Konventionelle Landwirtschaft ohne Pestizide? - Der Druck zum Spritzen

Di 25.04.23 | 08:34 Uhr | Von R. Knop und M. Ulrich
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Konventionelle Landwirtschaft ohne Pestizide ist technisch kein Problem. Dennoch wollen viele Brandenburger Bauern nicht auf sie verzichten. Es tobt ein Kampf um Preise, Emotionen und Wörter. Von Raphael Knop und Max Ulrich

 

Man kann das Fungizid noch riechen. Vor wenigen Sekunden hat die sogenannte Spritze am Feldrand bei Finsterwalde (Elbe-Elster) gewendet. Die Spritze - das ist ein Traktor mit großem Tankbehälter und vielen kleinen Düsen am Ende. Der noch junge Roggen soll vor Pilzbefall geschützt werden. Landwirt Frank Neczkiewicz von der Landwirtschafts-GmbH Finsterwalde ist aufgebracht. Das Wort "Pestizid" ist gefallen. "Das tut mir jedes Mal weh. Wenn ihr zum Arzt geht, und Tabletten verschrieben kriegt, was machen die Tabletten? Die töten die Viren! Genauso machen wir es mit den Pflanzen. Die halten wir gesund. Das ist Pflanzenschutz!", sagt er. Deshalb spricht Neczkiewicz konsequent von "Pflanzenschutzmitteln".

Frank Neczkiewicz und Max Krause(Quelle: rbb/Raphael Knop)
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"Es geht nicht ohne"

Neben seinem Chef Frank Neczkiewicz steht Max Krause. Er soll mal den Feldanbau übernehmen, hat in Dresden Agrarwirtschaft studiert. "Es geht nicht ohne", sagt auch er. “Wenn wir in den Winterraps dahinten schauen: Wir haben von Herbst bis Frühjahr einen Schädlingsdruck. Und ohne die Mittel können die Insekten die ganze Ernte vernichten", so Krause.

Neczkiewicz und Krause haben einen Milchkuhbetrieb. Das Getreide von ihren Feldern landet entweder im Futtertrog ihrer Kühe oder auf dem Weltmarkt - und der ist knallhart.

In anderen Ländern würde mit Pflanzenschutzmitteln gearbeitet, die hier nicht mehr zugelassen werden, sagt Max Krause. "Und die können mehr Menge produzieren und drücken den Preis. Wenn wir gänzlich auf Pflanzenschutzmittel verzichten, wären wir nicht mehr konkurrenzfähig. Nicht mal ansatzweise."

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Pflügen statt sprühen

Auf eines von 380 in der EU zugelassenen Pflanzenschutzmitteln müssen sie wohl verzichten: Glyphosat. "Das wirkt auf alle grünen Pflanzen. Die reifen dann ab", erklärt Agrarwirtschaftler Krause. “Abreifen” - das bedeutet so viel wie: Die Pflanzen sterben ab. Und das Feld ist anschließend frei für eine neue Aussaat.

Ende des Jahres soll Glyphosat in Deutschland Geschichte sein. Ob das Verbot wirklich kommt, steht noch nicht fest. Denn in der EU könnte Glyphosat auch 2024 weiter zugelassen werden. Für diesen Fall prüft das Bundeslandwirtschaftsministerium ein nationales Anwendungsverbot.

Neczkiewicz und Krause sind auf ein Glyphosat-Verbot vorbereitet: Sie haben einen Pflug gekauft. Der kämpft sich zehn Autominuten vom frisch gespritzten Feld durch den schweren Brandenburger Boden.

"Das Pflügen ist eine natürliche Form der Unkrautvernichtung. Das Unkraut ist danach so tief eingegraben, dass es nicht an die Oberfläche kommt", erklärt Max Krause vor der frisch aufgeworfenen Erde.

"Die Nachteile sind: Wir haben einen höheren Arbeitsaufwand. Es kostet viel Maschinenkraft, also Diesel. Wir haben Geräteverschleiß. Und ein Pflug ist viel schmaler als eine Pflanzenschutzspritze."

