Schulbau, Verkehr und Soziales - CDU und SPD wollen in Berlin Standards senken, um Haushaltsloch zu stopfen

Di 16.07.24 | 11:39 Uhr
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Symbolbild: Stefan Evers (CDU), Bürgermeister und Senator für Finanzen, spricht während der Plenarsitzung im Berliner Abgeordnetenhaus am04.07.2024. (Quelle: picture alliance/dpa/Soeren Stache)
Audio: rbb24 Inforadio | 16.07.2024 | Jan Menzel | Bild: picture alliance/dpa/Soeren Stache

Die Koalition hat angekündigt, dass sie die Lücke im nächsten Berliner Landeshaushalt bis zum Herbst auflösen will. Um Kürzungen durchzusetzen, könnten Standards abgesenkt werden - womöglich in der Pflege sowie im Hort- und Kitabereich.

Um den Landeshaushalt zu sanieren, planen CDU und SPD eine Absenkung von Standards in mehreren Bereichen. Nach Informationen des rbb geht es dabei um den Schulbau, den Verkehrssektor aber auch den Sozialbereich.

Konkret zielen die Überlegungen auf Hilfen zur Erziehung, Hilfen zur Pflege, Eingliederungshilfen sowie den Kita- und Hortbereich ab.

Einsparpotentiale sollen ermittelt werden

In einem Koalitionsausschuss verabredeten die Regierungsparteien, dass die Senatsverwaltungen über die Sommerpause Einsparpotentiale ermitteln sollen. Als Messlatte sollen dabei die Fallkosten dienen, die in anderen Bundesländern anfallen. Berlin soll nach Möglichkeit nicht über dem Länderdurchschnitt liegen.

Das betrifft beispielsweise auch den Schulbau. Haushaltspolitiker der Koalition sehen die überdurchschnittlich hohen Kosten pro neu geschaffenem Schulplatz in Berlin schon länger mit Argwohn. Allerdings ist fraglich, wie schnell etwaige Absenkungen von Baustandards sich finanziell bemerkbar machen. Bauprojekte haben bekanntlich jahrelange Planungsvorläufe.

Deckungslücke soll bis Herbst aufgelöst werden

Ebenfalls im Fokus sind Beschaffungen neuer Busse und Bahnen. Allerdings gilt auch hier ähnlich wie beim Neubau: Bereits aufgebene Bestellungen etwa für neue Züge lassen sich nicht ohne Weiteres ändern.

Die Koalition hat angekündigt, dass sie die Deckungslücke im Landeshaushalt 2025 bis zum Herbst auflösen will. Dabei geht es um rund drei Milliarden Euro, die eingespart werden müssen. Eine Vorarbeit ist dabei schon geleistet. Alle Senatsverwaltungen mussten bis Ende vergangener Woche Vorschläge abliefern, wo in ihren jeweiligen Etats im nächsten Jahr zehn Prozent herausgekürzt werden können.

Weitere Verhandlungen in der Sommerpause

Dem Vernehmen nach sind diese Listen abgeliefert worden. In Koalitionskreisen ist allerdings unstrittig, dass diese Listen nicht 1:1 umgesetzt werden. Stattdessen soll über die Sommerpause weiter verhandelt werden und politisch entschieden werden, welcher Bereich welchen Sparbeitrag leisten muss.

Zuversichtlich sind die Spitzen der Koalition, was das laufende Haushaltsjahr betrifft. Die bereits getroffenen Sparbeschlüsse reichen demnach aus, um das Haushaltsloch zu stopfen. Ein Unsicherheitsfaktor in der Rechnung war bislang der Zensus. Die Volkszählung hatte ergeben, dass Berlin deutlich weniger Einwohner hat als angenommen. Deshalb stehen dem Land jährlich rund 450 Millionen Euro weniger Steuereinnahmen zu. Senat und Koalition gehen jedoch davon aus, die für 2024 getroffene Vorsorge ausreicht, um diese Mindereinnahmen auszugleichen.

Sendung: rbb24, 16.07.2024, 13 Uhr

69 Kommentare

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  1. 69.

    Standards senken meinen die Ihre Gehälter und Zulagen?Wie immer wird bei den Kleinsten und bei den Schwächsten gespart. Schafft das 29 Euro Ticket ab.

  2. 68.

    Sie haben voll und ganz Recht! Schon die pauschalen Minderausgaben von 1,9% direkt nach Beschluss des Haushaltgesetzes ist eigentlich schon ein Betrug an dem Abgeordnetenhaus gewesen.

  3. 67.

    Und dann wählen sie die gleichen Leute die Ihnen das beschert haben. Nur die Farben unterscheiden sich.

  4. 66.

    Also: Berlin subventioniert weiter jeden Fluggast und bei der Bildung soll gespart werden.
    Berlin hat Millionen für eine Fanmeile. Aber im Bereich Bildung wird gespart.

  5. 65.

    Immer schön an den Kindern sparen, die können ja erst in ein paar Jahren wählen.

  6. 64.

    Aber weiterhin an einer Autobahn quer dir h Friedrichshain festhalten. Dafür ist Geld da. Es ist zum Kotzen. Und das auch noch im Geschpann mit der SPD, wird Zeit, dass die SPD unter die 5% fällt.

  7. 63.

    Haben das cDU und sPD nicht schon immer so gemacht? Das geht so seit 1981 (im Westteil logischerweise) und hält bis heute an (mit kleinen Unterbrechungen von RR und RGR).

  8. 61.

    Um so unverständlicher, dass reiche Eltern von Sozialleistungen wie kostenlosem Schulessen oder Freifahrt für Schüler/innen im ÖPNV profitieren sollen.

