Interview | Hotline gegen rechtsextreme Gewalt - "Wir sind auf alle Fälle entschlossen, etwas gegen den Rechtsruck zu tun"

Mi 02.10.24 | 14:42 Uhr
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Symbolbild: Ein Mädchen sitzt am 26.06.2022 allein mit ihrem Fahrrad unter einer Brücke an einem Kanal und schaut auf ihr Smartphone. (Quelle: Picture Alliance/Wolfram Steinberg)
Audio: radioeins | 02.10.2024 | Marco Seiffert und Tom Böttcher im Gespräch mit Max Teske | Bild: Picture Alliance/Wolfram Steinberg

Wer an Schulen unter rechtsextremer Gewalt leidet, kann sich ab Donnerstag bei einer Hotline melden. Ins Leben gerufen hat sie auch Max Teske, mit einem Brandbrief rechtsextreme Umtriebe in seiner ehemaligen Schule in Burg öffentlich machte.

rbb24: Herr Teske, am Donnerstag startet das Hilfetelefon für Betroffene von rechtsextremer Gewalt an Schulen - wer sitzt denn da auf der anderen Seite dann am Telefon?

Max Teske: Auf der anderen Seite sitzen viele engagierte Menschen am Telefon, die im Kontext Schule arbeiten, Hilfe geben wollen und ein offenes Ohr haben.

Sie zum Beispiel auch.

Ich zum Beispiel auch, richtig.

Zur Person

Max Teske, Lehrer, am 19.07.2023 in Cottbus, Brandenburg. (Quelle: Picture Alliance/AP/Markus Schreiber)
Picture Alliance/AP/Markus Schreiber

Lehrer Max Teske hat zusammen mit seiner Kollegin Laura Nickels im vergangenen Jahr mit einem Brandbrief rechtsextreme Vorfälle an ihrer Schule im südbrandenburgischen Burg öffentlich gemacht. Die beiden mussten anschließend wegen Anfeindungen die Schule und auch Burg verlassen und arbeiten jetzt an anderen Schulen in Brandenburg.

Was wäre denn ein Ratschlag, den ich zum Beispiel als Schüler bekommen würde, wenn ich anrufe und sage, wir haben hier einen Lehrer, der haut ständig rechtsextreme Sprüche raus.

Dass er sich mit anderen Schülern zusammentun sollte, dass sie auch versuchen sollten, gemeinsam dagegen zu argumentieren und dass sie sich bei anderen Lehrkräften Hilfe holen sollen. Und gemeinsam beratschlagen, wie sie vorgehen könnten.

Es ist wirklich wichtig, sich mit anderen am Ort Schule zu vernetzen, geschlossen vorzugehen und sich mit der Schulleitung auseinanderzusetzen. Und wenn es da keine weitere Reaktion gibt, sich ans Schulamt zu wenden.

Fast ein Drittel der Wählerinnen und Wähler in Brandenburg hat die AfD gewählt. Bei den Schülerinnen und Schülern dürfte die Zahl der AfD-Sympathisanten kaum kleiner sein. Umfragen zeigen, dass nicht alle, aber viele von denen rechtsextreme Ansichten teilen. Ist da so eine Hotline nicht ein Kampf gegen Windmühlen?

Es ist zumindest ein Anfang, wenn die Regierung das nicht schafft, junge Menschen aufzufangen, dann müssen wir das halt tun. Ich denke, das ist ein Angebot, das ich früher als Jugendlicher selbst gebraucht hätte. Ich bin in Südbrandenburg zur Schule gegangen und hatte als Jugendlicher schon viele Anfeindungen seitens der rechten Szene. Da hätte ich mir so ein Angebot tatsächlich gewünscht.

Es geht um Schülerinnen und Schüler, aber auch um Lehrerinnen und Lehrer. Sie selbst hatten als Lehrer mit Anfeindungen zu kämpfen. Hätten Sie so eine Hotline angerufen und falls ja, wie hätte man Ihnen helfen können?

