Anstieg um ein Drittel -
Einem Tafel-Anbieter in Oder-Spree zufolge ist die Zahl der Menschen, die in diesem Jahr Hilfe gesucht haben, erheblich gestiegen.
Insgesamt würden die sozialen Angebote, wie Schuldnerberatung, Sozialberatung, Essensangebote an den Tafeln, Möbel- und Kleiderkammern immer stärker beansprucht, sagte der Leiter der Gesellschaft für Arbeit und Soziales (Gefas), Siegfried Unger, dem rbb. Der Gefas e.V. betreibt im Landkreis Oder-Spree fünf Ausgabestellen für Essen. "Im letzten Dreivierteljahr haben wir eine Zunahme der Berechtigten von einem Drittel - das ist erheblich", sagte Unger. 2024 erwarte man insgesamt 80.000 Anfragen bei den fünf Ausgabestellen.
Betroffen seien vor allem Sozialhilfe- und Bürgergeld-Empfänger, aber zunehmend auch ältere Menschen, "die ein Leben lang gearbeitet haben", erklärte Unger. "Da erleben wir auch heutzutage immer noch dramatische, tragische Beispiele: wo die älteren Menschen vor der Tür stehen und sich nicht reintrauen, sich schämen, zur Tafel zu gehen." Auch ein starker Zulauf an Migranten, vorwiegend Ukrainer sei bemerkbar.
Weiterer Tafel-Zulauf 2025 erwartet
Im Moment sei man mit den eigenen Tafeln in Erkner, Beeskow, Fürstenwalde, Storkow und Rüdersdorf (alle Oder-Spree) noch gut aufgestellt, sagte Unger. "Aber das ist wirklich dank unserer Ehrenamtlichen, dank unser Tafel- und Projektleiter in den Tafeln vor Ort, dass man eine gute Verbindung zu den Märkten hält und die Lebensmittel bekommt." Doch bei der Lebensmittelbeschaffung würde es auch immer wieder Probleme geben.
Für 2025 erwarte er keine Entspannung der Situation, sagte Unger dem rbb. Er gehe davon aus, dass es eine schwächelnde Wirtschaft und mehr Arbeitslosigkeit geben werde. "Wir rechnen damit, dass noch viel mehr Menschen die Tafeln nutzen werden. Wir richten uns darauf ein, dass das Thema Armut weiter an Bedeutung gewinnt und eine Schwerpunkt-Aufgabe für uns bleibt."
Hohe Kosten und offene Finanzierungsfragen
Zur angespannten Finanzlage des gemeinnützigen Sozialvereins sagte Unger: "Die Kosten sind so enorm, dass die Tafeln tatsächlich am Limit sind." Zu den hohen Miet- und Energiekosten würden noch Versicherungskosten kommen. Kostspielig seien auch die Möbelkammern, von den man bereits die in Beeskow und Fürstenwalde geschlossen habe: "Unsere Möbelkammer in Erkner ist mit einem Defizit von 70.000 Euro noch auf."
Zudem stelle die Müllentsorgung von Essensresten, Verpackungen, Möbeln und Sondermüll eine zusätzliche Kostenbelastung dar.
Für die Finanzierung sei man auch auf private Spenden angewiesen, sagte Unger: "Aber besser wäre es natürlich, wenn große Unternehmen mal vielleicht über 100 Euro spenden würden, also sogenannte Großspenden. Die haben wir in den letzten Jahren weniger." Der Weg der staatlichen Finanzierung über den Landkreis sei mittlerweile ein "Bürokratie-Monster" geworden. Er wünsche sich eine pauschale Finanzierung von mindestens 10.000 Euro.
Sendung: Antenne Brandenburg, 16.12.2024, 15:00 Uhr