Konzert | Genshin Concert Tour in Berlin - Gebrauchsklassik für Fantasyfreaks

Di 03.12.24 | 09:44 Uhr | Von Hendrik Schröder
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Symbolbild: Der Stand von Genshin Impact am 23.08.2023 auf der Computerspielemesse Gamescom in Köln. (Quelle: Picture Alliance/Laura Ludwig)
Picture Alliance/Laura Ludwig
Audio: rbb24 Inforadio | 03.12.2024 | Hendrik Schröder | Bild: Picture Alliance/Laura Ludwig

Tausende Fans des Computerspiels Genshin Impact trafen sich in der Uber-Arena, um gemeinsam den Live-Soundtrack des Spiels anzuhören. Hendrik Schröder erlebte einen skurrilen Abend.

Eher leer sieht es aus in der Uber-Arena, das ist der erste Eindruck. Der Oberrang ist abgehängt, eine Seite des Unterrangs ist fast ohne Zuschauer, in der Mitte stehen Stühle. Vielleicht 5.000 Fans sind das. Höchstens. Waren über 70 Euro für den Soundtrack des Computerspiels Genshin Impact vielleicht doch zu viel? Aber dann geht das Licht aus, es wird sehr, sehr dunkel und, das vorweg, sehr, sehr andächtig - und dann ist es ja auch egal, ob die Hütte voll ist oder nicht.

Symbolbild: Ein Genshin Impact Fan ist am 29.07.2023 als Character Ganyu verkleidet und ins Revier Südost in Berlin gekommen. (Quelle: dpa-Bildfunk/Annette Riedl)
Ein verkleideter Fan beim Genshin Impact Sommerfest in Berlin im Sommer 2023. | Bild: dpa-Bildfunk/Annette Riedl

Videowand und Orchester

Auf der Bühne sitzen und stehen die Musiker vom Filmorchester Babelsberg, das für diese Aufführungen gebucht wurde. Die Originalmusik wurde größtenteils vom London Philharmonic Orchestra eingespielt. Auf den Videowänden laufen kleine Clips des Spiels. Ganz knapp zusammengefasst kann man Genshin Impact als Fantasy-Rollenspiel beschreiben, bei dem die Spieler in verschiedene Charaktere schlüpfen und durch den Kontinenten nachempfundene Welten wuseln. So ungefähr. Also sieht man auf der Videowall jetzt zum Beispiel Rehe, die mit leuchtendem Schweif gen Himmel rasen, flankiert von tausenden Lampions. Dazu spielen die geschätzt 70 Musiker:innen des Orchesters kleine Stückchen Musik.

Und das ist auch schon alles, was passiert. Es gibt keinen Moderator, keine besondere Lightshow, keine Gimmicks. Nur das Orchester und die Videoscreens.

Künstlerisch solide

Das klingt für nicht Eingeweihte relativ langweilig, sind doch die Sequenzen zwar perfekt gespielt, aber eher kurz und weder verweilen sie lange in einer Stimmung oder nehmen großen Anlauf, noch haben sie echte Tiefe. Alles geht zack, zack. Gebrauchsklassik könnte man sowas nennen. Künstlerisch wahrscheinlich eher solide als genial. Aber: Wer das Spiel kennt und liebt und seit Jahren zockt - wöchentlich, täglich - der fliegt mit dem Orchester zusammen in eine Welt, die für ihn - oder sie - zum Alltag gehört. Und das nicht wie sonst alleine, sondern zusammen mit ein paar tausend anderen.