Die Spritze bearbeitet 36 Meter breite Feldbahnen. Der Pflug schafft sechs Meter.

Lars Neumeister (Quelle: rbb/Raphael Knop)
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Locked-In-Syndrom der Landwirtschaft

Ein sanierter Hinterhof in Berlin Mitte, das Büro von Foodwatch.

Wenn man einen Ort sucht, der im größtmöglichen Kontrast zur Spritze auf dem Feld bei Finsterwalde steht: Hier ist er. Es gibt einen eigenen Raum für Fernseh-Interviews, mit perfektem Licht und schlichten Möbeln. Aktuell klagt Foodwatch zusammen mit der Deutschen Umwelthilfe gegen die Zulassung von fünf Pestizid-Produkten.

Doch Lars Neumeister, Pestizid-Experte für foodwatch, zeigt auch Verständnis für konventionelle Landwirte wie Neczkiewicz und Krause aus Südbrandenburg. Nicht die Bauern würden den Preis bestimmen, sondern der Markt.

"Das ist, als wenn sie einem Fliesenleger sagen: Du fließt mir das Bad, aber ich bestimme, was es kostet. Der Fliesenleger muss das Bad dann in nur drei Stunden fertig fliesen, sonst rechnet es sich nicht."

Neumeister vergleicht das Problem mit dem Locked-In-Syndrom - einer Krankheit, bei der der Patient bei vollem Bewusstsein ist, sich aber nicht bewegen kann. Übertragen auf die Landwirtschaft heißt das: Die Bauern wissen, dass Pestizide giftig sind, müssen sie aber trotzdem benutzen, um auf dem Weltmarkt bestehen zu können.

Doch die Kosten dafür sind laut Neumeister hoch. "Das sind Stoffe, die ins Grundwasser gehen und dortbleiben. Für Jahrzehnte", sagt er. Als Beispiel nennt er das Herbizid Atrazin, das in Deutschland 1991 verboten wurde.

"Atrazin ist das teuerste Herbizid der Welt. Denn es ist immer noch im Grundwasser zu finden. Und es muss jedes Jahr von Wasserbetrieben rausgefiltert werde. Das kostet jedes Jahr Millionen Euro", so Neumeister.

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Hafermilch aus Brandenburg?

Was wäre die Alternative? Neumeister weiß, dass konventionelle Landwirtschaft ohne Pestizide für die Bauern schwierig ist. "Wir wollen den Landwirten nicht erklären, wie sie ihren Job zu machen haben", betont er. Man müsse die Rahmenbedingungen ändern, damit die Landwirte auch ohne Pestizide Geld verdienen können.

Doch wie soll das in Brandenburg oder Deutschland gehen, wenn doch der Weltmarkt alles bestimmt?

"Man muss aus dem Vermarktungssystem aussteigen. Vielleicht kann man einen großen regionalen Bäcker finden. In Baden-Württemberg gibt’s das. Da gibt es große Mühlen und Bäckereien, die nehmen den konventionellen Bauern Getreide ab, das ohne Pestizide erzeugt wurde, und zahlen mehr dafür", so Neumeister.

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Außerdem fordert er eine größere Fruchtfolge. Also, dass auf einem Feld nicht nur Getreide, Mais und Raps, sondern beispielsweise auch Sonnenblumen, Lein, Buchweizen und Hafer angebaut werden. Das verhindere Schädlingsbefall auf natürliche Weise. “Warum macht nicht ein Landwirt in Brandenburg Hafermilch? Warum muss das ein Berliner erfinden? Die ist viel billiger herzustellen als Kuhmilch!”

130 Kilometer weiter südlich in Finsterwalde hat der Kuhmilch-Landwirt Max Krause darauf eine klare Antwort: “Für Nischenprodukte fehlt hier der Absatzmarkt.“

Einen großen Absatzmarkt gibt es hingegen für Fleisch. Und daher landen rund 70 Prozent des mit Pestiziden behandelten Getreides in Brandenburg auch gar nicht auf unsere Teller, sondern im Futtertrog.

Sendung: Brandenburg aktuell, 25.04.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von R. Knop und M. Ulrich

38 Kommentare

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  1. 38.

