Pilotprojekt in Südbrandenburg - Ausrangiertes Windrad bekommt zweites Leben als Ferienhaus

Do 27.02.25 | 10:41 Uhr
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Blick auf den Rohbau des Windturmhauses (Foto: rbb/Manske)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 26.02.2025 | Bild: rbb/Manske

Lichterfeld hat mit dem Besucherbergwerk F60 und dem Bergheider See schon zwei Attraktionen - nun kommt eine hinzu. An einem alten Windradturm wird eine Ferienwohnung gebaut. Phillipp Manske blickt auf das besondere Upcycling-Projekt.

20 Meter hoch ragt der Windradstumpf am Bergheider See in Lichterfeld (Elbe-Elster), der später mal eine knapp 70 Quadratmeter große Ferienwohnung tragen soll. Das Baugerüst, das sich im Moment wie ein Korsett um die Röhre legt, lässt nur erahnen, wie der Turm später einmal aussehen wird.

In mehr als zehn Metern Höhe sägen und hämmern zurzeit die Zimmerleute, die das Dach bauen, das von oberschenkeldicken Stahlträgern gehalten wird. Hier entsteht das erste Windradhaus der Region. Ein ausgedientes Windrad bekommt - gestutzt - ein zweites Leben.

Handwerksunternehmer Max Görner und Gottfried Richter, der die Idee hatte, auf einer Plattform des kümftigen Hauses (Foto: rbb/Manske)
Max Görner und Gottfried Richter | Bild: rbb/Manske

Schwieriger als eckig

Handwerksunternehmer Max Görner fand die Idee sofort "geil", wie er sagt. "Sieht schön aus, sah interessant aus." Jetzt arbeiten vier seiner Leute also auf der Baustelle mit Aussicht auf die alte Förderbrücke F 60 und den Bergheider See. Eine Wohnung auf einen ehemaligen Windrad-Turm zu setzen ist laut Max Görner nicht so einfach. "Rund ist immer ein bisschen schwieriger als eckig." Hinzu komme die Höhe. "Man sollte als Zimmerer schon relativ schwindelfrei sein."

Vielleicht DDR-Mentalität

Die Idee zum Turmbau von Lichterfeld hatte Gottfried Richter, der Vorsitzende der Eurostiftung, die in den Landkreise Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz Infrastruktur fördert. Sie kam ihm vor einigen Jahren bei einer Autobahnfahrt. Richter waren die vielen liegenden Windrad-Türme aufgefallen, die ausgedient hatten oder gar nicht erst zum Einsatz gekommen sind. In die letzte Kategorie fällt auch der Turmrest, der zum Bergheider See transportiert wurde.

"Vielleicht ist das die DDR-Mentalität, dass nicht alles weggeworfen werden soll", sagt Richter. "Da jetzt eine ganze Menge Türme abgebaut werden und die alle in den Hochofen wandern, habe ich mir gedacht, man müsste da eine Wiederverwendung suchen."

Grafik des Turnhauses vor der F60 (Foto: Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI)
Ein erster Entwurf für das Ferienhaus aus dem Jahr 2021. Die Variante, die jetzt umgesetzt wird, ist günstiger. | Bild: Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI

Erste Entwurf zu teurer

Fast wäre das Projekt gescheitert. Ein erster Entwurf (siehe Grafik) sollte ursprünglich 300.000 Euro kosten, am Ende wären es aber mehr als eine Million Euro geworden. Es sieht unter anderem noch eine Wendeltreppe vor, die sich außerhalb des Windradstumpfs entlang schlängelt. "Dann hat jemand scherzhaft gesagt, dann baut doch den Fernsehturm in Miniaturausgabe", sagt Gottfried Richter. "Deswegen ist diese Korsettkonstruktion herausrausgekommen." Die Treppe befindet sich nun im Inneren.

550.000 Euro wird der Turm mit Ferienwohnung nun kosten. 150.000 Euro davon sind Fördergeld vom Bund. Der Rest kommt vor allem von Unternehmen aus der Wind- und Solarbranche.

