Vertröstet, verloren, verzweifelt - Dieses News-Game zeigt, wie schwierig die Suche nach einem Therapieplatz ist

Mi 25.05.22 | 06:02 Uhr | Von Wanda Bleckmann, Sophia Mersmann und Haluka Maier-Borst
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Illustration einer Person am Boden sitzend, die gleichzeitig Telefonate führt, Listen abhakt und recherchiert, um sich einen Therapieplatz zu organisieren. (Bild: rbb|24)
Bild: rbb|24

Eine rbb|24-Datenrecherche zeigt, wie lang Betroffene auf einen Platz in der Psychotherapie warten müssen. Doch was heißt das? Durchleben Sie es selbst in diesem News-Game. Von Wanda Bleckmann, Sophia Mersmann und Haluka Maier-Borst

Stellen Sie sich vor, Sie sind seit Tagen schlaflos und trauen sich kaum vor die Tür. Oder ein grauer Schleier liegt über allem und will nicht verschwinden. Sie brauchen Hilfe. Sie wollen nun schnell einen Platz in der Psychotherapie. Nur wie?

Darum geht es in diesem sogenannten News-Game. Alles, was im Spiel geschieht und auch wie oft, entspricht Ergebnissen einer Recherche des rbb|24-Datenteams. Basierend auf Daten aus hunderten echten Anrufen wird simuliert, wie es ist, eine passende Therapiemöglichkeit finden zu müssen.

Illustration einer Person, die erschöpft vor einem Laptop sitztund Therapiepraxen anruft. Im Hintergrund hängt ein Kalender mit zwei eingetragenen Terminen (Bild: rbb|24)
Die Therapieplatzsuche ist oft anstrengend. Bild: rbb|24

Der Weg zum Therapieplatz ist dabei schnell erklärt: Möglichst früh ein Erstgespräch in einer Praxis bekommen und möglichst bald dort eine Therapie beginnen. Doch ist das so einfach? Probieren Sie es selbst aus.

Sendung: Inforadio, 25.05.2022, 6:20 Uhr

Beitrag von Wanda Bleckmann, Sophia Mersmann und Haluka Maier-Borst

8 Kommentare

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  1. 8.

    Komisches Spiel. Das Ergebnis (über ein Jahr Wartezeit) passt zu meinem schwierigen Leben als chronisch psychisch krank nach frühkindlicher Traumatisierung. Es ist eben fast nicht möglich zu denken: "Okay, war nicht schlimm, dass es nicht geklappt hat. Ich versuch's einfach heute nochmal." So funktioniert komplexe PTBS nicht. Das Sich-immer-wieder-aufraffen-können fehlt mir. Dazu braucht es therapeutische Unterstützung. Und dann schmerzt auch Ihre Empfehlung: "Wenn Sie sich mehr engagiert hätten, hätte es klappen können." Da fühle ich mich nicht ernstgenommen. Aber leider denken Außenstehende so: "Mach doch einfach mal ...!" In Ihrem Spiel hätte es bei einem Zwischenanruf einen früheren Termin gegeben. Das stimmt. Allerdings war es ein männlicher Therapeut. Das konnte ich nicht annehmen. Verflixt! Das auch noch!

  2. 7.

    Das ist korrekt. Hier wurde vom rbb ausgeblendet, dass Menschen Menschen sind und nicht nach statistischen Vorgaben existieren. Ein Großteil der methodologischen Fehler von quantitativen Arbeiten liegt seltener in der Datenerfassung als in ihrer -verarbeitung, sprich Interpretation. Daten sind keine Wahrheit, sondern im Optimalfall nur ein Ausschnitt dessen; eine Perspektive darauf, die zu deuten ist; eine Annäherung. Daher sind absolute Behauptungen auch deplatziert. Eher bleibt zu betonen, dass 123 bzw. 54 zusätzliche Praxen einbezogen wurden - von wie vielen deutschlandweit? In jedem Fall wird alle Arbeit mit diesem Spiel in Frage gestellt. Denn eine Statistik wird angelegt, um eine allgemeine Aussage über eine Masse zu treffen und bezieht sich ausdrücklich nicht auf Aussagen für individuelle Einzelfälle.

