Interview | Hotline gegen rechtsextreme Gewalt - "Wir sind auf alle Fälle entschlossen, etwas gegen den Rechtsruck zu tun"
Wer an Schulen unter rechtsextremer Gewalt leidet, kann sich ab Donnerstag bei einer Hotline melden. Ins Leben gerufen hat sie auch Max Teske, mit einem Brandbrief rechtsextreme Umtriebe in seiner ehemaligen Schule in Burg öffentlich machte.
rbb24: Herr Teske, am Donnerstag startet das Hilfetelefon für Betroffene von rechtsextremer Gewalt an Schulen - wer sitzt denn da auf der anderen Seite dann am Telefon?
Max Teske: Auf der anderen Seite sitzen viele engagierte Menschen am Telefon, die im Kontext Schule arbeiten, Hilfe geben wollen und ein offenes Ohr haben.
Sie zum Beispiel auch.
Ich zum Beispiel auch, richtig.
Was wäre denn ein Ratschlag, den ich zum Beispiel als Schüler bekommen würde, wenn ich anrufe und sage, wir haben hier einen Lehrer, der haut ständig rechtsextreme Sprüche raus.
Dass er sich mit anderen Schülern zusammentun sollte, dass sie auch versuchen sollten, gemeinsam dagegen zu argumentieren und dass sie sich bei anderen Lehrkräften Hilfe holen sollen. Und gemeinsam beratschlagen, wie sie vorgehen könnten.
Es ist wirklich wichtig, sich mit anderen am Ort Schule zu vernetzen, geschlossen vorzugehen und sich mit der Schulleitung auseinanderzusetzen. Und wenn es da keine weitere Reaktion gibt, sich ans Schulamt zu wenden.
Fast ein Drittel der Wählerinnen und Wähler in Brandenburg hat die AfD gewählt. Bei den Schülerinnen und Schülern dürfte die Zahl der AfD-Sympathisanten kaum kleiner sein. Umfragen zeigen, dass nicht alle, aber viele von denen rechtsextreme Ansichten teilen. Ist da so eine Hotline nicht ein Kampf gegen Windmühlen?
Es ist zumindest ein Anfang, wenn die Regierung das nicht schafft, junge Menschen aufzufangen, dann müssen wir das halt tun. Ich denke, das ist ein Angebot, das ich früher als Jugendlicher selbst gebraucht hätte. Ich bin in Südbrandenburg zur Schule gegangen und hatte als Jugendlicher schon viele Anfeindungen seitens der rechten Szene. Da hätte ich mir so ein Angebot tatsächlich gewünscht.
Es geht um Schülerinnen und Schüler, aber auch um Lehrerinnen und Lehrer. Sie selbst hatten als Lehrer mit Anfeindungen zu kämpfen. Hätten Sie so eine Hotline angerufen und falls ja, wie hätte man Ihnen helfen können?
Dadurch dass ich Frau Nickel an meiner Seite hatte, war ich nicht ganz allein und wir konnten uns dann im Grunde auch relativ schnell eine Community aufbauen. Aber wenn ich mir vorstelle, dass man allein an der Schule ist und Vorfälle entdeckt, die einem nicht passen und die gegen die Demokratie sind, wäre das schon hilfreich, wenn man Leute hat, die einem wenigstens zuhören und mit denen man sich austauschen kann.
Rechnen Sie mit einem großen Ansturm?
Das kann ich noch gar nicht so sagen. Wir müssen jetzt erstmal starten und ich könnte mir schon vorstellen, wenn das Telefon angelaufen ist, dass wir da doch einige Anrufe haben, vor allem von Schülern und Schülerinnen.
Und wie sind Sie darauf vorbereitet, dass Sie und auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hotline wieder mit Anfeindungen rechnen müssen?
Ich glaube, dass das dann das alltägliche Geschäft ist und dass wir ein sehr starkes Team sind, das sich regelmäßig austauscht und gegenseitig Halt gibt. Und dann muss man das von Situation zu Situation entscheiden. Wir sind auf alle Fälle entschlossen, etwas gegen den Rechtsruck zu tun, und da muss man halt heutzutage leider vieles in Kauf nehmen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führten Marco Seiffert und Tom Böttcher, radioeins.
Der Text ist eine redigierte Fassung des Gesprächs.
Das Hilfetelefon für Betroffene von rechtsextremer physischer und psychischer Gewalt ist immer dienstags von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr und donnerstag von 18 bis 21 Uhr zu erreichen. Die Telefonnummer lautet 0800/0060108. Bei Instagram unter @schulefuermehrdemokratie
Sendung: radioeins, 02.10.2024, 07:10 Uhr