Zusammenschluss von Lausitzer Tischlern - Hilft die Genossenschaft gegen den Fachkräftemangel?
Das Handwerk hat ein Fachkräfte- und ein Nachwuchsproblem. Immer weniger trauen sich zu, einen eigenen Betrieb zu leiten. Zwei Lausitzer Tischler wollen deshalb ihre Firmen auflösen - und gemeinsam als Genossenschaft durchstarten.
Einen zumindest für das Handwerk unüblichen Weg bei der Bewältigung des Fachkräfteproblems wollen zwei Lausitzer Tischler gemeinsam gehen. Thomas Uhlendorf und Rainer Böhm, Tischlermeister aus Kolkwitz (Spree-Neiße), wollen eine Genossenschaft gründen. Der Schritt wäre brandenburgweit einmalig, sagt die Handwerkskammer.
Es sei eine gute Sache, "wenn man Kompetenzen bündelt und dann unter einem Namen als Firma auftritt", sagt Uhlendorf. Man werde leistungsfähiger und könne sich gegenseitig helfen, sagt er.
Die Idee hatte Rainer Böhm. Seit 1997 ist er selbstständig - seine Motivation: "Das was ich immer war, Tischler, das wollte ich weitertragen und nicht meine Werkstatt irgendwann zuschließen müssen, weil es keine Nachfolger gibt", sagt er.
Jeder in seinem Spezialgebiet - gemeinsam zu neuen Aufträgen
Darum geht es hauptsächlich bei dem Schritt. Jeweils allein können die beiden Tischlermeister nicht mehr ausbilden. Außerdem hätten sie auch gern mal Urlaub, wie sie sagen. Weil zudem die Zahl der Tischlereien generell zurückgehe, wollten sie sich nachhaltiger aufstellen, Kräfte und Maschinen bündeln.
Aktuell bereiten die Tischlermeister noch alles für ihren genossenschaftlichen Zusammenschluss vor. Sie testen aber bereits gemeinsame Arbeitsabläufe. Beide würden bei ihren Spezialgebieten bleiben: Böhm bei der Restauration, Uhlendorf bei den Türen. Gemeinsam könnten sie aber neue Kunden gewinnen, die sie früher nicht erreicht hätten. "Je mehr wir sind, desto mehr können wir uns breit gefächert aufstellen. Wir können mehr Kundenaufträge abarbeiten", sagt Rainer Böhm.
Neuland für HWK, obwohl Konzept schon gut erprobt
Die Tischler hätten sich bei ihrem Vorhaben gern von der Handwerkskammer beraten lassen - für die ist das Thema aber völliges Neuland, wie der Hauptgeschäftsführer der HWK Cottbus, Knut Deutscher sagt. Das klassische Unternehmermodell laute: "Ich bin selbstbestimmt für mein Eigentum zuständig", so Deutscher. Bei einer Genossenschaft sei das anders, auch andere hätten dann Mitspracherecht.
Deutscher kenne noch die Zeit, als in der HWK fast nur Genossenschaften, genauer Produktionsgenossenschaften organisiert waren. Diese waren zu DDR-Zeiten allerdings zwangsvereinigt worden und hatten sich nicht freiwillig zusammensgeschlossen wie Uhlendorf und Böhm jetzt.
Wenn es aber weniger Unternehmer gebe, die die Verantwortung übernehmen wollen, dann könnte die Genossenschaft auch wieder ein Zukunftsmodell sein, so Deutscher.
Anfang des nächsten Jahres wollen Böhm und Uhlendorf ihre Genossenschaft gegründet haben. Sie wollen dann auch an einem gemeinsamen Standort ihre Leistungen anbieten. Ihre alten Firmen sollen dann aufgelöst sein.
Sendung: Antenne Brandenburg, 27.10.2023, 16:10 Uhr