Teambetreuer Nello di Martino - Herthas "gute Seele" kümmert sich bei der EM um Italiens Nationalteam
Für Fans von Hertha BSC ist der Name Nello di Martino nicht unbekannt. Der Italiener ist seit vielen Jahren in verschiedenen Funktionen im Klub tätig. Während der EM stellt sich di Martino allerdings wieder in den Dienst seines Heimatlands.
Kurze Hose, Hertha-Trainingsjacke, das silberne akkurat geschnittene Haar unter einem weißen Helm versteckt. So sitzt Nello di Martino auf seiner mehr als 40 Jahre alten Vespa und fährt durch Berlin. 1971 kam er als Torwart vom italienischen Drittligisten FC Rapallo in die Stadt und zu Hertha BSC. Nach einer schweren Verletzung blieb er lange Jahre als Torwarttrainer, anschließend als Teammanager und heute als Coach der Nachwuchstorhüter im Klub. Ein Leben ohne Hertha scheint für di Martino unvorstellbar.
Und doch nimmt er in unregelmäßigen Abständen einen anderen Job an. Immer wenn die italienische Nationalmannschaft in Deutschland spielt, ist der 72-Jährige als Teambetreuer für die "Squadra Azzurra" zuständig. In diesem Sommer, wenn Italien als Titelverteidiger zur EM nach Deutschland reist, ist also auch di Martino wieder dabei.
2006 wird di Martino in Berlin Weltmeister
Für ihn ist es nicht das erste große Turnier mit der italienischen Nationalmannschaft. Schon 2006, als Italien in Berlin Weltmeister wurde, war di Martino für das Team zuständig und durfte nach dem Finale den Pokal in die Höhe recken. "Außerdem war ich 2004 mit der U21 in Bochum bei der EM. Das war der letzte U21-Titel, den Italien gewonnen hat. Wenn ich dabei bin, bringt es also Glück", sagt er lachend.
Wird Italien also auch jetzt wieder Europameister? Di Martino glaubt, dass es schwer, aber nicht unmöglich wird. Das Team hat einen Umbruch hinter sich: Mit Luciano Spalletti ist ein neuer Trainer im Amt, auch viele Spieler im Kader haben noch nicht viel Turniererfahrung. "Ich bin trotzdem optimistisch und mit großer Erwartung, dass hier wieder etwas passiert", sagt di Martino.
Auf dem Weg zum WM-Titel schalteten die Italiener Gastgeber Deutschland im Halbfinale aus und bezwangen in einem dramatischen Endspiel Frankreich. Wenn es nach di Martino geht, soll Italien auch diesmal wieder ins Finale im Olympiastadion kommen. Das Spiel von 2006 hat er nach wie vor in bester Erinnerung. "Wenn ich am Stadion vorbeilaufe, kommen die Erinnerungen immer wieder. Das war eine einmalige Sache - Weltmeister werden, mit so einer Mannschaft und dann noch in Berlin im Olympiastadion. Das ist etwas Besonderes", erinnert sich di Martino.
Achtelfinale gegen Deutschland in Berlin möglich
Doch nicht nur das Endspiel hat er fest im Blick. Der Berliner hat bereits für das Achtelfinale einen großen Wunsch. "Wenn wir in unserer Gruppe Zweiter werden, spielen wir gegen den Zweiten aus der Deutschland-Gruppe. Und dieses Achtelfinale ist hier", sagt di Martino und zeigt aufs Olympiastadion. "Deutschland gegen Italien schon im Achtelfinale. Das wäre gefährlich", sagt er lachend.
Zunächst einmal steht für das italienische Nationalteam aber das Auftaktspiel am 15. Juni in Dortmund gegen Albanien an. Nach Spielen gegen Spanien (in Gelsenkirchen) und gegen Kroatien (in Leipzig) könnte es dann zu besagtem Achtelfinale erstmals für eine Partie nach Berlin gehen. Und wer weiß, vielleicht reist Glücksbringer Nello di Martino in seiner Heimatstadt dann sogar mit seiner 40 Jahre alten Vespa an.
Sendung: DER TAG, 31.05.24, 18 Uhr