Wohnhaus geräumt - Granate im Mietshaus von Ex-RAF-Terroristin Klette in Berlin-Kreuzberg gefunden

Do 29.02.24 | 09:58 Uhr
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29.02.2024, Berlin: Ein Auto mit dem Spezialanhänger, in welchem sich ein gefährlicher Gegenstand befindet, fährt aus der Sebastianstrafle hinaus.(Quelle:dpa/A.Riedl)
Video: rbb24 Abendschau | 28.02.2024 | T. Rostek/K. Breinig | Bild: dpa/A.Riedl

Munition, Waffen, eine Granate und weitere möglicherweise gefährliche Gegenstände fanden Ermittler in der Wohnung der früheren RAF-Terroristin Klette. Alle Bewohner mussten das Mietshaus verlassen. Die Granate wurde unschädlich gemacht.

Nach der Festnahme der früheren mutmaßlichen RAF-Terroristin Daniela Klette hat die Polizei eine Granate und weitere möglicherweise gefährliche Gegenstände aus ihrer Wohnung in
Berlin-Kreuzberg geholt.

Für den Einsatz war das siebenstöckige Mietshaus am späten Mittwochnachmittag geräumt worden, er dauerte viele Stunden. Am frühen Donnerstagmorgen gegen 5 Uhr ist der Einsatz beendet worden. Alle Bewohner könnten nach der Hausräumung in der Nacht nun wieder in ihre Wohnungen in der Sebastianstraße zurückkehren.

Das hat die Polizei am Donnerstagmorgen dem rbb bestätigt.

Weitere verdächtige Gegenstände gefunden

Zunächst hatte die Polizei am Abend die Granate weggebracht, in der Nacht wurde ein weiterer möglicherweise gefährlicher Gegenstand aus dem Haus getragen und in ein Spezialfahrzeug verladen. Später folgte noch ein drittes Fundstück. Die Granate wurde mittlerweile unschädlich gemacht.

Nähere Angaben zu den verdächtigen Gegenständen machte die Berliner Polizei zunächst nicht. Sie verwies an die Ermittler in Niedersachsen.

Eine Sprecherin des Landeskriminalamtes Niedersachsen bestätigte am Mittwochabend, dass in der Wohnung weitere Waffen gefunden worden sind. Zuvor hatte darüber der "Tagesspiegel" berichtet. Die Räumung des Wohnhauses habe aber nichts mit diesem Waffenfund zu tun, sagte die LKA-Sprecherin in Hannover. Schon nach der Festnahme von Klette am Montagabend stieß die Polizei unter anderem auf Magazine einer Pistole und Patronen.

Klette lebte unter falscher Identität in Kreuzberg

Die am Montagabend in Berlin-Kreuzberg festgenommene Klette sitzt wegen mehrerer Raubtaten in Niedersachsen mittlerweile in Untersuchungshaft. Sie lebte in Berlin nach LKA-Angaben unter falscher Identität. Fotos, die dem rbb vorliegen, zeigen, dass Klette offenbar als Mitglied eines Musikvereins im Jahr 2011 auf dem Karneval der Kulturen mitmarschierte. Einem Nachbarn zufolge führte sie den Vornamen Claudia.

Bei der Durchsuchung hatten die Ermittler dem LKA zufolge zunächst unter anderem Magazine einer Waffe und Patronen, allerdings keine Waffe gefunden.

Auch ein von der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe vor Jahren erwirkter Haftbefehl gegen Klette ist nach Angaben einer Behördensprecherin weiterhin in Kraft. Gegen Klette werde dabei wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und versuchten Mordes bei Taten Anfang der 1990er Jahre ermittelt.

Konkret wird ihr zur Last gelegt, gemeinsam mit den noch gesuchten RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg im März 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die im Bau befindliche JVA Weiterstadt verübt zu haben. Durch die Explosion war an dem Gebäude ein Schaden von rund 123 Millionen D-Mark entstanden.