    Vielen Dank für diesen Kommentar! Und genau darum geht es. Die Weltbevölkerung ernähren! Und das schaffen wir nicht mit idiologisch gesteuerten Vorstellungen sondern durch den alltäglichen Einsatz auf unseren Feldern. Die Menschen müssen verstehen, dass wir Landwirte nicht nur daran interessiert sind, möglichst viel Profit aus unserem Pflanzenbau oder unserer Tierproduktion zu erwirtschaften, sondern durchaus den Willen haben, eine nachhaltige Produktion (auch in konventioneller Produktion)zu betreiben.

  2. 37.

    Wir können 8 Milliarden Menschen auf der Welt nur wegen der hohen Erträge in der intensiven Landwirtschaft ernären. Ebenso wie unsere ideologische Energiewende gescheitert ist, funktioniert die demeter Träumerei wenn, dann nur für begrenzte Gruppen. Wir können nicht alle Tofu Wurstersatz essen und dann B12 Pillen schlucken, das ist wieder die menschliche Natur.

  3. 34.

    Lecker! Bitte noch Weichmacher und PFAS mit auf den Teller! Und die Medizinforschung kann dann fieberhaft Mittel gegen Krebs Endometriose, Parkinson, Allergien suchen...Und fast alle werden diese Krankheiten bekommen, früher als die Rentner heute!!

  4. 33.

    Hatte nicht sehr häufiges Pflügen auch Nachteile? Es gab doch auch mal eine Bewegung zu weniger Pflügen zu kommen.

  5. 32.

    Der DDR-Boden ist sowieso verseucht, oder wurde neue Erde aufgetragen. Also nix-BIO.

  6. 31.

    Ich habe Bekannte, die seit der Wende Transferempfänger sind. Rein finanziell könnten die sich durchaus gesund ernähren, kaufen aber massenhaft Fertigprodukte und Kalorienbomben. Dann müssten sie aber auf die alle paar Jahre erneuerten Smart-TV und Smartphones, auf Markenklamotten, Zigaretten und reichlich alkoholische Getränke verzichten. Sind bestimmt nicht alle so, aber wenn man Prioritäten setzt, kann man sich durchaus vom Bürgergeld gesund ernähren, trotz der gestiegenen Preise.

  7. 30.

    Und der Preis dafür ist eine zerstörte Natur. Auf dem Wege sind wir bereits sehr weit fortgeschritten. Am Ende hilft uns das wenig. Es ist ein Teufelskreis, den man nur erkennt, wenn man etwas weiter denken kann. Die Katastrophe wird nur verschoben und vergrößert.

  8. 29.

    Und der Preis dafür ist eine zerstörte Natur. Auf dem Wege sind wir bereits sehr weit fortgeschritten. Am Ende hilft uns das wenig. Es ist ein Teufelskreis, den man nur erkennt, wenn man etwas weiter denken kann. Die Katastrophe wird nur verschoben und vergrößert.

  9. 28.

    Das ist eine alte Mär, dem Verbraucher die Schuld zuzuweisen und es wurde längst das Gegenteil bewiesen. Der Verbraucher wird dermaßen manipuliert, belogen und verdummt, dass er am Ende nicht mehr durchsehen kann und kapituliert.

  10. 27.

    EU-Recht und EU-Förderrichtlinien haben aus unseren Bauern raubbauende, ökozidäre und marodierende Naturzerstörer und aus der Landwirtschaft zu einer naturabgewandten Industrie gewandelt. Die wenigen Biobauern, die den Schuss gehört haben, ausgenommen. Es sind aber leider nur wenige. Eine verantwortungsvolle ökologische Land- und Forstwirtschaft und die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume wären als Klimaschutzmaßnahmen weitaus wirkungsvoller, als die restriktiven und realitätsfernen Vorhaben der EU und unserer Bundesregierung.

  11. 26.

    "Deshalb spricht Neczkiewicz konsequent von "Pflanzenschutzmitteln"."
    Früher war man da ehrlich und hat es einfach Schädlingsbekämpfungsmittel genannt... Das stimmt ja nun mal.

