Bildungssenatorin kündigt Kriterienkatalog an - Künftige Klassenfahrten sollen "pädagogisch sinnvoll" und "finanziell vertretbar" sein

Mo 21.10.24 | 13:42 Uhr
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Symbolbild: Schüler auf Klassenfahrt. (Quelle: dpa/Scholz)
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Audio: rbb24 Inforadio | 21.10.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Scholz

Derzeit dürfen Berliner Schulen keine Klassenfahrten buchen, bei denen Lehrkräfte einen Zuschuss bekommen sollen. Ab Dezember soll das wieder möglich sein. Aber nur, wenn diese einem neuen Kriterienkatalog entsprechen.

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hat einen Kriterienkatalog für künftige Klassenfahrten von Berliner Schülern angekündigt. "Wir werden gemeinsam mit den Schulaufsichtsbehörden und Schulleitungen klare Kriterien festlegen, welche Fahrten pädagogisch sinnvoll und finanziell vertretbar sind", sagte die CDU-Politikerin dem "Tagesspiegel" [Bezahlinhalt].

"Letztlich geht es nicht darum, solche Reisen grundsätzlich zu verbieten, sondern darum, dass wir uns in Zeiten knapper Kassen vernünftig entscheiden", erläuterte die Senatorin. "Die Kriterien werde ich nicht allein festlegen, sondern das tun vor allem die Schulaufsichten und die Schulleitungsverbände."

Aus dem Etat der Bildungsverwaltung gibt es Zuschüsse für Lehrkräfte und Erzieher, die eine Klassenfahrt als Dienstreise begleiten.

Bis Ende November keine neuen Buchungen

Hintergrund ist die Diskussion um die Finanzierung von Klassenfahrten angesichts der Sparzwänge im Haushalt. So dürfen für einen Zeitraum von sechs Wochen bis Ende November keine Klassenfahrten für das Jahr 2025 mehr gebucht werden, für die Zuschüsse gezahlt werden sollen. Danach soll das wieder möglich sein. Lehrer und Lehrerinnen, die auf ihren Reisekostenzuschuss verzichteten, könnten aber weiter Klassenfahrten buchen, so die Senatorin weiter.

Der schwarz-rote Senat will bis dahin entscheiden, an welchen Stellen im Haushalt 2025 rund drei Milliarden Euro eingespart werden. Alle Senatsverwaltungen sind von Finanzsenator Stefan Evers (CDU) aufgefordert worden, zunächst keine Mittel freizugeben, die den Haushalt 2025 belasten. Das betrifft auch die Zuschüsse für Klassenfahrten.

Letztlich geht es nicht darum, solche Reisen grundsätzlich zu verbieten, sondern darum, dass wir uns in Zeiten knapper Kassen vernünftig entscheiden

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU)

Der Vorsitzende der Vereinigung der Oberstudiendirektorinnen und -direktoren des Landes Berlin, Arnd Niedermöller, hatte nach der Veröffentlichung des temporären Zuschuss-Stopps am 10. Oktober zu bedenken gegeben, dass Klassenfahrten üblicherweise einen langen Vorlauf hätten: "Wenn man jetzt nicht bucht, werden die Fahrten im nächsten Jahr ausfallen."

Nach Einschätzung der Senatorin sind spätere Buchungen jedoch nicht mit höheren Kosten verbunden: "Die Verzögerung von sechs Wochen, die wir jetzt haben, ist nicht entscheidend, was den Preis betrifft, aber sie sind total ärgerlich, weil die Lehrkräfte die Organisation der Fahrten gern vor den Herbstferien vom Tisch gehabt hätten", räumte die CDU-Politikerin ein.

In diesem Jahr wurden 8.500 Klassenfahrten beantragt

Günther-Wünsch zufolge muss bei der Planung von Klassenfahrten allerdings künftig generell mehr aufs Budget geguckt werden: "In den vergangenen Jahren wurde mehr Geld ausgegeben, als im Haushaltstitel vorgesehen war", sagte sie.

Wie die Bildungssenatorin am Donnerstag im Abgeordnetenhaus erläuterte, wurden in Berlin in diesem Jahr 8.500 Klassenfahrten beantragt.

Auch keine Zuschüsse mehr für Kinder armer Familien

Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Franziska Brychcy, hatte vergangenen Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, dass in einem Schreiben der Sozialverwaltung auch mitgeteilt worden sei, dass nicht nur die Zuschüsse für Lehrkräfte auf Eis gelegt worden seien, denen das Land die Reise finanziert. Auch die Kostenübernahme für Klassenfahrten für Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf Bildungs- und Teilhabeleistungen sei ausgesetzt worden - zunächst bis mindestens Ende November 2024. Hierfür ist aber nicht die Bildungs, sondern die Sozialverwaltung zuständig.