Klette soll darüber hinaus mit weiteren RAF-Mitgliedern versucht haben, im Februar 1990 einen Sprengstoffanschlag auf ein Gebäude der Deutschen Bank in Eschborn zu verüben. Der Sprengstoff detonierte nicht, da die Zündung versagte. Außerdem hatte Klette Erkenntnissen der Ermittler zufolge im Februar 1991 mit RAF-Mitgliedern mindestens 250 Schüsse auf die US-Botschaft in Bad Godesberg abgegeben.

Zwei weitere Festnahmen - Fahndungen laufen weiter

Unterdessen fahndet die Polizei weiter nach den beiden noch gesuchten ehemaligen RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Verden dem NDR Niedersachsen am Mittwoch. Die "Hannoversche Allgemeine" [Bezahlinhalt] hatte zuvor von einer weiteren Festnahme berichtet. Demnach ist in Berlin eine dritte Person in Zusammenhang mit Klette verhaftet worden. Dem Zeitungsbericht zufolge soll es sich bei dieser Person nicht um einen der beiden nach wie vor gesuchten Ex-RAF-Terroristen handeln. Die Staatsanwaltschaft Verden wollte die Festnahme auf Nachfrage von NDR Niedersachsen weder bestätigen noch dementieren.

Bereits am Dienstag hatte es nach Klettes Festnahme einen zweiten Zugriff gegeben. Der Mann ist mittlerweile wieder frei, nachdem eine Identitätsprüfung ergeben hatte, dass es sich bei ihm nicht um einen der Komplizen Klettes handelte.

Sendung: rbb24 Abendschau, 28.02.2024, 19:30 Uhr

26 Kommentare

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  1. 26.

    Ich finde es extrem spannend, dass die Frau scheinbar auch nach so vielen Jahrzehnten es noch für nötig halt Waffen in der Wohnung zu haben. Ich hätte ja versucht ein möglichst normales Leben zu führen wenn ich untergetaucht wäre.

  2. 24.

    Ein Mensch mit Freude an Musik und Tanz, der versucht, sich mit Nachhilfeunterricht zu finanzieren – man kann sich schlimmeren Zeitvertreib bei einer Verbrecherin vorstellen. Was Frau Klette an Straftaten nachgewiesen werden kann, wird sie sühnen müssen. Dass sie sich nicht freiwillig gestellt hat, kann ich verstehen. Ich hoffe, dass niemand durch sie getötet oder verletzt wurde. Und dass sie einen längeren gewaltlosen Lebensstil vorweisen kann, der dann auch in die Waagschale geworfen wird. Die Möglichkeit eines Gesprächs zwischen Täter und Opfer halte ich für begrüßenswert.
    In Sri Lanka gab es in den 80ern neben dem Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen noch bewaffnete Aufstände der Marxisten-Leninisten. Diese Gruppierung nannte sich JVP, schwor der Gewalt ab und setzte ab den 90ern auf Parteipolitik, erlangte sogar Regierungsbeteiligung. Vielleicht gibt es jemanden, der gute Vorschläge für eine Resozialisierung entwirft. Die bereits parallel zur Strafe wirksam werden.

  3. 22.

    23.17 der Straßenverkehr rund um den Moritzplatz ist weiträumig gesperrt.

  4. 21.

    Ganz normales Leben?
    Mit Panzergranate und weiteren Waffen in der Wohnung?

  5. 20.

    Die Funde in der Wohnung reichen Ihnen nicht, auch dass das gesuchte Trio bis vor kurzem mit Raubüberfällen den eigenen Unterhalt "finanziert" hat, das Alles wollen Sie nicht als Gefährlichkeit einstufen
    Für Sie ist das Geschwafel von "Maulhelden" die wahre Gefahr für diesen Rechtsstaat, dann zählen Sie sich bitte ebenso da zu, das wäre wenigstens eine konsequente Haltung.

  6. 18.