  12. 25.

    Doch, Karin, der "erbende Bauer" ist dann IT-Systemtechniker. Und zwar freiwillig. Was sich ändert ist, dass wir Arbeitskräfte (und Menschen) brauchen, um nicht zum gesamtdeutschen Rothenburg ob der Tauber oder einer Puppenstube zu werden, denn die paar Hanseln, die nach den geburtenstarken Jahrgängen kommen, werden NICHT auch noch den Weltmarkt mit billigem Weizen beliefern können. Da sind wir froh, wenn sie unsere Wasserwerke betreiben oder Kläranlagen. Oder eben in Altenheimen schuften.
    Der "Pillenknick" führt zu einem kompletten Wandel der Gesellschaft, auch der Landwirte. Manches werden auch Verwerfungen sein.

    Ein "weiter so" kann es m. E. in KEINEM Bereich geben.

    btw: in Berlin stehen noch mehr Milchalternativen im Regal....

  13. 24.

    Dass die Landwirte sich über die Verwendung des Wortes "Pestizid" immer so aufregen, ist echt lächerlich. Pestizid kommt von lateinisch pestis für „Seuche“ und caedere für „töten“. Und eine Seuche bzw einen Schädling töten tun sie ja wohl. Und die Begründung dieses Herrn ist noch lächerlicher. Medikamente heißen ja auch nicht Menschenschutz sondern zB Antibiotika, Virostatika oder Zytostatika.

  14. 23.

    Eine Ernährungs- und auch Energie- oder Natur-Wende wäre, wenn alle immer auf die Rückseite der Nahrungsmittel schauen würden. Die meisten können nicht mal Kohlenhydrate von Fett und Eiweiss unterscheiden.... *seufz*
    Ich lese bei JEDEM Produkt, das ich kaufe, was drin ist und wo es angebaut wurde und wie...

  15. 22.

    Nicht die Politik hat es in der Hand, sondern der Verbraucher!
    Wenn man für Lebensmittel möglichst wenig ausgeben will, damit man sich einen Neuwagen oder die PS5 kaufen kann, dann spielt der Weltmarkt eine Rolle.
    Wenn man Qualität haben möchte, sich gesund ernähren und die Umwelt schützen möchte, dann spielt der regionale Markt eine Rolle. Dann haben auch Bio-Bauern eine größere Chance.

    Zudem ist es eine Mähr, dass konventioneller Anbau automatisch höhere Rendite verspricht. In vielen Teilen der Welt erfolgt ein Umdenken in der Landwirtschaft, eben WEIL eine unangenehme Abhängigkeit von Chemiekonzernen besteht. Oder kosten chem. Dünger oder "Pflanzenschutzmittel" nichts? In vielen armen Ländern können sich Bauern diese Hilfsmittel gar nicht leisten.

  16. 21.

    Kann (oder sollte) man durchaus anders sehen:
    Die Welt wird gerade von hochsubventionierten Agrarerzeugnissen aus den Industrieländern überschwemmt, die heimische Landwirtschaft zerstört und den Menschen die Möglichkeit genommen ein eigenständiges Leben zu führen.
    Billige Hühnerteile werden nicht nach Afrika exportiert um dort den Hunger zu bekämpfen, sondern um Märkte zu erschliessen und die dortige Landwirtschaft zu vernichten.
    Und dann regt man sich üner die Menschen auf, die nach Norden fliehen müssen-nicht weil sie hungern (das vllt. auch) sondern weil ihre Arbeitsmöglichkeiten in der Landwirtschaft durch Massentierställe in Europa oder Industriesteppenlandschaften aka Ackerflächen vernichtet wurden.

  17. 20.

    In Deutschland sind die Verbraucher jahrzehntelang verwöhnt worden mit billigen Lebensmitteln. In anderen europäischen Ländern wird anteilig viel mehr vom Einkommen für Lebensmittel ausgegeben.
    Andererseits gibt es genügend TransferempfängerInnen, die sich "normal gesundes" (Bio)-Essen schlicht nicht leisten können, sondern ungesundes noch billigeres Junkfood kaufen müssen und dann übergewichtig und damit langfristig krank werden - eine gesamtgesellschaftlich zu tragende Last.
    Es gibt wie immer mehrere Stellschrauben, da wäre die Politik gefragt, Rahmenbedingungen zu ändern!