Dadurch dass ich Frau Nickel an meiner Seite hatte, war ich nicht ganz allein und wir konnten uns dann im Grunde auch relativ schnell eine Community aufbauen. Aber wenn ich mir vorstelle, dass man allein an der Schule ist und Vorfälle entdeckt, die einem nicht passen und die gegen die Demokratie sind, wäre das schon hilfreich, wenn man Leute hat, die einem wenigstens zuhören und mit denen man sich austauschen kann.

Rechnen Sie mit einem großen Ansturm?

Das kann ich noch gar nicht so sagen. Wir müssen jetzt erstmal starten und ich könnte mir schon vorstellen, wenn das Telefon angelaufen ist, dass wir da doch einige Anrufe haben, vor allem von Schülern und Schülerinnen.

Und wie sind Sie darauf vorbereitet, dass Sie und auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hotline wieder mit Anfeindungen rechnen müssen?

Ich glaube, dass das dann das alltägliche Geschäft ist und dass wir ein sehr starkes Team sind, das sich regelmäßig austauscht und gegenseitig Halt gibt. Und dann muss man das von Situation zu Situation entscheiden. Wir sind auf alle Fälle entschlossen, etwas gegen den Rechtsruck zu tun, und da muss man halt heutzutage leider vieles in Kauf nehmen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führten Marco Seiffert und Tom Böttcher, radioeins.

Der Text ist eine redigierte Fassung des Gesprächs.

Das Hilfetelefon für Betroffene von rechtsextremer physischer und psychischer Gewalt ist immer dienstags von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr und donnerstag von 18 bis 21 Uhr zu erreichen. Die Telefonnummer lautet 0800/0060108. Bei Instagram unter @schulefuermehrdemokratie

 

Sendung: radioeins, 02.10.2024, 07:10 Uhr

37 Kommentare

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  1. 37.

    Aha, es stört Sie der "Bunt-Anteil"? Hört sich rassistisch an, sorry. Menschen willkürlich nach Aussehen zu sortieren. Genau das ist das Problem.

  2. 36.

    Na und - Abwanderung und Überalterung bleiben in der Lausitz bestehen - da nützen auch weitere 30 Milliarden Euro Strukturhilfen, nur sehr wenig.
    Und Immer Blauer, wird die Region dort auch - trotz Förderung, trotz Milliarden.

  3. 34.

    Tja - In Brandenburg bekommen eben nur Regionen/Landkreise, Fördermittel und Strukturhilfen, wo der AfD Anteil bei mindestens 30 Prozent liegt.

  4. 33.

    In manchen Lausitz Gemeinden, sind es auch 45 Cent je Euro, staatliche Strukturförderung, Viele Grüße.
    Brandenburg, Berlin, Deutschland und die Europäische Union, fördern die Südbrandenburger AfD und Alle freuen sich.

  5. 32.

    Ich habe das Gefühl das man die beiden Lehrer nicht vermissen wird. Positiv gesehen haben sie ja jetzt auch die Chance an einer weltoffenen Schule mit 98% Bunt-Anteil zu unterrichten, falls ihr neuer Job in Berlin ist. Aber das will Herr Teske uns ja nicht verraten. . Jemand der einen Toleranzpreis bekommt wäre doch prädestiniert dafür.

  6. 31.

    Von Einem Euro Strukturhilfen, gehen ca. 40 Cent, direkt oder indirekt an die Südbrandenburger AfD und deren Wähler/innen.
    Das nennt man dann ,,Strukturwandel,,.

  7. 30.

    War bei den letzten Wahlen aber auch schon so : Blau/Braun von Uckermark bis in die Lausitz, immer entlang der polnischen Grenzregion bis nach Sachsen.
    Rot nur noch Potsdam/Umland, Berliner Umland und Westliches und Südwestliches Brandenburg.

