Hertha BSC vor dem Pokalspiel in Rostock - Mit Torhüter Gersbeck gegen Hansa ohne Stürmer
Sowohl Hansa Rostock als auch Hertha BSC haben einen eher durchwachsenen Saisonstart hingelegt. Da käme ein Erfolgserlebnis im Pokal gerade recht. Worauf es dabei ankommt und vor wem sich die Berliner in Acht nehmen sollten. Von Ilja Behnisch
Fakten zum Spiel
- Es ist das dritte Duell beider Teams im DFB-Pokal
- Beide bisherigen Partien gewann Hertha
- In insgesamt 28 Spielen siegten die Berliner 14 Mal, Rostock sieben Mal
- Rostock-Trainer Bernd Hollerbach arbeitete in Belgien mit Herthas Toni Leistner
- In den letzten zehn Jahren scheiterte Hertha zweimal in der ersten Runde; beide Male gegen Braunschweig
So läuft es bei Hansa Rostock
Zwei Spieltage sind bereits absolviert in der dritten Liga, in der Hansa nach dem Abstieg der vorigen Saison derzeit aufläuft. Die Zwischenbilanz? "Durchwachsen", sagt Gegner-Experte Tobias Valtin vor dem Erstrundenspiel im DFB-Pokal gegen Hertha BSC (Sonntag, 18. August, 15:30 Uhr). Ein Punkt steht für die Norddeutschen bisher zu Buche. Im Auftaktspiel gegen die Zweitvertretung des VfB Stuttgart gab es vor satten 23 Tausend Zuschauern ein 1:1. Bei Mitabsteiger Wehen-Wiesbaden setzte es anschließend eine 0:1-Niederlage.
Die Erwartungshaltung, so Valtin, sei natürlich eine andere unter den Hansa-Fans. Andererseits könne man bei 19 Ab- und zwölf Zugängen noch nicht erwarten, tatsächlich eingespielt zu sein. In Wiesbaden immerhin habe man schon ein deutlich besseres Gesicht gezeigt und "relativ viele Chancen herausgearbeitet". Genau da liege derzeit auch das Problem, so Valtin: "Wir brauchen mehr Qualität im Torabschluss!"
Zwar hat Rostock mit Albin Berisha unlängst einen neuen Mittelstürmer verpflichtet. Ob der eher schmächtige Bosnier jedoch die erhoffte Lösung ist, darf noch angezweifelt werden.
Das bewegt die Fans
Am meisten diskutiert wurde die Stürmer-Frage, so Gegner-Experte Valtin. Sveinn Aron Gudjohnsen (26) habe noch nicht die gewünschte Qualität gezeigt. Eigengewächs Tim Krohn (18) kommt aus der A-Jugend, "ihm muss man Zeit geben", sagt Valtin.
Ansonsten ist natürlich auch das Pokal-Spiel gegen Hertha selbst Thema. Die Paarung wird von einem Großaufgebot der Polizei abgesichert und als Risikospiel eingestuft. Immer wieder hatte es in der Vergangenheit Zwischenfälle und Spielunterbrechungen gegeben, wenn beide Teams aufeinander trafen.
Doch auch der (ehemalige) Hauptsponsor der Rostocker beschäftigte zuletzt die Fans. Der Getränkehersteller Splendid Drinks hatte die Zusammenarbeit aufgekündigt, weil er durch "wiederholte Ereignisse im Fanumfeld" eine negative Wahrnehmung befürchtete. Der Klub widerspricht der Kündigung. Ausgang offen.
Auf diesen Spieler sollte Hertha achten
"Er ist pfeilschnell, sehr dribbelstark und er hat gegen Stuttgart schon angedeutet, dass er auch mal locker drei, vier Leute stehen lassen kann", sagt Gegner-Experte Tobias Valtin über den "definitiv" besten Fußball in den Reihen der Rostocker, über Adrien Lebeau. Der 25-Jährige ist eine Art hängende Spitze und stand zuletzt beim französischen Erstligisten Stade Brest unter Vertrag. Dort kam er allerdings kaum zum Einsatz. In Deutschland spielte er zwischen 2021 und 2023 für den Drittligisten Waldhof Mannheim, war dort absoluter Leistungsträger.
Allerdings, so Valtin, ist ein Einsatz gegen Hertha BSC nicht garantiert, da Lebeau angeschlagen sei. Gut möglich, dass Hansa-Trainer Bernd Hollerbach seinen besten Spieler für die Liga-Aufgaben schont.
Ein weiterer Spieler mit gesteigerter Qualität sei Cedric Harenbrock, den der Klub aus Essen holte. Harenbrock, bei Bayer Leverkusen ausgebildet und ehemaliger U17-Nationalspieler, hätte man "wahrscheinlich gar nicht bekommen, wenn er nicht schon so eine Verletzungshistorie gehabt hätte", sagt Valtin, der den 26-Jährigen Mittelfeldmann für einen sehr intelligenten Spieler hält, mit einem "geilen, finalen Pass".
Das sagen die Trainer
Bernd Hollerbach (Hansa Rostock): "Man kommt weiter oder scheidet aus. Ich mag solche Spiele. Im Pokal ist vieles möglich."
Cristian Fiél (Hertha BSC): "Ich erwarte eine sehr gute, sehr aufgeheizte Stimmung. Darüber werden wir mit den Jungs reden. Denn das ist das Wichtigste: Du musst im Kopf darauf vorbereitet sein, was da um halb vier passiert. Ein Spiel, wo es zur Sache geht. Ein Spiel, wo du liefern musst, wo du nur eine Chance hast. Das ist etwas, was ich sehr gerne habe."
So könnte Hertha spielen
Im Tor, da legte sich Trainer Cristian Fiél bereits fest, startet Marius Gersbeck: "Das ist für mich die Chance, ihm in einem Pflichtspiel die Chance zu geben, zu spielen und die hat er sich verdient." Ansonsten fehlen Fabian Reese und Kevin Sessa weiterhin verletzungsbedingt. Auch für den zuletzt angeschlagenen Mittelfeldspieler Michael Cuisance kommt die Partie wohl noch zu früh.
Herthas mögliche Startelf: Gersbeck - Dudziak, Kempf, Gechter, Kenny - Demme, Maza, Karbownik - Scherhant, Winkler, Tabakovic
Die Prognose
Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich glaube, wenn wir wirklich an unser Limit kommen und 90 Minuten fighten, wenn wir immer wieder giftig sind, dann glaube ich, dass wir vielleicht eine Mini-Chance haben. Ich sage, wir gewinnen das mit 1:0."
Der Redaktionstipp: "Herthas Mannschaft ist eine hitzige Atmosphäre und kämpferische Gegner gewöhnt. Egal, wie überzeugend der Auftritt letztlich wird: Die höhere individuelle Klasse reicht für einen 2:1-Erfolg."
Sendung: rbb|24, 16.08.2024, 22 Uhr