligenz und Emotionen. Haben die Emotionen obsiegt und wenn ja, welche ?
    Resultiert aus der Aktion etwas tatsächlich Nützliches für die Menschen in der Ferne ?
    Was kann vieles sagen, aber primär möchte ich dort wo ich lebe keine Randale. Davon haben wir auf dem Planeten zuviel !

  12. 23.

    Sie haben leider vollkommen Recht. Die doppelten Standards sind offensichtlich. Der Mangel an Rückgrat bei bestimmten Politikern ist wirklich erbärmlich.

  13. 22.

    Wären das Rechte gewesen, wäre jetzt Steinmeier & Co. vor Ort und würden Reden gegen Angriffe auf unsere Demokratie halten. Aber so ist es nur ein Ereignis von lokalem Interesse.

  14. 20.

    Diese Aktion hat den Menschen in Gaza sicher sehr geholfen, ihr Leiden gemildert und eine Friedenslösung näher gebracht. Bravo!
    Alberne Selbstdarsteller...

  15. 19.

    Bei Notwehr? Lag die vor?
    Es ist immer das gleiche Spiel. Wir haben Gesetze und vor diesen Gesetzen sind alle gleich. Vermutlich liegt es an der Anwendung, also ob man's tut oder lässt.

  16. 18.

    Die Steuerzahler zahlt. Die Uni jammert sie hat kein Geld.
    Die Kosten sollte die Uni aus ihrem Budget bezahlen und nicht ersetzt bekommen.

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