Im Alter von 64 Jahren -
Der ehemalige Berliner Staatssekretär und Bezirkspolitiker Jens-Holger Kirchner ist tot. Der frühere Grünen-Politiker verstarb im Alter von 64 Jahren, wie der rbb am Montag erfuhr.
Kirchner war seit der Wiedervereinigung in der Berliner Politik aktiv, zunächst für die PDS, später für das Bürgerbündnis Prenzlauer Berg und schließlich für die Grünen. Für die Partei war er von 2006 bis 2016 Stadtrat im Pankower Rathaus, bevor er Staatssekretär für Verkehr unter Senatorin Regine Günther (Grüne) wurde.
Kirchner erarbeitete sich einen Ruf als gradliniger, zupackender Experte für Verkehrs- und Stadtentwicklungsthemen, zudem gilt er als Erfinder der Internet-Meldestelle für unhygienische Kneipen in Berlin.
Zuletzt zuständig für Umbau der Siemensstadt
2018 wurde bei Kirchner Krebs diagnostiziert. Senatorin Günther wollte ihn daraufhin und gegen seinen Willen in den vorzeitigen Ruhestand schicken. Die Entscheidung sorgte für großes Aufsehen und Verärgerung über Parteigrenzen hinweg. Für die Art und Weise von Kirchners Entlassung entschuldigte sich Günther später.
Der damalige Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) holte Kirchner 2019 zu sich in die Staatskanzlei, wo er Großprojekte wie den Umbau der Siemensstadt betreute. Bei den Grünen war Kirchner zuletzt ausgetreten, hieß es aus Parteikreisen.
Kirchner, der unter Parteifreunden den Spitznamen "Nilson" trug, in Anlehnung an Nils Holgersson, stammte aus Brandenburg an der Havel. Weil er in der DDR nicht studieren durfte, wurde er Tischler. 1979 zog er nach Berlin und wurde unter anderem Teil der Hausbesetzerszene.
Grüne und Linke würdigen Kirchners Verdienste
Über Parteigrenzen hinweg drückten Politiker ihr Mitgefühl für Kirchners Angehörige und Freunde aus. Die Grünen in Pankow lobten ihn als "hartnäckig, aber mit gutem Blick für richtige Kompromisse". Kirchner habe sich "für eine menschengerechte, statt nur autogerechte Stadt eingesetzt", schrieb der Bezirksverband auf X (vormals Twitter).
"Es ist wirklich so unfair und einfach nur furchtbar traurig", schrieb Grünen-Verkehrspolitikerin Antje Kapek. Juliane Witt, Bezirksstadträtin der Linke in Marzahn-Hellersdorf, erinnerte an Kirchners Engagement für Kinder und Jugendliche, sowie seine Arbeit für das Netzwerk Spielkultur am Kollwitzplatz: "Unnachgiebig, ohne Verständnis gegenüber Zögerlichkeit, schlechter Vorbereitung von Gesprächspartnern, gegenüber Rumeiern und Taktieren."
Sendung: rbb24 Inforadio, 22.01.2024, 10:43 Uhr