Zu ehrfürchtig für Applaus

"Das ist ein ganz besonderes Erlebnis", sagt ein junger Typ auf Nachfrage in der Pause, eine Rolle mit einem Poster vom Merchandise-Stand in der Hand: "Ich spiele Genshin Impact seit Jahren, ich kenne alle Welten in dem Game und alle Musiken dazu. Die jetzt hier so laut und gewaltig mit anderen zusammen zu hören, das ist geil." Außerdem würde man sich nach und nach so stark mit manchen der Gamecharaktere identifizieren und die seien dann ja auch wieder verbunden mit bestimmten Musiken, ergänzt sein Freund. Und in der Tat. Taucht ein neuer Charakter aus dem Spiel begleitet von einer neuen Musiksequenz auf der Leinwand auf, dann raunt und tuschelt es in der Menge. Die ansonsten aber wie erstarrt dasitzt und so eine Ehrfurcht vor dem Orchester hat, dass es anfangs nicht mal Applaus gibt zwischen den Stücken, obwohl alle begeistert sind.

Viele finden sich übrigens derart wieder in dem Computerspiel, dass sie gleich als einer der Charaktere verkleidet gekommen sind. Sieht ein bisschen aus wie Karneval in bizarr. In Fantasieuniformen oder Kleidchen mit Perücken und Make-Up. Man hört Polnisch, Dänisch, Englisch sowieso. Aus halb Europa sind sie hier zusammengekommen. Im vergangenen Jahr wurde die Musik unter anderem in den USA, Mexiko und Japan aufgeführt. Eine eigene Welt für sich, die nur versteht, wer drin ist.

Sendung: rbb24 Inforadio, 03.12.2024, 08:55 Uhr

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Beitrag von Hendrik Schröder

9 Kommentare

  1. 9.

    Als wir da gestern gefragt wurden, haben wir uns gleich gedacht "Der ist bestimmt von der Presse" und siehe da, wir hatten Recht. Find es aber relativ interesannt wie das Ganze von einem Aussenstehenden aufgenommen wird.

    Von dem, was wir dem Journalisten erzählt haben, passt das oben gesagte mehr-oder-weniger überein, aber der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass wir die Geschichte eine Region als Ganzes referenziert hatten und besagte Situationen mit ihren Musiken verbunden sind - und diese eben durch die entsprechenden Charaktere bildgebend repräsentiert werden.

  2. 8.

    Weiter im Text:

    "Fantasyfreaks"? Ich dachte die Zeiten wären vorbei, in denen Leute mit konventionell "anders" gesehenen Hobbies offenkunding als Freaks bezeichnet werden. Seit wann macht es einen zum Freak, Geschichten und Musik wertzuschätzen? Spaß an einer Community zu haben? Das sind doch absolut menschliche Dinge, und niemandem wird dabei weh getan - warum also diese Beleidigung im Schubladendenken für Menschen hinter der offensichtlichen Norm?
    Dass Sie dabei davon ausgehen, dass die allgemeine Mehrheit "nicht wie sonst alleine" die Musik genießt, unterstreicht einfach wie falsch Sie liegen. Kunst verbindet. Egal in welcher Form, und das nicht unbedingt erst beim Konzert.

  3. 7.

    Nun zu Ihrer wörtlichen Herabwürdigung der Musik.

    "Dazu spielen die geschätzt 70 Musiker:innen des Orchesters kleine Stückchen Musik.
    Und das ist auch schon alles, was passiert. Es gibt keinen Moderator, keine besondere Lightshow, keine Gimmicks. Nur das Orchester und die Videoscreens."
    Warum diese herablassende Wortwahl? Wo sind Kompositionen, die weltweit en masse die Herzen der Menschen berühren "kleine Stückchen"?
    Wer braucht bei einem Orchester bitte Moderatoren und besondere Lightshows? Der Sinn und Zweck eines Orchesters ist es doch, die Musik zu erleben und zu genießen? Ich gehe doch auch nicht ins Theater, um zu lesen, oder zu einem Rockkonzert, um mir Witze erzählen zu lassen.
    "Gebrauchsklassik" klingt, erneut, so abwertend - nicht alle der Stücke sollen klassisch sein, aber das hat Herr Schröder scheinbar nicht erkennen können.

  4. 6.

    Falls dieser Artikel Ragebait ist, Glückwunsch, bei mir funktioniert er.

