Pilotprojekt in Südbrandenburg - Ausrangiertes Windrad bekommt zweites Leben als Ferienhaus

Lichterfeld hat mit dem Besucherbergwerk F60 und dem Bergheider See schon zwei Attraktionen - nun kommt eine hinzu. An einem alten Windradturm wird eine Ferienwohnung gebaut. Phillipp Manske blickt auf das besondere Upcycling-Projekt.
20 Meter hoch ragt der Windradstumpf am Bergheider See in Lichterfeld (Elbe-Elster), der später mal eine knapp 70 Quadratmeter große Ferienwohnung tragen soll. Das Baugerüst, das sich im Moment wie ein Korsett um die Röhre legt, lässt nur erahnen, wie der Turm später einmal aussehen wird.
In mehr als zehn Metern Höhe sägen und hämmern zurzeit die Zimmerleute, die das Dach bauen, das von oberschenkeldicken Stahlträgern gehalten wird. Hier entsteht das erste Windradhaus der Region. Ein ausgedientes Windrad bekommt - gestutzt - ein zweites Leben.

Schwieriger als eckig
Handwerksunternehmer Max Görner fand die Idee sofort "geil", wie er sagt. "Sieht schön aus, sah interessant aus." Jetzt arbeiten vier seiner Leute also auf der Baustelle mit Aussicht auf die alte Förderbrücke F 60 und den Bergheider See. Eine Wohnung auf einen ehemaligen Windrad-Turm zu setzen ist laut Max Görner nicht so einfach. "Rund ist immer ein bisschen schwieriger als eckig." Hinzu komme die Höhe. "Man sollte als Zimmerer schon relativ schwindelfrei sein."
Vielleicht DDR-Mentalität
Die Idee zum Turmbau von Lichterfeld hatte Gottfried Richter, der Vorsitzende der Eurostiftung, die in den Landkreise Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz Infrastruktur fördert. Sie kam ihm vor einigen Jahren bei einer Autobahnfahrt. Richter waren die vielen liegenden Windrad-Türme aufgefallen, die ausgedient hatten oder gar nicht erst zum Einsatz gekommen sind. In die letzte Kategorie fällt auch der Turmrest, der zum Bergheider See transportiert wurde.
"Vielleicht ist das die DDR-Mentalität, dass nicht alles weggeworfen werden soll", sagt Richter. "Da jetzt eine ganze Menge Türme abgebaut werden und die alle in den Hochofen wandern, habe ich mir gedacht, man müsste da eine Wiederverwendung suchen."

Erste Entwurf zu teurer
Fast wäre das Projekt gescheitert. Ein erster Entwurf (siehe Grafik) sollte ursprünglich 300.000 Euro kosten, am Ende wären es aber mehr als eine Million Euro geworden. Es sieht unter anderem noch eine Wendeltreppe vor, die sich außerhalb des Windradstumpfs entlang schlängelt. "Dann hat jemand scherzhaft gesagt, dann baut doch den Fernsehturm in Miniaturausgabe", sagt Gottfried Richter. "Deswegen ist diese Korsettkonstruktion herausrausgekommen." Die Treppe befindet sich nun im Inneren.
550.000 Euro wird der Turm mit Ferienwohnung nun kosten. 150.000 Euro davon sind Fördergeld vom Bund. Der Rest kommt vor allem von Unternehmen aus der Wind- und Solarbranche.


Zum Teil autark
An dem Projekt war auch das Fraunhofer Institut beteiligt. Es wollte ursprünglich herausfinden, wie ein von Energie und Wärme autarkes Haus bestmöglich gebaut werden kann. Wegen der Kostenexplosion ist das Haus laut Gottfried Richter nun aber nicht mehr komplett autark. Das Fraunhofer Institut habe einen Beitrag zu den technischen Infrastruktursystemen geleistet.
Das Ferienhaus werde im Punkt Elektrotechnik durch die Solarplatten auf dem Haus komplett versorgt sein, sagt Richter. Nicht realisierbar sei aufgrund der Kosten ein autarkes Wassersystem. Stattdessen entsteht nun eine abflusslose Sammelgrube für das Sanitärabwasser. Die Grube soll später in eine Regenwassersammelanlage umgewandelt werden.
Für jeden nachbaubar
Ganz im Geiste der Nachhaltigkeit soll künftig jeder den Bauplan bekommen, um so einen Wohnturm nachbauen zu können. "Das würden sie von uns für einen schmalen Taler überlassen kriegen und dann können sie auch so ein Ding bauen", so Gottfried Richter. "Also ich kann ihnen auch noch ein paar Röhren vermitteln."
Im Sommer 2025 soll der Bau fertig sein. Dann kann jeder in der Wohnung im Windradstumpf mit Blick auf den Bergheider See und die F60 Ferien machen.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 26.02.2025, 19:30 Uhr