  9. 60.

    Wie wäre es damit, die TVO auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren? Statt vierspuriger Luxusstrasse mit extrem aufwändigem Kreuzungsbauwerk und Luxusradweg eine einfache zweispurige Umgehungsstraße. Es bliebe dann auch genug Platz für eine sinnvolle Tangenten-S-Bahn.

  10. 59.

    Sparen sollte man an allen sinnlosen Be- und Überbauungen.
    Das ist Geld was in mehreren Schulen, Kitas und Personal reicht.
    Übrigens: Für das Geld für "Kunst am Bau" (sollte endlich gestrichen werden)sollte in Begrünung gesteckt werden.

  11. 58.

    Wie wäre es damit, die TVO auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren? Statt vierspuriger Luxusstrasse mit extrem aufwändigem Kreuzungsbauwerk und Luxusradweg eine einfache zweispurige Umgehungsstraße. Es bliebe dann auch genug Platz für eine sinnvolle Tangenten-S-Bahn.

  12. 57.

    geile Sofortmaßnahme: sämtliche Diäten in Deutschland und im EU-Parlament auf 50€-Bezahlkarte dauerhaft und endgültig kürzen plus Dienstwagen-Privilegien wegnehmen - sollen die doch Flaschen sammeln.

  13. 56.

    Der Standard in immer mehr Kindertagesstätten und Schulen ist bereits beunruhigend niedrig.

    In Berlin fehlen 27.000 Schulplätze, über 700 Stellen für Lehrkräfte sind unbesetzt, Jede siebte Unterrichtsstunde fällt mittlerweile aus. Dazu kommt der Gebäudeverfall.
    Immer mehr Schüler und Schülerinnen in Deutschland die Mindeststandards nicht erreichen. 32,5 Prozent der Neuntklässler können nicht richtig lesen. (Quelle: Tagesspiegel, heute)

    Bahnen und Busse sind häufig voll und unpünktlich.
    Bezahlbare Wohnungen für kleine und mittlere Einkommen kaum vorhanden.
    Die Zustände in der Altenpflege sind häufig menschenunwürdig.

    Wer nicht durch viel (Schul-)Geld bzw. erhebliche private Zahlungen zusätzliche Leistungen (Privat-Unterricht/Betreuuung)dazu buchen kann ist sehr schlecht dran. Immer mehr Menschen in Berlin haben die A.-Karte!

  14. 55.

    Dann hamse den Jahn-Sportpark aber lange nicht von innen gesehen. Aber vielleicht gehen Sie nach dem alten Motto: "Schlimmer geht immer.", und auch da haben Sie sicher nicht ganz unrecht. Und was das "Mommsen" angeht, da dürfte sich in den nächsten Jahren eh nicht mehr viel tun. Die sind ja erstmal "versorgt". Glück Auf!

  15. 54.

    Das "BER-Debakel " hat ganz andere Gründe, das fängt schon mit der Standortentscheidung an.

  16. 53.

    Man könnte sicher 80% des Verwaltungsaufwandes senken, indem jemand, der die Verantwortung in die Hand nimmt, alle Anträge mal mit den rotstift durchgeht. Für jeden kleinsten Pups an Unterstützung, muss man bis 19 Seiten Anträge ausfüllen (z.b Witwenrente) und irgendeiner muss das bearbeiten. Das kann man sicherlich stark optimieren. Auch sämtliche Unterstützungen (z.b Wohngeld) könnten über einen Soll / Ist Vergleich des "Einkommens" automatisch kommen. Nach dem Motto: Sind deine Einnahmen unter x, bekomst du automatisch y. (nicht als Differenzausgleich, eher als Zuschuss) Wobei der Zuschuss so gewählt sein muss, dass es sich lohnt, ohne Zuschuss arbeiten zu gehen.
    Unser System soll sehr fair sein und wird deshalb undurchsichtig und unfair. Fair wäre, wenn Menschen eine Mindessumme an Geld zur Verfügung haben und diese frei gewählt ausgeben. Wenn jemand wenig verdient, aber viele Kinder haben möchte, ist das freiwillig gewählt.

  17. 52.

    >"BER-Debakel zu verdanken, weil er den Generalunternehmer in die Wüste geschickt hat"
    Er nicht allein, quasi nur 1/3 Schuld. Da war der Bund und Land Brandenburg auch noch mit beteiligt an diesem ganzen Desaster.

  18. 50.

    "Diepken hats verbockt mit der Bankenpleite und Wowereit war der erste der nachfolgenden Regierenden, der den daraus entstandenen riesen Schuldenberg geerbt hat und Berlin hat an diesen Schulden und deren Nachwirkungen immer noch zu knappsen. "

    So weit richtig, nur hat Wowereit dort den Rotstift angesetzt wo sich die Menschen nicht wehren konnten und nicht etwa da wo die Verursacher und Nutznießer des Bankenskandals von 2001 saßen.

    "In den folgenden Monaten kam nach und nach das Ausmaß der Gesetzesverstöße zum Vorschein. So wurden seit langem und systematisch Verluste über Netzwerke von Strohmännern verborgen, Risiken aus Geschäften wurden mit dubiosen Verträgen auf das Land Berlin abgewälzt. Für einen ausgewählten Personenkreis (vor allem Prominente, Mitglieder der Regierungsparteien CDU und SPD, Bankmanager sowie deren Bekanntenkreis) wurden Sonderfonds angeboten, deren Konditionen noch wesentlich besser als die der normalen Immobilienfonds waren."

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