    Fangen wir mal bei den leeren Plätzen an.
    Das ist mehreren Faktoren geschuldet:
    - es war das zweite Konzert dieses Jahr (das erste im Januar in Düsseldorf)
    - es fand mitten in der Woche spät abends statt, die meisten Nicht-Berliner mussten sich dafür frei nehmen
    - die Halle ist größer: statt 7500 Leuten liegt die Kapazität bei 17000
    - der Preis war deutlich höher
    - es waren weniger konzertspezifische Sammlerstücke beim Merch verfügbar
    Dass der leere Block der VIP Block mit Preisen zwischen 150 und über 200€ war, wird hier natürlich praktischerweise nicht erwähnt.

    Ich mache in einem weiteren Kommentar weiter, da ich die 1000 Zeichen scheinbar schon fast erreicht habe.

  5. 5.

    Das nächste Mal vielleicht mit ein bisschen mehr Toleranz und weniger herablassend an das Ganze rangehen wäre angebracht, auch wenn Herrn Schröder die so genannte "Gebrauchsklassik" persönlich nicht gefällt. Die Fans eines Videospiels "Freaks" zu nennen geht gar nicht. Sich mal kurz zu Genshin Impact einlesen war wohl nicht drin und die Tatsache, dass man nicht mal das Wort "Cosplay" googeln kann ist lachhaft. Aber anscheinend wird ja der Wert der Musik eh nicht gesehen, ist ja nicht Beethoven oder Bach. Übrigens gab es im Januar 2024 auch schon ein Genshin Konzert in Düsseldorf.

  6. 4.

    Ich dachte die Phase, in der Videospiele - und alles was dazugehört von der Musik bishin zu Fanartikeln (Merch) und Verkleidungen (Cosplay) - belächelt werden, hätten wir schon vor Jahren hinter uns gelassen.

    Dieser Artikel beweist mir - leider - das Gegenteil.

  7. 3.

    Zum letzten Satz: Ich bin in der Welt nicht drin und verstehe es trotzdem. Etwas Toleranz wäre angebracht.

  8. 2.

    Also mal ehrlich, bei welchem Konzert waren Sie? Die Stücke waren teilweise echt schön, dauernd gab es Applaus, die Stimmung war gut. Der gamze Beitrag ist total abwertend und negativ geschrieben. Gehört sich das heutzutage so, wenn man über Spielmusik spricht? Dies waren nur Highlights der Stücke, aber der Komponist Yu Peng Chen ist ein Genie und hat viele schöne Stücke für das Spiel komponiert, die zurecht millionen von Klicks auf YouTube generieren.

    Ihr Beitrag entspricht absolut nicht den Emotionen und Meinungen der ganzen Konzertbesucher. Ich bin gerne hierfür angereist und würde es auch wieder tun. Dann lieber nichts schreiben als so einen Käse. Selbst meiner Musikerfamilie (ehemals Symphonieorchester Leipzig und Mannheim) haben viele der Stücke wirklich super gefallen und kannten das Spiel nicht, bzw. befassen sich nicht mit Videospielen oder dergleichen.

    Musikalisch absolut hochwertig.

  9. 1.

    Ich weiß ja nicht bei welchem Konzert Sie gewesen sind, aber es wurde doch gejubelt und applaudiert wie verrückt?
    Mal davon abgesehen dass es eigentlich nicht Orchestermaniére ist, immer wieder zwischendurch zu applaudieren, sondern erst wenn ein Set beendet ist und der Dirigent das Orchester gebeten hat, aufzustehen. Ich denke dass eher das einige Leute irritiert hat.

    Und zum Thema Kostüme: Ist es wirklich so schwer nicht abwertend darüber zu schreiben? "Karneval in bizarr" - da steckt ebenfalls Liebe und Arbeit und auch ne Menge Handwerk hinter, selbst wenn nicht jeder sein Kostüm selbst macht.
    Und wenn eine persönliche Wertung erlaubt ist - Cosplay ist sooooo viel aufwändiger als Karnevalskostüme bei dem das Ziel ist, lustig auszusehen (und sich dann zu besaufen). So ein Vergleich malt leider ein sehr verzehrtes Bild.

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