rbb-Podiumsdiskussion - Experten sprechen sich für deutsch-polnische Energiekooperation bei Windenergie aus

Fr 24.11.23 | 16:42 Uhr
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Symbolbild: Ein Off-Shore-Windpark (Quelle: dpa/Nicolas Economou)
Audio: Antenne Brandenburg | 24.11.2023 | Magdalena Dercz | Bild: dpa/Nicolas Economou

Während beim Thema Atomkraft Deutschland und Polen unterschiedliche Strategien verfolgen, gibt es bei anderen Themen große Gemeinsamkeiten - mit Kooperationspotential. Das zeigte eine Expertendiskussion in Potsdam.

Die Energiewende beschäftigt nicht nur Deutschland. Auch das Nachbarland Polen will den Ausbau der Erneuerbare Energien vorantreiben, obwohl langsamer und anders als in der Bundesrepublik. Das Ziel: Bis 2030 sollen 50 Prozent der polnischen Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien gewonnen werden.

Das habe auch Bedeutung für Deutschland, erklärte Meinungsforscher Adam Traczyk vom Warschauer Netzwerk "More in Common" am Mittwoch bei der rbb-Podiumsdiskussion "Polen verstehen" in Potsdam.

"Deutsch-polnische Energieachse"

"Nord Stream 2 stand für viele in Europa eben symbolisch für eine enge Beziehung zwischen Deutschland und Russland", so Traczyk im Gespräch mit dem rbb. Doch weil durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine diese "Achse" - wie Traczyk sagt - weggebrochen sei, solle eine neue sie ersetzen: "Diese deutsch-russische Achse kann man durch eine deutsch-polnische Energieachse ersetzen. Oder sollte es zumindest versuchen."

Immerhin habe auch Polen ein starkes Interesse, Abhängigkeiten von Russland zu reduzieren, so Traczyk. Mit Deutschland hingegen gebe es keine Vorbehalte für eine Kooperation. Konkret könne sich Traczyk beispielsweise eine riesige, grenzübergreifende Wind-Offshore-Anlage vorstellen. Also Windkraftanlagen, die in der Nordsee betrieben und von beiden Ländern getragen werden.

Eine Idee, die nicht abwegig sei, findet auch Monika Morawiecka. Mehr Windkraftanlagen seien für die Expertin für Energietransformationen eine gute Sache. Aber es bedürfe noch mehr, um grenzüberschreitend zusammenarbeiten zu können, sagte sie am Mittwoch. "Man könnte sich vorstellen, dass mehr Windkraft mit Netzen an Polen und Deutschland angeschlossen ist", so Morawiecka in Potsdam. Dafür sei jedoch die Errichtung von Übertragungsnetzen entscheidend.

Große Gemeinsamkeiten

Das Potential der gemeinsamen Nutzung von Windkraft sieht auch Kristina Haverkamp. Sie ist Geschäftsführerin der Deutschen Energie Agentur und entwickelt gemeinsame Energieprojekte. Zwar würden sich Deutschland und Polen beim Thema Atomkraft unterscheiden – in Polen konkretisieren sich gerade die Pläne für neue Atomkraftwerke – jedoch bei anderen Themen ähnliche Ziele verfolgen.

So sei Polen ein perfekter Kooperationspartner bei der Nutzung von Grünem Wasserstoff als Energiequelle, so Haverkamp: "Polen hat ganz ambitionierte Pläne für Wind-Offshore", sagte sie. Zudem treibe das Land auch den Netzausbau in großen Schritten voran. "Das bedeutet Überschuss-Strom. Und der ist für die Herstellung von Grünem Wasserstoff perfekt", so Haverkamp.

Windenergie für Grünen Wasserstoff?

Grüner Wasserstoff – sprich Wasserstoff, der mit Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt wird – wird auch in Deutschland als einer der zukunftsfähigen Energiemöglichkeiten betrachtet. Ein Vorteil: Für eine Kooperation könnten laut Haverkamp Deutschland und Polen bereits auf bestehende Infrastruktur zurückgreifen: "Wir haben Pipeline-Verbindungen zwischen den beiden Ländern, die eventuell mit vertretbarem Aufwand auch an den Transport von Wasserstoff angepasst werden können", sagte sie. Das sei dann eine Win-Win-Situation für beide Länder. Und im Gegensatz zur Atomkraft seien sich dabei auch Polen und Deutschland einig.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.11.2023, 16:12 Uhr

Mit Material von Magdalena Dercz

15 Kommentare

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  1. 15.

    "Eigentlich gut, dass wir Strom importieren können.". Das kostet. Und durch die neue EU Förderung für Atomstrom bezahlt Deutschland die Modernisierung französischer Atomkraftwerke, zumindest mit seinem Anteil. Zur Zeit zahlen Privatkunden in Deutschland 41 Cent/kWh, in Frankreich 23 Cent/kWh.

  2. 14.

    Nicht nur Polen. Auch unser westlicher Nachbar Frankreich und der unter Polen gelege östliche Nachbar Tschechien.
    Eigentlich gut, dass wir Strom importieren können.

  3. 13.

