Fußball - Wie Hertha-Trainer im ersten Duell gegen ihre Ex-Klubs abschnitten
Am 6. Spieltag der zweiten Fußball-Bundesliga kommt es für Hertha-Trainer Cristian Fiél zum Wiedersehen mit seinem Ex-Klub aus Nürnberg. Eine Konstellation, die durchaus bekannt ist. Und nicht immer gut endete. Von Ilja Behnisch
Helmut Kronsbein
Dass Helmut, genannt "Fiffi" Kronsbein, bei seinem Ex-Arbeitgeber keinen Scherbenhaufen hinterließ, lässt sich allein daran ablesen, dass er nach dem Ende seiner Zeit in Berlin erneut in Hannover Anstellung fand. Gut, es lagen auch acht Jahre dazwischen. Beim ersten Wiedersehen gelang Kronsbein und der gerade erst wieder aufgestiegenen Hertha im Oktober 1968 ein 2:1-Sieg über Hannover, das damals mit Spielern wie Jupp Heynckes und Rainer Zobel durchaus namhaft besetzt war.
Kuno Klötzer
Auch Klötzer trug einen illustren Spitznamen: "Ritter Kuno". Und kam immerhin als Europapokalsieger der Pokalsieger vom Hamburger SV nach Berlin. Obwohl die Mannschaft zuletzt wohl weniger Lust auf den knurrigen Sachsen verspürte. So richtig eins auswischen konnten sie ihrem Ex-Chef beim ersten Wiedersehen nichts. Im Dezember 1977 holte die Hertha beim HSV um Superstar Kevin Keegan ein beachtliches 2:2. Geleitet wurde die Partie übrigens von Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder, der 1975 in die Bundesliga-Geschichte einging als der Unparteiische, der eine Halbzeit bereits nach 32 Minuten abpfiff. Wegen Trunkenheit.
Huub Stevens
Apopos Spitznamen: Auch der "Knurrer aus Kerkrade" reüssierte einst bei der Alten Dame und traf dabei alsbald auf seine große Liebe und Ex-Verein, den FC Schalke 04. Der große Erzrivale der Hertha. Beim ersten Wiedersehen gab es einen satten 4:1-Erfolg für die Berliner, die Brasilianer Marcelinho und Alex Alves zauberten nach Belieben. Kleiner Wermutstropfen: Es war "nur" der Ligapokal, ein inzwischen völlig zurecht eingestelltes, bedeutungsloses Turnier vor Beginn der Bundesliga-Saison.
Hans Meyer
Siehe da, ein Trainer ohne Spitznamen, dafür mit gefühlt mehr Bonmots als Goethe. Wie jenes: "Torwart Jörg Stiel sagte mal, ich wäre sein bester Trainer gewesen. Später erfuhr ich, dass er nur zwei hatte." Bei seiner Rückkehr auf den Mönchengladbacher Bökelberg holte Meyer mit der seinerzeit abstiegsbedrohten Hertha im April 2004 ein 1:1. Hinterher wurde er von beiden Fanlagern gefeiert. So gab es immerhin einen Sieger.
Friedhelm Funkel
Mit der Auflistung aller Vereine, die Friedhelm Funkel in seiner Laufbahn trainierte, könnte Fabian Reese glatt ein ganzes T-Shirt füllen. Das Gastspiel in Berlin allerdings währte nur etwas mehr als ein halbes Jahr und endete im Abstieg. Auch, weil unter anderem das Heimspiel gegen Funkels direkten Vorgänger-Klub Eintracht Frankfurt mit 1:3 verloren ging im November 2009. Trainer der Hessen damals übrigens ein gewisser Michael Skibbe und mithin ein Übungsleiter, der den Hertha-Fans noch weniger liebsam in Erinnerung geblieben sein dürfte als Funkel. Gegen dessen 33 Spiele (Europapokal (!) inklusive) als Hertha-Coach nehmen sich Skibbes fünf Partien (und fünf Niederlagen) aber auch geradezu episch aus.
Markus Babbel
Auch Babbel traf beim ersten Wiedersehen mit seinem Ex-Klub auf einen Trainer, der später einmal selbst die Hertha trainieren sollte. Gegen den von Bruno Labbadia angeleiteten VfB Stuttgart gelang der wieder einmal gerade aufgestiegenen Hertha im August 2011 ein 1:0-Erfolg. Zwei Vereine, die Babbel bis heute begleiten. Mindestens mal in Form der Logos beider Klubs, die sich Babbel auf seinen Körper tätowiert hat.
Jos Luhukay
Körperschmuck begrenzte sich beim Niederländer Luhukay zumeist auf die graduell unterschiedliche Länge des omnipräsenten Schnurris. Ähnlich schmucklos war zumeist auch der Fußball, den die Hertha unter seiner Ägide präsentierte. So auch beim 0:0 gegen Ex-Klub Augsburg im November 2013. Wer sich erinnert, war nicht dabei.
Jürgen Klinsmann
Der Mann, der fröhlich Hertha-Tagebuch und darin viel vom marktwirtschaftlichen Mehrwert einzelner Menschen schrieb, der Mann, der Spieler gern jeden Tag ein bisschen besser machen wollte und Hertha eher ein bisschen schlechter machte, hatte sich gegen seinen Ex-Klub Bayern München sicher besonders viel vorgenommen. Schließlich galt er beim deutschen Rekordmeister eher als große Fehlentscheidung. Am Ende setzte es im Januar 2020 beim 0:4 jedoch die höchste Niederlage seiner zehn Spiele währenden Hertha-Amtszeit. Einen Monat später war diese dann auch schon Geschichte. Oder um es mit den Worten des ehemaligen Weltklasse-Stürmers zu sagen: Ha, Ho, He — Euer Jürgen.
Bruno Labbadia
Endlich wieder ein Trainer mit zumindest inoffiziellem Spitznamen: "Der schöne Bruno". Der natürlich völlig zurecht und vollkommen objektiv in der Welt steht. Labbadia kam mitten in die Wirren der Corona-Zeit hinein, weshalb auch das Wiedersehen mit Ex-Klub Wolfsburg unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. 1:1 hieß es am Ende im November 2020 in einem Spiel, das wenig ansehnlich war. Ganz im Gegensatz zu Bruno Labbadia.
Tayfun Korkut
Gleich im ersten Spiel als Coach der Hertha führte es Tayfun Korkut zum Ex-Klub nach Stuttgart. Eine Partie, in der er angesichts seines Berliner Punkteschnitts von 0,64 pro Partie eindeutig überperformte. Schließlich gelang den Berlinern im Dezember 2021 ein durchaus achtbares 2:2 beim VfB. Spötter könnten behaupten, die wegen der Corona-Maßnahmen auf gerade einmal 395 reduzierte Zuschaueranzahl wäre dem Niveau der Partie durchaus angemessen gewesen.
Sendung: rbb24, 20.09.2024, 22 Uhr