    Neeeee, das war nicht der Spiegel. Das war das Leben. Oder auch normale Zellalterung. :-))

    @KaDe, was Sie Aufarbeitung nennen, nennen unsere Behördungen Strafverfolgung. Mord verjährt nie. Zudem werden diese Terroristen wegen Raubüberfällen in jüngster Zeit gesucht.
    Sie relativieren also, weil es angeblich noch "Bösere" gibt?
    Das Geschwafel vom Silvesterfeuerwerk überlesen wir beser mal.

  7. 17.

    "Also über 30 Jahre alte Fotos. Sehen Sie heute noch so aus wie mit 30 Jahren?"
    :-). Konfektionsgröße - Check, Blödsinn im Kopf - Check, Fotos? Wenn ich den erwische, der die Knitterfalten da reingemacht hat. Au Backe - war ja der Spiegel.

  8. 16.

    Auch bei denen, die Ihrer Meinung keine Normalbürger sind/waren, handelt/e es sich um Menschen, die Eltern, Kinder, Enkel oder Ehepartner von Menschen sind oder waren. Es spielt keine Rolle, ob das lange her ist oder gestern war. Kann man Täter als rehabilitiert betrachten, wenn es ihre Organisation nicht mehr gibt? Woher wissen wir, dass es die RAF nicht mehr gibt? Von irgendwas müssen die Leute leben und da käme mir die Idee, dass sich an der Beschaffungskriminalität nichts änderte. Ich habe keine Waffen, keinen Sprengstoff und keine Munition - weder zu Hause noch sonstwo. Diese Frau gehört bestraft, genau wie andere Verbrecher auch.

  9. 15.

    Wie hieß der Kommissar nochmal...ach ja der Zufall. Wenn Ermittlungen keine neuen Erkenntnisse bringen, kann man nicht Heerscharen von Ermittlern damit beschäftigen, die Nadel im Heuhaufen zu finden. Ich muss hier die Polizei ganz klar in Schutz nehmen, denn auch für sie ist das Leben nicht einfacher geworden.
    Wenn Frau Klette einen italienischen Pass hat, werden die italienischen Kollegen sicher auch ihre Akten sichten und wer weiß, vielleicht liegt die echte Claudia irgendwo und niemand vermisst sie mehr. Auch das wird öfter passieren.

  10. 14.

    Man solle auch bemerken (aus einem anderen rbb-Beitrag) - "Scheinbar hat Klette ganz normal ihr Leben gelebt".
    Wie und warum auch nicht?
    Gefahren durch die RAF, welche Generation auch immer, gefährdet Deutschland seit wann nicht mehr?
    Und Ziele waren was?
    "Normalbürger" eher nicht.

    Klar, die Aufarbeitung ist notwendig.
    Aber (toll, da haben wir auch das "aber" schon wieder) was sich wie und wo in berliner/deutschen "Wohnungen" ansammelt (wenn auch teils gemutmaßt), von unterschiedlichen Klientels, ist mit Sicherheit gravierender.
    Und irgendwie ist auch Silvesterfeuerwerk so komprimierbar das es letztlich als Sprengstoff zu definieren ist.

  11. 13.

    Das sind doch alles erwachsene Menschen. Die werden 3 bis 4 Stunden "Rumstehen" sicher verkraften und vor allen Dingen - im Gegensatz zu Ihnen - auch nachvollziehen können. Sollte das Rumstehen länger dauern, bin ich sicher, es wird für sie gesorgt werden.

    Bei manchen Kommentaren könnte man wirklich mit Fremdschämen anfangen.

  12. 12.

    Ja, die Frau ist Terroristin, "wie man lesen konnte". Oder auch einfach durch Allgemeinbildung weiß.
    Die Frage des Erkennens ist nach winzigem Nachdenken schnell beantwortet. Die wenigen Fahndungsfotos zeigen eine junge Terroristin. Also über 30 Jahre alte Fotos.
    Sehen Sie heute noch so aus wie mit 30 Jahren?

  13. 11.

    Aus überlagern. Instabilen Sprengstoffen wurden früher immer Bälle für die Truppe geformt, um den Frühsport interessanter zu gestalten. Ironie ende. Soviel zum Thema "Ball flach halten".Erst mal informieren.

