Union Berlin vor dem Spiel bei Werder Bremen - Zwischen guter Laune und der Qual der Wahl
Eine Last-Minute-Sieg gegen Hoffenheim und die Verpflichtung von Josip Juranovic sorgten für ereignisreiche Tage bei Union Berlin. Vor dem Spiel in Bremen ist die Frage nach der Stimmung so klarer zu beantworten als die nach der Aufstellung. Von Jakob Lobach
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Mit gewohnt stoischer Art stand Urs Fischer am Dienstagnachmittag hinter seinem Pult im Presseraum des Stadions an der Alten Försterei. Einen Tag vor dem Gastspiel bei Werder Bremen (Mittwoch, 20:30 Uhr) war Fischer – wie üblich – nicht wirklich anzumerken, dass Union Berlin mittendrin steckt in einem aufregenden Start ins Fußballjahr 2023.
Mit einem 3:1-Heimerfolg in letzter Minute gegen 1899 Hoffenheim siegte Fischers Mannschaft sich direkt zum Auftakt der zweiten Saisonhälfte zurück auf den Champions-League-Platz vier. Eine schwächere erste Halbzeit kompensierte Union mit viel Kampf, Einsatz und anhaltender Überzeugung in der zweiten Hälfte. Das Ergebnis: zwei Standardtore von Danilho Doekhi und viel gute Laune bei den Fußballern in Köpenick vor dem zweiten Pflichtspiel des Jahres.
Gute Laune, die am Sonntag nur noch besser wurde. Da nämlich präsentierten die Berliner den kroatischen WM-Verteidiger Josip Juranovic als jüngsten Neuzugang. Exakt vier Tage nach dem überraschenden Abgang von Julian Ryerson gen Dortmund kam der Transfer seines 27-jährigen Nachfolgers nicht weniger unerwartet. Ähnlich schnell wie der Transfer des Kroaten, der zuletzt für Celtic Glasgow spielte, finalisiert wurde, könnte dieser auch zu seinem ersten Einsatz im Union-Trikot kommen. "Positive Eindrücke" im Training ließen Urs Fischer einen Einsatz von Juranovic am Mittwoch explizit nicht ausschließen: "Große Möglichkeiten, einen Spieler heranzuführen, hast du nicht. Also besteht die Möglichkeit, dass wir einen Spieler ins kalte Wasser werfen."
Der Gegner
Einen alles andere als positiven Eindruck hinterließ Unions Gegner vom Mittwoch zum Auftakt der zweiten Saisonhälfte. Mit 1:7 verlor Werder Bremen am Samstag beim 1. FC Köln, fünf Tore kassierten die Norddeutschen dabei allein in den ersten 36 Minuten. Urs Fischer wollte hierauf am Dienstag gar nicht lange eingehen. "Jetzt lassen wir das letzte Spiel weg, ich glaube, da ist einiges schiefgelaufen", sagte er angesprochen auf den kommenden Gegner. Und tatsächlich: Dass die Bremer in aller Regel deutlich besser spielen als gegen Köln, beweisen die 21 Punkte, mit denen sie aktuell auf Tabellenplatz 10 stehen.
So sprach Fischer viel lieber über die Stärken, die die Bremer Mannschaft gegen Köln zwar nicht ausspielen konnte, aber dennoch zweifelsfrei in sich hat. "Sie haben in Füllkrug und Ducksch zwei absolute Zielspieler, die ihre Sache sehr gut machen", sagte Fischer, ehe er auch die Spielweise der Mannschaft von Trainer Ole Werner lobte.
Während in der Offensive vor allem Niclas Füllkrug sich selbst zur WM und Werder zu Siegen schoss, überzeugten die Bremer defensiv oft mit Union-ähnlichen Mitteln. So hob Fischer Werders Kompaktheit und Aggressivität hervor, warnte vor hohem Anlaufen und viel Stress durch die Bremer und fasst zusammen: "Von der Spielweise kann man schon sagen: Ähnlichkeiten zu uns."
Zum Angeben
…gibt es dieser Tage viele gute Gründe bei Union Berlin. Die Elfmeterstatistik der laufenden Bundesligasaison gehört allerdings definitiv nicht dazu. "Wenn du fünf Elfmeter hast und davon vier verschießt, dann sieht das nicht gut aus", weiß auch Trainer Urs Fischer.
Stürmer Jordan verschoss gegen Hoffenheim zuletzt schon seinen zweiten Elfmeter dieser Saison, auch Milas Pantovic und Robin Knoche traf es in der Liga bereits. Während Knoche sich in der Europa League mit zwei Treffern vom Punkt deutlich zuverlässiger zeigte, verwandelte in der Liga diese Saison bis dato nur Sven Michel einen Elfmeter.
Die erwartete Aufstellung
Wenngleich Urs Fischer seine geliebte 3-5-2-Formation in der Halbzeit in ein siegbringendes 4-4-2 änderte, dürfte es auswärts in Bremen zu Beginn erneut das System der Wahl sein. Auch bleibt vieles beim Alten: "Die Situation hat sich nicht geändert: Hinten haben wir die Qual der Wahl", sagte Fischer am Dienstag. Danilho Doekhi hat mit seinen zwei Toren vom Wochenende viel Eigenwerbung gemacht, Christopher Trimmel und Niko Gießelmann überzeugten ebenfalls und auch der zuletzt gesperrte Diogo Leite steht wieder zur Verfügung, hinzukommen Paul Jaeckel sowie die bereitstehenden Neuverpflichtungen Juranovic und Jérôme Roussillon.
In der Offensive könnte Fischer Stürmer Jordan vorerst aus der Startelf rotieren. Auch wenn man den verschossenen Elfmeter einmal außen vor lässt, überzeugte der US-Amerikaner gegen Hoffenheim kaum. So könnte Kevin Behrens gegen Werder den Vorzug bekommen und neben Sheraldo Becker stürmen.
So könnte Union beginnen: Rönnow – Doekhi, Knoche, Leite – Trimmel, Khedira, Gießelmann, Haraguchi, Haberer – Behrens, Becker
Die Prognose
Union Berlin überzeugt auch im zweiten Pflichtspiel des neuen Jahres und spielt dabei auch eine bessere erste Halbzeit als zuletzt. Zwar spielen die Bremer im eigenen Stadion deutlich besser als in Köln, am Ende setzen sich dennoch die Berliner durch.
Der rbb|24-Tipp: 2:1 für Union Berlin
Sendung: rbb24, 24.01.2023, 18 Uhr