35. Jahrestag - Hunderttausende feiern das Mauerfall-Jubiläum in Berlin

So 10.11.24 | 17:32 Uhr
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Anlässlich des Mauerfalls heute vor 35 Jahren findet am 09.11.2024 vor dem Brandenburger Tor in Berlin ein Konzert mit 700 Musikern statt. (Quelle: dpa-Bildfunk/Jörg Carstensen)
dpa-Bildfunk/Jörg Carstensen
Video: rbb24 Sondersendung | 09.11.2024 | Volker Wieprecht | Bild: dpa-Bildfunk/Jörg Carstensen

Konzerte, Ausstellungen, Kunst: Der Samstag stand am ehemaligen Berliner Mauerstreifen ganz im Zeichen der Freiheit. Hunderttausende Menschen feierten mit. Auch am Sonntag wird des 35. Jahrestags des Mauerfalls gedacht.

  • Zahlreiche Menschen feiern am Samstag vor dem Brandenburger Tor 35 Jahre Mauerfall
  • Gedenkveranstaltungen am Samstag in Berlin und Frankfurt (Oder)
  • Ex-Bundespräsident Gauck würdigt am Sonntag Mut der Menschen von 1989
  • "Fest der Freiheit" am Sonntag auf dem Campus der ehemaligen Stasi-Zentrale

Die Feiern zum 35. Jahrestag des Mauerfalls in Berlin haben am Samstag nach Angaben der Veranstalter mehr als 500.000 Besucher angezogen. Die historischen Ereignisse von 1989 und das Gefühl der grenzenlosen Freiheit seien von den Menschen bei verschiedensten Veranstaltungen und Aktionen "eindrucksvoll zelebriert" worden, erklärte die landeseigene Kulturprojekte GmbH. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zeigte sich überzeugt, dass der Jubiläumstag in besonderer Erinnerung bleiben werde.

Berlin erinnerte an den Mauerfall unter anderem mit einer vier Kilometer langen Open-Air-Installation aus 5.000 Plakaten entlang des früheren Grenzverlaufs. Die Plakate, die bereits seit Freitag komplett zu sehen waren, hatten Kinder und Erwachsene unter dem Motto "Wir halten die Freiheit hoch" gestaltet. Zu sehen waren auch Nachbildungen von Transparenten, die DDR-Bürger bei Demonstrationen im Wende-Herbst 1989 trugen.

Vier Kilometer Plakate, Hunderte Musiker, Hunderttausende Besucher

Rudel-Singen zu Liedern von Silly und David Bowie

Zum Abschluss der Feiern zum 35. Jahrestag des Mauerfalls in Berlin sind am Samstagabend entlang des früheren Grenzverlaufs ein "Soundtrack der Freiheit" erklungen. 700 Profi- und Freizeitmusiker spielten auf mehreren Bühnen synchron acht Rock-Songs, die sich um Freiheit und Selbstbestimmung drehen. Unter anderem erklangen das Lied "S.O.S." der bekannten ostdeutschen Rockband Silly, "Z.B. Susann" von City, "Heroes" von David Bowie oder "Freiheit" von Marius Müller-Westernhagen.

Auf Bildschirmen überall an der Strecke waren die Liedtexte zu sehen, so dass die Tausenden Zuhörer mitsingen konnten. Viele hielten ihre Handytaschenlampen hoch und sorgten ebenso wie eine Lichtshow und ein Feuerwerk für tolle Atmosphäre. Das rbb-Fernsehen übertrug die Feierlicheiten am Brandenburger Tor live.

35. Jahrestag des Mauerfalls am Brandenburger Tor (Bild: imago images/A. Friedrichs))
Plakate und Installationen am ehemaligen Grenzstreifen | Bild: imago images/A. Friedrichs

Als Inspiration für friedliche Veränderungen und den heutigen Kampf für Freiheit weltweit werteten am Samstag auch Spitzenpolitiker und Zeitzeugen den Fall der Berliner Mauer vor 35 Jahren. Die zentrale Gedenkveranstaltung zum 9. November 1989 fand mit Jugendlichen aus mehreren europäischen Ländern und Vertretern internationaler Freiheitsbewegungen am Samstag in der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße statt. Daran nahmen der Berliner Regierende Bürgermeister Wegner und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) rief dazu auf, die Energie und Aufbruchstimmung von 1989 in Ostdeutschland für die Zukunft zu nutzen. Zugleich sprach er von einem "unglaublichen Glücksgefühl", als er die Menschen vor genau 35 Jahren auf der Berliner Mauer feiern sah. Die Landesregierung und der Landtag erinnerten am Jahrestag bei einem Festakt in Frankfurt (Oder) an den Mut vieler Menschen in der DDR.

