Eberswalde - Angermünde - Barnimer Ingenieur tüftelt mit platzsparenden Modulbaukästen am Wohnen der Zukunft

Mi 04.12.24 | 11:20 Uhr
  9
Prototyp zum Test zum Bau mit Holz und Modulen in Eberswalde (Quelle: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 03.12.2024 | Robert Schwaß | Bild: rbb

Wenig Platz in der Wohnung für Waschmaschine oder Bett? Dann die Gegenstände, wenn sie nicht genutzt werden, einfach in Boden oder Decke versenken. Das ist die Idee eines Planers, der in Eberswalde mit Holzkästen baut.

Der Prototyp in Eberswalde (Barnim) mutet ungewöhnlich an. Dort steht ein zweistöckiges Haus mit Holzfassade und Gürteln mit Solarmodulen, die den Bau umspannen. Das Innere gleicht hingegen einer Baustelle, und auch dort ist Holz omnipräsent.

Möbel werden in Decke oder Boden verstaut

Der Choriner Bauingenieur Bernd Heidenreich und seine Mitarbeiter tüfteln an Ideen, mit denen sie nicht weniger als das Wohnen der Zukunft mitgestalten wollen. "Unser großes Ziel ist es, große Häuser zu bauen - mit möglichst kleinen, individuellen Wohnungen."

Das soll durch sogenannte Flächen-Doppelnutzung gelingen. Dafür werden quasi hohle Holzkästen als Fußboden und Zwischendecken genutzt. Die einzelnen Module werden nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt. "Wir haben uns für 1,25 Meter mal 1,25 Meter in der Draufsicht, und 1 Meter Höhe entschieden", sagt Heidenreich. Sie sollen als Stauräume dienen. Ganze Waschmaschinen oder Betten, Schränke oder Badewannen könnten daraus bei Bedarf ausklappen und hochfahren, um Platz zu sparen. "So kann man die Flächen extrem reduzieren und spart dadurch auch Heizung oder Reinigung. So bekommt man viele Nutzungen auf kleinen Flächen."

Holz-Modul als Stauraum im Boden (Quelle: rbb)Offenes Holzmodul als Stauraum im Fußboden

Kästen nach Bedarf neu zusammensetzen

Fertig gestellt werden die dafür notwendigen Module - sogenannte Flächentragwerke - in einer Produktionshalle in Angermünde (Uckermark). Die Idee hat sich Heidenreich patentieren lassen. Die Bauteile sollen nachhaltig sein, sagt er. Nicht nur aufgrund der verwendeten Materialien. "Diese kann man einzeln entnehmen, beziehungsweise komplette Häuser demontieren - diese Module also wieder vereinzeln. Diese kann man dann nehmen und neue Häuser, die ganz anders geartet sein können, bauen."

Zwischendecke mit Platz zur Lagerung (Quelle: rbb)Stauraum in der Zwischendecke

Mehr Leben in Gemeinschaft ermöglichen

Heidenreichs Vorstellungen reichen aber über das klassische Wohnen mit praktischen Lagermöglichkeiten hinaus. Denn auch das Leben in den Häusern an sich könnte damit neu gedacht werden. "Früher wurden die sozialen Kontakte vor allem am Arbeitsplatz geknüpft. Die Möglichkeiten werden geringer. Deswegen ist es für uns eine Vision, damit ganz viele Möglichkeiten für Kontakte entstehen. Vielleicht durch einen Pool auf der Dachterrasse, den alle nutzen können." Denn auch der ließe sich ihm zufolge in den Bausatz-Modulen unterbringen. Und auch darüber hinaus seien Indoor-Gärten mit Bäumen und Sitzecken denkbar.

Prototyp zum Test zum Bau mit Holz und Modulen in Eberswalde (Quelle: rbb)Prototyp in Eberswalde

Doch vorerst bleiben die Ideen kühne Visionen, die mit eigenem Geld des Bau-Ingenieurs in Eberswalde erprobt werden. Um günstig und in Serie herzustellen, fehlt dem Heidenreich noch ein Baupartner. Erst dann ließe sich kalkulieren, wie teuer Produktion und Kauf schlussendlich tatsächlich ausfallen. Dennoch glaube er fest an sein Baukasten-Prinzip, so Heidenreich.

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.12.2024

Mit Material von Robert Schwaß

9 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 9.

    Da muß ich Ihnen vehement widersprechen: der Vorteil, des ,,beengten'' Wohnens, ist die Konzentration, aufs Wesentliche! Wenig Ablenkung (ich setze Voraus, daß Medienmaschinen draußen bleiben) vom banalen Alltag vor dem Haus, ermöglichen es, mit Genuß sich seiner Leidenschaften hingeben zu können, Lernen, die Antiken Griechen im Original zu lesen, Malen oder auch nur Träumen, Denken.
    Wozu eine GRO?ß Wohnung? Um sich selbst GRÖßER zu fühlen, dem Anderen gegenüber? Brauch ich nicht.

  2. 8.

    Dieses Wort "Arbeiterschließfach" gehörte zwar nicht zu meinem Vokabular, aber ich kenne es ziemlich genau.
    Und - ja, sie haben Recht.
    Auch die anderen, von Ihnen benannten Problem-Kreise. Völlig korrekt!
    Und v.a. sollte sich keiner einbilden, dass das Leben auf beengtem Raum 'toll' ist. Nur wenn man früh geht und abends kommt, mag das vielleicht funktionieren - und dann sind wir bei Unterbringung auf etwas gehobenerem Niveau.
    Wobei der Baustoff Holz mit allen Folgewirkungen (Sicherheit/BRandschutz) noch gar nicht betrachtet wurde. Man sollte also nicht die Fehler, die Polen genacht genmcht haben; teure Appartementswohnungen in Eigentum mit Miniausstattung. Das lief sehr gut an, aber die Wohnerfahrungen belegen große Unzufriedenheiten, Not des Verkaufen Könnens, gefangen sein und andere Gedanken...alles zieml.weg vom Schönen: Wohnung- hm! - haben. Der rbb/TV zeigte dazu mal 'ne aufschlussreiche Doku!

