Innenministerkonferenz - Bundesinnenministerin Faeser fordert Grenzkontrollen über März hinaus

Fr 06.12.24 | 15:57 Uhr
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Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) spricht am 06.12.2024 während einer Pressekonferenz im Precise Resort Hafendorf. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: radioeins | 06.12.2024 | Amelie Ernst | Bild: dpa/Soeren Stache

Verlängerte Grenzkontrollen, Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan: Bei ihrer Konferenz in Rheinsberg haben sich die Innenminister von Bund und Ländern auf verschiedene Maßnahmen zum Thema Migration geeinigt.

 

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will die Grenzkontrollen zur Bekämpfung illegaler Migration über den März nächsten Jahres verlängern. Das kündigte die SPD-Politikerin zum Abschluss der Innenministerkonferenz von Bund und Ländern am Freitag in Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) an.

Die Kontrollen aller Außengrenzen hätten sich bewährt, sagte Faeser. Die Zahl der Asylgesuche sei binnen Jahresfrist um 40 Prozent zurückgegangen. Zugleich seien 37.000 Personen an den Grenzen abgewiesen, 1.600 Schleuser festgenommen worden.

Um irreguläre Migration zurückzudrängen, hatte Faeser mit Beginn des 16. September vorübergehende Binnengrenzkontrollen an allen deutschen Landgrenzen angeordnet. Da diese Kontrollen im reisefreien Schengenraum eigentlich nicht vorgesehen sind, müssen die Maßnahmen von der EU-Kommission genehmigt werden.

Die Zahl der Asyl-Erstanträge lag laut der am Freitag vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge veröffentlichten Statistik rund 29 Prozent unter der des Vorjahres. Bis Ende November wurden knapp 217.000 Erstanträge gestellt. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es fast 305.000. Laut Faeser stieg die Zahl der Abschiebungen zudem um 20 Prozent.

Uneinigkeit über Zurückweisungen

Über Zurückweisungen von Flüchtlingen an den deutschen Grenzen zeigten sich Innenminister hingegen unterschiedlicher Meinung. Man habe nicht zu einem einvernehmlichen Beschluss gelangen können, erklärte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Brandenburgs Ressortchef Michael Stübgen (CDU), am Freitag nach den Beratungen. Die Unterschiede seien "noch nicht überwindbar", ergänzte er.

"Es muss an der deutschen Grenze auch zurückgewiesen werden", erneuerte Stübgen die Forderung der Union, auch Asylsuchende nicht einreisen zu lassen. Zurückweisungen werden derzeit praktiziert, wenn Einreisende etwa kein Visum haben, sind europarechtlich aber nicht ohne Weiteres möglich, wenn die Betroffenen um Schutz bitten. Die Bundesregierung lehnt sie deswegen ab.

Einigkeit über Abschiebungen nach Syrien oder Afghanistan

Einig sind sich die Innenminister von Bund und Ländern, dass straffällig gewordene Asylbewerber auch weiterhin nach Syrien und Afghanistan abgeschoben werden sollten. Faeser sagte, es werde daran gearbeitet, dass es weitere Abschiebungen nach Afghanistan geben werde. Auch die Bemühungen, Straftäter nach Syrien abzuschieben, würden fortgesetzt, sagte die Ministerin.

Allerdings machten die aktuellen Entwicklungen in dem Land die Sache nicht leichter. Dennoch werde geprüft, ob es in Syrien Regionen gebe, in die abgeschoben werden könne.

Forderung nach mehr Datenzugriff für Sicherheitsbehörden

Zudem einigten sich die Innenminister auf zusätzliche Befugnisse für die Sicherheitsbehörden. "Wir müssen Terrorverdächtige, Mörder und Vergewaltiger mit KI-basierter Gesichts- oder Stimmerkennung identifizieren können", sagte Faeser. So brauche es eine rechtssichere Speicherpflicht für IP-Adressen, denn diese seien oft der einzige Ermittlungsansatz, um Tätern auf die Spur zu kommen.