Das Luftbild zeigt eine 3D-Grafik mit dem künftigen Turmhaus (3D-Visualisierung und Bild-Composing: Die Piktografen)
Der neue Entwurf des Turmhauses | Bild: Die Piktografen GmbH
Blick von unten nach oben auf die Metall- und Holzkonstruktion des künftigen Windturmhauses (Foto: rbb/Manske)
| Bild: rbb/Manske

Zum Teil autark

An dem Projekt war auch das Fraunhofer Institut beteiligt. Es wollte ursprünglich herausfinden, wie ein von Energie und Wärme autarkes Haus bestmöglich gebaut werden kann. Wegen der Kostenexplosion ist das Haus laut Gottfried Richter nun aber nicht mehr komplett autark. Das Fraunhofer Institut habe einen Beitrag zu den technischen Infrastruktursystemen geleistet.

Das Ferienhaus werde im Punkt Elektrotechnik durch die Solarplatten auf dem Haus komplett versorgt sein, sagt Richter. Nicht realisierbar sei aufgrund der Kosten ein autarkes Wassersystem. Stattdessen entsteht nun eine abflusslose Sammelgrube für das Sanitärabwasser. Die Grube soll später in eine Regenwassersammelanlage umgewandelt werden.

Für jeden nachbaubar

Ganz im Geiste der Nachhaltigkeit soll künftig jeder den Bauplan bekommen, um so einen Wohnturm nachbauen zu können. "Das würden sie von uns für einen schmalen Taler überlassen kriegen und dann können sie auch so ein Ding bauen", so Gottfried Richter. "Also ich kann ihnen auch noch ein paar Röhren vermitteln."

Im Sommer 2025 soll der Bau fertig sein. Dann kann jeder in der Wohnung im Windradstumpf mit Blick auf den Bergheider See und die F60 Ferien machen.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 26.02.2025, 19:30 Uhr

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26 Kommentare

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  1. 26.

    "Es bestehen enge inhaltliche und personelle Verbindungen zwischen EIKE und der Alternative für Deutschland (AfD)."

    Es ist also kein Wunder wenn sie bei EIKE "vieles nicht falsch" finden.

    Sie verbreiten die gleichen Lügen wie die AfD zum Klimawandel. Auch die angeblichen "Enthüllungen".

  2. 25.

    Erschreckend wie wenig praxistauglich ein Abschluss an der TU-Berlin sein kann.
    Ich vermute aber den eingeengten Horizont haben Sie anderweitig ausgebildet.

  3. 24.

    Sie täuschen sich mal wieder gewaltig.
    Ich kümmere mich um die Energieversorgung mehrerer Objekte, die nur elektrisch klimatisiert werden.
    Mit PV erreiche ich problemlos 20-50% Eigenversorgung.
    Mit steigender Tendenz, weil der technische Fortschritt weitere Steigerung ermöglicht und der Klimawandel für mehr PV Strom im Winter sorgt.

  4. 23.

    Apropos Ferienhaus. Da gab es doch mal was mit einem Haus, das sich zur Sonne ausrichtet. Ich meine, ein rundes Ferienhaus, dessen Wohnbereich sich gesteuert dem Sonnenstand anpasst hätte doch auch was. Die Ruhebereiche liegen schön kühl im Schatten, die "gute Stube" ist immer lichtdurchflutet. Das Ding spukt mir richtig im Kopf rum.

  5. 22.

    Hey Physiker, welche studentische Hilfskraft hat Ihnen denn den Quatsch mit den 10% eingeredet? 30% ohne, über 60% mit Speicher sind realistisch. Ohne PVA/WP mussten wir jährlich ~3.500 kWh Strom und 17.000 kWh Heizöl (~1.700 Liter) einkaufen. Mit 9,5 kWp PVA / 12 kWh Speicher und Wärmepumpe müssen wir noch ~2.500 kWh Strom/Jahr zukaufen und speisen ~5.600 kWh ein. Unsere Energiekosten (2 Personen EFH, 140m² beheizt) sind 61€/Monat (in Berlin!). Also nochmal Physik-Basics studieren bitte und keine Fakes verbreiten.

