Vorfall in Erkner - Polizei ermittelt wegen Video mit rassistischen Parolen zu "L'amour toujours"
Nach dem Eklat auf Sylt häuften sich Fälle von rassistischen Parolen zur Melodie der Partyhits "L'amour toujours". Auch bei einem Fest in Erkner soll es so einen Vorfall gegeben haben. Der Staatsschutz ermittelt. Drei Tatverdächtige seien identifiziert, heißt es.
Die Polizei ermittelt wegen rassistischer Parolen im Zusammenhang mit dem Lied "L'amour toujours" während eines Heimatfestes in Erkner im Oder-Spree-Kreis. Der Vorfall soll sich Ende Mai ereignet haben, inzwischen sind Videos davon in sozialen Netzen aufgetaucht. Darin ist zu sehen, wie drei Männer in einem Fest-Zelt auf Bierbänken stehen und volksverhetzende Parolen wie "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!" skandieren. Dazu spielt Musik von Gigi D'Agostino. In dem Video zeigen Männer auch den Hitlergruß.
Polizeisprecher Roland Kamenz von der Direktion Ost sagte am Donnerstag dem rbb, dass in der Sache ermittelt werde. In Bezug auf die Videoaufnahmen seien mehrere Anzeigen bei der Brandenburger Polizei erstattet worden. "Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt in der Sache wegen Volksverhetzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen", so Kamenz.
"Durch die Veröffentlichung des Videos und entsprechender Hinweise sind die drei Tatverdächtigen namentlich bekannt", erklärte der Polizeisprecher. Der Bürgermeister von Erkner teilte mit, die Verdächtigen seien nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen wohl nicht aus Erkner.
Zuvor hatten die "Märkische Oderzeitung" und andere Medien über den Fall berichtet.
Ende Mai hatte ein Video von einer Party in einem Lokal in Kampen auf Sylt bundesweit Empörung ausgelöst, weil Gäste zu dem Titel von Gigi D'Agostino "L'amour toujours" Parolen wie "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" grölten. Das Video verbreitete sich im Netz. Politiker bis hin zu Kanzler Olaf Scholz (SPD) zeigten sich entsetzt.
Veranstalter bestreiten Kenntnis
Der Vorfall in Erkner ereignete sich nach bisherigen Erkenntnissen am 25. Mai in einem Angler-Vereinsheim, parallel zum Stadtfest in Erkner. Bei der Feier in dem Vereinsheim waren nach Angaben des Vorsitzenden des Vereins, Wolfgang Trogisch, rund 1.000 Menschen anwesend.
Trogisch distanzierte sich am Donnerstag im rbb von dem Vorfall. "Das Grundstück war richtig voll, und da kann man keinen der Leute von zehn Meter Entfernung direkt erkennen", betonte er. Am Mittwoch habe er mit Vereinsmitgliedern gesprochen. "Keinem ist davon etwas bekannt." Trogisch betonte: "Wenn jemand von uns davon Kenntnis bekommen hätte, wären wir sofort eingeschritten, hätten die Leute vom Grundstück geschmissen."
Der DJ, der vom Anglerverein engagiert war, sagte, er habe von dem rassistischen Gebahren nichts mitbekommen, andernfalls hätte er das Lied sofort ausgeblendet. "Dieser Vorfall war in Sylt und ich hätte nie gedacht, dass es bei diesem friedlichen Anglervereinsfest zu solch ekelhafter Äußerung kommen könnte", sagte er. "Ich werde diesen Titel nicht mehr spielen, das ist meine Konsequenz daraus."
Netzwerk kritisiert Besucher
Das Netzwerk "Schaut nicht weg!", das sich eigenen Angaben zufolge gegen rechte Übergriffe engagiert, veröffentlichte einen kommentierten Zusammenschnitt des Videos in den sozialen [instagram.org] und schrieb dazu: "Hauptakteure der rassistischen Hetze an diesem Abend sind drei Neonazis […]. Sie allein sind aber nicht das Problem, sondern auch die Festbesucher*innen die sich den faschistischen Grüßen und rassistischen Gesängen erfreuen und mitklatschen."
Der Bürgermeister von Erkner, Henryk Pilz (CDU), sagte am Donnerstag dem rbb, die Polizei sei zwar "in der Nähe, auf der Festmeile gewesen und in Bewegung, gemeinsam mit unserem Ordnungsamt. Sie haben während des Festes eine präventive Streife durchgeführt." Der Vorfall habe sich aber nicht auf dem Festgelände der Stadt zugetragen.
Pilz wolle künftig Veranstaltungen in seiner Stadt besser überwachen, so seine Schlussfolgerung aus dem Vorfall beim Heimatfest. "Der Plan ist, aufgrund dieser Vorkommnisse nicht nur mit diesem, sondern mit allen Vereinen, die öffentliche Veranstaltungen durchführen, über Sicherheitskonzepte zu reden, noch mehr zu sensibilisieren. Da habe ich auch alle Vereine mit im Boot und das ist der richtige Weg."
Das Bündnis "Schaut nicht weg!" forderte indes "alle Menschen in Erkner und Umgebung dazu auf, sich von diesen Nazis und Rassismus zu distanzieren." Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 06.06.2024, 19:30 Uhr
Mit Material von Magdalena Dercz