Der Beschluss der Fachministers auf diesem Treffen sieht unter anderem vor, Sicherheitsbehörden die Speicherung von IP-Adressen und Verkehrsdaten mit einer "angemessenen Mindestspeicherfrist" zu erlauben. Zudem soll ein nachträglicher biometrischer Abgleich von Daten mit im Internet frei zugänglichen Bild- und Audiodateien einfacher möglich werden. Dafür solle der Bund die Rechtsgrundlagen im Bundespolizeigesetz, dem Bundeskriminalamtsgesetz und in der Strafprozessordnung schaffen.

Überdies fordern die Innenminister den Bund dazu auf, verfassungs- und datenschutzrechtliche Rahmenbedingungen für den Einsatz von Gesichtserkennungssoftware in Echtzeit zu klären. Mit Blick auf die Speicherung von IP-Adressen hatten die Grünen im Bundestag signalisiert, aus Gründen der Verhältnismäßigkeit dagegen zu sein. Faeser kündigte bei dem Treffen an, auf den Koalitionspartner erneut zugehen zu wollen.

Der Bundestag hatte das von SPD, Grünen und FDP nach dem Messeranschlag von Solingen beschlossene "Sicherheitspaket" im Oktober angenommen. Die darin enthaltenen Regelungen zu Waffen- und Messerverboten, Finanzermittlungen des Verfassungsschutzes und Verschärfungen im Aufenthaltsrecht sind inzwischen in Kraft getreten. Pläne für den Abgleich von Fotos und anderen biometrischen Daten im Internet durch die Sicherheitsbehörden stoppte dann aber der Bundesrat.

Sendung: radioeins, 06.12.2024, 15:00 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Wann finden die Kontrolle denn endlich statt? Ich Forst konnte ich in den letzten zwei Monaten nie Polizeipräsenz feststellen, trotz regen Grenzverkehr.

  2. 6.

    Alles egal auch die Verfassung über den Haufen zu schmeißen Hauptsache Wohlstand um jedem Preis. Westliche Außen wie Wirtschaftspolitik wird nicht überdacht, das Lieferkettengesetz wirkungslos entschärft. Der Preis ist ist mit großen Schritten die Anlasslose Massenüberwachung, Kontrollen, die DDR 3.0 lässt grüßen. Alles noch viel schlimmer als man denkt und wo das hinführt kann man in China beobachten. Die "Frei Demokratische Grundordnung" schon lange das Papier nicht mehr Wert, da die eigene Regierung gegen diese Verstößt. Nicht nur in der Flüchtlingsdebatte, vom Klimawandel will man ja auch nichts wissen. Schön wie man autokratischen Parteien die Instrumente gerade zu in die Hand legt. Das Deutsche Volk wird aus seiner Geschichte nie etwas lernen...

  3. 5.

    .... vollkommen richtig.. Motto: Wir haben alles im Griff....... bis dann Silvester wieder Feuerlöscher auf die Feuerwehr fliegen.

  4. 4.

    Wahlkampf...sonst nichts.

  5. 3.

    Es ist Ihre Aufgabe die personellen Voraussetzungen für die Kontrollen zu schaffen.

  6. 2.

    Jetzt, wo Friedrich Merz mit den Hufen auf dem SPD-Acker kratzt und eine Art Schwarmbeben am Innenministersessel und dem des Kanzlers rüttelt, sind die undenkbarsten Aktivitäten möglich. Dazu gehören diese Grenzkontrollen, die vor der EM abgelehnt wurden und auch das Ende des Versteckspiels des Kanzlers, der jetzt sogar sprechen kann. Hat lange gedauert, leider zu lange. Schade.

  7. 1.

    Natürlich reicht es völlig, wenn wir Regeln einfach aufstellen und hoffen, dass sich jeder daran hält – schließlich haben wir alle so ein enormes Maß an Selbstdisziplin und Verantwortungsbewusstsein. Wer braucht schon Kontrolle oder Durchsetzung? Schließlich leben wir in einer perfekten Welt, in der jeder immer genau das Richtige tut, ohne dass jemand ein Auge darauf haben muss. Wer hätte gedacht, dass Regeln tatsächlich auch mal durchgesetzt werden müssen?

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