  18. 19.

    Die Menschheit braucht mehr....
    Mit toten Böden, vergifteten Grundwasser und dem Artensterben wird das aber nichts.

  19. 18.

    Der sog. "Speckgürtel" repräsentiert keineswegs die Mehrheit der Bevölkerung in Berlin und Brandenburg, oft schon aus finanzieller Sicht nicht. Es ist auch nicht die Mehrheit, die sich vegetarisch oder vegan ernährt (aktuell ca. 10%/1% lt. Statistik), aber jeder so wie er kann und mag. Und auch wenn in naher Zukunft die Jungen den "tattrigen und alten Boomern" folgen, werden die Einkommen nicht besser sein und die Bedingungen für die erbenden Bauern auch nicht, ändern wird sich in den nächsten 20 Jahren am.M. nach also nichts, jedenfalls nicht zeitnah.

  20. 17.

    Die Medaille hat immer zwei Seiten. Der Weltmarkt bestimmt den Preis und der alleinige Absatz innerhalb Deutschlands ist nicht ausreichend, um die Existenz unserer Bauern zu sichern. Das ist dann Aufgabe der Bundesregierung und der EU. Solange Pestizide aller Art auf dem Weltmarkt erlaubt sind, Dumpingpreise aufgerufen werden, wird sich an der Arbeitsweise unserer Landwirte nichts ändern.
    Ich erinnere mich an die Zeit bis 1990. Da gab es an der Stralauer Allee die Osthafenmühle, eine große Betriebsanlage. Sie wurde mit Getreibe aus Brandenburg beliefert und verarbeitete es zu Mehl aller Art. Das erhielten dann Bäckereien und Großbetriebe zur eigenen, regionalen Verarbeitung. Hat super funktioniert, war gesünder und günstig. Nach der Wende war damit jedoch Schluss, die "soziale Marktwirtschaft" hielt Einzug und damit die Gewinnmaximierung. Also alles von der Politik so gewollt. Der rbb könnte ja mal einen Artikel über die Osthafenmühle schreiben, passt zum Thema.

  21. 16.

    »Unbestritten. Was wir allerdings nicht wollen ist, das die Natur in industriellem Maßstab ruiniert wird, damit deutsche Schweineohren den chinesischen Markt erobern.«

    So kann man nur reden, wenn man sich noch nie einen Kopf darüber machen musste, wo man am nächsten Tag sein Mittagessen herbekommt. In vielen Entwicklungsländern sieht das anders aus, so dass das Problem der Hungersnot weltweit noch nicht gelöst ist.

    Die Menschheit braucht mehr preiswerte Nahrungsmittel, nicht weniger.

  22. 15.

    Guter Beitrag!
    Allerdings verlagert sich das Problem derzeit lediglich. Z.B.:
    - Gekauft wird ALPRO, die Produkte aus Nicht-Bio-Anbau anbieten.
    - Große Raps-Monokulturen gehen nach wie vor als E10 in den Autotank.
    - Mein Sohn ernährt sich nun vegan und kauft Produkte (s."Käse"), die praktisch immer einen erheblichen Kokosfettanteil haben, welches wohl aus Indonesien und abgeholzem Regenwald stammt. Immerhin hat er inzwischen den Unterschied zwischen "Bio" und "vegan" verstanden...
    - Die großen Lebelsmittelkonzerne haben bereits die Szene gekapert und verkaufen (überteuert) grün und vegan gelabelte Produkte mit Bestandteilen aus dem genau gleichen konventionellen Anbau.
    Usw.. Ich gebe da noch nicht viel auf die "Ernährungswende".

  23. 14.

    Es würde mich nicht wundern, wenn die konventionellen Bauern Bio-produkte kaufen, damit sie ihr "verseuchtes" Zeugs nicht selber essen müssen ;-)

  24. 13.