  14. 10.

    Natürlich schlägt man nicht sofort zu, wenn man den Aufenthaltsort rausgefunden hat und keine Gefahr droht. Man observiert immer erstmal eine gewisse Zeit, auch um mögliche Komplizen oder die anderen Terroristen zu erwischen.

  15. 9.

    Nun ja, die Frau ist Terroristin, wie man lesen konnte, soll sie auch von Überfällen auf Geldtransporter gelebt haben. Bei diesen Tätigkeiten gehört Sprengstoff wohl zum Handwerkszeug. Die interessanteren Fragen sind, was für eine Gegend ist das, in der all das zwanzig Jahre lang Niemandem aufgefallen ist, und, wie kann es sein, dass ein paar Journalisten mit amateurhafter Bilderkennungssoftware schneller waren als die Ermittlungbehörden. Oder sollte deren Eifer, die Mörder ausfindig zu machen, unter etwas gelitten haben, das offenbar wenig mit Dienstpflichten zu tun gehabt haben kann?

  16. 8.

    Hoffe da war kein Unterstützer unter den Mietern, der diese Verbrecherin in irgendeiner Form gedeckt hat und vom Sprengstoff keine Ahnung hatte.

    Das hätte böse enden können, verachtenswerte Person, diese Verbrecherin!

  17. 7.

    Sprengstoff ist immer gefährlich sonst wäre er ja jedem zugänglich.
    Noch Fragen Kienzle?

  18. 6.

    Nachdem die Klette weg ist, sollte der Sprengstoff nicht mehr all zu gefährlich sein. Liegt ja nun wahrscheinlich seit Jahrzehnten dort rum und ob ein Zünder dabei ist weiß auch niemand. Also mal den Ball flach halten. Die Festnahme nach mehr als 30 Jahren, nachdem sogar die Presse im vergangenen Jahr den Aufenthaltsort einkreisen konnte, stärkt mein Vertrauen in die Polizei leider überhaupt nicht.

  19. 5.

    Stimmt, da hätte man erst mal gut und gründlich durchplanen müssen, damit die armen unmündigen Bürger:innen die paar Stunden nicht wissen, was sie tun sollen.
    Am besten auch erst mal eine Befragung "besorgter Bürger:innen", ob da überhaupt was gemacht werden darf...

    Meine Güte, hier geht es um SPRENGSTOFF.
    In einem WOHNHAUS.
    Dass da rasch gehandelt wird, DAS ist der Punkt, der tatsächlich Sinn ergibt und bei nicht populistisch denkenden Personen durchaus „das Vertrauen in die Organe des Staates“ stärkt.

  20. 4.

    Jetzt schon, sind ja echt Fix die Jungs. Respekt

  21. 3.

    Dies ist eine kurze Beobachtung eines dpa-Schreibers. Welche weiteren Wege die Anwohner gingen, ist dem dpa-Schreiber nicht bekannt. Es gibt Bekannte, Verwandte, Freunde etc., die als Zwischenaufenthalte genutzt worden. Aber das interessiert offenbar den dpa-Schreiber noch die "Besserwisserin" nicht, denn an dieser Kurz-Beobachtung endete ihre Weisheit.

  22. 2.

    Statt hier herumzutrollen, schnappen Sie sich doch eine Thermoskanne und bringen Sie den Menschen Tee. Meine Güte.

    Ich persönlich bin froh, dass die Polizei hier evakuiert. Und ich vermute, die Bewohner werden entsprechend betreut, sobald die völlig überlasteten Rettungskräfte Kapazitäten haben. Desweiteren vermute ich, dass sich alle nach besten Kräften bemühen. Weil mein Stänker-Gen weniger ins Gewicht fällt als mein Vertrauen in die Menschen.

  23. 1.

    Haus wird geräumt, Bewohner stehen auf der Straße davor herum, weil sich offenbar niemand um sie kümmert.

    Das ergibt Sinn und stärkt das Vertrauen in die Organe des Staates.

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