    Die im RBB Beitrag beschworenen Gemeinsamkeiten sehe ich auch nicht. Polen hat kein Interesse an nicht grundlastfähiger Energieversorgung. Polen setzt daher nicht auf Grünen Wasserstoff sondern auf Kernenergie.

  4. 12.

    Onshore gibt es bei den europ. WKA-Herstellern viele vernunftkräftige Probleme. Offshore läuft das Geschäft in Europa noch gut, während in den USA Windstrom so billig geworden ist, dass Örsted die Reißleine ziehen musste.

    Bei NuScale als SMR-Hoffnungsträger der Atomies sind ganz banal die Baukostenschätzungen explodiert. Der EDF dürfte das bekannt vorkommen.

  5. 11.

    Es macht schon einen Unterschied ob wie bei Nuscale Investoren abspringen, weil die Firma nicht überzeugend darlegen kann wie sie mit ihreen Kraftwerken je zu konkurrenzfähigen Preisen Strom verkaufen will, oder ob einfach schlecht wirtschaftet, bzw Altmaier und Co einem die Aufträge abwürgen.

  6. 10.

    »;-) SMR sind die nahe Zukunft für endlich wettbewerbsfähigen Atomstrom. Fragen Sie mal NuScale. :-)«

    Dass Örsted gerade zwei größere Windparks in den USA aufgeben musste, die Bundesregierung Siemens-Energy wegen der hohen Verluste im Windkraftgeschäft gerade mit einer Milliardenbürgschaft aushelfen muss und nahezu alle Hersteller der Windkraftbranche wie Nordex, Enercon, Örsted, Siemens-Energy, Vestas und Co rote Zahlen schreiben, haben Sie wohl vergessen zu erwähnen.

    Aber klar, ein fehlgeschlagenes SMR-Projekt beweist gleich, dass die Kernenergie keine Zukunft hat. Übrigens sind laut IAEA-PRIS gerade 58 Reaktoren weltweit im Bau, davon 22 allein in China. Das Land hat in den letzten zehn Jahren 40 neue Reaktoren ans Netz gebracht.

    Ich kann daher nur empfehlen, in Aktien rund um die Kernenergie zu investieren. Dort gab es bei vielen Unternehmen der Branche die letzten Monate enorme Kurssprünge, während die Aktien der Windkrafthersteller alle auf dem absteigenden Ast sind.

  7. 9.

    Polen plant einen massiven Ausbau der Kernenergie mit Großkraftwerken an mehreren Standorten.

    Warum sollte man da auf die unzuverlässige Stromproduktion aus Windenergie setzen, welche die Länder nicht unabhängiger von fossilen Energieträgern machen.

    In Deutschland musste die Bundesregierung seit 2022 19 Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 7,3 GW reaktivieren, trotz einer kombinierten installierten Leistung aus Wind- und PV-Anlagen von mehr als 130 GW.

    Gesicherte Leistung lässt sich nun mal nicht mit volatilen Kraftwerken bereitstellen.

  8. 8.

    "Manche wie Schweden rudern sogar schon wieder zurück"
    Ist das jetzt die gleiche Luftnummer wie letztens die Aussage, daß die Absatzzahlen bei e-Mobilität ins Unermessliche steigen und ALLE DEUTSCHEN HERSTELLER ihre Verbrennerlinien eingestellt haben?
    Haben sie für abenteuerliche These auch nur einen Sachbeweis.

  9. 7.

    "Aber der Wind ist kostenlos" Nicht wirklich - Sie brauchen Gewinnungsanlagen (WKA), Transportnetze und Backupkraftwerke, das ist im Saldo schon mehr als kostenlos.

  10. 6.

    Von welchem Anbieter werden die wo gebaut? Ich konnte keine Infos dazu finden.

  11. 5.

    bevor die SMR gebaut sind gibt es herkömmliche AKW‘s in PL ,wofür nicht ganze Naturlandschaften zerstört werden müssen die zu einer CO2 Absenkung beitragen.Aber der Wind ist kostenlos,genauso wie die Bonbons von Papa

  12. 4.

    ;-) SMR sind die nahe Zukunft für endlich wettbewerbsfähigen Atomstrom. Fragen Sie mal NuScale. :-)

  13. 3.

    Bereits vor 15 Jahren hieß es, dass Polen AKW bauen wolle. Der Einstieg in die Kernenergie kommt auch dort ebenso wie in anderen Ländern aber nur schleppend voran. Manche wie Schweden rudern sogar schon wieder zurück. Mal schauen, wie sich der Regierungswechsel auf die Pläne der PiS auswirken wird.

  14. 2.

    Das macht Atomkraft ja gerade so attraktiv. Man sagt einfach man baut jetzt Thoriumreaktoren und kann sich dann weitere zwanzig Jahre zurücklehnen und Däumchen drehen.

  15. 1.

    Die polnischen Reaktoren müssen erstmal gebaut werden, bzw. teilweise sind ja die geplanten Reaktoren nichtmal entwickelt. Hippe SMR oder Dual Fluid oder Thoriumreaktoren müssen es ja schon sein!

    In den USA ist der erste SMR geplatzt. Da wird es ja vorher noch was mit Fusion...nur nicht mit Söderscher Laserfusion^^

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