    Ihr wollt doch alle ESSEN!"
    Unbestritten. Was wir allerdings nicht wollen ist, das die Natur in industriellem Maßstab ruiniert wird, damit deutsche Schweineohren den chinesischen Markt erobern.

  25. 12.

    "Ihr wollt doch alle ESSEN!" äh, nein, DAS wollen wir NICHT essen. Und auch kein Tönnies-Schweinderl.

  26. 11.

    Das Problem ist nicht die Gülle auf den Äckern an sich, sondern das Überangebot durch die extensive Viehhaltung. Auch der Begriff "Bauer" verniedlicht die Tatsache, dass heute Agrarunternehmen mit durchschnittlich 100 Hektar bestehen, die mehrheitlich mit Viehzucht ihre Produkte auch im Ausland verkaufen wollen, da im heimischen Markt ein Überangebot besteht. Also wohin mit den überschüssigen Mengen? auf die Anbauflächen. Gesundheitliche Einschränkungen der Verbraucher durch diese ungesunden mit Pestiziden belasteten Produkte werden billigend in Kauf genommen. Es zählt nur noch MONEY. Siehe Umwandlung in Solarfelder.
    Als Zusatzangebote erhält der Kunde in den Lebensmittelverkaufsstellen das pestizidbelastete Obst und Gemüse aus dem Ausland. An diesen Problemen wird unser Landwirtschaftsminister, Herr Özdemir, noch tüchtig zu tun haben.

  27. 10.

    In Deutschland sind die Menschen über Jahrzehnte verwöhnt worden mit billigen Lebensmitteln. In anderen europäischen Ländern wird anteilig viel mehr vom Einkommen für Lebensmittel ausgegeben.
    Andererseits gibt es genügend TransferempfängerInnen, die sich "normal gesundes" (Bio)-Essen schlicht nicht leisten können, sondern ungesundes noch billigeres Junkfood kaufen müssen und dann übergewichtig und damit langfristig krank werden - eine gesamtgesellschaftlich zu tragende Last.
    Es gibt wie immer mehrere Stellschrauben, da wäre die Politik gefragt, Rahmenbedingungen zu ändern!

  28. 9.

    Das sind keine Pestizide sondern Pflanzenschutzmittel. Ihr wollt doch alle ESSEN!

  29. 8.

    Habe mir vor 2 Jahren ein Haus in der Uckermark mit Ackerland gekauft. Der Acker noch bis 2028 an die Landprodukte GmBH verpachtet. Circa alle 3 Wochen fahren sie über meinen Acker und spritzen ihr Gift auf meinen. Leider dürfen sie das. Jedesmal wenn die Spritze kommt, muss ich meine Kinder reinholen, damit sie nichts abbekommen.
    In den Nachbarorten haben die Konvis ganze Landstriche (Äcker) totgespritzt, auf denen sich die reste von der letzten ernte ausgesät hatten und wieder keimten. Alles braun,damit sie nicht pflügen müssen.Sie können direkt mit der Kombi einsäen.
    Ich selber habe 12 Jahre als Biobauer gearbeitet und weiß, dass es auch ohne Pestizide geht. Das ist kein Pflanzenschutz, dass ist Gift für die Erde und den Menschen.
    Und das wissen die Konvis eigentlich auch. Aber der Profit auf Kosten anderer steht krass im Vordergrund.
    2028 ist auf meinem Acker endlich Schluss mit der Vergewaltigung meines Ackers. Dann wird er wieder lebendig

  30. 7.

    Auch wenn es nur "wenige" Prozente sind, sie landen nicht nur im Getreide sondern auch im Grundwasser. Und bitte nicht leugnen, ich kann das Gejammere nicht mehr hören. Und warum müssen die Bauern für den Weltmarkt produzieren? Reichen 83Mio. Deutsche nicht? Ich finde den deutschen Markt ganz schön groß.

  31. 6.