  3. 6.

    Nettes Spiel. Der Witz ist aber, dass das ganze im echten Leben kein Optimierungsproblem ist. Natuerlich schaut man sich im echten Leben auch die Telefonzeiten des jeweiligen Therapeuten auf der jeweiligen Seite der KBV an, denn man moechte natuerlich optimal vorbereitet sein und sich nicht die Bloese geben, zu einem Zeitpunkt anzurufen, der bekanntermassen ausserhalb der Sprechzeiten liegt.

    Was im Spiel komplett fehlt ist die renommierte Klinik, die einem einen niedergelassenen Therapeuten empfiehlt, der schon laengst verstorben ist. Though Luck sagt der Angelsachse in solch einem Fall :D

  4. 5.

    Es gibt auch stationäre und teilstationäre Behandlungsmöglichkeiten, die man auch nutzen kann.

    Es ist bekannt, dass wir uns unser Gesundheitssystem schon lange nicht mehr leisten können. Die Patienten werden immer älter und immer kranker. Das treibt die Kosten in die Höhe.

    Letztlich geht's nur über Beitragssteigerung oder über Leistungsausschuss. In einigen anderen europäischen Staaten gehört die Zahnmedizin nicht zur Leistung der Krankenkasse.

    Fakt ist, Medizin ist zu billig

  5. 4.

    Das newsgame ist so ein Quatsch, als wolle man Männern den Geburtsschmerz erlebbar machen.
    Wer keine Erfahrungen mit dem behandelten Problem hat, der wird das Spiel bzw. die Simulation nie verstehen.

  6. 3.

    Ich spiele das Game in Bayern in echt, da ich einen Platz suche. Dazu habe ich mir bei der KVB eine Liste von Therapeuten in 20km Umkreis geholt, das waren dann so ca. 130 Einträge. Von oben angefangen erst mal alles durchtelefoniert um allein die Sprechzeiten zur Terminvereinbarung zu erfahren von nem AB, oder auf einem AB halt eine Nachricht zu hinterlassen. Dann habe ich eine Excel Tabelle erstellt, wo ich die ganzen Zeitfenster eingetragen habe, was dann noch so ca. 30 Praxen waren.
    Nach einem Monat haben sich von den Praxen den ich auf den AB gesprochen habe ca 2 von 10 zurückgemeldet, 8/10 reagieren nicht mal. Die Rückmeldung in diesem Fall war entweder Wartezeit größer 1 Jahr oder es wird keine Warteliste mehr geführt. Die Praxen mit den Zeitfenstern zum anrufen sind von der Erreichbarkeit besser, dort konnte ich in 4 Wochen ca.8/10 Praxen erreichen. Allerdings vermehrt mit der Aussage, dass keine Wartelisten mehr geführt werden. Ergo 1 Jahr hat es bei mir gedauert.

  7. 2.

    Volle Zustimmung! 3 Monate Wartezeiten auch in Bayern! Völliger Unsinn - man ist krank, und muss drei Monate warten - wer soll das bezahlen! Unser Gesundheitssystem ist krank und die Praxen verdienen sich dumm und dämlich! Manche Praxen nehmen im Aufenblick gar keine neuen Patienten auf! Da sollte sich mal der Gesundheitsminister drum kümmern und nicht um die FFN2 Schutzmasken und Impfpflichtig gegen Affenpocken!

  8. 1.

    Ich kapiers nicht. Erstmal, was soll ein Newsgame sein? Ein Neuigkeitenspiel? Was soll ich darunter verstehen? Zweitens, in Ihrer Simulation bekomme ich ein Erstgespräch in zwei Wochen und Therapiebeginn in zehn Wochen, das halte ich für Brandenburg rekordverdächtig schnell. Bei der Simulation wird aber offensichtlich völlig außer acht gelassen, dass nicht jeder Therapeut mit jeden Klienten wird arbeiten können und umgekehrt. Psychotherapie ist noch mehr als jede ärztliche Behandlung Vertrauenssache, und die Suche nach einem Therapeuten, bei dem ich mich als Klient gut aufgehoben fühle, muss durchaus nicht in der erstbesten Praxis zu Ende sein.

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