Nahverkehr - Vorverkauf für das neue 29-Euro-Ticket in Berlin gestartet
Für 29 Euro monatlich unbegrenzt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Berlin unterwegs - das ist die Idee dieses umstrittenen Berliner Sonderwegs. Seit Dienstagmorgen läuft der Vorverkauf.
Der Vorverkauf für das Berliner 29-Euro-Ticket ist am Dienstag gestartet. Der Fahrschein kann unter anderem online bei den Berliner Verkehrsbetrieben gekauft werden. Gültig ist er aber
erst ab dem 1. Juli. Das Ticket wird mit einer Mindestlaufzeit von einem Jahr verkauft, danach ist es monatlich kündbar.
Berlinweit für 29 Euro, deutschlandweit für 49 Euro
Mit dem neuen 29-Euro-Ticket können alle Regionalbahnen, S-Bahnen, U-Bahnen, Trams und Busse innerhalb des Tarifbereichs AB, also bis zur Berliner Stadtgrenze, genutzt werden. Das 29-Euro-Ticket soll eine günstige Alternative zum Deutschlandticket sein, mit dem für 49
Euro im Monat der gesamte ÖPNV bundesweit genutzt werden kann.
Neben dem Online-Verkauf kann das Ticket auch in den BVG-Kundenzentren erworben werden. An Automaten wird der Fahrschein nicht verkauft. Ausgegeben wird das Ticket als Handyticket oder alternativ als Plastikkarte.
Ticket ist personengebunden
Das Ticket ist, wie auch das bundesweit gültige Deutschlandticket, personengebunden. Die Mitnahme von Kindern unter sechs Jahren oder eines Hundes ist erlaubt, ältere Menschen dürfen aber nicht auf dem Ticket mitgenommen werden.
Das 29-Euro-Ticket sollte ursprünglich schon im ersten Halbjahr wieder eingeführt werden. Die SPD löst mit dem Comeback des Fahrscheins ein Wahlkampfversprechen ein. Von Oktober 2022 bis April 2023 gab es das 29-Euro-Ticket bereits als Entlastungsmaßnahme für die Berlinerinnen und Berliner aufgrund der damals stark steigenden Lebenshaltungskosten.
Kritik am Berliner Sonderweg
Seit der Ankündigung des Senats, mit dem 29-Euro-Ticket einer Art "Berlin-Abo" einzuführen, wurde die schwarz-rote Landesregierung aus verschiedenen Richtungen kritisiert. So sprach das Bundesverkehrsministerium von einem "regionalen Konkurrenzprodukt". Dieses 29-Euro-Ticket konterkariere das Ziel des im vergangenen Jahr eingeführten Deutschlandtickets für 49 Euro, "komplexe Tarifsysteme radikal zu vereinfachen und Strukturen in den Verkehrsbünden zu verschlanken."
Ähnlich äußerte sich auch der Berliner Fahrgastverband IGEB. Dessen Sprecher Jens Wieseke erklärte, mit dem neuen Ticket werde eine "Insellösung" geschaffen, die dem Verbundgedanken des 49-Euro-Tickets zuwiderlaufe. Auch sei zu befürchten, dass den Brandenburger Verkehrsunternehmen künftig Einnahmen verloren gehen werden. Aus Bayern kam vor allem Kritik an den Kosten für das neue Ticket. Durch den Länderfinanzausgleich finanziere nun auch bayerisches Geld ein Konkurrenzprodukt des 49-Euro-Tickets, erklärte Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Der Soziologe und Verkehrsforscher Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung verweist außerdem auf das schon existierende Berlin-Ticket S (seit Januar für neun Euro) für Berlinerinnen und Berliner, die Sozialleistungen beziehen: "Das neue Ticket schafft mehr Unruhe und macht das Leben im öffentlichen Verkehr unterm Strich wieder schwerer."
Sendung: rbb88,8, 23.04.2024, 10 Uhr
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