Selbstbestimmungsgesetz - Mehr als 1.200 Anträge auf Änderung von Geschlecht und Name in Berlin

Fr 25.10.24 | 12:43 Uhr
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Archivbild:Das Gebäude mit Bürgeramt und Standesamt von Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin am 29. Februar 2024.(Quelle:imago images/E.Contini)
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Audio: rbb88.8 | 25.10.2024 | Jana Schmidt | Bild: imago images/E.Contini

Geschlecht und Name an die eigene Lebenswirklichkeit anpassen - das ist ab dem 1. November mit dem Selbstbestimmungsgesetz mit vergleichsweise wenig Hürden möglich. Anträge sind bereits gestellt werden und die Zahlen zeigen: Das Interesse ist da.

Hunderte Menschen in Berlin wollen ihren Vornamen und ihr Geschlecht behördlich ändern lassen. Vor dem Inkrafttreten des neuen Selbstbestimmungsgesetzes sind mehr als 1.200 Anmeldungen bei den Berliner Standesämtern eingegangen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Der Geschlechtseintrag und der Vorname lassen sich ab dem 1. November bei Standesämtern ändern. Die Änderung muss per Gesetz drei Monate vor dem persönlichen Termin im Standesamt angemeldet werden. Seit August können Anträge für die Änderung gestellt werden.

Im Standesamt Steglitz-Zehlendorf seien bis Mitte der Woche bislang 78 Anträge eingegangen, teilte der Bezirksstadtrat mit. In Tempelhof-Schöneberg gingen den Angaben zufolge 128 Anmeldungen ein, in Pankow 142. In Treptow-Köpenick waren es 110 Anmeldungen, in Charlottenburg-Wilmersdorf 107, davon waren bereits 74 Termine vereinbart.

In Mitte waren es 186 Anträge, in Reinickendorf 46 Anträge, in Spandau 59 Anträge, in Friedrichshain-Kreuzberg 208, davon 121 mit Termin zur Beurkundung im Standesamt. Dem Standesamt Lichtenberg liegen 150 Anmeldungen vor, mit allen Antragstellenden seien bereits Termine vereinbart, wie die Pressestelle des Bezirksamtes mitteilte.

Selbstbestimmungsgesetz tritt am 1. November in Kraft

Die Erleichterungen dürften vor allem transgeschlechtlichen, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen zugute kommen, die bislang hohe Hürden und kostspielige Verfahren durchlaufen mussten, um ihren Geschlechtseintrag ändern zu lassen.

Ab November reicht eine Erklärung, ohne Gutachten, ärztliche Bescheinigungen oder richterliche Beschlüsse. Die Geschlechtsangabe kann in weiblich, männlich oder divers geändert oder alternativ gestrichen werden.

Sendung: rbb88.8, 25.10.2024, 09:45 Uhr

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51 Kommentare

  1. 51.

    Aber wozu braucht es den Geschlechtseintrag? In welcher Form hat er sich bewährt? Man ist doch nicht weniger Mann oder Frau, wenn es nicht vermerkt ist. :-)

  2. 49.

    Warum sollte der Geschlechtseintrag denn entfallen müssen? 99,7% oder mehr der Menschen haben damit kein Problem und es hat sich nun mal bewährt. Das biologische Geschlecht ist ab dem Zeitpunkt der Befruchtung festgelegt und nun mal unabänderlich. Es gibt sehr wenige Menschen, die mit ihren Geschlechtsmerkmalen ein Problem haben, also eine Geschlechtsdysphorie. Auch diese kann man nicht einfach ändern, aber man kann zur Linderung ihres Leidens den Körper mit operativen und hormonellen Maßnahmen anpassen. Zum eigenen Schutz war dies nur nach strengen Regeln möglich. Darüber hinaus gibt es Menschen, die kein Problem mit ihrem Geschlecht an sich haben, sondern mit der damit verbundenen Geschlechterrolle. Das ist was völlig anderes. Wenn man diesen Menschen das Leben erleichtern will, muss man die Geschlechterrollen aufweichen. Was spricht schon dagegen, wenn ein biologischer Mann wie eine Frau leben möchte. Stört doch keinen.

  3. 48.

    Gut 1200 - man darf also davon ausgehen, dass alle, denen das wichtig ist, ihren Antrag jetzt auch gestellt haben.
    Das zeigt dann auch die Dimension des Ganzen.
    Ich gönne es jedem, aber manchmal täte etwas weniger Rummel gut um Dinge, die letztlich vergleichsweise sehr wenige Menschen betreffen. :-)
    Und noch einmal, ehe es jetzt Schimpfe gibt - es sei natürlich jedem gegönnt...

  4. 47.

    Es geht hier aber nicht um das Geburtsgeschlecht, sondern um den Geschlechtseintrag in amtliche Dokumente. So lange das nicht entfällt, wird es immer eine Rolle spielen.

  5. 46.