  6. 21.

    Eigentlich bin ich Dipl.-Ing TU Berlin. Da bitte um Nachsicht. Dort hatte ich auch Physik nicht nur "studiert", sondern auch Prüfungen abgelegt. Bei EIKE finde ich vieles nicht falsch. Die haben als eine der Ersten auf die Habeck-Flops beim GEG hingewiesen. Auch das fand ich nicht falsch.

  7. 20.

    Warum nennen sie sich eigentlich "physiker" wenn sie in Wahrheit ein Klimawandelleugner sind der hier die Lügen von EIKE verteilt?

  8. 19.

    „Dieser Turmrest wurde an den jetzigen Standort gebracht“
    Es wird ja immer unökonomischer. Das riesen Fundament verbleibt vor Ort und es wird ein neues Fundament gebraucht?

  9. 18.

    Als Daumenregel, Fotovoltaik kann in unseren Breitengraden allenfalls 10 % des Gesamtenergiebedarfs liefern, wenn man die Heizung mitrechnet und das Speicherproblem gelöst wäre. Eine 70 m² Wohnung in energetisch ungünstiger Lage in luftiger Höhe mit den paar Fotovoltaik Platten kann man eben nur "im Punkt Elektrotechnik" versorgen. Halt als reine Sommerwohnung gedacht.

  10. 17.

    Ich wohnte mehrere Jahre in einem Plattenbau, der Solaranlagen auf dem Dach hat. Wo liegt denn jetzt Ihr Problem?

  11. 16.

    An alle die den Artikel nicht verstehen konnten: Dieser Turmrest wurde an den jetzigen Standort gebracht!
    Es wird wohl kaum genehmigungsfähig sein, eine WKA umzunutzen!

  12. 14.

    "Ausrangiertes Windrad bekommt zweites Leben" Whattttt ???? 80% des Windrades sind auf dem Sondermüll. Dieser Stummel hat nichts mehr mit einem Windrad zutun. Da könnte man auch 2 Schrauben ins Fundament gießen und behaupten das war mal ein Windrad. Sorry aber übelste Schönfärberei.

  13. 13.

    Urlaub im "Ferienpinsel". Die Idee finde ich klasse.

  14. 12.

    Ohne den Windradstummel ist es aber nicht vergleichbar.
    Es sei denn Sie bauen einen 20m hohen Turm auf und hängen ein Haus ran.
    Aber warum sollte das billiger sein als einen vorhandenen Turm weiter zu nutzen?

  15. 11.

    Alter Hut !!!
    Das neueste ist jetzt : Wohnen unter Solarfeldern !
    Oben wird Energie gewonnen und darunter wird gelebt(sehr effektiv).
    Oder wohnen unter Brücken.
    Schlafen im Kajütboot.
    Tina Häuser auf Anhängern an der Autobahn oder auf dem Gewerbehof.
    Und das Beste von Allen : Schlafen im Büro.

  16. 10.

    Was für eine großartige Sache.....in meinen Augen endlich mal etwas Sinnvolles. Der Bund gibt so viel Geld für Unfug aus, da sind diese 150 000 in meinen Augen gut investiertes Geld.
    Ich werde versuchen diese "Hütte " zu buchen wenn sie fertig ist.;-)

  17. 9.

    Bei uns in der Region, könnte man ganze Städte auf Windrädern bauen - sogar Autobahn und Bundesstraßen wären gut erreichbar und unsere Bundeshauptstadt Berlin wäre direkt Nebenan.
    Auch mehrere Regionalbahnlinien nach Berlin oder in Richtung Westdeutschland, sind direkt vor Ort.

  18. 8.

    Dann müßte man den Windradstummel aber ausbuddeln und entsorgen. Und das dürfte noch weeeeesentlich teurer kommen. Zumal es davon absehbar abertausende geben wird.

  19. 7.

    Ein vergleichbares Haus könnte man billiger ohne den Windradstummel bauen.

    Ist halt Marketing (mit einer Portion Greenwashing)