Eberswalde (Barnim) - Historischer Finowmaßkahn kehrt zurück in die Heimat
Vom Berliner Museumshafen bis nach Eberswalde - der historische Finowmaßkahn wird zurück in die Heimat getreidelt. Auf der Endstrecke über den Finowkanal kann der motorlose Treidelkahn teilweise nur mit Seilen gezogen werden - wie in alten Zeiten.
Ein rund 100 Jahre alter Treidelkahn soll am Mittwoch seinen endgültigen Liegeplatz am Familiengarten in Eberswalde (Barnim) erreichen. Seit Montag wird der historische Kahn durch den Finowkanal zum Teil mit Seilen von Menschen über das Wasser gezogen.
Die Reise des Kahns begann vergangene Woche am Berliner Museumshafen. Die erste Etappe verlief über den Plötzensee und der Schleuse Lehnitz bis zum Schiffshebewerk Niederfinow. Am Montag wurde der Kahn dann mithilfe eines Schubbootes über den Havel-Oder-Kanal und dann in den Finowkanal geschoben. Von dort aus wurde getreidelt.
Der Kahn mit dem Namen "Yan" ist nach Angaben der Stadt einer von wenigen noch fahrtüchtigen Schiffen seiner Art und in einem besonders guten Zustand. Der Güterschleppkahn, der im Jahr 1907 für den Finowkanal gebaut wurde, kehrt nun nach über hundert Jahren zurück.
Finowkanal stellt eine Herausforderung dar
Der Finowkanal sei besonders herausfordernd für die Schiffsbesatzung, sagte Rainer Röper von der Schifffahrtsgesellschaft Berlin Brandenburg dem rbb. "Nach dem Schiffshebewerk biegen wir dann in den alten Finowkanal ein und der hat zwölf Schleusen", erklärte Röper. Um nach Eberswalde zu gelangen, müsse der Kahn fünf dieser Schleusen überwinden. Zudem fülle der historische Kahn die Schleusen komplett aus, weshalb laut Röper auch kein Schubboot zur Hilfe genommen werden kann.
Urlaub auf dem Kahn
Auf dem Kahn sollen künftig fünf Ferienwohnungen entstehen. Projektinitiator Ole Köster wolle damit ein "schönes" Erlebnis schaffen und Gästen in der Region die Schifffahrt näherbringen. Im Frühjahr kommenden Jahres soll der Ausbau beginnen. Bürgermeister Götz Herrmann (parteilos) sehe in der Rückkehr eine klare touristische Aufwertung der Wasserstraße und einen Gewinn für die Stadt Eberswalde.
Transport von bis zu 200 Tonnen Kohle
Im 19. Jahrhundert war die Stadt Eberswalde bekannt für seine Treidelkähne auf dem Finowkanal. Auch wenn der Kanal seine Bedeutung über die Jahre verlor, lieferten Güterschleppkähne bis in die 1960er-Jahre Waren des täglichen Bedarfs nach Eberswalde. Nach Angaben der Stadt konnten so bis zu 200 Tonnen Kohle oder Getreide transportiert werden. Heutzutage ist der historische Treidelweg ein Anziehungspunkt für Wanderer und Radfahrer.
Der Kahn konnte das Ziel nicht wie geplant am Dienstag erreichen, weil sich eine Verkehrsbarke, die auf dem Grund des Finowkanals lag, in der Schubschiffsschraube verhangen hatte. Das Boot fand sich somit vier Stunden in der Reparatur. Die Fahrt soll dennoch am Mittwoch weitergehen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 12.12.2023, 15:42 Uhr
Mit Material von Philipp Gerstner