  3. 7.

    Das kann ich mir leider nicht leisten, ich bekommen Grundsicherung. Es sei denn, die Kosten werden übernommen?

  4. 6.

    Wie wird geheizt?

  5. 5.

    Einerseits hört sich das total interessant und innovativ an, das große Aber kommt unter andererseits mit einigen Fragen und negativen Erinnerungen. Badewannen oder Waschmaschinen versenken bzw. hinter/unter Holz verstauen, hört sich für mich nach Wasserproblemen und Schimmelzucht an.
    Viel Holz hört sich nach viel Imprägnierung zum Brandschutz an, was sicherlich mit der Zeit ausdünstet. Wer's braucht...
    Die Erinnerung bringt mir das Wort vom Arbeiterschließfach aus lang vergangenen Zeiten in den Sinn.

  6. 4.

    Man muss sich dennoch mit den Wurzeln/Funktionsmechanismen eines solchen Wohnstils und Lebenshaltung beschäftigen! Das war mein Grundgedanke, wir sind immer noch zieml. anders sozialisiert. Und finden das Nordische "sich mal fallen lassen" sehr attraktiv; nur wage ich zu bezweifeln, dass sich die Deutschen im Grundsatz schneller ändern, als Wohnungslösungen gebraucht werden. Viellt hätte ich es so deutlich schreiben müssen. Daher werden solche Wohnmodelle(Hausmodelle)die Leute unterschiedlich ansprechen. Und nein, ich finde ein Eigenheim überhaupt nicht erstrebenswert(weil nun mal Großstadtgewächs), sondern bin mit meiner kl. Wohnung samt drum u dran im Mehr-/Vielparteienhaus sehr gut "bedient! Allerdings kann man das nicht grundsätzl. voraussetzen, man beachte die Unzufriedenheit derer, wo es eben nicht so gut läuft! Auch das ist eine Tatsache;..-kann krank machen.

  7. 3.

    Nordischer Wohnstil ist eine gute Assoziation: In Skandinavien setzt man auf nachwachsende Rohstoffe, weil diese viele Vorteile bringen. Hier scheint mir jedoch der sehr deutsche Gedanke des (Kl)Einfamilienhauses wichtig. Vorgefertigte Module helfen zu einem schnelleren Aufbau, erlauben Umbau und sind u.U. später, wenn sie nicht mehr benötigt werden, weiterverkäuflich. Der Eigentümer/Bauherr kann sparen.
    Ein Haken bleibt jedoch: Wenn auch die Grundfläche virtuell erweitert werden kann, wird das Volumen des Hauses durch größere Etagenhöhen größer. Der Stauraum ist nur an anderer Stelle. Die CD-Sammlung ist auch zukünftig nicht an der selben Stelle wie der Whirlpool unterzubringen. Die Nutzung eines solchen Hauses wird vermutlich aufwändiger.

  8. 2.

    Es sind Möglichkeiten, die dem "Nordischen Lebensstil" abgeguckt wurden. Nur muss man sich vermutlich gründlicher mit de dessen Entstehungsgeschochte beschäftigen. Denn "hygge" sind ja nicht nur ein paar Kerzen oder Kissen., wie uns die Werbung weis machen will. Ich denke, dass man den Kreis der derart Wohnwilligen real/auch durchaus kritisch ab schätzen muss. Die Traditionen der Fabrikarbeit in D u. den heutigen Arbeitsbedingungen ganz andere Lebensmuster hervorgebracht haben. Auch die ehem. DDR hat versucht, Wohnraum zu beschränken: Kochnische , Superkleinraumtoiletten/Badbereich in den nur ein bestimmtes Modell der üblichen Waschmaschinen passte. Die 36qm mit einer Loggia wurden dann zum Selbstbauprojekt des Werktätigen. In dem konkreten Fall waren eine Platten-/CD-Sammlung u. viele Bücher unterzubringen. Wozu geht man arbeiten? Um nichts sein Eigen zu nennen? Sehr seltsame Logik. Denn die versenkbaren Teile dürfen auch im realen Wohnen nicht verstellt werden. Selbsttäuschung!

  9. 1.

    Blöd ist eben nur, dass Effizienzsteigerungen nicht zur Entlastung der Bürger führen (So wie mehr Arbeitseffizienz nicht auch zwingend zu höheren Löhnen führt). Wenn 40qm das neue 70qm werden, dann schöpfen das Immo-Konzerne eben bereits vorsorglich ab, nochmal ne Verdopplung der Grundmiete.

    Könnt ihr nicht zahlen ? Macht doch aus Eurer Wohnung zwei und senkt Module im Boden ab ! Sowas wirkt mitunter eben dann eher als Brandbeschleuniger.

    Sinn macht das allerdings, wenn die zumutbaren qm-Grenzen im Transferleistungsbezug entsprechend angepasst werden.

    Wenn auf dem Weg also auf 40qm statt für lediglich einen, künftig zwei Bürgergeldempfänger auf gleicher Fläche leben.

Nächster Artikel