    “Für Nischenprodukte fehlt hier der Absatzmarkt.“ ahhh ja. Wann warst Du das letzte Mal in einer deutschen Stadt (also nicht Dorf Brandenburg), Bauer? Ich glaube, auf unserem Speckgürtel-Dorf ist im Haltbar-Regal mehr NICHT-Milch als Milch in Tetrapacks... der überteuerte Käse wird auch gerade durchgewunken, die Butter hat ihre Knick mit dem ÜBERteuerungssprung wegen Ukraine. Was sich bisher noch nicht geändert hat, ändert sich in baldiger Zukunft, und: in Deutschland, mit toten oder tattrigen Boomern (wie icke) hier niemand mehr landwirtschaftlicher Player am Weltmarkt sein müssen und wollen (und können)!

    Denkt mal drüber nach, Bauern, dass es ein "Morgen" gibt, und dabei handelt es sich nicht um ein Flächemaß..

    Schon bald kauft euch niemand mehr "behandeltes" Getreide ab,die Fleischberge verschwinden. Ihr selber werdet alt und von der Hof-Fläche verschwinden.

    Dennoch sollte man heute ein Apfelbäumchen pflanzen. Eine alte, stabile Sorte übrigens ;-)

  32. 5.

    Zur Vorauflauf- bzw. Vorsaatbehandlung wird Glyphosat auf etwa 6 Prozent der Weizenanbaufläche, auf 5 Prozent der Wintergerstenanbaufläche und auf gut 18 Prozent der Winterrapsanbaufläche eingesetzt. Die Vorerntebehandlung spielt für Gesamtdeutschland eine untergeordnete Rolle. Der Anteil der mit Glyphosat zum Zwecke der Sikkation behandelten Bestände liegt selbst in Jahren mit ungünstigen Witterungsverläufen weitgehend bei weniger als 5 Prozent der Ackerflächen.

  33. 4.

    Nur ungefähr 4 Mio. t des in der Fütterung eingesetzten Weizens ist voll doppelnutzungsfähig und eignet sich auch uneingeschränkt zum Backen. Das entspricht lediglich rund 6 % des Gesamtfutteraufkommens in Deutschland. Viele Flächen auf denen Gerste und Roggen wachsen, sind klimatisch oder qualitativ nicht geeignet, um dort Weizen anzubauen. Damit ist die Erzeugung von Futtergetreide eine sinnvolle Möglichkeit, um die Flächen zu nutzen.

  34. 3.

    Der Druck auf die klinen Bauern ist derart groß, dass neben dem Pflg trotzdem die Spritze zur Anwendung kommt.
    Der Ertrag muss berechenbarsein und darf auf keinen Fall einbrechen.
    In der Republik Polen ist das gerade, auch im Hinblick auf den ukrainischen Weizen, ein existentielles Problem geworden.
    Pflügen, Eggen, Spritzen..
    Das ist teuer und arbeitsaufwendig.
    Raus aus den gloalen Agragmärkten...gute Idee...

  35. 2.

    Das Schlimme ist, dass ein großer Teil der Leserschaft der Überscrift glaubt - "es wäre technisch kein Problem". Realität wäre aber ein Ertrag mit Nahrungsmittelqualität, der den existentiellen Ruin bedeuten würde. Auch ein Biohof kann überhaupt nicht ohne "Behandlung" nur halbwegs wirtschaftlich handeln.
    Ich würde mich über Handeln und Argumentieren mit Augenmaß freuen. Auf der einen Seite nicht so exzessiv sprûhen, auf der anderen EHRLICH berichten.

  36. 1.

    Na dann: Guten Appetit! Viele gehen übrigens auch zum Arzt, um sich für eine gesunde Lebensweise und gesunde Ernährung beraten zulassen, und werfen nicht dauernd "giftige" Medikamente ein. Auch damit Reserveantibiotika in Notfall zum Überleben wirksam bleiben.
    "landen rund 70 Prozent des mit Pestiziden behandelten Getreides in Brandenburg auch gar nicht auf unsere Teller, sondern im Futtertrog" - und in der weiteren Nahrungskette bei den Konsumenten von Tierprodukten. Wo landet eigentlich jetzt das noch stärker belastete Getreide aus der Ukraine, für das Polen, Ungarn ... gerade den lokalen Verkauf bei sich verboten haben?

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