Ex-Bundespräsident Gauck besucht die Glienicker Brücke

Auch am Sonntag wird des Mauerfalls vor 35 Jahren gedacht. Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck besuchte dazu am Mittag die Glienicker Brücke zwischen Berlin und Potsdam. Dort wurde die Grenze einen Tag nach dem Fall der Mauer, am 10. November, geöffnet.

Gauck würdigte in seiner Rede den Mut der Menschen, die 1989 in der DDR für Freiheit auf die Straße gegangen sind. Sie hätten ihre Angst und Ohnmacht überwunden. Er appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, sich immer wieder an diese Geschehnisse zu erinnern und den Herausforderungen der heutigen Zeit, entschlossen zu begegnen.

Der Bundespräsident a.D., Joachim Gauck, spricht am 10.11.2024 bei der Gedenkveranstaltung anlässlich der Öffnung der Glienicker Brücke (im Hintergrund) in Potsdam, Brandenburg. (Quelle: dpa-Bildfunk/Michael Bahlo)
| Bild: dpa-Bildfunk/Michael Bahlo

Unsere Demokratie sei zwar nicht perfekt, aber es gebe kein besseres System, so Gauck: "Wenn wird den Autoritären und Verächtern der liberalen Demokratie unsere Angst schenken, dann gibt es keinen guten Weg in die Zukunft. Aber wir besinnen uns darauf, dass wir unsere Ängste gezähmt haben. Und wir besinnen uns darauf, dass die Ängste, die menschlich sind, auch eine Gegenantwort in den Menschen erzeugen kann und das ist Mut. Mut ist auch eine menschliche Möglichkeit."

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) betonte ebenfalls, wie wichtig es sei, die Erinnerung hochzuhalten. Freiheit sei etwas, was nicht einfach gegeben sei. Diese müsse man sich auch immer wieder erarbeiten, so Schubert.

Die Glienicker Brücke war während des Kalten Kriegs auch wegen des Austauschs von Agenten bekanntgeworden. Der in Rostock geborene Altbundespräsident Gauck hatte von 2012 bis 2017 das höchste Staatsamt inne und zuvor die neue Stasi-Unterlagen-Behörde geleitet.

Zum Mauerfall-Gedenken werden auch Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle und Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (beide SPD) erwartet. An der Brücke erinnert die Skulptur "Nike '89" als ein Symbol für Freiheit und Frieden an die Grenzöffnung vor 35 Jahren.

Zahlreiche Programmpunkte gibt es am Sonntag auch in Berlin: Auf dem "Campus für Demokratie" auf dem Gelände der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Normannenstraße in Berlin-Lichtenberg finden mehrere Veranstaltungen statt [berlin.de]. Das Motto lautet "Revolution! - und dann?". Zum Abschluss der Festtage gibt es dort am Sonntagabend ein "Demokratiefest", unter anderem wird die russische Punkrock-Band Pussy Riot auftreten.

Sendung: rbb Sondersendung, 09.11.2024, 20:30 Uhr

34 Kommentare

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  1. 30.

    Und Sie? Da hat er doch recht! Wer die Freiheit anderer einschränkt, wie in dem Fall aktuell unserer jüdischen Mitbürger, der macht ist in meinen Augen Faschist, nicht weniger! Da gibts auch eine Partei hier in Deutschland, die so agiert. Und wenn Sie das als ,,Moralapostel“ abwerten, machen Die sich strafbar!

  2. 28.

    Unsere Demokratie sei zwar nicht perfekt, aber es gebe kein besseres System, so Gauck....

    Die Schweizer kommen aus dem Lachen nicht mehr hinaus

  3. 26.

    Wurde auch langsam Zeit, dass dies mal ordentlich gefeiert wird !

  4. 25.