    Im Grunde bin ich erstaunt über die sehr kleine Zahl an Anträgen. Berlin als Hochburg der nicht binären Gendergemeinschaft hätte ich hier mehr zugetraut.
    Es scheint, das es eine große Diskrepanz zwischen Realität und medialer Präsenz gibt. Oder anders ausgedrückt, 0,03% der Berliner einen solchen Antrag gestellt haben.

  6. 45.

    Moralisieren ist Ihre Stärke. Aber die Achtung vor diesen Menschen sollte uns doch eher zu einem wohlwollenden Kommentar verführen. Vielleicht in etwa so:

    Ich wünsche mir von Herzen, dass diese Menschen alle selbstbestimmt und glücklich werden, denn jeder hat ein authentisches Leben verdient.

    Sehen Sie, geht doch.

  7. 43.

    >"Mir geht es eher darum, dass alle Menschen gleich behandelt werden sollten"
    Das Geburtsgeschlecht ist ein biologischer Fakt und kein gesellschaftliches Thema bei Gleichbehandlung und Gleichberechtigung. Was ein Mensch aus sich samt seinem Geschlecht macht, ist nach der Geburt ja seine Sache im Laufe seines Lebens.

  8. 42.

    Ich habe die Kommentare nicht gelesen. Ich möchte nur meine subjektive Meinung dazu äußern.
    Ein guter Mensch urteilt nicht über andere Menschen, deren Schuhe wir nie tragen mussten. Ein guter Mensch akzeptiert auch jene, die durch eine Anlage fehl in ihrem Körper sind und das als eine existentielle Tragödie empfinden. Ein guter Mensch achtet sie und ihre Probleme. Es geht um das Nachempfinden, was diese Menschen durchmachen, wie verzweifelt, wie allein und wie traurig sie sind. Wenn ich diesen Menschen nicht mit Achtung und Respekt begegnen würde, was wäre ich dann für ein Mensch?

  9. 41.

    Also tut mir leid aber für mich alles etwas undurchschaubar. Welches Geschlecht jemand hat, sollte doch ganz klar durch die Anatomie festgelegt sein, punkt. Wo soll denn das enden, wenn ich mir jetzt aussuchen kann ob ich Mann oder Frau bin. Dann können wir ja gleich getrennte Umkleiden abschaffen (Was ich davon mal abgesehen begrüßen würde, gerade als Familie).

    Änderungen der Namen OK, solange jeder irgendwie ab Geburt eine eindeutige Nummer bekommt ist das ja alles egal, es ist nur ein Name.

    Also ich weiß nicht, ob wir nicht genug andere teure Baustellen haben als sowas.

  10. 40.

    Erster Teil Zustimmung.
    Zweiter Teil: Sie bekommen mit der Geburt doch schon eine eindeutige ID-Nummer, die zBsp beim Fiskus auch immer anzugeben ist. Personenidentifikation in den Behörden dürfte als kein Problem sein, da die ID konstant über das ganze Leben ist und nicht geändert werden kann.

  11. 39.

    Falscher Zungenschlag. Das biologische Geschlecht wird bei der Geburt nicht festgelegt, sondern festgestellt durch einen Mediziner.

  12. 38.

    Es gibt noch eine Möglichkeit. Man kann einen Künstlernamen eintragen lassen - prominetes Beispiel wäre Brandt, der bürgerlich auch nicht so hieß.

  13. 36.

    Die Lebensrealität der Betroffenen als “Hype” zu bezeichnen finde ich ignorant und anmaßend. Dieses Gesetz ist ein kleiner Schritt in Richtung Anerkennung. Aber wenn man sich die meisten Kommentare anschaut, ist es wohl noch ein langer Weg bis dahin und es ist anscheinend viel wichtiger, sich über die Darstellung oder genaue Zahlen auszulassen, als zu beachten, dass dies zumindest eine kleine Erleichterung für Menschen mit queerer Identität ist und ein Grund zur Freude.

  14. 35.

    Dies vorweg: Ich bin dammit einverstanden, daß Menschen ihren Namen und ihr (auch soziales) Geschlecht selbst bestimmen.
    Frage: Wie ist es mit der Identifikation eines Menschen, der die das sich nicht (mehr) dazu äußern kann?

  15. 34.

    Gerade heute in Zeiten der Gendermedizin spielt das biologische Geschlecht eine zunehmende Rolle. Auch bzgl Fragen der Gendergerechtigkeit ist es m. E. nötig zu wissen, wieviele Männer und Frauen es in den Jahrgängen überhaupt gibt.

  16. 33.

    Ein sensibles Thema sollte nicht in der Öffentlichkeit breitgetreten werden, es geht nur um Klicks.

  17. 32.

    Die Eltern erfahren vor oder nach der Geburt das sichtbare Geschlecht. Sie fragen aber nicht danach, welcher Personenstand in der Geburtsurkunde oder später im Pass steht, oder? Es gibt keinen wirklichen Grund dafür, dass es dort stehen muss. Heutzutage jedenfalls nicht mehr.

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