Anspruch auf sogenannte Bildungs- und Teilhabeleistungen, also auch auf Zuschüsse für Klassenfahrten, haben etwa 30 Prozent aller Berliner Schüler, also um die 120.000.

Sendung: Fritz, 21.10.2024, 14:30 Uhr

Kommentar

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55 Kommentare

  1. 55.

    „Aufwendungen werden aus anderen Mitteln, z.B dem Digitalpakt finanziert“
    Nein, dass werden sie nicht. Lehrer und Schüler sind die Kunden der Verlage...Der Digitalpakt ist ein Geldzuteilpakt, z. B. für Tafeln. Es gibt keine zentralen Konzepte für die Digitalisierung. Die Bildungsverwaltungen lassen sich von den Schulen „Konzepte“ als Nebenbeiarbeit zuarbeiten, bewerten diese durch Sachbearbeiter, obwohl es keine Stellenzuweisungen dafür gibt. Also keine Leute und Administratoren.
    Der Laptop meiner Frau ist selbst bezahlt, das Smartphone auch, die Bildschirme im Lehrerbüro zu Hause auch. Und noch viel mehr Dienstliches. Und die Eltern? Die müssen auch immer mehr zahlen...

  2. 54.

    Das ist darum geht den Klassen Zusammenhalt zu fördern reichen auch einfache klassenfahrten innerhalb Deutschlands in Jugendherbergen etc es müssen immer nicht die teuren skireisen oder sogar nach USA oder dergleichen sein

  3. 53.

    „der (digitalen) Lehrmittel und Hardware“
    Diese Aufwendungen werden aus anderen Mitteln, z.B dem Digitalpakt finanziert.
    Stimmt. Einzig „Zuschuss“ für begleitende Pädagogen vorzusehen, das ist schon eine Dreistigkeit. Bei einer 3-tägigen Klassenfahrt ins Umland, kommen mindestens 72 Stunden mit kompletter Verantwortung für die SuS zustande. Ob ein angemessener Überstundenausgleich erfolgt, darüber lässt sich trefflich streiten.
    Klassenfahrten können übrigens auch etwas ganz anderes, als eine vermutete Urlaubsreise sein. Es kommt auf das mit den SuS gewählte Konzept an.

  4. 50.

    Was ist daran unfair, wenn die Kosten für Lehrer auf die Schüler umgelegt werden?

    In der Schule meiner Frau läuft es seit Jahren so, dass ungedeckte Kosten für die Kehrer voll auf die Schüler umgelegt werden.

    Letztlich leisten Lehrer auf einer Klassenfahrt unbezahlte Mehrarbeit. Außerdem haben Lehrer auch nach spätestens 12 Stunden Feierabend.

  5. 49.

    Tja die Welt ist halt wichtiger als Deutschland bzw Deutschlands Kinder.
    Wer links grün wählt und dazu zählt mittlerweile auch die CDU, bekommt eben genau das.

  6. 48.

    Wieder wird an den Schulen gespart. Wann rafft es die CDU endlich mal? Oder überhaupt die Regierung? Immer wird den Eltern/Kindern so viel aufgebürdet, dabei sollen sie doch mal die Säulen der Gesellschaft werden?! So funktioniert das nicht! Und fallen die Zuschüsse für arme Familien weg, ist man schnell dabei, dass gar nicht mehr gefahren wird, weil zu viele Kinder nicht mitfahren können. Zack! Was für ein tolles Klassengebilde, wenn die Kinder aus ärmeren Familien immer die Schuldigen sind, dass nicht gefahren werden kann. Sind sie nicht! Das macht die Politik. Boah, ist das ätzend. Mein Beileid gilt allen betroffenen Klassen und Lehrkräften. Wer muss denn seine Dienstreise selbst bezahlen? Kann Frau Günther-Wünsch ja jetzt auch mal mit anfangen. Und auf Dienstreise noch 30 Kids 24/7 unbezahlt betreuen. Sie würde sich ganz schön umgucken.

  7. 47.

    Wir fuhren nach Brandenburg und nicht zum shoppen nach London, Paris oder Barcelona was viele Schüler ausschloss weil das Geld fehlte. Wieder mal zurück zur Grundidee der Klassenfahrten ist überfällig.

  8. 46.

    Pädagogisch sinnvoll, hmm - das Foto sagt's - praktische Wirtschaftskunde - wir fahren zu Saturn u. unterstützen die mal wieder schon wieder immer noch bald wieder schwächelnde Wirtschaft und das können wir auch in Berlin machen (klimafreundliche Reisen) weil die ja in jeder Stadt gleich aussehen ;-)

  9. 45.

    Die von Ihnen beschriebenen Fahrten sind wohl eher die Abschlussfahrten der Abiturienten NACH dem Ende der Schulzeit. In unserer Schule läuft es so, dass Klassenfahrten in Klasse 7 (Kennenlernfahrt mit Projektunterricht 25km vom Schulort entfernt), Klasse 9 (innerhalb Deutschlands) und im Leistungskurs 12 (da kann es auch mal ins Ausland, für den Englischkurs z.B. nach London gehen). Allerdings sind Fahrten innerhalb Deutschlands auch kaum noch unter 400€ zu buchen, Ausland kostet ca 170€ mehr.

