Im Alter von 64 Jahren - Ehemaliger Berliner Staatssekretär Jens-Holger Kirchner gestorben

Mo 22.01.24 | 10:09 Uhr
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Der ehemalige Berliner Verkehrsstaatssekretär Jens Holger Kirchner (Bild: imago images/tagesspiegel)
Audio: rbb24 Inforadio | 22.01.2023 | Sebastian Schöbel | Bild: imago images/tagesspiegel

Der ehemalige Berliner Staatssekretär und Bezirkspolitiker Jens-Holger Kirchner ist tot. Der frühere Grünen-Politiker verstarb im Alter von 64 Jahren, wie der rbb am Montag erfuhr.

Kirchner war seit der Wiedervereinigung in der Berliner Politik aktiv, zunächst für die PDS, später für das Bürgerbündnis Prenzlauer Berg und schließlich für die Grünen. Für die Partei war er von 2006 bis 2016 Stadtrat im Pankower Rathaus, bevor er Staatssekretär für Verkehr unter Senatorin Regine Günther (Grüne) wurde.

Kirchner erarbeitete sich einen Ruf als gradliniger, zupackender Experte für Verkehrs- und Stadtentwicklungsthemen, zudem gilt er als Erfinder der Internet-Meldestelle für unhygienische Kneipen in Berlin.

Zuletzt zuständig für Umbau der Siemensstadt

2018 wurde bei Kirchner Krebs diagnostiziert. Senatorin Günther wollte ihn daraufhin und gegen seinen Willen in den vorzeitigen Ruhestand schicken. Die Entscheidung sorgte für großes Aufsehen und Verärgerung über Parteigrenzen hinweg. Für die Art und Weise von Kirchners Entlassung entschuldigte sich Günther später.

Der damalige Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) holte Kirchner 2019 zu sich in die Staatskanzlei, wo er Großprojekte wie den Umbau der Siemensstadt betreute. Bei den Grünen war Kirchner zuletzt ausgetreten, hieß es aus Parteikreisen.

Kirchner, der unter Parteifreunden den Spitznamen "Nilson" trug, in Anlehnung an Nils Holgersson, stammte aus Brandenburg an der Havel. Weil er in der DDR nicht studieren durfte, wurde er Tischler. 1979 zog er nach Berlin und wurde unter anderem Teil der Hausbesetzerszene.

Grüne und Linke würdigen Kirchners Verdienste

Über Parteigrenzen hinweg drückten Politiker ihr Mitgefühl für Kirchners Angehörige und Freunde aus. Die Grünen in Pankow lobten ihn als "hartnäckig, aber mit gutem Blick für richtige Kompromisse". Kirchner habe sich "für eine menschengerechte, statt nur autogerechte Stadt eingesetzt", schrieb der Bezirksverband auf X (vormals Twitter).

"Es ist wirklich so unfair und einfach nur furchtbar traurig", schrieb Grünen-Verkehrspolitikerin Antje Kapek. Juliane Witt, Bezirksstadträtin der Linke in Marzahn-Hellersdorf, erinnerte an Kirchners Engagement für Kinder und Jugendliche, sowie seine Arbeit für das Netzwerk Spielkultur am Kollwitzplatz: "Unnachgiebig, ohne Verständnis gegenüber Zögerlichkeit, schlechter Vorbereitung von Gesprächspartnern, gegenüber Rumeiern und Taktieren."

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.01.2024, 10:43 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Einer der fähigen und kompetenter, alles wissender Berliner Grünen -Politiker ist von uns gegangen.
    Erinnert da an die Ideen, den Gleimtunnel für den Autoverkehr zu sperren oder an die über 8jährige Baustelle am S-Bahnhof Pankow, die einigen Gewerbetreibenden das Genick brach.
    Er war einer der Besten und im Bezirk bei Handwerker, Kleinunternehmen, Händler, Gastronomen, dem Pankower Bürger im Allgemeinem, äußerst beliebt.

  2. 5.

    Leider nur kurz als Stadtrat erlebt, dann wechselte er schon in die Landespolitik. Seine Art war erfrischend und mit ihm wären Veränderungen möglich gewesen. Schade! Der Familie und den Angehörigen mein tiefes Mitgefühl!

  3. 4.

    Ich habe Herrn Kirchner zu mehreren verkehrsplanerischen Themen kennen lernen dürfen. Er war geradeaus, fachlich und manchmal provokant hinterfragend. Dies jedoch immer fair und in der Sache und nie persönlich. Mein Beileid.

  4. 3.

    Ich habe Nils als Leiter des Vereins Netzwerk Spielkultur kennengelernt. Er war ein geradliniger, objektiver Mensch, der sich mit ganzer Kraft selbstlos für die Interessen der Kinder und Jugendlichen eingesetzt hat . Wir hätten mehr Menschen wie ihn gebraucht . Mein aufrichtiges Beileid

  5. 2.

    Ich habe Herrn Kirchner im Rahmen der Umland Planung Berlin/Brandenburg als einen sehr kompetenten und angenehmen BzStR vom Bezirk Pankow kennengelernt ... mein Aufrichtiges Beileid.

  6. 1.

    Möge er in Frieden ruhen. Aber wie viele Staatsekretäre gibbet es allein in Brandenburg- Berlin ?
    Ich glaube nicht einen zu kennen.

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