    "Schranken" im Sinne von Reisefreiheit existieren nicht mehr. Unabhängig davon, ich hab mich im Osten aus verschiedensten Gründen auch viel freier gefühlt als in diesem System jetzt.

  5. 24.

    Und hattest Dich zum Wehrdienst gemeldet oder fehlten Dir drei/vier Füße?
    Selbst wenn nicht, Grünflächen, Bademöglichkeiten, selbst Bäume gabs nur auf Fototapeten.

  6. 23.

    Fakenews? - das ist falsch!
    In einigen berliner Schulen nachgefragt, 14 bis 16 Jahre alten, wussten die Befragten zu antworten:
    87% David Hasselhof,
    2% M. Westernhagen,
    10,5% TikTok,
    0,5% Flipper
    Mehr Geschichtskenntnis ist nicht notwendig.

  7. 22.

    Nee, ich glob das war am ,,Tränenplast, da bin ich in der nacht am 9.11.89 rüber!

  8. 21.

    Schön für Sie, dass Sie das schon sehen!
    Ich habe die ersten 27 Jahre meines Lebens im ummauerten West-Berlin verbracht. Da gab es kein sonntägliches "Wir fahren mal raus." Sie haben doch KEINE Ahnung!

  9. 20.

    Bitte keine Fakenews verbreiten. Die erste Grenzoeffnung geschah am Grenzuebergang Rudower Chaussee in der Gemeinde Schoenefeld, damals noch der DDR-Bezirk Potsdam, so ca. gegen 20:00 Uhr. Nur war dort keine Presse zugegen, um dieses Ereignis zu dokumentieren.
    Die Grenzoeffnung in der Bornholmer Strasse war lediglich die erste Grenzoeffnung innerhalb der Stadt Berlin! Und damit nicht die die erste innerdeutsche Grenzoeffnung!
    Ein wenig mehr Geschichtskenntnis wäre angebracht!

  10. 18.

    Sie können doch nach Russland ziehen, da ist es so wie damals in der DDR. Einfach mal probieren. Ich persönlich bin froh, dass meine Kinder frei leben, lieben, denken können. Ich liebe die Freiheit, weil ich mich entwickeln konnte, gelernt habe, mich gebildet habe.

    Stillstand ist das nicht Nutzen der Freiheit für die persönliche Entwicklung und das persönliche geistige Wachsen.

  11. 17.

    Ich bin sehr traurig. Wir feiern die Freiheit. Während wir das Freie Sein genießen, werden wieder Juden gehetzt, gejagt, verleumdet, bedroht und in ihrer Freiheit eingeschränkt. Frei sind wir nur, wenn alle Menschen die Freiheit der anderen akzeptieren und jeden Menschen als gleichwertiges Wesen ansehen, egal wie er aussieht oder welcher Religion er angehört. Der Preis der Freiheit ist der humane und wertschätzende Umgang, zivilisiert. Ich kann das bezüglich des Antisemitismus nicht erkennen, es wird die eigene Freiheit dazu benutzt, anderer Menschen Freiheit infrage zu stellen, mit einem derartigen Hass anderen unschuldigen und friedlichen Menschen dieser Gesellschaft mit Unmenschlichkeit zu begegnen. Juden können nicht frei ihre Identität leben und zeigen, sie werden geschützt, während der Hass ungestört Angst und Schrecken verbreitet. Das alles wiederholt sich. Wie kann ich frei leben, wenn man anderen die Freiheit nimmt?

  12. 16.

    Daher hat man die gestern auch noch mal, wenn auch nur symbolisch, aufgestellt.
    Vielleicht hätte man einen Song schreiben/zelibrieren können, der die Zeile:
    "Keinem wird es schlechter gehen"
    als Refrain beinhaltet hätte.

  13. 15.

    aufklärung und vermitteln erst recht nicht!
    zumal, wie gestern auch in der abendschau gezeigt, 15jährige, mutmaßlich aus dem wessi-land, geschichtlich via geschichtsunterricht, nahezu nichts über das dritte Reich, die ddr, der mauer, der vereinigung vermittelt wird bzw. auch kein interesse/neugier daran zeigen.
    somit bin ich für wahlberechtigung ab 14.
    und, was für volk feierte denn da (vermeindlich) gestern?

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