  10. 44.

    „welche Fahrten pädagogisch sinnvoll und finanziell vertretbar sind"
    Dienstfahrten wurden bisher nicht geprüft? Jede Fahrt musste bisher auch aufwendig (!!!) beantragt werden. Erst nach einer Prüfung wurde zugestimmt. Oder war die Prüfung nur die der Kassenlage? Dann hätte die Bildungsveranstaltung ein Sachbearbeiterproblem.
    Das Wort „Zuschuss“ ist schon eine Dreistigkeit. Weil Arbeitgeber Dienstfahrten zu bezahlen haben, vollständig. Freiwillig auf diesen „Zuschuss“ zu verzichten wirkt erpresserisch. Man hat doch schon verzichtet. Das sagt doch das Wort bereits aus. Die „Zitronenpresse“ weiter festzudrehen ist nicht zumutbar, angesichts der (digitalen) Lehrmittel und Hardware, die immer mehr die Gehälter schmälern und die die Bildungsveranstaltungen nicht zentral einkaufen. Ja nicht einmal Konzepte dafür entwickeln.
    Wenn das so weitergeht, werden eines Tages die Eltern wohl die 24h-Beaufsichtigung bezahlen müssen?

  11. 43.

    Bei uns wurden jetzt alle reise 50-80€ Teurer, weil die Kosten der Lehrer auf die Kids umgelegt wurden. Wo steht dass das nicht rechtens ist?

  12. 42.

    Eine Klassenfahrt geht in der Regel ins Umland, vor allem in der Grundschule. Nach Corona wäre für die Kids eher ein Bonus wünschenswert gewesen als irgendwelche Kriterien. Aber ja, das Geld wurde mit vollen Händen ausgegeben von den Vorgängerregierungen.

  13. 41.

    Liebe immer Mosernde,
    SPD, Grüne, Linke haben das Geld rausgehauen. Immer schön Geschenke an das wählende Volk. Hinterfragt mal jemand, ob eine Klassenfahrt möglichst weit weg, möglichst teuer, in heutigen Zeiten sein muss.
    Ist sparen so schwierig und kann das nicht mal mit konstruktiven Vorschlägen unterstützt werden? Immer schön weiter wie bisher ohne nachzudenken. Welch Volk.

  14. 40.

    Was ist so schlimm daran, sich an einem für alle Bezirke und Schulen verbindlichen Kriterienkatalog auszurichten? Das finde ich tatsächlich vernünftig und vor allem fair. Statt in Spanien am Strand zu chillen (wie der Sohn unserer Nachbarn), könnten etwa auch - z. B. über Stiftungen etc. kostengünstige - anerkannte Begegnungsstätten für Jugendliche aus dem In- und Ausland ein sehr lohnendes Ziel für alle Teilnehmer/innen sein und das Engagement etwa für Gesellschaft, Umwelt oder Klima fördern.

  15. 39.

    Um den hier viel zitierten "Klassenzusammenhalt" zu stärken, was natürlich sehr wichtig und sinnvoll ist,
    MÜSSEN es nicht Fahrten unbedingt ins Ausland sein, den Zusammenhalt einer Klasse erreicht man auch im INLAND.

  16. 38.

    Das hat bisher also niemand geprüft? Interessant. Kein Wunder, dass so Schwachsinn wie überteuerte Skireisen nach Tirol mit knapp 1.000€ Kosten pro Kind genehmigt wurden! Vielleicht hat wenigstens dieser Blödsinn jetzt ein Ende!

  17. 37.

    Das hat der Senat verboten. Es dürfen keine Freiplätze mehr in Anspruch genommen werden, sofern der Veranstalter nicht zweifelsfrei nachweisen kann, dass es sich um "echte" Freiplätze handelt. Und "echt" heißt, dass die Kosten für die Freiplätze nicht auf die Kinder umgelegt werden dürfen.
    Es ist nicht nur so, dass der Senat erstmal keine Reisekosten mehr übernimmt. Es dürfen auch nicht die Eltern die Reisekosten übernehmen und Freiplätze sind im Prinzip auch nicht mehr erlaubt.

  18. 36.

    Weiß die Frau Günther-Wünsch eigentlich noch was sie da von sich gibt oder hat sie das Bachdencken eingestellt. Macht diese Frau auch eine pädagogische Kostengünstige Reise mit ihrer Familie oder gönnt man sich doch etwa die teure Reise.
    Frau Senatorin denken Sie bitte daran die Kinder können nichts für die verfehlte Finanzpolitik dieses Senats in dieser Legislaturperiode und der letzten Jahr Zehnte.

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