Versuchte Besetzung - Vermummte randalieren in FU Berlin und greifen Mitarbeiter an
Immer wieder ist es in den vergangenen Monaten zu pro-palästinensischen Protesten an der FU Berlin gekommen. Nun gab es einen Versuch, das Präsidiumsgebäude zu besetzen. Mitarbeitende wurden dabei bedroht und körperlich angegangen.
- In das Präsidiumsgebäude der Freien Universität Berlin sind laut Polizei 15 bis 20 vermummte Personen eingedrungen, laut Uni mindestens 40 Personen
- Mitarbeitende wurden bedroht und körperlich angegangen, laut Uni wurden mehrere Personen verletzt
- Es kam zu Sachbeschädigungen
- Die Täter flohen bei Eintreffen der Polizei, vier Verdächtige wurden festgenommen
- Tat mit Bezug zu Nahost
Mehrere vermummte Personen sind am Donnerstag in die Freie Universität in Berlin-Dahlem eingedrungen und haben versucht, das Präsidium zu besetzen. Die versuchte Besetzung sei durch die Polizei umgehend beendet worden, teilte die FU am Nachmittag mit. Zunächst hatte der "Tagesspiegel" berichtet.
Der Polizei zufolge waren etwa 15 bis 20 Menschen gegen 13 Uhr in das Gebäude eingedrungen. Die Universität spricht in einer Stellungnahme von mindestens 40 Personen. Nach Angaben von Polizei und Universität haben die Vermummten randaliert und pro-palästinensische Parolen gesprüht. Außerdem kam des den Angaben zufolge zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Vermummten und Mitarbeitern. Laut Universität wurden mehrere Personen verletzt. Die Angreifer hätten außerdem mit der Zerstörung von Technik gedroht, sollte die Polizei ins Gebäude kommen.
FU-Präsident: "Es ist kriminell"
Wie die Universität mitteilte, wurden Räume verwüstet sowie Parolen und Hamas-Dreiecke an die Wände des historischen Gebäudes gesprüht. Das FU-Präsidium befindet sich in der früheren Alliierten-Kommandantur. Auch die IT-Infrastruktur sei teilweise zerstört worden. Einzelne Telefone gingen nicht mehr, einige Mitarbeiter hätten Probleme mit dem Internet gehabt, so die Pressestelle.
Laut einer Universitätssprecherin wurden auch Türen eingetreten. Kollegen aus dem Präsidium hätten Türen abgeschlossen, um sich zu schützen. Die Mitarbeitenden erhielten nun psychologische Hilfe. Im Haus haben sich laut Uni zu dem Zeitpunkt etwa 30 bis 40 Mitarbeiter befunden.
FU-Präsident Günter Ziegler sprach von einer absoluten Grenzüberschreitung und erheblichem Sachschaden im gesamten Gebäude. Gegenüber dem rbb erklärte er: "Das Ganze ist massiv, es ist kriminell, es ist ein Angriff auf die Freie Universität und eben auch auf unseren Auftrag, Dialog zu organisieren, auch die großen, schwierigen und kontroversen Probleme dieser Welt zu verhandeln. Und ich kann nur sagen, dieser Angriff war nicht erfolgreich."
"Das ist eine offene Universität", so Ziegler weiter. Man werde weiter über die großen Themen unserer Zeit an der Freien Universität diskutieren und über Lösungen reden: "Und dazu gehört natürlich alles, was sich in Nahost tut, von Gaza bis Libanon und Israel."
Polizei fasst einige Verdächtige
Der Polizei zufolge flüchteten die Beteiligten, als die Polizisten an dem Hochschulgebäude in der Kaiserswerther Straße eintrafen. Einige Verdächtige hätten die Einsatzkräfte aber im Umfeld des Gebäudes fassen können. Drei Frauen und ein Mann seien festgenommen und "umfangreiche Beweismittel" sichergestellt worden. Rund 190 Einsatzkräfte waren vor Ort im Einsatz. Die Kaiserswerther Straße zwischen Thielallee und Rudeloffweg war bis etwa 16 Uhr für den Autoverkehr gesperrt.
Nahost-Bezug
Wie die FU-Sprecherin dem rbb sagte, habe die versuchte Besetzung mit den pro-palästinensischen Protesten zu tun.
Wie auf einem Instagram-Kanal zu lesen ist, wurde mit der Aktion unter anderem ein "immediate end" [sofortiges Ende] der Beziehung zwischen der Universität und des Staates Israel gefordert. Ein Video auf diesem Account zeigt, wie die Randalierer im Innern des Gebäudes Parolen an die Wände sprühen, Fenster mit dunklem Plastik zukleben und einen Tisch zersägen.
Wissenschaftssenatorin verurteilt Besetzung
Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) hat die versuchte Besetzung "aufs Schärfste" verurteilt. Die Täterinnen und Täter seien äußert gewaltbereit vorgegangen, hätten Mitarbeitende angegriffen, Universitätseigentum beschädigt und zum Teil zerstört, sagte sie laut einer Pressemitteilung. "Begangene Straftaten gehören geahndet. Es ist der sehr schnellen und besonnenen Reaktion der Universitätsleitung und der Polizei zu verdanken, dass die Besetzung schnell beendet wurde und die Angehörigen der Hochschule außer Gefahr gebracht werden konnten."
Wegner: "Straftäter konsequent zur Verantwortung ziehen"
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat die kurzzeitige Besetzung der Freien Universität ebenfalls verurteilt.
Der Senat werde alles tun, um die Hochschulen als Orte der freien Debatte zu sichern und die Beschäftigten zu schützen, erklärte er am Donnerstagnachmittag. Die Stürmung der FU durch sogenannte pro-palästinensische Aktivisten zeige einmal mehr, dass es dieser Gruppe nicht um Dialog, sondern um Sachbeschädigung, Gewalt und Hass gehe, so Wegner. Er dankte der Polizei für ihr schnelles Eingreifen und begrüßte, dass noch vor Ort Festnahmen erfolgt seien. Straftäter, so Wegner, müssten konsequent zur Verantwortung gezogen werden.
Immer wieder Proteste an FU
Seit Monaten gibt es an der FU und auch an den anderen Berliner Universitäten Protestaktionen von pro-palästinensischen Studierenden.
Im Mai hatten rund 150 propalästinensische Aktivisten zeitweise einen Hof der Freien Universität in Berlin besetzt und ein Protestcamp errichtet. Auch in den Räumen der Universität kam es zu Protesten, dabei setzten Polizisten zum Teil Tränengas ein, die Hochschule stellte zeitweise ihren Lehrbetrieb ein.
Sendung: rbb24, 17.10.2024, 16 Uhr
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