  8. 27.

    Warum wohl? Wei er immer noch von rechter seite bedroht wird! Was soll Ihre ausgestellte Naivität? Es gibt in und um Burg eine Region, die von rechts dominiert wird.

  9. 26.

    42,1 Prozent der Wähler/innen haben in Burg die AfD gewählt.
    Wer AfD wählt, denkt und handelt auch so.

  10. 25.

    Jede Partei hat ihr Programm. Auch unter Mitgliedern einer Partei werden Sie nur Wenige finden, der das Programm Ihrer Partei in allen Punkten toll finden. Vielleicht beschäftigen sich Mitglieder intensiver mit Parteiprogrammen und sehen die Sache differenzierter. Um die Voraussetzungen zu erfüllen als Rechter zu gelten, muss man sich nicht sehr bemühen, dafür genügt es schon Gebäck oder kurzgebratene Fleischstücke mit pikanter roter Gemüsebeilage nicht korrekt beim Namen zu nennen. Real wird es eher so sein, dass die Lausitzer nicht wegen Schnitzel und Gebäck so wählten, sondern weil die etablierte Politik sie nicht abgeholt hat. So denken viele Leute und auch die in der Lausitz sind von Inflation betroffen, sehen ihre Zukunft in den Tagebauseen eher untergehen als auftauchen. Ob die AfD ihnen helfen kann, wissen auch sie nicht, aber probieren geht über studieren. Alles hängt immer am Faktor Zeit, leider auch die Ampelphase.

  11. 24.

    AfD Spreewald/Lausitz Eltern ,,erziehen,, AfD Spreewald/Lausitz Kinder - da ist die ,,Zukunft,, im Brandenburger Süden auf Jahrzehnte vorprogrammiert.

  12. 23.

    Na, wollen wir die Menschen mal nicht gleich Nazis nennen. Aber die hohe Zahl rechtsextrem eingestellter Menschen dort kann für demokratisch eingestellte Menschen durchaus bedrückend sein. Oder warum sonst sollten dort so viele Menschen eine rechtsextreme Partei ohne Lösungsansätze wählen, wenn sie nicht selber rechtsextrem sind? Für das Wählen von Rechtsextremisten gibt es nicht so viele Gründe...

  13. 22.

    Ich kann mir schon gut vorstellen, dass Teske, er wurde extra vom SPD Generalsekretär öffentlichkeitswirksam in die SPD "aufgenommen", nun zufrieden sein kann. Schließlich zählt sich auch die SPD Chefin Esken zur Antifa, wie in der WELT zu lesen war.
    Auch Teske machte vor der Burger Schule ein Video zusammen mit der Antifa.

  14. 21.

    Würde mich interessieren, was das jetzt für eine tolle Schule ist, wo Teske nun unterrichtet und wo er so großes Verständnis für seine politischen Vorstellungen findet, und was die Gründe sind, dass Teske die Schule nicht verraten möchte. Das kollegiale Lehrerpersonal an der Burger Schule scheint nicht so begeistert gewesen zu sein von Teske. Soweit ich mich erinnere, vom regulären Lehrkörper wohl nur wenig Zustimmung, nur eine quereingestiegene spätberufene Kunstlehrerin war auf Teskes's Seite.

  15. 20.

    Außerhalb von Potsdam, Berliner Umland und Westlich/Südwestliches Brandenburg, ist doch Alles Blau.
    Einfach mal ne Brandenburg Karte mit den Wahlergebnissen anschauen !!!
    Viel Blau und wenig Rot(Potsdam/Umland/Westlich/Südwestliches Brandenburg).

  16. 19.

    War ich schon. Es ist nichts passiert. Wir haben dort normal übernachtet und gegessen usw….. Kann es sein, dass Sie Vorurteile haben?

  17. 18.

    Hoyerswerda wäre noch eine Alternative, zu hohen Mieten in Ballungsräumen, LG.

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