Freilassung nach Festnahme - Zweiter Verdächtiger ist kein Ex-RAF-Terrorist
Nach der Verhaftung der mutmaßlichen Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette, wurde in Berlin ein weiterer Verdächtiger festgenommen - und wieder aus dem Gewahrsam entlassen. Laut einem Medienbericht kam auch eine dritte Person nach einer Festnahme frei.
Nach der Festnahme der jahrzehntelang als mutmaßliche RAF-Terroristin gesuchten Daniela Klette in Berlin hat die Polizei einen weiteren in der Hauptstadt gefassten potenziellen Verdächtigen wieder freigelassen. Wie das niedersächsische Landeskriminalamt (LKA) am Mittwoch mitteilte, handelt es sich bei dem Mann zweifelsfrei nicht um einen der beiden noch flüchtigen Verdächtigen aus der früheren Kommandoebene der linksextremistischen Rote Armee Fraktion (RAF). Die Polizei fahndet weiter nach den ehemaligen RAF-Mitgliedern Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg.
Klette wurde am Montag in einer Wohnung im Berliner Stadtteil Kreuzberg von Zielfahndern der Polizei festgenommen und kam nach einer Identifizierung durch Fingerabdrücke in Untersuchungshaft. Nach der Ergreifung Klettes nahmen Ermittler aufgrund weiterer nicht näher genannter Hinweise in Berlin außerdem einen weiteren Verdächtigen fest, der in einem ähnlichen Alter wie die gesuchten Staub und Garweg ist.
Identität zunächst unklar
Die Identität des Manns war zunächst allerdings unbekannt und sollte erst überprüft werden, wie die Ermittler betonten. Nach einer Abklärung durch "umfangreiche polizeiliche Maßnahmen" sei dieser wieder aus dem Gewahrsam entlassen worden, erklärte das LKA in Hannover am Dienstag. Weitere Angaben mache die Polizei "zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte des Manns" nicht.
Wie die "Hannoverische Allgemeine" berichtet, soll im Zusammenhang mit den RAF-Ermittlungen zudem eine dritte Person festgenommen worden sein. Die Festnahme sei demnach am Mittwoch in Berlin erfolgt. Dem Bericht zufolge wurde auch diese Person nach einer vorläufigen Gewahrsamnahme wieder freigelassen. Gegenüber dem NDR wollte die Staatsanwaltschaft Verden den Fall jedoch weder bestätigen noch dementieren.
Klette, Staub und Garweg sollen zu sogenannten dritten Generation der RAF gehört haben und sich unter anderem an einem Bombenanschlag auf einen noch ungenutzten Gefängnisneubau im hessischen Weiterstadt 1993 beteiligt haben.
Die Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Verden und das niedersächsische LKA ermitteln gegen das Trio allerdings wegen zahlreicher Raubüberfälle auf Geldtransporter und Supermärkte, die diese zwischen 1999 und 2016 aus dem Untergrund heraus begangen haben sollen. Diese dienten laut Ermittlern der Geldbeschaffung und sind daher nicht als politisch motiviert einzustufen.
Keine Hinweise auf weitere RAF-Aktivitäten
Auch die von einem Haftrichter verkündeten Haftbefehle gegen Klette beziehen sich auf den Vorwurf der Beteiligung an sechs Raubüberfällen. Die 65-Jährige kam unter scharfer Bewachung von Spezialkräften der Polizei in ein nicht genannte Justizvollzugsanstalt. Für die Ermittlungen wegen terroristischer Taten der RAF ist prinzipiell die Bundesanwaltschaft zuständig. Nach Angaben der Verdener Staatsanwaltschaft vom Dienstag gibt es im Fall der 65-jährigen Klette mit ihr aber eine Absprache über eine "Zuständigkeitskonzentration".
Die RAF sorgte vor allem in den 70er und 80er Jahren mit diversen tödlichen Anschlägen sowie Entführungen für Schrecken in der Bundesrepublik. Sie nahm vor allem hochrangige Wirtschaftsführer sowie Vertreter des Staates ins Visier. Mehr als 30 Morde werden ihr zugerechnet. 1998 erklärte sich die linksextremistische Gruppierung nach Jahren der Inaktivität selbst für aufgelöst. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass sie noch aktiv ist.
Entscheidender Hinweis auf Klette im November
Klette, Staub und Garweg blieben nach der Selbstauflösung der RAF weiter im Untergrund. Vor etwa neun Jahren wurden sie durch DNA-Spuren mit mehreren Raubüberfällen im norddeutschen Raum in Verbindung gebracht. Die Ermittler in Niedersachsen starteten daraufhin intensive Ermittlungen und suchten über Jahre hinweg verdeckt und öffentlich im In- und Ausland nach den Flüchtigen.
Einen entscheidenden Hinweis auf Klettes mutmaßlichen Aufenthalt in Berlin erhielten die niedersächsischen Ermittler nach eigenen Angaben im November, nähere Angaben dazu machten sie nicht. Nach weiteren polizeilichen Maßnahmen suchten Zielfahnder sie am Montag auf. Sie wies sich demnach gegenüber den Beamten mit einem ausländischen Pass aus und gab eine falsche Identität an.
Italienischer Pass mit Namen Claudia
Im weiteren Verlauf wurde Klette dann durch Fingerabdrücke identifiziert und bestritt laut Staatsanwaltschaft auch nicht, die Gesuchte zu sein. Weitere Angaben zu den ihr vorgeworfenen Taten oder ihrer Vergangenheit machte sie demnach aber nicht. Laut Ermittlern ist deshalb bislang unter anderem noch unklar, wie lange Klette sich schon in Berlin aufhielt und wo sie vorher war.
Medienberichten zufolge soll sich die 65-Jährige mit einem italienischen Pass ausgewiesen und unter dem falschen Namen Claudia unauffällig in dem Mehrfamilienhaus in Berlin-Kreuzberg gelebt haben. Unter anderem hatte sie demnach seit 2011 auch einen eigenen Account im sozialen Netzwerk Facebook.
Sendung: rbb24 Radio Fritz, 28.02.2024, 10:32 Uhr